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05.10.2013: Die Ideen des Nerz

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Egmont Sträuber saß mal wieder in der Bayerischen Staatskanzlei und schimpfte vor sich hin: "Diese blöde Gerkel! Nur weil die mich auflaufen hat lassen, stehe ich jetzt da wie der letzte Depp, mußte vor meinen eigenen Fraktionshanswurschten Abbitte leisten und wurde zum Verlierer des Jahres 2005 gekürt. Eine Ungeheuerlichkeit sondergleichen! Aber die werden sich noch umschauen dort droben in Berlin, denn wenn die meinen, daß ich jetzt buchstäblich weg vom Fenster wäre, dann haben sich die aber schwer geschnitten." Das waren ausgesprochene Drohungen, die der gute Mann nicht ohne Grund von sich gab, denn das Brüllen des bayerischen Löwen war doch wesentlich leiser geworden. In Berlin regierten Feehoffer und Glas als Minister im Bundeskabinett mit; irgendwie schon auch eine besondere Ironie der Geschichte, daß sowohl Gerkel als auch Sträuber ihren Willen durchgesetzt hatten. Andrea hatte unbedingt Glas als Minister haben wollen, um Feehoffer zu verhindern, Sträuber dagegen hatte auf Feehoffer gepocht gehabt. Durch seinen eigenen Rückzug saßen nun Beide als Minister in Berlin, von daher hatte es, was die Personalgeschichte anging, ein Remis zwischen Egi und Angie gegeben. Zugegeben, man könnte das als Schattenboxkämpfe abtun und darauf verweisen, daß es sich bei CDU und CSU um Schwesterparteien handelte, die zusammen gegen den politischen Gegner agierten, doch in Wirklichkeit war es natürlich so wie in jeder Familie: Selbstverständlich achtete die kleinere Schwester immer ganz stark darauf, nicht benachteiligt zu werden und so war es auch in jenem Fall. Wir befanden uns im Jahre 2006, Ende März um genau zu sein und in Deutschland hatten am vorangegangenen Wochenende sage und schreibe drei Landtagswahlen stattgefunden gehabt. Sträuber für seinen Teil hatte das Ganze wie immer mit Interesse beobachtet gehabt und ließ sein CSU-Präsidium in einem seiner äußerst beliebten Kurzvorträge Folgendes wissen: "Wir von der Union können durchaus zufrieden sein. Die CDU in Baden-Württemberg hätte beinahe die absolute Mehrheit der Sitze im Landtag erreicht, ein tolles Ergebnis für unseren Freund Harald Froettinger. Unsere Südschiene wird deshalb natürlich auch weiterhin Bestand haben und unsere beiden Länder werden die Lokomotiven für Deutschland sein, so wie es in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch gewesen ist. Die SPD ist brutal abgestraft worden, wofür weiß ich jetzt auch nicht so genau, auf jeden Fall sind die Sozen drüben meilenweit von der Regierungsübernahme entfernt, genauso wie bei uns hier halt." Gelächter kam auf. "Ruhe! Ich möchte noch darauf hinweisen, daß es für uns von der CSU natürlich schon auch wichtig war, daß die CDU im Ländle weiterhin einen Koalitionspartner braucht, sonst hätten sich unsere Freunde in der Union am Ende gar noch eingebildet, sie würden mit uns auf einer Stufe stehen. Das können sie natürlich vergessen, denn die Partei der absoluten Mehrheiten in Europa war, ist und bleibt die CSU." Beifall kam auf. "Gut, daß die FDP und die Grünen drüben zugelegt haben, das spielt für uns jetzt keine große Rolle, Froettinger wird definitiv weiter mit den Liberalen koalieren, nur gut, daß es bei uns so was nicht gibt und auch nie geben wird, denn bei uns hier in Bayern kommt die FDP nicht mal in den Landtag, die wird hier einfach nicht gebraucht, denn die Partei, welche die Wirtschaft in Schwung bringt und hält, ist selbstverständlich unsere CSU." Zustimmendes Nicken war zu sehen. "Genug dazu. In Rheinland-Pfalz hat es für unsere Freunde von der CDU leider nicht gereicht, ganz im Gegenteil. Der absolute Supergau ist eingetreten, denn weil die blöden Grünen die Fünf-Prozent-Hürde nicht übersprungen haben, kann der dicke Pfälzer, damit meine ich jetzt nicht unseren geschätzten Altbundeskanzler Fohl, sondern Bert Kuck, in Zukunft allein regieren. Die CDU und die FDP sind in der Opposition gelandet, kein wirklich erfreuliches Ergebnis. Aber in Rheinland-Pfalz hat das leider schon eine jahrelange Tradition und wenn ich mir das Spitzenpersonal von der CDU dort so anschaue, dann wundert mich das kein bißchen." Sträuber schwieg für einen Moment, den der Eine oder Andere für ein kurzes Gähnen oder einen unauffälligen Blick auf die Uhr nutzte, während sich Meister Ege einen Schluck Wasser gegönnt hatte. "Keine Sorge, meine lieben Freunde, ich bin gleich fertig. In Sachsen-Anhalt wird es zukünftig eine Große Koalition unter CDU-Führung geben, was wir von der CSU ausdrücklich begrüßen, denn auf rot-rote Experimente darf und sollte man sich dort nicht einlassen. Die FDP wurde dort richtiggehend zerlegt, da sollten sich die Liberalen auch mal so ihre Gedanken machen, aber das ist jetzt ganz bestimmt nicht unser Problem. Gut, das zu den Wahlergebnissen, was bedeuten sie aber für unsere Große Koalition im Bund?" Sträuber schaute fragend in die Runde. Keiner traute sich eine Antwort zu geben, weil eh klar war, daß der Chef ohnehin alles besser wußte, weshalb man ihn einfach weiter labern ließ. "Die CDU und die SPD haben insgesamt betrachtet durchwachsene Ergebnisse erzielt, anscheinend hat sich keine der beiden Parteien in der Koalition in Berlin sonderlich oder außerordentlich profilieren können und das hat für die zukünftigen Landtagswahlen einen großen Vorteil." Alle horchten auf, bis auf jene, die schon längst abgeschaltet hatten und deshalb auf ihren Handys herumspielten. "Die Landtagswahlen werden, solange in Berlin CDU und SPD gemeinsam regieren, richtige Landtagswahlen sein und keine Abrechnung für Regierungshandeln in Berlin, eben weil wir Schwarzen und die Roten dort zusammenarbeiten. Es gibt also die erfreuliche Aussicht, daß in den nächsten Jahren überwiegend die landespolitische Komponente bei den Landtagswahlen die Hauptrolle spielen wird und das ist natürlich sehr zu begrüßen." Sträuber hatte fertig, ließ den huldvollen Beifall noch schnell über sich ergehen und verschwand danach eilig. "Was hat er jetzt eigentlich gsagt?" wollte ein CSU-Führungsmann von seinem Kollegen wissen. "Daß wir 2008 unser blaues Wunder erleben werden", antwortete jener. "Echt? Das hat sich aber für mich gar nicht so angehört." "Tja, man muß halt auch zwischen den Zeilen zuhören können." "Angeber." "Meinst jetzt mich oder den Sträuber?" "Beide."

