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Jailhouse Rock

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Staatsgefängnis McAlester, Oklahoma

31. Mai 1985, 3:35 Uhr

Die Stimme machte sich jetzt lautstark und fast flehentlich in Isandro Dianiras verschrobenem Geist bemerkbar. Häftling 926934 lächelte und weidete sich an dem warmen Blut des Gefängniswärters, das gerade über seine zerkratzten und schwieligen Hände floss.

Diese Stimme verlangte nach Blut. Isandro tat sich keinen Zwang an, die Klinge tief in den Bauch des Wichsers zu stechen, und fühlte sich durch die Vorstellung, dass der Mann nun starb, beinahe sexuell erregt. Er lachte, als er den leblosen Körper des Wärters fallenließ wie einen Zigarettenstummel. Dianira war der Anführer der Los Malvados, einer der mächtigsten Banden Mexikos. Die Freiheit lockte ihn, und nur noch wenige Sekunden trennten ihn von ihr. Nach zweijähriger sorgfältiger Planung und beträchtlichen Geldausgaben hätte er sogar seinen eigenen Bruder kaltgemacht, um hier herauszukommen. Er schlich jetzt eine Stahltreppe hinunter, die zu einer Laderampe führte, wo ein Mülllaster den berühmtesten Polizistenmörder in der Geschichte Texas abholen würde, alles lief genauso wie vorgesehen.

Der Mond warf in kühlen Blautönen Schatten über den Parkplatz. Isandro sprang hinunter und blieb geduckt, während er auf das Zeichen wartete. Es sollte von einer kleinen Stiftlampe ausgehen … ein schnelles Aufblinken, gefolgt von einem kurzen Pfiff. Sein dünner aber muskulöser Körper erstarrte vor Anspannung. Die Freiheit war nun endlich zum Greifen nahe, und er konnte sie schon regelrecht schmecken, aber eine sogar noch intensivere Empfindung beschleunigte gerade seinen Puls: Rachedurst!

Er war einem gewissen Texas Ranger zu besonderem Dank dafür verpflichtet, dass dieser ihm einen zehnjährigen Aufenthalt im Staatsgefängnis von Oklahoma aufgehalst hatte. Ihm schwebte deshalb so einiges für dieses Stück Scheiße namens Jay McCutcheon vor. Er freute sich, als das Lämpchen endlich aufblinkte und leise gepfiffen wurde. Ihn traf ein erster Regentropfen ins Auge; er rieb mit der Hand darüber und grinste, da er jetzt den großen, grünen Mülllastwagen mit laufendem Motor sah, an dessen Heck ein untersetzter Mann stand.

»Hector«, rief Isandro mit gedämpfter Stimme und lief schnell zu seinem Komplizen hinüber, um ihn zu umarmen.

»Toll, dich endlich wiederzusehen, Bruder«, erwiderte Hector, während er ihn zur Klappe lotste.

»Das Ganze wird jetzt ein bisschen … schmutzig, aber die Crew wartet bereits draußen. Hoffentlich macht es dir nichts aus, dich ein paar Minuten lang im Dreck zu wälzen.« Hector versuchte, seinen Verwandten noch einmal zu umarmen, doch Isandro hatte bereits genug von dem gefühlsduseligen Unfug. Er nickte daher distanziert und umklammerte einen Griff am Laster.

»Meine Fresse, nein, ich habe mich während der letzten zwei Jahre ständig im Dreck gewälzt und komme ohne Probleme damit klar.« Nachdem er seinen Bruder einen festen Klaps auf die Wange gegeben hatte, sprang er in den Laderaum des Fahrzeugs. »Verschwinden wir von hier.«

Hector schaute hoch. »Was möchtest du denn zuerst machen?«, fragte er strahlend.

»Puta«, antwortete Isandro mit einem Blick zurück zum Gefängnis. »Danach stelle ich McCutcheon und zeige ihm endlich, was richtiger Schmerz und die Hölle auf Erden bedeuten.« Er spuckte auf den regennassen Asphalt. »Vamanos!«

Er blickte zum schwarzen Himmel hinauf und ließ kalten Regen über sein vernarbtes Gesicht strömen. Äußerlich mochte er vielleicht besonnen wirken, doch tief in ihm prasselten das Feuer des Hasses und eine Vergeltungssucht, die er jahrelang fieberhaft geschürt hatte. Jetzt war er wieder frei, und dies bedeutete, dass die Welt bluten würde!

HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON

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