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Es war Samstagmorgen, aber für das Ermittlungsteam gab es kein erholsames Wochenende. Da der Mörder mehr als eine Woche Vorsprung hatte und konkrete Hinweise fehlten, hatten sie viel Arbeit vor sich. Außerdem saßen ihnen ständig die Medien im Nacken. Oskar Kärnlund verbrachte die Hälfte seiner Arbeitszeit damit, die Fragen der Journalisten abzuwehren. Mangels Einzelheiten über den Mord hatten Zeitungen, Radio und Fernsehen Wiljam Åkessons Hintergrund ausführlich beleuchtet. Die Abendzeitungen brachten fantasievolle Spekulationen, die anonymen Quellen entsprangen. Einer der Artikel handelte davon, wie rigoros Wiljam Åkesson die sozialen Ausgaben der Gemeinde beschnitten hatte; es folgten Mutmaßungen, dass es sich um einen Racheakt von jemandem handelte, der in diesen Wahlzeiten die Minimierung der existenzerhaltenden Sozialbeiträge anprangern wollte. Ministerpräsident Göran Persson sprach von der steigenden Kriminalität im Land. Mehrere Artikel beschäftigten sich mit Elina Wiik und berichteten, auf welch ungewöhnliche Art sie ihren letzten Mordfall gelöst hatte.

Elina bemerkte, dass sich manchmal Leute auf der Straße nach ihr umdrehten. Das gefiel ihr nicht.

Um elf wollte sich das Team im Präsidium versammeln. Elina war schon um halb sieben auf; sie hatte beschlossen, jeden Morgen eine lange Trainingsrunde zu laufen. Dass sie Karate beherrschte, hatte ihr einmal das Leben gerettet, und sie wollte ihre Kondition auf keinen Fall verlieren. Auch betrachtete sie ihren schwarzen Gürtel als Herausforderung.

Vor der Besprechung wollte sie sich überdies auf einen schnellen Imbiss mit Susanne, ihrer besten Freundin, treffen. Äußerlich waren sie sehr gegensätzlich, wesensmäßig einander jedoch sehr ähnlich. Susanne war Rechtsanwältin und Mutter von Elinas Patenkind Emilie.

Kurz vor zehn betrat Elina »Brogården« an der Storagatan. Sie bestellte einen Cappuccino und ein Schinkenbrot mit Senf. Sie hatte sich gerade gesetzt, als auch schon Susanne hereinkam, das blonde Haar zu einem unordentlichen Knoten aufgesteckt.

»Die Prinzessin der Medien«, sagte sie mit einem aufgesetzten Lächeln.

»Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es ist, sich die Autogrammjäger vom Leib zu halten«, antwortete Elina.

»Du bist hübsch auf den Fotos. Besonders auf dem in Expressen, wo du unter der Absperrung hindurchgehst. Dein Hinterteil kommt dabei sehr gut zur Geltung.«

»Na wunderbar«, sagte Elina mit einer Grimasse.

Susanne nahm einen Kaffee und setzte sich ihr gegenüber. Sie hatten die Ecke des Lokals allein für sich.

»Erzähl mal«, sagte Susanne. »Alle reden von dem Mord. Jeder in der Kanzlei macht sich Hoffnung, den Mörder vor Gericht verteidigen zu dürfen. Ich werde es bestimmt nicht tun, du kannst mir also alles erzählen, was du weißt. Über meine Lippen wird nichts kommen.«

Sie kniff zur Demonstration den Mund zusammen, lächelte und beugte sich vor.

»Ich wünschte, ich hätte was zu erzählen«, sagte Elina. »Aber es gibt fast nichts. Wir haben nicht die geringste Spur, wenn ich ehrlich sein soll. Wir verhören Leute in seiner Umgebung, es scheint jedoch nirgendwohin zu führen.«

»Gar nichts?«

»Nein ... aber da ist etwas, das mir nicht aus dem Kopf geht. Ein Detail, das eigentlich gar nicht besonders auffällig ist.«

»Wieder die viel beschriebene Wiiksche Intuition?«

»Ja, vielleicht. Vermutlich ist es nichts, aber wir haben bei Åkesson ein altes Foto gefunden. Darauf sitzt er zusammen mit einem anderen jungen Mann auf einer Couch. Nichts Besonderes, vergleichbare Bilder findet man wahrscheinlich bei jedermann.«

»Aber?«

»Es war das einzige Foto aus seinen jungen Jahren, abgesehen von Bildern der Familie. Es wich von einem Muster ab, falls du verstehst, was ich meine. Ich frage mich, warum er ausgerechnet das aufbewahrt hat.«

»Vielleicht ist es einfach nur liegen geblieben.«

»Trotzdem frage ich mich, warum es nicht mehr Bilder dieser Art gibt? Mir kommt es wie eine bewusste Entscheidung vor, ausgerechnet das zu behalten.«