Es war Mitte April, als Egmont Sträuber mal wieder unruhig sowie mißmutig durch sein Haus in Golfradshausen tigerte. "Was ist denn jetzt schon wieder, Egmont?" wollte seine Frau ein wenig indigniert von ihm wissen. "Ach, die blöde Süddeutsche macht wieder Stimmung gegen uns", beschwerte er sich. "Aber das ist doch immer so." "Nein, da gibt es schon Unterschiede. Zwar liegt die Süddeutsche Zeitung nicht auf einer Linie mit der CSU-Politik, aber wenn wir etwas Richtiges gut machen, dann werden wir von ihr durchaus mal gelobt. Aber jetzt tun die so, als ob wir den Sieg oder den Vorsprung, den wir uns in den vergangenen zweieinhalb Jahren erarbeitet haben, nur noch verwalten wollten." "Ist es denn nicht so?" "Ich würde ja weiter reformieren wenn ich könnte, aber die blöden Deppen in der Fraktion machen nicht mehr mit. Auf einmal begehrt das Stimmvieh auf und will mitreden, also beim Braus hätte es so etwas nicht gegeben." "Vielleicht bist ihnen einfach nur a bissal zu schnell." "Ach was! Das sind Lahmärsche! Konservativ sein heißt an der Spitze des Fortschritts zu marschieren und nicht die Hände vor den Bierbauch zu legen und nichts verändern zu wollen." "Aber Ihr habt doch in den letzten Jahren eh schon genug verändert." "Ja, aber das muß man auch machen, wenn das Land krisenfest für die Zukunft werden soll. Mit einer Zweidrittelmehrheit im Rücken kann man natürlich viel gestalten und anpacken, aber seit die Bremser und Blockierer in der Fraktion das Sagen haben, kann man das alles getrost vergessen." "Abwarten, vielleicht kommen schon bald wieder bessere Zeiten." "Das ist leider nicht zu erwarten. Diese Kleingeister bekommen ein bißchen Druck von der Basis und unseren Wählern und schon knicken sie ein, das sind Feiglinge, die den Leuten nur nach dem Mund reden." "Aber wenigstens versprechen die den Leuten nicht vor der Wahl das Gegenteil von dem, was sie dann nach der Wahl machen." "War das jetzt gegen den Schräder oder gegen mich gerichtet?" Egi fixierte seine "Muschi" mit einem strengen Blick. "Das kannst Du Dir aussuchen." "Also gegen den Schräder. Ja, da hast Du natürlich Recht, das waren schwere politische und moralische Fehler von dem." Sie schaute ihn skeptisch an. "Ja, ich gebe zu, ich habe den Leuten auch viel versprochen, was ich danach nicht eingehalten habe und wenn schon? Ich wollte denen ihre Stimme und nachdem der Schräder mit dem Wahlbetrug durchgekommen war, da dachte ich mir: Probierst es halt auch mal. Hat schließlich hervorragend funktioniert, das Ganze." "Ihr werdet Eure Quittung dafür 2008 schon bekommen." "Das glaube ich auf gar keinen Fall. Die Süddeutsche stänkert zwar immer mal wieder gerne gegen die CSU, aber am liebsten zieht sie über die SPD her und mit der Kritik an der trifft sie immer voll ins Schwarze. Dadurch, daß wir mit denen in Berlin zusammen regieren, können die uns nicht angreifen, deswegen werden die bei der Landtagswahl 2008 auch nicht von unseren Fehlern profitieren. Außerdem sind wir von der CSU politisch so weit von der bayerischen SPD entfernt, daß es da kaum Wähler geben dürfte, die von uns zu denen überlaufen." "Mag sein, aber da gibt es ja auch noch die Freien Wähler und die FDP." "Aber Kathrin, die kann man doch überhaupt nicht ernst nehmen. Selbst wenn die in den Landtag kämen, dann würden sie, genauso wie alle anderen Parteien außer die CSU, natürlich in der Opposition landen." "Ihr seid Euch Eurer Sache aber immer ganz schön sicher und glaubt, Ihr könnt Euch alles erlauben." "Aber selbstverständlich, denn wir von der CSU sind die einzig wahre und echte Bayernpartei und das wissen die Wähler im Freistaat auch." "Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen." "Genau so ist es."

