Читать книгу Megapolis - Thomas Elbel - Страница 10

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Der Boden der Kathedrale erzitterte unter dem Grollen der Orgel über dem Portal, das man das »Riesentor« nannte. Die Schwingungen gruben sich tief in Seths Magen. Er löste seinen Blick von dem braun-weißen Rautenmuster der Marmorfliesen, und seine Augen folgten den gewaltigen Pfeilern, die das Langschiff von den Seitenschiffen abgrenzten, in die Höhe. Auf einmal war ihm, als ob das gotische Kreuzgewölbe weit oben über seinem Kopf einen Sog erzeugte, dem der gesamte Raum entgegenstrebte. Seth fürchtete für einen Moment, er könnte den Halt verlieren. Sein Blick klammerte sich an einer Heiligenfigur fest, die an einem mächtigen Pfeiler unter ihrem gotischen Steinbaldachin stand. Doch die kleine, gramgebeugte Gestalt des Märtyrers verschwamm vor seinen Augen.

»Das ist der heilige Bartholomäus. Die Legende sagt, dass ihm die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen wurde. Man hat das damals mit einem ganz besonderen Messer gemacht.« Kharon wies mit seinen adrett gepflegten Händen auf die Statuette. »Und deswegen hat er solch ein Messer in der Hand, siehst du?«

Seth senkte die Augen und beschloss, seinen Partner zu ignorieren, obwohl er genau wusste, dass es nichts nutzen würde. Die dunklen Holzbänke zu beiden Seiten des Mittelgangs waren bereits gut gefüllt. Der Organist hatte die donnernde Dramatik der Toccata hinter sich gelassen und stimmte etwas versöhnlichere Klänge an. Das Gewisper der Novaten war wie ein lebendiger Teppich. Gesprächsfetzen lösten sich und stiegen an den schweren Silberkandelabern vorbei bis unter das Gewölbe, wo sie schließlich in den Orgelklängen aufgingen.

»Und da drüben. Siehst du den mit den Steinen in der Hand? Das ist der heilige Stephan, nach dem der Dom benannt ist. Er wurde gesteinigt.«

Seth fühlte Feuchtigkeit in seinen Handflächen. Hinter dem bunten Glas der hohen Spitzbogenfenster wurde es allmählich dunkler. Kharon rückte etwas näher zu ihm. Der süßliche Duft von Aftershave und Tabak strömte auf ihn ein.

»Bei einer Steinigung grub man die Verurteilten bis zu den Knien oder bis zum Hals ein. Die Steine sollten nicht größer als die Hand sein, die sie warf …«

Kharons Mund befand sich jetzt direkt neben seinem Ohr. Seth spürte den warmen Atem seines Partners auf der Haut.

»… um den Tod nicht zu schnell herbeizuführen.«

Kharons Herrenduft besaß, wenn man ihn aus dieser Nähe roch, eine unangenehme Penetranz. Die Wunde unter Seths Fuß pochte schmerzhaft. Er war wütend, wütend, dass er hier sein musste, wütend auf seinen Fuß, der ihm keine Ruhe ließ, und wütend auch auf seinen Partner neben sich, der angesichts des bevorstehenden Spektakels nichts Besseres zu tun hatte, als ihn mit humanologischem Wissen über christliche Märtyrer zu überschütten. Als ob es sich um den neuesten Partyklatsch handelte!

»Pardon, könnten Sie mal bitte …«

Seth trat für die beiden Bühnentechniker einen Schritt zur Seite. Die untersetzten Männer schleiften zwei wuchtige Holzbalken durch das kleine schmiedeeiserne Gittertor in der Marmorbalustrade, die den Altarraum vom Rest des Chors trennte, und dann weiter auf die Empore vor dem barocken Hochaltar. Dort begannen sie, die Balken in X-Form zu montieren. Das allgemeine Tuscheln verstärkte sich. Seth sah die Erwartungsfreude in den Gesichtern in der ersten Reihe. Ein Mann war aufgestanden und warf sich theatralisch in die Pose eines Gekreuzigten. Zwei stark geschminkte Frauen links und rechts neben ihm kreischten vor Vergnügen. Seth konnte sehen, dass sie unter ihren Pelzmänteln nicht viel mehr als Unterwäsche trugen. Der Poseur grinste und entblößte dabei eine Reihe prächtiger Fangzähne. Auf der Stirn der Frau links von ihm prangten zwei kleine Hörner. Seth fragte sich, wie um alles in der Welt die Leute ihr Geld zu den Designchirurgen tragen konnten – für derlei Mummenschanz. Holografisch erzeugte Platzanweiser schwebten schemenhaft durch die Gänge, um verspäteten Gästen Lücken zuzuweisen.

»Siehst du, und das ist nun ein Andreaskreuz, benannt nach dem Apostel Andreas, der daran gekreuzigt wurde. Man sagt, dass er selbst um die besondere Form gebeten hatte, da er sich für unwürdig erachtete, auf dieselbe Art zu sterben wie …«

Kharon sprach auf diese für ihn typische, entnervend unbekümmerte Art, bei der er seine Stimme in alberner Übertreibung modulierte, sie einmal kehlig gurgeln, einmal gedehnt miauen ließ, um dann unvermittelt ein fröhliches Glucksen einfließen zu lassen. Eine Hofschranze beim Partyklatsch.

Seth platzte der Kragen. »Kann sein, dass du das hier alles komisch findest, wie diese Idioten da vorne, die sich in ihren besten Fummel werfen, um anderen beim Sterben zuzusehen. Ich jedenfalls teile deinen besonderen Sinn für Humor nicht. Also erspar mir bitte die Geschichtslektionen und halt die Klappe.«

»Meine Güte, was ist uns denn über die Leber gelaufen? Wenn du ein Problem mit einer gepflegten Gruppenexekution hast, mein Lieber, solltest du vielleicht einen Berufswechsel in Betracht ziehen.«

Seth atmete tief durch. Er fühlte sich hundeelend. Kharon sprach die Wahrheit, und dafür hasste er ihn. Überhaupt hatte er sich oft genug gefragt, ob es an seinem Partner irgendetwas Sympathisches gab. Sicher, wenn es darum ging, um die Häuser zu ziehen und einen draufzumachen, war Kharon auf jeden Fall der Richtige. Außerdem war er neben Seth bestimmt der beste Jäger in der Abteilung, wahrscheinlich sogar noch ein besserer, egal, was die Propaganda sagte. Aber für Seth war die Jagd auf vernunftbegabte Wesen, die sich von seiner eigenen Art oberflächlich betrachtet kaum unterschieden, eine unangenehme Notwendigkeit. Kharon hingegen schienen die Angst und der Schmerz, die er seinen »Trophäen« verursachte, einen irritierenden Spaß zu bereiten.

Seth schaute hinter sich. Die Techniker schraubten das siebte Kreuz zusammen. Über ihnen drohte ein riesenhaftes Gemälde, auf dem der Namenspatron der Kathedrale seine Steinigung erlitt, während sein Erlöser ihn im Himmel darüber bereits erwartete. Das Bild war Teil des Hochaltars. Wie ein kolossales, schwarzes Hausportal ragte dieser steil vor den vielfarbigen Fenstern der Apsis auf.