»Weißt du, wer der andere Mann auf dem Bild ist?«

»Nein, aber ich bin heute Nachmittag mit Åkessons Exfrau verabredet. Ich werde sie fragen. Vielleicht weiß sie es.«

»Aber warum sollte das Foto mit dem Mord zu tun haben?«

»Bislang habe ich dafür keinerlei Erklärung. John Rosén glaubt, dass der Mord mit der jüngsten Vergangenheit Åkessons zusammenhängt. Vermutlich hat er Recht.«

»Gut aussehend, dieser John Rosén«, sagte Susanne, »den Bildern nach zu urteilen.«

»Er ist jedenfalls der charmanteste Mann bei der Polizei«, sagte Elina. »Aber die Konkurrenz ist auch nicht besonders groß.«

»Wie alt ist er? Ist er verheiratet?«

»Um die fünfundvierzig, vermute ich. Ich habe keine Ahnung, ob er verheiratet ist. Jedenfalls trägt er keinen Ring.«

»Das ist dir also aufgefallen?«

Elina lachte.

»So was sieht jeder Single. Das weißt du doch.«

»Und sonst? Du weißt, was ich meine.«

»Martin schickt mir immer noch Mails. Ich antworte nicht. Mit anderen Worten, alles wie gehabt. Und wie geht es meinem kleinen Liebling?«

»Emilie ist einfach wunderbar. Ständig lernt sie was dazu und kann nicht aufhören zu plappern, wenn sie ein neues Wort gelernt hat. Johan ist hin und weg von ihr.«

»Du hast es gut«, sagte Elina seufzend.

Eine halbe Stunde später und nach zwei Tassen Kaffee erhob sich Elina.

»Susanne, ich muss gehen. Unser Ermittlungsteam hat um elf eine Besprechung und ich will mich noch etwas vorbereiten. Wir treffen uns doch bald wieder, ja?«

Erik Enquist war schon da, als Elina den Raum betrat. Er nickte leicht, sagte aber keinen Ton. Sie wusste nicht viel mehr von ihm, als dass er verheiratet war und in einem eigenen Haus in Hallstahammar wohnte.

Während sie auf die anderen warteten, musterte sie ihren Kollegen verstohlen. Würde er ihr zufällig auf der Straße begegnen, würde sie ihn wohl kaum wahrnehmen. Ergrauende kurze Haare, hängende Schultern, mittlere Größe. Vielleicht um die vierzig. Ein Mann aus dem västmanländischen Bergwerksmilieu, ein Polizist, der niemals die Stimme erhob und die Leute dennoch dazu brachte, ihm zuzuhören.

Als Rosén und Svalberg eintrafen, verteilte er vier Seiten Computerausdrucke.

»Ich habe versucht, uns einen Überblick über Åkessons politische Karriere zu verschaffen, so detailliert, wie es in dieser kurzen Zeit möglich war. Die Liste basiert auf Aussagen mehrerer Politiker und auf Zeitungsartikeln. Das File liegt in meinem PC, ich schlage also vor, dass wir die Zusammenstellung nach und nach ergänzen. Ich denke, falls der Mord einen politischen Hintergrund hat, ist es gut, sich rasch informieren zu können, was Åkesson wo und wann getan hat.«

»Könntest du uns eine kurze Zusammenfassung geben?«, fragte John Rosén.

»Ja. Er hat, bis er 1982 Gemeinderat wurde, steil Karriere gemacht. Er hätte weiterkommen können. Viele haben versucht ihn zu überreden, in den Reichstag zu gehen; aber er wollte nicht.«

»Warum nicht?«, fragte John Rosén.

»Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, meinten, er sei nicht interessiert gewesen. Er wollte lieber die Nummer eins in einer Kommune sein als die Nummer hundert auf staatspolitischer Ebene. Fast alle, die ich gefragt habe, haben dasselbe ausgesagt. Ein Mann ...«

Enquist blätterte in seinem Notizblock.

»... er heißt Karl-Axel Svensson, ein Sozialdemokrat, der im Gemeinderat sitzt, sagte aus, Åkesson habe ihm einmal im Vertrauen erzählt, er rechne nicht damit, es in der Staatspolitik besonders weit zu bringen.«

»Hat er auch gesagt, warum Åkesson das glaubte?«, fragte Elina. »Göran Persson hat ja auch als Gemeinderat in einer bedeutend kleineren Stadt als Västerås begonnen. Hätte Åkesson keine entsprechende Karriere machen können?«

»Das ist ja das Interessante«, sagte Enquist. »Karl-Axel Svensson hat ihm wohl genau dieselbe Frage gestellt – natürlich ohne den Vergleich mit Göran Persson zu ziehen. Es war vor der Wahl 1988. Svensson hat sich an die Antwort erinnert.«