Es war im September, ziemlich genau ein Jahr nach der vorgezogenen Bundestagswahl, als in Berlin ein neues Abgeordnetenhaus und in Mecklenburg-Vorpommern ein neuer Landtag gewählt wurden. Egmont Sträuber hatte selbstredend auch dazu seinen Senf dazu zu geben, in dem Fall durften, beziehungsweise mußten, sich Zuber, Blackschein, Öder und Kehrmann das Geschwafel ihres Chefs anhören. "Diese schwulen Kommunisten in Berlin! Wird das denn nie ein Ende nehmen? Jetzt hat doch der Pobereit schon wieder die Wahl gewonnen und wird Regierender Bürgermeister bleiben. Aber das war ja auch kein Wunder, wenn bei der CDU der Friedrich Flüger antritt. Der holt für seine Partei gerade mal gut 21 Prozent der Wählerstimmen und behauptet danach tatsächlich allen Ernstes, die CDU wäre wieder da. Also da fehlen mir doch wirklich die Worte!" empörte sich Sträuber. "Na dann halt halt den Mund", werden sich die Anderen womöglich gedacht haben, auszusprechen wagte sich so eine Majestätsbeleidigung natürlich niemand von ihnen. "Wenigstens ist diese schreckliche Linkspartei ordentlich rasiert worden, aber es reicht leider immer noch für ein rot-rotes Bündnis und ich traue mich wetten, daß diese schwulen Kommunisten dort einfach so weiter regieren werden, als wäre nichts geschehen." Betroffenes, zustimmendes Nicken der anderen Anwesenden. "Und im Nordosten sieht es auch nicht besser aus." "Mecklenburg - das kann schon mal Vorpommern", versuchte sich Blackschein mit einem Scherz. Die Anderen lachten, nur Sträuber hatte natürlich mal wieder nicht zugehört, denn so etwas hatte er selbstverständlich überhaupt nicht nötig. "Ja, da marschiert jetzt die NPD in den Landtag von Meck-Pomm ein und alle erschrecken, regen sich auf und fragen: Wie kann das nur sein? Das kann ich Euch sagen: Weil dort die SPD mit den Kommunisten regiert, da ist es nämlich kein Wunder, daß dann auf einmal die Nationalisten auch im Parlament sitzen, denn die Extremen ziehen sich bekanntlich gegenseitig an", dozierte Sträuber. "Manchmal auch auf oder aus", flüsterte Kehrmann und die Anderen grinsten. "Ja, warum haben wir zum Beispiel hier in Bayern kein Problem mit den Rechtsradikalen?" fragte Sträuber in die Runde. "Weil wir selber recht radikal sind, was unsere Ausländerpolitik betrifft", hätte man an jener Stelle gerne eingeworfen, doch das tat, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, keiner der Anwesenden. "Weil unsere CSU mit ihrem außerordentlich erfolgreichen Ministerpräsidenten und ihrem großartigen Innenminister Blackschein es erst gar nicht zuläßt, daß sich die Neonazis an den Stammtischen breitmachen. Rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben, das hat schon Hans Werner Braus gesagt und daran hat sich bis heute nichts geändert." Alle nickten zustimmend. "Also, es wird wahrscheinlich sowohl in Berlin als auch in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin ein rot-rotes Bündnis geben und wir dürfen diese Schmuddelkinder dann wieder durchfüttern im Länderfinanzausgleich. Das ist auch so eine spezifisch deutsche Ungerechtigkeit, daß die erfolgreichen Länder die faulen und unfähigen mitfinanzieren müssen. Der Lowereit stellt sich hin und läßt sich feiern und wählen für Dinge, die er mit unserem Geld finanziert!" entrüstete sich Sträuber. Danach verzog er sich in sein Büro, denn er hatte sich genug aufgeregt.