Das Getuschel des sich stetig vergrößernden Publikums schwoll an. Links von ihnen, in der Vorhalle des Primglöckleintors unter dem Südturm, entstand Bewegung. Die ersten Menschen wurden, in mittelalterliche Büßergewänder aus grobem Stoff gehüllt, hereingeführt. Schwere, eiserne Fußketten erlaubten den Gefangenen nur ein beschwerliches, schmerzhaftes Voranschlurfen. So bewegten sie sich mit quälender Langsamkeit an den Pfeilerstreben vorbei und auf die ersten Sitzreihen zu. Hunderte von Augenpaaren waren auf den Zug der Menschen gerichtet. Zeigefinger reckten sich ihnen entgegen. Wie ausgeliefert mussten sie sich wohl fühlen? Wie groß mochten, angesichts der geifernden Menge ihrer Schlächter, ihre Angst und Demütigung sein?

»Schau, da drüben, Starbuck und die anderen Ratsmitglieder«, meldete sich Kharon neben ihm erneut zu Wort.

Bei der Erwähnung des Vorsitzenden des Hohen Rates sträubten sich Seths Nackenhaare. Er betete inständig darum, dass ihm heute wenigstens eine Begegnung erspart bliebe.

Jetzt bemerkte auch das Publikum die Ankunft der ebenso gefürchteten wie bewunderten Diktatoren. Die Leute auf den Bänken verrenkten sich die Hälse, um den Einzug der Honoratioren durch das Riesentor nicht zu verpassen. Sogar das Orgelspiel schwoll zu einem Crescendo an. Martialisch aufgerüstete Leibwächter, die Prätorianer, säumten den Mittelgang, auf dem sich die Räte näherten. Seth rückte ein paar Schritte aus dem Licht der Kandelaber heraus in den Schatten eines kleinen Seitenaltars, der die Apsis zur linken Seite hin begrenzte. Kharon folgte ihm mit den Augen.

»Was ist, hast du etwas gesehen?«, fragte er Seth.

»Nein, nein. Ich habe nur keine Lust, Starbuck über den Weg zu laufen.«

»Das wird sich kaum vermeiden lassen. Vergiss nicht, heute bist du für die da unten der Held des Abends. Er wird sich bei dir persönlich bedanken wollen«, entgegnete Kharon genüsslich.

Seth knirschte mit den Zähnen. »Danke für die Erinnerung.«

Es stimmte: Der Vorwand für die unübliche Anwesenheit von Jägern auf der Ehrentribüne im Altarraum war Seths einhundertste Tötung. Eine Propagandalüge, so wie seine gesamte öffentliche Vita. Aber heute Abend sollte sie ihm erlauben, in der Nähe der Räte zu sein, ohne bei den Terroristen, die die Veranstaltung möglicherweise bereits unterwandert hatten, Verdacht zu erregen.

Seth wagte einen verstohlenen Blick in die Richtung, in der er Starbuck ausgemacht hatte. Zwischen der Leibwache standen fünf Räte. In diesem Moment sah er zwei seltsame Gestalten, die seine Aufmerksamkeit sofort fesselten. Der eine von ihnen war klein und wirkte in seiner Technikermontur auffällig zierlich. Er bewegte sich etwas eckig durch die Menge jenseits der Absperrung. Der andere, der ihm auf dem Fuß folgte, schien deutlich größer zu sein, mit breiten Schultern. Beide hatten ihre Mützen mit dem Logo tief in die Stirn gezogen. Aber Seth konnte im Lichtschein eines der Leuchter einen kurzen Blick auf das Gesicht des Kleineren erhaschen, als dieser gerade zu den Gefangenen herüberschaute. Er hatte gesehen, wie dessen Gestalt für einen Sekundenbruchteil zu gefrieren schien. Selbst auf die Entfernung sah er den Schrecken in seinen Augen.

Sein Blick folgte den beiden, während sie sich im Seitenschiff hinter den Pfeilern entlangbewegten. Unauffällig glitten sie durch die Menge und bogen in die Halle unter dem Nordturm ein, wo sie schließlich vor dem Abgang zu den Katakomben, den ein schlicht gearbeitetes schmiedeeisernes Gitter einrahmte, stehen blieben. Der Größere hängte die Absperrkordel aus. Der Kleinere blickte sich noch einmal mit sparsamen Bewegungen um, bevor beide die ersten Stufen der Treppe hinabstiegen und das Band hinter sich wieder einhängten. Alle Novaten folgten gebannt dem Einmarsch des Hohen Rates, dessen Mitglieder gemessenen Schrittes den Mittelgang des Langschiffes durchquerten. Niemand im Stehpublikum, das sich an dieser Stelle ziemlich drängte, nahm die beiden überhaupt wahr, als ihre Gestalten hinter dem schmiedeeisernen Geländer verschwanden. Einen Augenblick später war es, als wären sie nie da gewesen. Ein Verdacht baute sich in Seths Eingeweiden auf.

Plötzlich legte sich eine kräftige Hand auf seine Schulter, und ein paar lange, schwarze Fingernägel bohrten sich wie Stahlstifte durch seine Kleidung.


»Hast du die armen Schweine gesehen? Der Typ links außen war mindestens sechzig.«

»Halt die Klappe und beeil dich«, brummte unwillig Dragan, beschleunigte aber seinen Schritt.

Lasse versuchte mühsam, seine Angst zu beherrschen. Über die Teilnahme an diesem Anschlag zu reden, war eine Sache. Mit einem Kilo Spezialsprengstoff in den Schuhen durch die Eingangskontrollen zu laufen und dabei in die Gesichter ihrer potenziellen Opfer zu schauen, war aber etwas ganz anderes. Wie viele würde die Bombe töten? Oder hatte man ihn und Dragan längst erkannt? Er wischte die Fragen beiseite, bevor ihm darüber noch schwindlig wurde. Die Exekution konnte jeden Moment beginnen. Wenn sie sich nicht beeilten, war es zu spät.


Starbuck hatte sich direkt neben dem überraschten Seth aufgebaut. Seine Stimme war leise, sie klang sanft und melodiös, fast wie ein Schlaflied, und außerdem war sie kalt, so kalt, dass sich Seths Nackenhaare aufrichteten und ein Prickeln über sein Gesicht lief, wie von einem Schneeschauer. Widerwillig zwängte er seine Gesichtsmuskeln in das höflichste Lächeln, das ihm zu Gebote stand.

»Mein Ohr gehört dir, Vorsitzender.« Seth hörte den unterwürfigen Ton seiner eigenen Stimme und verabscheute sich dafür. Ein Paar Augen mit nachtschwarzer Iris fixierte ihn. Das Gesicht, in dem sie lagen, war aus weißem Marmor.

»Und ich verspreche dir, besten Nutzen aus diesem Privileg zu ziehen, mein Freund.«

Seth war sicher, dass niemand, der dieses Lächeln sah, auch nur das leiseste Arg darin bemerken würde. Doch im Verborgenen, tief hinter diesen Augen, lauerte etwas Niederträchtiges.