»Und?«

»Ingvar Carlsson, der damals Parteivorsitzender war, hatte ihn gebeten, mit der Kandidatur bis zur nächsten Wahl zu warten, also bis 1991. Åkesson wollte nicht erklären, warum. Aber Karl-Axel Svensson hat daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass Åkesson seine Chancen für einen Aufstieg als gering betrachtete, solange Ingvar Carlsson Parteivorsitzender sein würde. Und dass er dann zu alt war, als Göran Persson den Vorsitz übernahm. «

»Wir werden wohl Ingvar Carlsson befragen müssen«, sagte John Rosén. »Machst du das, Erik?«

Erik Enquist nickte. Elina beugte sich zu ihm vor.

»Du hast gesagt, dass er bis 1982 eine steile Karriere gemacht hat. Bedeutet das auch, dass er Västerås sein ganzes Leben lang treu geblieben ist?«

»Im Großen und Ganzen ja. Ich will euch von seinem Hintergrund erzählen. Er wurde hier geboren, hat als Kind in der Emausgatan gewohnt, sein Vater war zunächst Landarbeiter und wurde dann Postangestellter. Die Mutter war Hausfrau, arbeitete aber später beim Konsum. Er begann als Fünfzehnjähriger bei Asea in der Mimerverkstaden zu arbeiten. Das war 1952. Im Jahr davor war er den Jusos beigetreten. Er wurde im Metallverein gewerkschaftlich aktiv und man vertraute ihm sehr schnell Ämter an, obwohl er noch so jung war. In den siebziger Jahren machte er Karriere bei der Gewerkschaft Metall. Auch in die Kommunalpolitik ist er frühzeitig eingestiegen, im Gemeinderat war er seit 1962 tätig.«

»Vierzig Jahre Gemeinderat«, sagte Henrik Svalberg. »Man kann nicht behaupten, er hätte keine Ausdauer gehabt.«

»Und er wurde von allen Lagern respektiert. Auch wenn er wegen der Einsparungsmaßnahmen in den neunziger Jahren ziemlich viel Gegenwind bekam.«

»Deswegen ist es ein wenig verwunderlich, dass Ingvar Carlsson seinen Weg in den Reichstag bremste«, sagte John Rosén.

»Aber du hast meine Frage nicht beantwortet, Erik«, mischte Elina sich ein. »War Åkesson ohne Unterbrechung in Västerås tätig?«

Enquist blätterte in seinem Computerausdruck.

»Fast. Im ersten Halbjahr 1962 war er Ombudsmann der Jusos in Luleå. Es war eine Vertretung, deswegen blieb er wohl nur so kurz.«

»Das erklärt den Artikel in seiner Ausschnittsammlung«, stellte Elina fest.

»Und außerdem war er mit einer internationalen Aufgabe betraut. Er war Mitglied in der Delegation einer schwedischen Entwicklungshilfeorganisation, die sich um den Wiederaufbau Vietnams nach dem Krieg kümmerte. 1976 und 1977 war er mehrere Male dort. Und einmal bereits 1972.«

Er sah von seinen Papieren auf.

»Der Krieg wurde 1975 beendet«, fügte er hinzu.

»Er war im Schwedischen Komitee für Vietnam«, sagte John Rosén. »Hatten die Besuche auch etwas damit zu tun?«

»Ja«, sagte Enquist. »Er war mehrere Jahre lang Mitglied im Vorstand des Komitees, hauptsächlich in den siebziger Jahren. Ich habe mich darüber informiert, was für eine Art Organisation das war. Die Sozialdemokraten wollten sich nicht an der FNL beteiligen, deshalb haben sie sich dieser Organisation angeschlossen. Die war allerdings schon in den fünfziger Jahren gegründet worden; eine wichtige Leitfigur war seinerzeit Gunnar Myrdal – falls ihr euch an ihn erinnert.«

»Na klar«, sagte John Rosén leise.

»Åkesson hat auch einige staatliche Aufgaben erfüllt«, fuhr Erik Enquist fort. »Aber die scheint er von zu Hause aus erledigt zu haben, also von Västerås aus – abgesehen natürlich von den Besprechungen in Stockholm.«

»Eine typische sozialdemokratische Karriere, oder was meinst du, Erik?«

»Er war wie die Politiker, die ich in Hallstammar kenne«, sagte Enquist. «Nur einflussreicher.«

»Nichts, was von dem Bild abweicht oder stört?«

»Nein, nichts. Möglicherweise nur die Tatsache, dass seine staatspolitischen Ambitionen gebremst wurden, wenn er überhaupt welche hatte. Aber das braucht nichts zu bedeuten.«

»Hast du sonst noch etwas herausbekommen?«

»Åkesson war offensichtlich ein hohes Tier in der Kommunalpolitik. Lebte nur für seinen Beruf. Und war den Aussagen nach äußerst engagiert. Er scheint kaum andere Interessen gehabt zu haben. Mit einer Ausnahme.«

»Welcher?«

»Er sang in einem Chor namens ›Die Singvögel‹ Bass. Alle wussten, dass man dienstagabends keine Besprechungen ansetzen durfte, denn da hatten die ›Singvögel‹ Probe und die wollte Åkesson auf keinen Fall versäumen.«

»Gibt es Vögel, die im Bass singen?«, fragte Svalberg.