Aber es sollte alles noch viel schlimmer kommen für den bedeutendsten bayerischen Politiker nach HWB. "Die sind doch alle nicht mehr ganz richtig im Kopf! Was wollen mir diese Frankenbeutel anhängen?" schrie Sträuber voller Wut. "Ach, die sind immer noch sauer darüber, daß Du nicht nach Berlin gegangen bist. Die hatten sich schon so darauf gefreut, daß ihr Gunnar Blackschein endlich Ministerpräsident wird", bemerkte sein Intimus Nick Dröhnberger. "Die sollen sich mal nicht so haben, daran ist schließlich einzig und allein die Gerkel schuld. Und vielleicht noch ein kleines bißchen die SPD." Dröhnberger schaute seinen Chef fragend an. "Na das ist doch ganz klar: Wenn die Genossen den Mützewirsing nicht dazu gebracht hätten hinzuschmeißen, dann hätte ich keine gute Ausrede gehabt und trotz allem als Minister nach Berlin gehen müssen." Nick nickte verstehend. "So, jetzt aber wieder zurück in die Gegenwart: Was ist da überhaupt los in Franken? Wer ist eigentlich diese Mauli?" "Eine Landrätin aus Fürth, die sitzt übrigens auch im Vorstand unserer Partei." "Tatsächlich? Gut zu wissen, die ist mir noch gar nicht aufgefallen. Die will sich wohl jetzt wichtig machen, indem sie eine Mitgliederbefragung fordert, die entscheiden soll, wer 2008 als Spitzenkandidat für die CSU antritt. Die hat sie wohl nicht mehr alle! Ich regiere so oft und so lange wie es mir paßt. Was glaubt die eigentlich wer sie ist?" "Na ja, es gab da seit dem Rückzieher mit Berlin schon die eine oder andere kritische Stimme", gab Dröhnberger zu bedenken. "Papperlapapp! Das sind doch alles Dauernörgler, die schimpfen immer über irgendwas. Wenn der Baigel und der Lauter ihren Müll von sich geben, dann kann ich das doch wohl nun wirklich nicht ernst nehmen; es weiß doch schließlich jeder, daß die persönliche Avancen, äh, Aversionen gegen mich hegen." "Das stimmt natürlich, Chef." "Na also, damit wäre das auch geklärt. Du hast doch gute Verbindungen nach Franken. Ruf dort doch mal einen Deiner Spezis an und frag ihn, was mit der Mauli los ist! Erkundige Dich nach ihrem Privatleben und nach ihrem Alkoholkonsum, ich muß alles über diese Frau wissen. Schließlich hat man seine Feinde gut zu kennen, wenn man sie besiegen will und Wissen ist bekanntlich Macht." Sträuber ging und Dröhnberger machte sich an die Arbeit.

Wochen später kam alles raus und in der Presse gab es einen großen Aufschrei, von wegen Spitzel-Affäre und so. Die CSU-Spitze versuchte vergeblich, alles herunterzuspielen, doch das gelang nicht. Der Unmut an der Basis wuchs beträchtlich, ja beinahe stündlich. Sträuber hatte Blackschein, Öder und Kehrmann zu sich zitiert, um ihnen den Kopf zu waschen. "Was ist denn da los bei Euch in Franken? Wieso habt Ihr Vollidioten Euren Laden dort nicht im Griff?" fragte er verärgert. "Ach, das sind nur die Stimmen von ein paar Außenseitern in der Partei", wiegelte Öder ab. "Ganz genau. Ein paar Wichtigtuer wollen bekannt werden und deshalb fordern sie so einen Schwachsinn", fügte Blackschein hinzu. Man brauchte nicht extra zu erwähnen, daß die Herren ein wenig zitterten, denn der Zorn des Sträuber konnte jeden treffen und war gewaltig. "Und was ist das dann für ein Forum im Internet, auf dem sich angeblich alle meine Gegner tummeln und sich über mich und meine Zukunft auslassen?" forschte Egmont. "Ach, das sind doch alles Spinner, vielleicht sollten wir die vom Verfassungsschutz beobachten lassen", schlug Kehrmann vor. "Jochen, ich weiß Deine Hilfsbereitschaft wirklich zu schätzen, aber ich habe bereits eine Spitzel-Affäre am Hals. So was Blödes, jetzt mußte ich meinen lieben Nick Dröhnberger versetzen und das nur, weil da so ein Franke seinen Mund nicht halten hat können und der Mauli alles weiter erzählt hat. Was ist diese Partei bloß für ein Sauhaufen!" tobte Sträuber. Die Herren fühlten sich nicht sonderlich wohl und wollten gehen, doch da fiel Sträuber noch etwas ein. "Und was bildet sich dieser Nürnberger Bürgermeister Geselle eigentlich ein, der vor einer nochmaligen Kandidatur von mir warnt und ein Mitgliedervotum fordert?" Betreten schauten sich die drei Männer an, bevor Öder erklärte: "Das sind doch alles Einzelmeinungen, die sollte man nicht überbewerten." "Ja, aber es steht in der Süddeutschen, das lesen jetzt alle in ganz Deutschland und denken sich, was ist denn nun in Bayern schon wieder los." Sträuber holte die Zeitung hervor und las: "Der sagt doch auf Veranstaltungen tatsächlich: "Bislang haben wir mit Sträuber eine Zweidrittelmehrheit erreicht, künftig müssen wir versuchen, trotz Sträuber eine Mehrheit zu erringen" und behauptet auch noch, daß dieser Satz überall auf große Zustimmung stoßen würde. Ja spinnt Ihr in Franken jetzt komplett?" Die Männer schauten verlegen auf den Boden, Sträuber las weiter, regte sich noch mehr auf und meinte dann: "Also gut, wenn das so ist, dann müssen wir uns Anfang Januar in Wildbad Kreuth zusammensetzen und Fakten schaffen." Die Drei nickten.