»Weißt du, Bruder Kharon hier erzählte mir von deinem Kummer. Selbstverständlich ist es dein Empathie-Implantat. Aber man muss diese Dinge kontrollieren lernen, mein Freund. Auch ich habe das einmal erfahren müssen. Sehr schmerzlich sogar.«

Seth konnte sich ein ärgerliches Funkeln in Richtung seines Partners nicht verkneifen. Der grinste voller boshaftem Vergnügen zurück.

»Und wir kamen beide zu dem Schluss, dass du unserer Hilfe bedarfst. Ich will dir ein Geschenk machen. Eine Trainingsmaßnahme. Ich möchte dir die Möglichkeit geben, eine aktive Rolle bei der Exekution zu spielen.«

Starbuck schaute ihn eine Weile forschend an. »Natürlich nur, falls dies die Wahrnehmung deiner sonstigen Pflichten nicht durchkreuzt.«

Seth wusste, dass er in Wahrheit nicht die geringste Wahl hatte. Er neigte den Kopf. Starbuck lächelte zufrieden. Die leichte Übelkeit, die für ein paar Momente verschwunden war, begann schon wieder, in Seths Bewusstsein zu schwappen. In der großen Weite der Kathedrale vor all den tuschelnden Zuschauern hatte er auf einmal das Gefühl, allein mit diesem Mann und seiner leisen, eindringlichen Stimme eingesperrt zu sein.

»Sieh nur.« Starbuck ging mit einer offenen, fast einladenden Geste ein paar Schritte auf die Phalanx der Kreuze zu, die sich hinter ihnen befand. Mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen klebten Seths Augen an seiner hohen Gestalt. Selbst vor dem Ehrfurcht gebietenden Panorama des Hochaltars wirkte Starbuck noch eindrucksvoll und mächtig.

»Sieh dir diese armen Seelen an. Unsere Schöpfer. Sieh doch, sie haben diese Welt uns und uns dieser Welt geschenkt, aber sie selbst sind nicht auf ihr zu Hause. Sie sehnen sich nach Erlösung von ihr und … von uns.«

Er näherte sich einer der hilflosen, geknebelten Gestalten, die sich, soweit es die Fesseln zuließen, zitternd von ihm wegbog. Mitten auf dem Büßergewand ihres Nachbarn breitete sich ein feuchter Fleck aus. Seth fröstelte.

»Wir haben sie vergessen, wir haben sie verlassen. Und sie fordern ihr Recht. Das ist es, was sie uns durch diesen traurigen Krieg mitteilen wollen. Ist es nicht so, Schöpfer?«

Starbuck begann, zärtlich das Kinn eines Menschen mit zerzaustem Haar zu streicheln. Dessen Kaumuskeln mahlten wie rasend auf dem Hartgummiknebel herum. Er sah alt aus, so alt, wie Novaten nie aussahen. Kein Wunder, dass man ihn aufgegriffen hatte, mit seinem lichten Schopf, seinen faltigen Wangen, über die der Vorsitzende jetzt strich, während er die gerundete Obsidianklinge aus dem Gürtel zog.

Starbuck sprach in einem fast mitleidigen Tonfall zu dem Menschen, und zwar so leise, dass Seth ihn nur mit Mühe verstehen konnte.

»Sollte ein Schöpfer unter seinen Geschöpfen wandeln?«

Der Mann wand sich hilflos in seinen Schlingen. Einige der Gefangenen verrenkten die Hälse, um zu sehen, was hinter ihnen vor sich ging. Manche hatten die Augen geschlossen, andere starrten in die Weiten des Deckengewölbes, als hätten sie von dort Rettung zu erwarten. Starbuck setzte die Klinge an. Das Büßergewand beulte sich unter ihrer Spitze ein und warf Falten. Das Getuschel in der Kirche erstarb.

»Ich denke, nein«, flüsterte Starbuck. »Ich denke, er sollte zurückkehren, zurück auf seinen Thron im Himmel. Ich würde es wollen, wenn ich du wäre.« Er nickte kurz nach oben, dem Gemälde zu. »Euer Jesus hat es gewollt, nicht wahr?«

Mühelos glitt der Dolch unter die Rippenbögen des Menschen, dem die Augen schier aus den Höhlen herauszuplatzen schienen. Von seiner Position aus konnte Seth das grauenvolle Stöhnen hören, zu dem der Knebel die Schmerzensschreie des Mannes verzerrte. Gigantische Monitore rechts und links der Apsis zeigten die Hinrichtung im Großformat. Hinter ihnen keuchte die Menge vor kollektiver Erregung. Die Musik schwoll an.

Seth wollte sich abwenden, aber er konnte es nicht, und so sah er, wie der Dolch in furchtbarer Langsamkeit seinen Weg nahm: abwärts, weiter abwärts, dann seitwärts und zurück. Der Mensch bog sich, wand sich, während das Blut in breiten Strömen an seinem Gewand herabfloss und seine Eingeweide unter dem Leinen hervordrängten. Ein feuchter, süßlicher Geruch lag in der Luft. Seth musste an sich halten, um sich nicht zu übergeben. Er suchte Kharons Augen. Nur milde Langeweile war darin zu erkennen. Seth war nicht überrascht.

Währenddessen wandte sich Starbuck dem nächsten Menschen zu. Die Scheinwerfer tauchten dessen Kreuz, das bis jetzt im Schatten gelegen hatte, in grelles Schlaglicht, das jede noch so kleine Unebenheit im Gesicht des Opfers hervorhob. Seth spürte, wie sich sein Magen erneut verkrampfte, als er sah, dass es ein Knabe war. Als er seinen Blick Starbuck zuwandte, fand er dessen Augen auf einmal unmittelbar vor seinen eigenen. Neben dem Vorsitzenden glänzte die Klinge feucht im Scheinwerferlicht.

»Bürger. Mit Stolz und Freude trete ich das Privileg der Erlösung dieses Menschen ab an Seth, den Jäger.«

Die Stimme des Vorsitzenden, die eben noch geflüstert hatte, donnerte bis in den letzten Winkel der Kathedrale.

»Wisset, dass es zuvörderst ihm zu verdanken ist, wenn alle diese Schöpfer …«, sein Arm beschrieb einen weiten Kreis, »… sich heute dem Theozid stellen dürfen.«

Starbuck wandte sich Seth zu, ergriff dessen Hand und legte die Waffe hinein. Das Heft fühlte sich schmierig und glitschig an. Seth schauderte. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie die Bewegungen des alten Mannes hinter ihnen langsam verebbten. Der Marmor unter seinen zuckenden, strampelnden Füßen färbte sich rot. Doch es würde noch etliche schmerzvolle Augenblicke dauern, bis der Blutverlust zur vollständigen Bewusstlosigkeit führte.

