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Über mich

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Meine Großma Nancy sagt, jede Geschichtsdarstellung ist persönlich. Dem stimme ich zu. Geschichte ist etwas Reales, sie macht etwas mit den Menschen, und wenn man sorgfältig hinguckt, kann man ihre Spuren im Alltagsleben der Menschen verfolgen.

Natürlich ist es spannend zu lesen, wie und warum Kriege ausbrechen und enden, warum dieser König oder jene Königin ihren Thron verloren hat, wie ein großartiger Wissenschaftler eine großartige Maschine erfunden hat oder eine Künstlerin eine völlig neue Ausdrucksform. Für mich ist aber das Alltagsleben genauso interessant. Vielleicht sogar noch interessanter. Was haben die Menschen gegessen und getrunken? Was hatten sie an? Womit haben sie ihre Zeit verbracht? Worüber haben sie gesprochen? Vor wem oder was hatten sie Angst? Wen haben sie geliebt? Was hat sie veranlasst, morgens aufzustehen?

Und im Geist solch einer persönlichen Geschichtsschreibung … hier ein bisschen über mich:

Ich heiße Billy Schmidt. Ich bin vierzehn Jahre und elf Monate alt. Ich lebe mit meinen Eltern, meinen zwei älteren Schwestern und meiner Großma Nancy in London. Unsere Wohnung ist klein, aber groß genug für uns sechs. Wir leben mit 25 000 Nachbarn in einem City Tower. Hier gibt es auf kurze Entfernung alles Lebenswichtige: Läden, ein Fitnessstudio und einen Marktplatz. Alles wird zu hundert Prozent recycelt.

Und das ist mein typischer Tagesablauf: Ich wache morgens um neun Uhr von dem Geräusch von Cook930 auf, der das Frühstück zubereitet. Meistens esse ich etwas Obst (aus einem lokalen Super-Treibhaus) und einen Carb-Riegel (Reis oder Soja). Die Schule beginnt um zehn Uhr. Ich kann gar nicht glauben, dass meine Eltern um acht Uhr morgens oder noch früher zur Schule mussten. Mein Gehirn beginnt erst um zehn langsam zu funktionieren.

Das Mittagsessen zu Hause wird wieder von Cook930 zubereitet (Salat im Sommer, Suppe im Winter). Nach dem Mittagessen erledige ich meine Gemeindearbeit. Zur Zeit bedeutet das, dass ich Kindern unserer Grundschule Geschichten vorlese. Natürlich wird der meiste Unterricht von einem Robotlehrer gegeben, was den Vorteil hat, dass er für jeden Schüler den individualisierten Lehrstoff bereithält. Aber Menschen können natürlich etwas vermitteln, was Roboter nicht können. Humor zum Beispiel. Oder Körperkontakt. Ich bin gern bei den kleinen Kindern. Ich kann mir vorstellen, dass ich später in der Erziehungsverwaltung arbeiten werde. Aber bis dahin sind es noch viele Jahre. Zuerst muss ich meine Schulpflichtjahre absolvieren, und danach noch drei Jahre Sozialdienst. Dann werde ich schon siebenundzwanzig Jahre alt sein.

Nach der Schule gehe ich mit meinen Freund:innen ins Fitnessstudio. Mein Lieblingstag ist der Mittwoch, denn dann steht das Fahrrad, das mir zugewiesen worden ist, vor einem Fenster, und ich kann das Biodiversitätsgebiet vor der Stadt sehen. Gerne gehen wir auch in das City-Tower-Kino.

Am Abend esse ich mit meiner Familie in der Volkskantine. Sie ist nicht weit von unserer Wohnung. Wenn ich mich genügend bewegt habe, gönne ich mir einen Nachtisch. Am liebsten mag ich eines der neuen Insta-Eiscremes. Die gibt es erst seit letztem Jahr, und was ich gut finde, ist, dass ich Geschmack, Textur und Form selbst gestalten kann. (Gestern Abend sah mein Insta-Eis aus wie mein Cousin. Ich musste lachen, als ich ihm die Nase abgebissen habe.) Gegen elf Uhr sind wir gewöhnlich wieder zu Hause.

Ich gucke mir dann vielleicht eine Stunde lang einen Film an. Jetzt bin ich gerade verrückt nach einer Krimiserie, die in den 2010er Jahren spielt, als die Staatsanwaltschaft sich noch auf menschliche Detektive verlassen musste, um Verbrecher zu überführen. Ich muss oft laut losschreien, wenn sie die offenkundigen Beweise nicht sehen. Und wenn die Kriminalbeamt:innen ohne einen forensischen Schutzanzug den Tatort betreten, muss ich laut lachen! Was die sich damals wohl gedacht haben? Natürlich werden sie den Tatort kontaminieren! Ach ja, die gute alte Zeit!

Future History 2050

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