Das Weihnachtsfest 2006 konnte Sträuber nicht wirklich genießen, denn immerzu beschäftigten ihn die Zeitungsberichte, in denen alle möglichen CSU-Hanseln ein Mitgliedervotum forderten, bei dem entschieden werden sollte, wer die CSU 2008 als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führt. "Die schreiben das schon ganz richtig in der Süddeutschen: Der Blackschein hat seinen Laden nicht mehr im Griff", konstatierte Sträuber am Mittagstisch. "Ach Egmont, können wir nicht mal über was Anderes als über Deine CSU reden?" erkundigte sich seine Frau leicht gelangweilt. "Es geht hier um meine Zukunft und um die Zukunft der Partei. Jeden Tag meldet sich ein weiterer unwichtiger CSU-Hanswurst zu Wort und behauptet, so könne es nicht mehr weitergehen. Und diese Mauli ist ohnehin von allen guten Geistern verlassen." "Wie kommst Du denn jetzt darauf?" "Das ist doch alles kein Zufall, sondern eine geschickt gesponnene Intrige. Der Blackschein hat der bestimmt einen Posten als Staatssekretärin oder vielleicht sogar als Ministerin versprochen, wenn sie für ihn die Drecksarbeit erledigt und mich aus dem Weg räumt." "Also Egmont, jetzt wirst Du wirklich langsam paranoid." "Du hast einfach überhaupt keine Ahnung von Politik, Kathrin. Sobald das Alphatier, in dem Fall bin ich das, ein bißchen schwächelt, kommen die anderen Parteiviecher aus ihren Löchern gekrochen und greifen an. Nicht umsonst lautet die Steigerung: Freund, Feind, Parteifreund." "Jetzt beruhige Dich doch erst mal. Vielleicht solltest Du einfach nur mal mit der Mauli reden." "Mit der gibt es nichts zu reden." "Aber die kommt doch auch zum Neujahrsempfang." "Na und? Da wird ihr kurz die Hand geschüttelt, ein Sprücherl aufgesagt und das war es dann. Was bildet sich diese Frau eigentlich ein? Ich habe für solche Kindereien keine Zeit, ich habe Wichtigeres zu tun. Scheiß Franken! Man hätte es doch vom restlichen Bayern abspalten sollen, die sind doch ohnehin alle evangelisch dort, diese ewigen Revoluzzer!" schimpfte Sträuber in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. Kathrin schmunzelte ein wenig und aß danach weiter.

"Warum sind wir nicht Weltmeister geworden? Weil unsere Spieler schon die Hosen voll hatten, als sie gegen die Italiener den Platz betraten. Und mit einer voll geschissenen Hose spielt es sich bekanntlich schwer", verkündete Sträuber am Silvesterabend im Kreise seiner Familie. Seine Kinder verdrehten die Augen, ihre Partner grinsten verlegen und Sträuber fuhr fort: "2002 hatten wir Pech, weil unser Titan im entscheidenden Moment schwächelte. Aber nun hatten wir eine WM daheim, also quasi andauernd Heimspiele und dann werden wir nur Dritter. Dabei haben wir im Viertelfinale Argentinien ausgeschaltet. Und wer wird Weltmeister? Die Italiener! Ausgerechnet die Italiener, die den mit Abstand unattraktivsten Fußball gespielt haben und sich gegen Australien mit einer Schwalbe um die Verlängerung in Unterzahl gemogelt haben. Das kann doch einfach nicht sein! In Berlin wurschtelt die Große Koalition vor sich hin, in Bayern geht es seit Wochen drunter und drüber und das alles nur, weil diese blöden Fußballer gegen Italien kein Tor geschossen haben." "Also ich sehe jetzt nicht, was da das Eine mit dem Anderen zu tun hat", gestand einer seiner Schwiegersöhne. "Aber das ist doch ganz klar: Der Sport ist das Wichtigste überhaupt. Gleich danach kommt die Wirtschaft und darauf folgt dann mit weitem Abstand die Politik. Jetzt weiß ich auch, warum der Schräder nicht die WM noch abwarten wollte, sondern schon vorher wählen hat lassen. Zum Einen natürlich, um mich als Bundeskanzler zu verhindern und weil ihm schon klar war, daß die Deutschen nicht Fußballweltmeister werden würden." "Also das ist doch jetzt wirklich an den Haaren herbeigezogen", glaubte sein anderer Schwiegersohn. "Aber ganz und gar nicht. Der Fohl wurde 1998 abgewählt, weil Deutschland schon gegen Kroatien rausgeflogen ist, 1990 wurde er wiedergewählt, weil wir Weltmeister geworden waren." "Und was war dann 1986 und 1994?" wollte sein Sohn Dennis wissen. "1986 kamen wir bis ins Finale und dort hatten wir ein Torwartproblem, damit konnten die Leute leben, außerdem fand die Wahl erst 1987 statt, da hatten sie das Ganze schon wieder vergessen. Außerdem wird ein Kanzler nach seiner ersten Amtsperiode fast immer noch einmal gewählt, das ist in Amerika ja auch so. 1994 wäre der Fohl schon fällig gewesen, aber da hat ihn der Paarping gerettet. Wenn wir jetzt Weltmeister geworden wären, dann hätte die Euphorie im Land vier Jahre lang angehalten und die Leute wären alle viel besser drauf." Na ja, dem konnte man nicht widersprechen, deshalb nickten alle und Egi war zufrieden.