Seth sah sich um. Die Menge, die die Kathedrale jetzt bis in ihre hintersten, dunklen Winkel ausfüllte, schien atemlos. Einige waren auf die Absätze der Pfeiler gestiegen und klammerten sich mühsam an die Steinstreben, um einen besseren Blick auf das Schauspiel zu ergattern. Die einfachen Ratsmitglieder hatten es sich im Adelsgestühl hinter den Seitenaltären rechts und links der Kreuze bequem gemacht. Seth spürte Starbucks Hand im Rücken, die ihn sanft in Richtung eines der Delinquenten leitete. Ein schmales Gesicht unter roten Locken. Hellbraune Augen starrten ihm panisch entgegen, während er sich näherte. Dicke Schminke überdeckte einige hässliche Schrammen und ein gewaltiges Veilchen. In flachen, hastigen Stößen zischte Luft an dem Knebel vorbei. Als Seth direkt vor dem Knaben stand, nickte ihm Starbuck noch einmal wie zur Bestätigung zu. Schnell trat der Vorsitzende ein paar Schritte zurück ins Licht und wandte sich zur Menge um.

Beifall und Anfeuerungsrufe brandeten wie ein Erdbeben durch den Dom. Einige sprangen auf, schrien, reckten die Hände in ihre Richtung. Seth konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Schließlich schwoll der Applaus ab, und die Leute verfielen in eine atemlose, stille Erregung. Die Stimmen der Orgel trugen das verhaltene Thema einer Fuge vor. Seth ergriff den Dolch mit beiden Händen, richtete die Spitze unter das Brustbein und setzte an. Das Licht der riesigen Scheinwerfer brannte heiß auf seinem Rücken. Während er seine Kraft zum Stoß sammelte, sah er nach oben in die schrille Buntheit der Bleiglasfenster. Dennoch fühlte er die Blicke des Opfers. Er atmete ein, hielt mit zusammengebissenen Zähnen die Luft an und trat einen Schritt nach vorn. Unter dem Druck seiner Hände gab etwas nach. Ein Brausen ging durch die Menge. Er öffnete die Augen und sah in die des Knaben vor sich – angstgeweitet, starr. Seth blickte hinab. Schaute auf das graue Tuch des Büßergewandes, auf die Stelle, wo er angesetzt hatte. Er sah seine leeren Finger, sah auch das Schwarz des Dolches am Boden zwischen seinen Füßen – blutverschmiert.

Einen Moment lang erstarrte er. Dann traf ihn ein gewaltiger Schlag in den Rücken, der ihn am Kreuz vorbei zur Seite fegte. Schmerzhaft prallte er gegen den Hochaltar und kam schließlich auf den kalten Marmorfliesen zum Liegen. Während er sich noch bemühte, sich aufzurappeln, sah er die breite Gestalt Starbucks im Licht der Kandelaber, mit der einen Hand winkend, mit der anderen auf den am Boden liegenden Dolch weisend. Kharons plumpe Silhouette schnellte herbei. Eilfertig klaubte er die Waffe auf. Starbuck beugte sich über Seth. In seinen Augen brannte unverhohlener Hass. Der Vorsitzende riss ihn mühelos in den Stand. Er presste Seths Rücken so fest an seine Brust, dass diesem das Atmen verging.

Seth hatte von der legendären Stärke der Ratsmitglieder gehört. Sie alle waren Prototypen eines neuen Novatendesigns, das die Menschen kurz vor der Rebellion konzipiert, aber nie in Serie gefertigt hatten. Ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten waren nicht nur denen ihrer Schöpfer, sondern auch denen aller anderen Novaten weit überlegen. So viel zur Theorie. Jetzt erfuhr Seth deren Bestätigung zum ersten Mal am eigenen Leibe.

»Das wirst du bereuen«, flüsterte es in sein Ohr.

Wie ein Kind, das man in einen riesigen Schraubstock gezwängt hatte, sah er, dass sich Kharon vor dem Knaben aufbaute und das Messer zum Stoß ansetzte. Die Menge kochte, brodelte und übertönte jetzt das Orgelspiel. Ein paar Männer johlten und hüpften auf den Sitzflächen der Holzbänke. Überrascht stellte Seth fest, dass sich Starbucks Griff lockerte.

»Was ist los, Bruder Fedallah?« Die zwillingshaften Gesichter des Vorsitzenden und des einfachen Rats befanden sich dicht voreinander. Für einen kurzen Moment sah es aus, als habe Starbuck ein plastisches Spiegelbild gefunden, das aus seiner Nasenspitze wuchs.

»Ich bitte um Nachsicht, Bruder Starbuck. Das Sicherheitssystem meldet Eindringlinge im Sperrbereich. Es liegen Kamerabilder von Personen vor, die offensichtlich an der Gebäudetechnik manipulieren.«

»Das müssen die Terroristen sein, wie erwartet«, wisperte Starbuck. Er war die Ruhe selbst. »Wo genau wurden sie gesichtet, Bruder Fedallah?«

»Das ist nicht bekannt. Es gibt eine Störung, die Bilder können den einzelnen Kameras nicht zugeordnet werden. Aber sie sind zu zweit und tragen Monteursuniformen.«

»Die beiden Techniker«, entfuhr es Seth.

Ruckartig drehte sich Starbuck zu ihm um. »Du hast sie gesehen?«

Seth nickte.

»Dann, Jäger, mach mir dieses Mal mehr Freude. Du kennst deine Aufgabe. Enttäusche mich nicht noch einmal.«

Starbuck stieß ihn fort. Er wies mit seinem langen Zeigefinger auf Kharon. »Du begleitest ihn. Ihr beide garantiert mir mit eurem Kopf für das Gelingen der Aktion, für die Sicherheit der Veranstaltung – und für die der anderen Ratsmitglieder.« Mit einer abschätzigen Geste scheuchte er sie davon.

Seth und Kharon stürmten los.


»Glaubst du, dass wir gesehen wurden?«, fragte Dragan.

»Wann? Beim Hereinkommen? Woher soll ich das wissen?«

Hektisch setzte Lasse das Werkzeug noch einmal an. Dragan schien eine Weile nachzudenken, schließlich wandte er ein: »Ich weiß nicht. Einer von den Jägern auf der Bühne hat dich so seltsam angestarrt.«

Das dünne Kabel rutschte Lasse schon zum dritten Mal aus den Fingern. Er atmete tief ein. Die Luft in der Kammer war staubig und stickig. Der scharfe Geruch des Rattenurins biss in seiner Nase. Ratten. Auch durch die Weiten des Sonnensystems waren sie den Menschen in den hintersten Winkeln ihrer Raumschiffe gefolgt. Lasse streifte seine feuchten Hände an der Monteurshose ab und nahm das Kabel wieder auf.

»Vielleicht hat er uns erkannt«, beharrte Dragan.

»Wenn er etwas geahnt hätte, wäre er längst hier unten, oder? Würdest du mich jetzt bitte meine Arbeit tun lassen? Ich versuche, diesen Schaltkreis zu überbrücken, ohne den Alarm auszulösen. Mach dich einmal nützlich und bereite das Gemisch vor.«

Insgeheim war Lasse froh über Dragans allzu sichtbare Furcht. Sie half ihm ein bisschen, seine eigene Angst zu unterdrücken.

»Vielleicht treiben sie ja irgendein Spielchen mit uns«, sagte Dragan. »Ich habe gehört, dass die Novaten einige Jäger mit so einem Implantat für Empathie …«

Entnervt schüttelte Lasse den Kopf. »Das heißt … Ach, vergiss es!« Tessa hatte recht. Dragan war ein dummer Ochse. Insgeheim hatte Lasse sich gewünscht, seine Schwester selbst würde ihn begleiten. Aber das war wohl kaum zu erwarten gewesen.

»Na ja, wie auch immer«, setzte Dragan seine Bedenken-Arie fort. »Jedenfalls, die riechen Angst auf zehn Meilen und so eine Scheiße und erkennen uns daran.«

»Jetzt kümmere dich endlich um das Nitro«, rief ihm Lasse über die Schulter zu. Seine eigene Lautstärke ließ ihn zusammenzucken.

Dragan grunzte etwas Unverständliches und schlurfte mit aufreizender Langsamkeit zu der halbrunden, vergitterten Öffnung an der Rückseite der Kammer. Intensiv betrachtete er die Berge von Schädeln. Lasse, der ihn dabei aus den Augenwinkeln ungeduldig beobachtete, schüttelte sich. Sogar die Kalvarien hatten die menschlichen Kolonisten imitieren lassen. Er nahm das dünne Kabel und die Klemmen in die Hand, klappte die Lupe an seinem Stirnband vor das Gesicht und suchte nach den richtigen Kontakten auf dem Schaltkreis. Das gelbliche Plasma der zwei staubigen Leuchtkugeln an der Decke warf Schlagschatten, die die Orientierung auf den kleinen Platinen fast unmöglich machten. Seine Finger waren schweißfeucht. Für einen Moment sah er sich hier sterben. Dann würde er bald ein Schädel mehr unter all diesen anderen sein. Er schüttelte sich.

»Sag mal, glaubt deine Schwester an diesen Scheiß?«, fragte Dragan.

»Was meinst du?«

»Na ja, Frieden mit den Novaten.«

»Ja, tut sie. Na und?«, entgegnete Lasse gereizt.

»Das ist doch Unsinn. Bestimmt glaubt sie auch an diese Legende von Jack Lansing, Chefingenieur des Teufels, der noch immer irgendwo darauf wartet, uns allen ewige Harmonie und Versöhnung zu bringen.«

»Es gibt Leute, die ihn im Außenbereich gesehen haben.«

»Kennst du irgendwen von denen?«

Lasse schwieg und klemmte den Draht an einem winzigen Kupferkontakt fest. Das Display der Anlage zeigte ihm an, dass er die Kontrolle über die Zuleitung hatte. Das mulmige Gefühl in seinem Bauch beruhigte sich ein wenig. Wenigstens war er kein Versager. Und … nein, er kannte niemanden persönlich, der den ehemaligen Chefkonstrukteur der Novaten in jener Wüste gesehen hatte, die immer noch mehr als neunundneunzig Prozent der Oberfläche des Planeten ausmachte. Nur Leute, die von Leuten gehört hatten, die von Leuten gehört hatten …

Dragan deutete sein Schweigen richtig.

»Siehst du? Das sind doch alles Ammenmärchen oder noch schlimmer: feiste Lügen der Novatenpresse, die uns dazu bringen sollen, fröhlich aus unseren Verstecken zu kommen, damit uns die Scheißklone den Rest geben können. Es gibt keinen Jack Lansing da draußen. Und weißt du was?« Er spuckte hörbar aus. »Selbst wenn er existiert, interessiert es mich nicht, denn er ist nur ein verdammter Feigling, der uns im Stich gelassen hat.«

»Tessa sagt, er wisse, wie man mit den Novaten Frieden schließen könne«, entgegnete Lasse trotzig.

Auf einmal spürte er, wie sich die Fingernägel einer kräftigen Hand schmerzhaft in seinen Nacken bohrten. Dragans Stimme war dicht hinter seinem Ohr.

»Ich sag dir was, Kleiner. Mit den Novaten wird es keinen Frieden geben. Ich war dabei, als sie im Wiener Viertel die halbe Polizei an die Wand stellten. Als ihnen dann die Munition ausging, erschlugen sie den Rest mit den Gewehrkolben. Einfach so.« Er schnippte mit den Fingern. »Ich bin nur entkommen, weil ich mich tot gestellt habe. Eher reiße ich mir selbst das Herz heraus, als dass ich mit diesen Zellhaufen Frieden schließe. Und ich sage dir, alle anderen denken genauso wie ich. Es wird Zeit, dass deine Schwester das kapiert, sonst ist sie bald Geschichte, egal, wie geil sie vögelt. Hast du mich verstanden?«

Dragan bohrte seine Finger noch etwas tiefer in Lasses Nacken, dann ließ er ihn ganz plötzlich los. Lasse biss sich ärgerlich auf die Lippen und starrte angestrengt auf die Schalttafel vor sich. Er bemühte sich, Gleichmut auszustrahlen.

»Ob du mich verstanden hast, Kleiner!«

Eine flache Hand traf Lasses Hinterkopf. Seine Nase machte unsanfte Bekanntschaft mit dem kalten Stahl der Tafel. Zitternd vor Angst und Wut drehte er sich um. Dragans Augen funkelten. In der Linken hielt er immer noch den Schädel. In einer der Augenhöhlen blitzte ein kleiner Lichtreflex auf. Eine plötzliche Erkenntnis ließ Lasse zusammenfahren.

»Gib sofort das Ding her.«

Dragan sah ihn nur etwas dümmlich an. Lasse warf die Zange weg. Wütend stampfte er auf Dragan zu, riss ihm den Schädel aus der Hand und schüttelte ihn. Ein kleiner glitzernder Gegenstand löste sich aus der Augenhöhle und fiel mit einem sanften Klickern in den Staub.

»Was ist das?«, fragte Dragan verblüfft.

»Eine Kamera. Sie wissen, dass wir hier sind.«


Er hatte Kharon in der Menge hinter sich gelassen. Beim Sprung über das Eisengitter auf die ersten Treppenstufen hatte er sich beinahe das Fußgelenk verrenkt. Jetzt pochte nicht nur seine Sohle. Aber nach den letzten Minuten war er fast dankbar für den Schmerz und das Adrenalin. Er stand im Vorraum der Katakomben und atmete kurz durch. Ein Tonnengewölbe. Frisch geweißte Wände. In die Decke eingelassene Lampen tauchten alles in ein gleichmäßiges Licht. Unwirklich ruhig.

Vor ihm lag eine winzige Kapelle. Ein paar Holzbänke und ein quaderförmiger Felsaltar füllten den Innenraum. Es gab mehr als einen Ausgang, aber irgendetwas zog ihn in den marmorgefliesten Gang links neben sich, von dem er wusste, dass er ihn in die Katakomben führen würde. Hinter einer Tür aus senkrechten Eisenstäben änderte sich die Umgebung radikal. Die kaum mannshohen Gewölbewände waren unverputzt. Grob behauene, verwitterte Steinplatten bildeten das Mauerwerk. Der Boden bestand aus gestampfter Erde. Über Seth baumelte alle drei Schritte eine nackte, altmodische Glühbirne. Irre, was 3-D-Plotter können, schoss es ihm durch den Kopf. Es roch muffig. Vorsichtig wandte er sich nach links.