Schlimmer konnte das neue Jahr für Egmont Sträuber nicht beginnen. "Sacklzefix! Jetzt muß ich auch noch mit der blöden Schnepfe reden!" entfuhr es ihm. "Ach, hast wieder einen Termin bei der Gerkel, Chef?" fiel Zuber dazu ein. "Nein, mit der blöden Mauli muß ich am 22.Januar reden. Ich weiß gar nicht, was ich zu der sagen soll." "Ach, sag ihr doch einfach, daß sie eine blöde Kuh ist und daß sie von jetzt an es Maul halten soll." "Das würd ich ja gerne, aber das geht leider nicht. Wenigstens ist mir jetzt der Torsten Feehoffer beigesprungen, nachdem der Samrauer meine Posten voneinander trennen wollte, der alte Verräter." "Ja, Hans-Peter reimt sich nicht umsonst auf Verräter. Aber dem Torsten solltest Du lieber auch nicht trauen, Chef, weil der will ja auch nur Deine Posten." "Du etwa nicht, Merlin?" "Ich, nein, aber natürlich auf gar keinen Fall, wo denkst Du hin Chef. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege." "Weiche von mir, Brutus!" "Aber Chef, ich bin doch Dein bester Mann." "Pah, das glaubst Du doch wohl selber nicht!" "Doch." "Merlin, geh jetzt! Ich muß mir Gedanken über meine und Deine Zukunft machen." "Da wär ich aber schon lieber dabei, wenn’s auch um mich geht." "Schleich Di!" So trottete Zuber von dannen.

Mitte Januar fühlte sich der große Sträubär wieder etwas besser und stärker, er hatte in Friedberg eine Rede gehalten und dafür Applaus bekommen. Klar, es waren keine Jubelstürme mehr wie früher, die Begeisterung im Parteivolk über ihn hatte schon lange nachgelassen, aber er hatte noch einen Trumpf im Ärmel. "Wer soll es denn machen außer mir? Ich bin doch der Einzige in dem Laden hier mit Kompetenz", stellte er klar. "Jawohl", bestätigte ihm der örtliche Landtagsabgeordnete. "Ich würde ja zurücktreten, wenn sich meine Nachfolger einigen könnten. Aber die haben ja schon 2005 eindrucksvoll bewiesen, daß sie es nicht hinbekommen." "Nein, die können es nicht. Außerdem stehen Sie, wie ich ja in meiner Rede bereits erwähnt habe, eigentlich voll im Saft." "Absolut richtig. Und als Sie sagten, daß die Mehrheit des Landkreises zu meiner Kandidatur steht, da gab es auch Applaus." "Sehr richtig, Herr Ministerpräsident und genau auf solche Zeichen kommt es doch an." Sträuber atmete hörbar auf und tief durch. Vielleicht gab es ja doch noch eine Möglichkeit für ihn, in seinen Ämtern zu bleiben. Jetzt mußte er nur noch die Klausur in Wildbad Kreuth unbeschadet überstehen, dann hatte er es wieder mal geschafft.

Aber am 18.Januar 2007 war dann plötzlich alles vorbei. Sträuber erklärte vor der Presse seinen Rückzug von allen Ämtern zum 30.09.2007 und sorgte damit sowohl für Erleichterung als auch für Entsetzen im Bayernland. Mit seinem Liebling Magnus Öder analysierte er das Geschehen hinter verschlossenen Türen. "Die haben mich reingelegt, alle miteinander. Erst rede ich in zwei Tagen sage und schreibe 20 Stunden lang mit diesen Fraktionsdeppen und dann erlegen die mich heimlich, still und leise. Das war ein abgekartetes Spiel vom Blackschein und vom Zuber, aber das werde ich denen noch heimzahlen!" giftete Don Egmonto. "Das sehe ich ganz genauso, Chef. Der Blackschein und der Zuber, die haben sich einfach Deine Posten aufgeteilt und tun jetzt so, als wären sie die Retter der CSU." "So ist es. Aber das wird sich der Torsten Feehoffer ja wohl hoffentlich nicht einfach so gefallen lassen. Der hat bei der ganzen Angelegenheit schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden." "Der hat doch momentan ganz andere Probleme, Chef. Seine Freundin in Berlin bekommt nämlich ein Kind von ihm." "Sauber, das haben der Blackschein und der Zuber also auch noch hingekriegt. Setzen die also einfach ein junges Ding auf den Torsten an, weil sie genau wissen, daß der da nicht widerstehen kann." Sträuber erhob sich wütend und schritt erregt hin und her. "Nein, Chef, damit haben die beiden Kurzen nichts zu tun. Wenn überhaupt, dann wäre dafür höchstens der Wenzel Reyer von der CDU verantwortlich, denn den seine Mitarbeiterin ist die Freundin vom Torsten." "Das wird ja immer schlimmer! Ich hätte es mir wirklich denken können, daß da die Gerkel dahintersteckt! Was für ein hinterhältiges Kompott, äh, Komplott! Die blöde Trulla kann den Feehoffer nicht leiden und damit der nicht CSU-Chef werden kann, was sie unbedingt verhindern will, weil er dann fast so mächtig wäre wie sie, beauftragt sie ihren ehemaligen Generalsekretär Reyer, der ja schon immer die Drecksarbeit für sie erledigt hat, den Feehoffer mit Hilfe seiner Mitarbeiterin durch schlechten, äh, Geschlechtsverkehr aus dem Verkehr zu ziehen." "Also, ich weiß nicht, Chef", wandte Öder ein. "Ruhe, Magnus, jetzt red i! Diese Hexe, die hat das alles mit dem Zuber und dem Blackschein ausbaldowert, aber das wird sie noch genauso büßen wie die beiden Polit-Zwerge. Magnus, schreib mit! Die Rache wird unser sein." "Jawohl, Chef! Aber was wird jetzt dann eigentlich aus mir?" "Da mach Dir mal keine Sorgen! Ich habe Dir einen Ministerposten gesichert, diese Kröte mußten die beiden Verräter schlucken, sonst wäre ich nicht freiwillig zurückgetreten." "Danke Chef, das werde ich Ihnen nie vergessen." "Keine Ursache, große Wirkung. Aber ich verlange dafür natürlich eine Gegenleistung. Du wirst Dich mit dem Torsten Feehoffer zusammentun und zu dritt werden wir die Kurzen aus dem Amt jagen, sobald sich die Gelegenheit dafür bietet." "Einverstanden. Aber muß es denn wirklich der Feehoffer sein, Chef?" "Wir haben keinen Anderen. Ich weiß selber, daß der Mann anstrengend und unzuverlässig ist, aber er ist der Einzige, der die Statur hat, um es den Zwergen zu zeigen. Also gut, jetzt aber hinfort mit Dir, ich habe nachzudenken und zu trauern." Öder nickte und ging, Sträuber flennte los.

Einige Tage später hatte er sich wieder im Griff, weshalb er die Gunst der Stunde nutzte und sich mit Bundesagrar- und Verbraucherschutzminister Torsten Feehoffer traf. "Das ist ja alles eine unschöne Bescherung", jammerte Sträuber. "Allerdings. Ich hätte es wissen müssen, aber der Blackschein, der hat mich so richtig übers Ohr gehauen", beschwerte sich Feehoffer. "Wie meinst Du denn das, Torsten?" "Eigentlich hatte ich mit dem vereinbart gehabt, daß er Ministerpräsident wird und ich Parteivorsitzender." "Was! Und das sagst Du mir erst jetzt?" "Aber selbstverständlich. Es ging ja bei dieser Abmachung ohnehin erst um die Zeit nach Dir." "Ach so. Aber daß jetzt schon der Geißler in der Süddeutschen unserer CSU gute Ratschläge erteilt, das ist wirklich der absolute Gipfel der Unverschämtheit." Sträuber erhob sich, zerknüllte einige Papiere und schaute Feehoffer eindringlich an. "Wir müssen uns rächen, Torsten." "Natürlich müssen wir das und das werden wir auch. Jedoch steht zu befürchten, daß Zuber die Wahl zum Parteichef gegen mich gewinnen wird." "Verdammt, warum mußtest Du mit dieser Reyermuschi anbandeln?" "Die arbeitet für den Wenzel Reyer, die ist nicht mit dem zusammen." "Das weiß ich doch auch. Aber das paßt mir jetzt halt alles gerade überhaupt nicht ins Konzept." "Das weiß ich auch, trotzdem werden wir unsere Rache bekommen. Paß auf, Egmont: Die zwei Kurzen werden als Tandem in die nächste Landtagswahl gehen und nachdem Du mit Deinen über 60 Prozent die Meßlatte so hoch gelegt hast, werden sie grandios scheitern und dann kommt wieder unsere Zeit." "Da könntest Du Recht haben. Der Blackschein läßt sich ja mittlerweile in Nürnberg schon feiern und tritt so großspurig auf, daß einem ganz schlecht wird. Es waren übrigens 60,7 % bei der Wahl." "Besserwisser", murmelte Torsten. "Wie war das?" "Besser ist das, wenn sich die zwei Kurzen sicher fühlen, denn dann werden sie am Wahlabend ein böses Erwachen erleben." "Oh ja, darauf freue ich mich jetzt schon. Aber nach außen hin müssen wir natürlich so tun, als würden wir für die CSU kämpfen, sonst fliegt alles auf und wir bekommen mächtig Ärger." "Kein Problem, das kriegen wir hin." "Gut, Torsten, jetzt geht es mir schon wieder gleich viel besser. So machen wir das. Und in Zukunft wendest Du Dich bitte an den Magnus Öder, wenn es was zu besprechen gibt." "Muß das denn wirklich sein? Der immer mit seinen Charakterschwächen, seinem krankhaften Ehrgeiz und seinen vielen Schmutzeleien." "Ich weiß, aber ich war als Generalsekretär genauso." "Das mag sein, aber der wird immer so bleiben." "Das ist allerdings zu befürchten. Wie auch immer, er steht jedenfalls auf unserer Seite, deshalb müssen wir mit ihm zusammenarbeiten." "Na gut, was soll’s? Ministerpräsident werde ja eh ich." "Außer wenn ich es mir noch mal überlege." Beide lachten kurz auf, doch Feehoffer war gewarnt. Der Alte hatte gesprochen.