Ihm stockte der Atem, als er die menschlichen Umrisse in der kleinen Nische bemerkte. Doch es war nur eine sitzende Madonna, die den Leichnam ihres Sohnes auf den Knien hielt. Für Sekundenbruchteile nahm die Skulptur seine Aufmerksamkeit gefangen. Die Erschlaffung des Körpers war so wahrhaftig wiedergegeben, dass er fast das Gefühl hatte, der ausgemergelte Leib wolle Maria jeden Moment vom Schoß rutschen. Ein Wispern hinter seinem Rücken holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er schaute sich um und nahm den Lichtschein wahr, der aus einer Türöffnung am Ende des langen Ganges fiel.

So leise er konnte, hastete Seth weiter auf den Durchgang zu. Im Vorbeilaufen sah er durch das Gitter einer fensterartigen Luke in der Wand Berge von Schädeln und anderen Knochen. Die Öffnung, aus der das Wispern drang, kam näher. Davor schwebte eine kleine Staubwolke, in der sich die Lichtstrahlen aus dem Innern fingen. Er konnte jetzt zwei Stimmen unterscheiden, eine dunkle männliche und eine hellere. Das musste der Knabe sein, von dem Starbuck gesprochen hatte. Behutsam entsicherte er seine Waffe, hielt inne und lauschte.

»Ich habe dir gesagt, du sollst den Raum auf Übertragungstechnik scannen, während ich am Schaltkreis arbeite. Stattdessen hältst du mir politische Vorträge. Die sind bestimmt schon längst auf dem Weg hier herunter. Was stehst du da noch herum? Wir gehen jetzt hinauf und versuchen, die Gefangenen freizuschießen«, rief die hellere Stimme.

»Bist du verrückt? Die werden uns in Stücke schießen. Und was wird mit der Bombe?«

»Dafür ist keine Zeit mehr. Also schnapp dir deine Waffe.«

Blitzartig erkannte Seth die Gunst des Moments. Einer oder vielleicht beide hatten ihre Waffen abgelegt. Ohne weiter zu zögern, sprang er, die Pistole im Anschlag, um die Ecke.


Kharon bog keuchend durch die Tür neben dem kleinen steinernen Altar. Zwei Wasserspeier auf weißen Podesten stierten ihn aus ihren glupschenden Steinaugen an. Doch der Raum war leer. Er lief weiter in die Bischofsgruft. Auch leer. Die Herzogsgruft ebenfalls. Mit fliegendem Puls jagte er den Weg zurück bis zum Gang in die Katakomben. Endlich war er an der Gittertür zu den Steingewölben angekommen. Sie stand weit offen. Kharon trat ein. Er lehnte sich neben die Marienstatue. Versuchte kurz, zu Atem zu kommen. Da hörte er die Stimmen, die vom Ende des Ganges kamen. Hier war er richtig.


»Finn.«

Seth stand mit erhobener Waffe im Türrahmen. Ein kleiner Durchgangsraum mit einander gegenüberliegenden Türen. Rechts hinter einem Gitter grinsten ihm weitere Schädelberge entgegen. Links war eine Metallbox nachträglich ins Mauerwerk eingelassen worden. Darin verbarg sich irgendeine Steuerungseinheit, deren Display hektisch blinkte. Ein Hüne mit kahl geschorenem Kopf stand halb gebückt in einer Ecke des Raumes. In der Hand hielt er einen schweren Schraubenschlüssel. Vor ihm lag eine Pistole im Staub. Rechts vor ihm befand sich ein weiterer Mensch von ungewöhnlich schmaler Statur. Seth war sicher, seine Zielperson gefunden zu haben. Wie Starbuck gesagt hatte, war er unschwer am Reifungsmangel zu erkennen.

Finn?

Der Ausruf des Menschen hatte unmissverständlich Seth gegolten, denn er starrte ihn aus leuchtend grünen Augen an. Aber was bedeutete dieser seltsame Name? Das klang überhaupt nicht novatisch.

Der Knabe schien völlig fassungslos zu sein. Seth wurde bewusst, dass er derjenige war, der schon oben seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Klein und zierlich wie der Knabe am Kreuz.

»Tessa sagte …«, der Mensch schluckte und fuhr mit seiner eigentümlich hellen Stimme fort, »… sie sagte, du wärst tot.«

Ein vorsichtiges Lächeln zeichnete sich auf dem schmalen Gesicht ab. Seth war verwirrt. Der Junge kam ihm vertraut vor. Die Situation fühlte sich immer bizarrer an.

»Was tust du hier? Gehörst du zu den Untergetauchten?«, fragte der Mensch.

Offensichtlich hielt er ihn für einen aus jener Gruppe von Humos, die sich lieber in der Polis verbargen, statt sich den Terroristen anzuschließen.

»Warum bist du nicht zu uns gekommen?«

Der Knabe stockte mitten im Satz, machte ein, zwei Schritte auf ihn zu. Seth hielt den Atem an. Etwas in ihm wusste, dass die schmale Gestalt, die ihm fast wie an unsichtbaren Fäden aufgehängt entgegenstolperte, keine Gefahr bedeutete, und übernahm die Kontrolle. Ohne über das Warum nachzudenken, senkte er seine Waffe und hob wie zur Beschwichtigung die Linke. Den Schraubenschlüssel sah er erst auf sich zukommen, als dieser am Kopf des Knaben vorbei und durch den Lichtkegel der Deckenbeleuchtung sauste. Doch da war es zu spät. Mit einem dumpfen Knall traf ihn das Wurfgeschoss an der Stirn. Ein schmerzhaftes Feuerwerk explodierte vor seinen Augen. Er fiel nach hinten, hörte seinen eigenen Schrei. Sein Hinterkopf prallte knirschend gegen die morschen Kanten der Mauersteine. Er sackte zusammen und blieb liegen, benommen um sein Bewusstsein kämpfend. Wie durch einen Nebel drangen die Stimmen der beiden zu ihm.

»Was tust du da?«

»Was zum Henker tust du da? Das ist doch der Jäger, der dich vorhin so abgecheckt hat. Dem puste ich das Licht aus.«

»Aber … das ist kein Jäger«, widersprach der Knabe entgeistert. »Das ist Finn, der Sohn von Jack Lansing.«


Kharons Puls raste. In seinen Ohren hallte Seths Schrei nach. Er beschloss, alles auf eine Karte zu setzen, und feuerte einen Schuss den Gang hinunter. In dem kleinen Tunnel knallte es ohrenbetäubend. Für einen Moment setzten die Stimmen aus.

Mit ein paar hektischen Schritten hastete Kharon durch die Öffnung hindurch und verschaffte sich einen Überblick. Links neben der Tür lag Seth. Seine Stirn war blutig. Aus dem gegenüberliegenden Durchgang drang ein Getrampel, das sich entfernte. Jemand unterdrückte einen Fluch. Seth stöhnte, murmelte.

Kharon beugte sich zu ihm hinunter. »Du Idiot. Warum hast du sie entkommen lassen? Starbuck wird uns lynchen.«

Hinter ihnen ertönte ein Knall. Kharon fuhr zusammen. Die Kugel pfiff über seinen Kopf hinweg. Laute Schritte hallten von irgendwoher. Die Eindringlinge waren durch das kleine Labyrinth der Gänge gekommen und hatten sie in einer Schleife umrundet.