"Mensch, Egmont, so fröhlich und ausgelassen kenne ich Dich ja überhaupt nicht", gab Kathrin Sträuber am letzten Februarwochenende 2007 zu. "Ach Muschi, es war einfach herrlich beim Politischen Aschermittwoch in Passau. Die Leute haben mich stundenlang gefeiert, ich durfte drei Stunden lang reden und alle haben zugehört, weil sie geglaubt haben, das wäre meine letzte Rede beim Politischen Aschermittwoch und dann haben sie "Mauli raus!" gerufen und ich habe sie gewähren lassen, denn es hat tatsächlich funktioniert, die Sicherheitsleute haben die blöde Mauli rausgeschafft, es war phantastisch!" schwärmte Meister Ege. "Die arme Frau, die hat es aber auch nicht leicht in Eurem Männerverein", entfuhr es seiner Gattin. "Die hat uns doch diese ganze Chose eingebrockt mit ihrer Selbstdarstellung in den Medien. Mit der brauchst Du wirklich kein Mitleid haben, das hat die wahrlich nicht verdient, dieses durchtriebene Weibstück." "Wie Du über die redest, dabei kennst Du die doch gar nicht. Oder war das etwa Deine frühere Geliebte, die jetzt aus Enttäuschung darüber, daß Du sie verlassen hast, Deinen Rücktritt gefordert hat?" "Sehr witzig, Kathrin, wirklich sehr witzig. Am Schluß habe ich dem Blackschein und dem Zuber noch Angst gemacht, indem ich erklärte: "Auf ein Neues! Ich hab ja gesagt: Ich bin nicht weg!" Da haben die zwei Kurzen einen ganz schönen Schrecken bekommen, diese Verräter." "Jetzt zieh doch nicht dauernd so über den Gunnar und den Merlin her! Früher hast Du die immer ganz laut und ständig gelobt." "Ja, als sie noch schön brav das gemacht haben, was ich ihnen aufgetragen hatte. Aber etwas Gutes hat diese Rücktrittsgeschichte dann doch." "Was denn? Daß Du mehr Zeit mit mir und unseren Enkelkindern verbringen kannst?" "Ach was, so ein Quatsch! Die und Dich sehe ich ohnehin oft genug. Nein, dadurch daß es jetzt vorbei ist, habe ich mich am 22.Januar nicht mit der blöden Mauli treffen müssen, wenigstens das ist mir erspart geblieben." Egmont grinste und Kathrin ging weg. Plötzlich kehrte sie noch einmal zurück und sprach: "Ich war übrigens mit dabei gewesen in Passau, Du brauchst nicht immer so zu tun und zu erzählen, als ob ich das alles nicht auch miterlebt hätte." "Ja, schon, das weiß ich doch, aber ich freue mich halt immer noch so darüber und außer Dir hört mir inzwischen fast niemand mehr zu." Er schaute sie betrübt an und sie grinste.

Öder, Feehoffer und Sträuber saßen zusammen im Zwirberlstüberl des Ministerpräsidenten. "Also heuer tun mir die Drehbuchschreiber für das Singspiel auf dem Nockherberg richtig Leid. Die können das, was wir in den letzten Monaten veranstaltet haben, mit ihrer Satire auf keinen Fall topen", behauptete Feehoffer. "Das ist wohl wahr. Aber ich freue mich trotzdem darauf, zum letzten Mal dort als Ministerpräsident auftreten zu dürfen. Schade finde ich es nur für mein Double, den Berchenlerg. Der muß jetzt auch aufhören, obwohl der ja gar nicht gestürzt worden ist", erwähnte Sträuber. "Na ja, vielleicht finden die für den ja auch eine andere Aufgabe. Jedenfalls bin ich froh darüber, daß ich dieses Mal nicht so arg derbleckt werden dürfte wie sonst", gestand Öder. Die beiden Anderen schauten ihn fragend an und warfen sich dann wissende Blicke zu. "Magnus, gibt es da etwas, das Du uns beichten möchtest? Hast Du Dich etwa bei den Drehbuchschreibern und beim Bruder Barnabas eingeschleimt?" "Nein, das nicht, außerdem ist der Django Asül ja ein Niederbayer, der mag leider keine Franken und der wird mich garantiert nicht verschonen. Aber im Singspiel, da habt ja Ihr Beide und der Blackschein sowie der Zuber die tragenden Rollen dieses Mal." "Ich habe immer die tragende Rolle, aber was die Anderen betrifft, da dürftest Du wohl Recht haben. Gut, genug Small-Talk für heute, kümmern wir uns jetzt lieber um unsere Verschwörung gegen die beiden Verräter." Danach wurde ein Plan aufgestellt, wie man Blackschein und Zuber stürzen würde können, ohne dabei Bayern in das Unglück einer Regierung unter SPD-Führung zu stürzen. Sie beratschlagten viele Stunden lang, das Gespräch war selbstverständlich geheim, doch als sie nach getaner Arbeit auseinandergingen, hatte jeder von ihnen ein zufriedenes Grinsen auf dem eigenen Gesicht. Ente.

Mythos, Pathos und Ethos

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