»Was ist hier los? Hast du den Jungen gesehen?«

»Ja, aber es waren zwei«, knirschte Seth. »Der andere hat mir irgendwas an den Kopf geworfen.«

»Volltrottel«, fluchte Kharon, sprang auf die Füße und rannte davon, den Geräuschen der beiden Flüchtenden nach.


Benommen griff Seth nach der Waffe, die vor ihm lag. Er bemühte sich, hinter Kharon herzustolpern, der seinem Blickfeld bereits entschwunden war. Sein Schädel pochte. Aus dem Raum heraus hastete er den Gang entlang. Beinahe wäre er über den Oberschenkelknochen gestrauchelt, der dort lag, aber er stützte sich gerade noch an der Wand ab und rannte weiter. Durch die Gittertür sah er die sanfte Kurve des marmorgetäfelten Ganges, der zurück zur Kapelle und zum Ausgang unter dem Nordturm führte.

Es würde verdammt heikel werden, Starbuck dieses Fiasko zu erklären. Seth wusste nicht, was in ihn gefahren war. Die Wunde an seinem Kopf pochte jetzt noch deutlicher als sein Fuß. Feuchtigkeit rieselte seinen Schädel herunter. Irgendetwas knallte wie Feuerwerkskörper in seinen Ohren. Waren das Kharons Tritte, die von den Wänden widerhallten? Plötzlich dämmerte es ihm: Verdammt, die veranstalten da oben eine Ballerei. Starbuck wird unsere Eier zum Frühstück essen.

Seth hatte die Treppe zum Dom hinauf erreicht. Kharon war nicht mehr zu sehen. Er rannte, strauchelte, fiel die Stufen hinauf. Schreie von überall. Novaten drängelten an der Absperrung vorbei zum Seitenportal im Nordturm. Offensichtlich war eine Panik ausgebrochen. Ein Mann wälzte sich gerade über die Absperrkordel auf die Treppe in Sicherheit. Hinter ihm drängten weitere nach. Seth sah, dass es unmöglich wäre, sich durch sie hindurchzuwühlen. Er zog sich mit beiden Händen an den eisernen Gitterstreben der Umzäunung des Abgangs hinauf. Der Schmerz wütete in seinen Schläfen wie ein kleines Tier.

Außerhalb des Gitters herrschte ein fürchterliches Gewühl. Seth hatte keine andere Wahl, als sich über das Geländer mitten in die vorbeiwogenden Massen zu rollen. Für einen Moment war er in einem undurchdringlichen Dickicht aus stampfenden Beinen gefangen, die panisch über ihn hinwegstolperten und ihm die Luft aus den Lungen pressten. Panik packte ihn. Schließlich schaffte er es, sich an dem Gitter festzukrallen und aufzurichten.

Die Kirche war ein Hexenkessel drängelnder Körper. Im Mittelschiff kletterten Männer und Frauen wie eine Horde hektischer Ameisen über die Holzbänke. Mit absurder Behäbigkeit schwebten die holografischen Platzanweiser zwischen ihnen hin und her. In den Gängen strömten die Flüchtenden schreiend zu den drei Portalen weiter. Seth wühlte sich mit aller Gewalt durch die Leiber, die ihm entgegenströmten. Aufgeregt spähte er in Richtung Altarraum, wo die verbliebenen Ratsmitglieder hinter den hölzernen Schranken des Adelsgestühls festsaßen. Eine Wand von Prätorianern postierte sich um sie herum. Kharon war bei ihnen.

Seths Blick folgte der Richtung, in die die Mündungen der Revolver der Prätorianer zielten: das Südportal auf der gegenüberliegenden Seite. Er schlug den Weg zu den ersten Bankreihen im Hauptschiff ein. Die Bänke hatten sich bereits komplett geleert. Er sprang auf eine der Sitzflächen und hetzte in großen Sätzen darüber. Der Schmerz pulsierte und wummerte gegen seine Schädeldecke. Am Ende der Holzplanke vor dem Mittelgang angekommen, warf er keuchend einen Blick zur Halle unter dem Südturm. Ein dämmriger Steinschlund. Ein paar Augenblicke lang konnte er nichts erkennen. Plötzlich erhellte Mündungsfeuer die Szene. Zwei um sich schießende Gestalten strebten dem Tor zu, während die Besucher rechts und links vor ihnen wegstoben. Das Personal der Sicherheitsschleuse war bereits geflüchtet oder lag im eigenen Blut.

Seth hechtete in das Mittelschiff, trat, boxte und schubste ein paar Flüchtende zur Seite. Er sprang auf die zweite Bankreihe, den fliehenden Menschen hinterher. Ein Mann wurde von einem Rückentreffer in Richtung des Tors geschleudert. Offensichtlich gaben sich auch die Prätorianer keine besondere Mühe mit dem Zielen. Seths Hand fand in seiner Beintasche den Pistolengriff. Aus dieser Entfernung würde er die Humos kaum treffen können. Aber zumindest konnte er versuchen, ihnen den Weg abzuschneiden. Er blieb am Ende der Bank stehen und zielte kurz in ihre Laufrichtung. Sein Finger suchte den Abzug.

Rack. Tack. Tack. Eine schnelle Folge scharfer Knallgeräusche zwang ihn in die Deckung. Das kam von oben, stellte er überrascht fest. Er riss den Kopf hoch. Schweiß rann seine Stirn hinunter und brannte in seinen Augen. Wieder ein Knall. Der Mündungsblitz erhellte eine bis dahin unsichtbare Öffnung auf Höhe des Glockengestühls. Ein Komplize. Die Prätorianer hatten den Schützen ebenfalls bemerkt und riefen sich die Richtung zu. Seth wandte seinen Blick zurück nach unten zum Tor. Von den Menschen war nichts mehr zu sehen. Mit vorgehaltener Waffe scheuchte er schreiend flüchtende Novaten fort und bahnte sich den Weg zum Tor hinaus.

Die Luft vor dem Dom war schneidend kalt und klar. Ein flacher, durchlässiger Wolkenteppich lag tief und weit über der Stadt. Nur einige Blocks entfernt senkte sich ein monströses Transportschiff auf die Dächer herab. Das Donnern der Aggregate schluckte für ein paar Minuten jedes andere Geräusch. Das Schiff setzte auf, und der Lärm ebbte ab.

Plötzlich hörte er ein seltsames Pfeifen über sich und riss den Kopf hoch. Ein Drahtseil ging von einem Fenster des Glockengestühls aus und endete irgendwo auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Just in diesem Moment flog ein dunkler Schatten in atemberaubender Geschwindigkeit am Draht entlang nach unten. Der Heckenschütze! Auf der anderen Seite angekommen, ließ die Gestalt die Griffe der Laufkatze fahren und verschwand zwischen den Passanten. Seth sprintete hinterher. Die letzten Sonnenstrahlen verwandelten die runde Glashaut des Eckgebäudes vor ihm in gleißendes Gold. Er spürte ein Prickeln im Gesicht. Trockener Wind trug Wüstensand herbei und legte eine rötliche Haut über den Schnee. Im Außenbereich begann die Sandsturmsaison.

Schüsse krachten vor ihm. Ein Getroffener schrie laut auf. Schlitternd, stolpernd und seine Ledersohlen verfluchend, stürmte er in Richtung Goldschmiedgasse. Unter dem Mantel kühlte sein schweißnasses Hemd im scharfen Winterwind aus. Ein paar Meter vor ihm hatte sich eine Traube aus Schaulustigen und Hilfswilligen gebildet. Auf dem Boden lag ein Mann. Unter seinem Bein formte sich im Schnee eine Blüte aus tiefdunklem Rot. Um ihn herum hockten einige Novaten. Eine Frau hatte seinen Kopf auf ihren Schoß gebettet. Ihre Augen waren angstvoll auf die Waffe in Seths Hand gerichtet. Mit der Linken fingerte er die Dienstmarke aus der Innentasche seines kurzen Wollmantels und hielt sie vor sich. »Wo sind sie hin?«

Die Frau starrte ihn nur ängstlich an.

»Da entlang«, erscholl es über ihm. Aus einem offenen Fensterflügel im ersten Stock eines schmucken Bürgerhauses lehnte sich ein auffällig geschminkter Kerl. Deutlich konnte Seth die gespaltene Zungenspitze erkennen. Das Gesicht des Mannes dampfte in der Kälte. Er wies in westliche Richtung. »Sie laufen zur U-Bahn. Da vorne. Ich kann sie noch sehen.«

Im Losstürzen prallte Seth mit einem Passanten zusammen. Die Dienstmarke entglitt seinen Fingern. Seth herrschte ihn an, und der Mann sprang erschrocken zur Seite. Er bückte sich und hob die Marke auf. Dann hastete er weiter. Eine rote Marskrähe wurde von ihrem kargen Mahl im Schnee aufgeschreckt. Aufgeregt flatterte sie davon.

Am Eingang zur U-Bahn angekommen, eilte er die Treppe hinunter. In der Station empfing ihn ein leicht schweißiger Geruch, der so gar nicht zu der sterilen Atmosphäre passen wollte, die die hellgrünen Kacheln ausstrahlten. Es wimmelte von aufgeregten Rückkehrern aus dem Stephansdom. Seth folgte den wütenden Schreien von Leuten, die aus dem Weg geschubst worden waren. Sie führten ihn schließlich auf den Bahnsteig der U1 in Richtung Moskauer Viertel. Der ankommende Zug drückte bereits den Wind aus den Tunneln. Die Leute drängten sich an die Bahnsteigkante. Seth rangelte sich durch die Wartenden. Ein kräftiger Mann bekam ihn am Kragen zu fassen und ließ ihn erst los, als Seth wütend seine Waffe auf ihn richtete. Die Türen des Zuges öffneten sich zischend. An ein Durchkommen in Richtung des Tumultes, den die Flüchtenden weiter vorne verursachten, war nicht zu denken. Seth fällte eine Entscheidung und stieg in den Zug. Er würde sie an der nächsten Station erwischen.

Erleichtert stellte er fest, dass er das erste Mal heute Glück hatte: Der Zug bestand aus einem einzigen, durchgängigen Waggon. Schnell drängelte er sich dem Ende entgegen, in das die Flüchtigen eingestiegen sein mussten. Leute schimpften und krakeelten hinter ihm her. Die Türen schlossen sich, und der Zug tauchte in den Tunnel ein.

Plötzlich sah er es. Ein kleines Licht im Dunkel außerhalb des Zuges. Erst langsam, dann immer schneller kam es auf ihn zu. Im Vorbeifahren konnte er die Lichtquelle und ihre Umgebung ausmachen. Drei Gestalten und eine Handlaterne – vor einer Tür versammelt, die aus dem Inneren des Tunnels in irgendeinen unterirdischen Gang führte. Zornig und frustriert starrte er ihnen hinterher.


»Das war er. Er hat uns gesehen.« Lasse gestikulierte dem vorbeibrausenden Zug aufgeregt hinterher.

»Und wenn schon«, knurrte Dragan. »Jetzt kann er uns gar nichts mehr.«

Tessa stieß ein spöttisches Lachen aus. »Eine interessante Interpretation der Ereignisse. Mir erscheint es eher so, dass ihr die Aktion komplett verbockt habt und beinahe geschnappt worden wärt, hätte ich euch nicht den Weg freigeschossen.«

»Was hattest du da überhaupt zu suchen?«, fragte Lasse ärgerlich.

»Deinen Arsch retten, kleiner Bruder. Oder denkst du etwa, ich vertraue dich wirklich diesem Hornochsen da an?«

Dragan wollte gerade aufbrausen, doch sie winkte die beiden mit herrischer Geste in den schmalen Gang hinter der Tür. Mit lautem Krachen fiel das stählerne Türblatt wieder ins Schloss. Von den rohen Felswänden dahinter löste sich ein Tropfen und platschte auf Tessas Stirn. Die Luft hier war wärmer und feuchter als auf der anderen Seite der Tür. Ihre Schwebeleuchte war das einzige Licht.

»Das war alles seine Schuld. Ich hätte den Kerl umnieten können, aber der Knirps hat mich aufgehalten.« Dragan wies auf Lasse, der ihn verblüfft anstarrte und nach Luft schnappte.

»Das ist eine Lüge«, rief Lasse aufgebracht. »Dieser Oberpenner hat eine Kamera übersehen. Und außerdem … Tessa, hör doch einmal kurz zu.« Er hielt sie an ihrer Schulter fest.

Ungeduldig fuhr sie herum. »Was?«, herrschte sie ihren Bruder an.

Sie hatten wahrhaftig keine Zeit zu verlieren. Doch Lasses Stimme überschlug sich jetzt fast vor aufgeregtem Mitteilungsdrang.

»Der Jäger in den Katakomben, der uns überrascht hat, das war Finn.«

Der Name traf sie wie ein elektrischer Schlag. Ein Schauer heißer Nadelspitzen rann über ihren Körper.

»Finn?«, keuchte sie. »Das kann nicht sein. Er ist … er ist tot. Er wurde hingerichtet. Ich habe es selbst gesehen. Die Novaten haben es gefilmt.«

»Ich weiß, ich erinnere mich auch an den Newscast, aber ich schwöre dir, ich habe ihn erkannt.«

»Und er?« Es fehlte nicht viel, und sie hätte ihn ergriffen und geschüttelt.

Lasse sah verwirrt aus. »Ich weiß nicht, irgendwie schon, aber dann auch wieder nicht.«

Ärgerlich meldete sich Dragan zu Wort: »Könntet ihr euer Schwätzchen bitte später fortsetzen?«

Tessa blickte die beiden eine Weile hilflos sinnend an. Schließlich seufzte sie und wandte sich wieder ihrem Bruder zu. »Er hat recht. Ihr solltet machen, dass ihr in ein sicheres Versteck kommt. Ich glaube, ich habe da oben einen der Räte erledigt.«

»Und du, was ist mit dir?«, fragte Lasse.

»Ich gehe zurück. Wie es aussieht, habe ich hier noch etwas zu erledigen.«

Hektisch winkte Tessa die beiden fort. Sie wollte nicht, dass Dragan und der Junge ihr Zittern bemerkten. Es war, als hätte sich der Boden unter ihr geöffnet.

Megapolis

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