Niemand fühlte sich genötigt zu antworten.

»Was machen wir jetzt?«, fragte Elina.

»Wir reden mit mehr Leuten«, sagte John Rosén. »Graben tiefer. Stellen noch mehr Fragen nach dem Privatleben. Überprüfen jedes Papier.«

»Könntest du alle an seinem Arbeitsplatz gespeicherten Mails lesen, Henrik?«, bat Elina. »Ich bin in einer Stunde mit Kristina Åkesson verabredet, seiner Exfrau.«

Kristina Åkesson schien im gleichen Alter zu sein wie ihr Exmann. Sie hatte feine Züge und war in Würde gealtert, fand Elina. Sie saßen in der Küche, was Elina von Vorteil schien. Die Küche war weniger formell als das vornehme Wohnzimmer. Ein Ort, an dem es sich leichter reden ließ.

»Ich bin nicht verbittert«, sagte Kristina Åkesson. »Aber die Scheidung war seinerzeit schwer für mich. Ich habe mindestens sechs Jahre gebraucht, um darüber hinwegzukommen, und dann auch nicht wieder geheiratet, hatte jedoch einen festen Freund – also nach den ersten sechs Jahren.«

»Entschuldigen Sie bitte die indiskrete Frage, aber warum haben Sie nicht wieder geheiratet?«, fragte Elina.

»Ich wollte nicht und ich möchte es auch jetzt nicht. Wiljam war mein Mann. Sven ist mein Lebensgefährte.«

»Ihre Töchter«, sagte Elina, kam aber nicht weiter, da sie schon unterbrochen wurde.

»Keine von den beiden ist mit dem Verlust des Vaters fertig geworden. Ich meine den Verlust damals, nach der Scheidung. Aber sie haben ganz unterschiedlich reagiert. Haben Sie sie getroffen?«

»Ja.«

»Annelie hat ihr ganzes Leben versucht, seine Erwartungen zu erfüllen, ohne zu verstehen, warum. Auf diese Weise wollte sie ihn zurückerobern. So interpretiere ich das jedenfalls. Elisabeth ist untergegangen. Nichts hat geholfen. Ich habe alles versucht.«

»Hat er denn in all den Jahren keinen Kontakt zu den beiden gehabt?«

»Schon, aber nur zu seinen Bedingungen. Er war ja immer beschäftigt.«

»Und Sie? Sie scheinen mit der Situation besser zurechtgekommen zu sein. Wie haben Sie das geschafft?«

»Ich war älter als die Mädchen, als es geschah. Schließlich bin ich ihre Mutter. Es war reiner Überlebensinstinkt. Allein mit zwei Kindern. Welche Wahl hatte ich denn?«

Elina betrachtete die Frau, die ihr gegenübersaß.

»Wäre es denkbar, dass sie ...«

»Nein, bestimmt nicht. Glauben Sie, Elisabeth könnte so etwas tun? Sie ist Alkoholikerin. Annelie führt ein geordnetes Leben. Auch wenn sie unglücklich ist. Nein.«

»Wer dann? Ich bitte Sie nachzudenken. Wer hatte einen Grund, Ihren Mann zu töten? Gibt es ein Ereignis in seinem Leben, das einen solchen großen Hass, einen solchen Rachegedanken auslösen konnte?«

»Ziehen Sie nicht zu rasche Schlussfolgerungen? Woher wissen Sie, dass es um Hass geht? Vielleicht steckt ein politisches Motiv dahinter. Oder ein wirtschaftliches. Menschen werden doch aus verschiedenen Gründen umgebracht. Jedenfalls in den Krimis, die ich lese.«

Elina wurde rot.

»Ja, Sie haben Recht. Ich habe keine Ahnung, welches Motiv zugrunde liegen könnte. Aber haben Sie irgendeine Idee, die uns helfen könnte, den oder die Täter zu finden?«

Kristina Åkesson stand auf und holte zwei Kaffeetassen. Sie lächelte, als sie sich wieder setzte.

»Mit Ihrer Beharrlichkeit erinnern Sie mich an die erwachsene Tochter, die ich mir immer gewünscht habe. Entschuldigen Sie, dass ich so persönlich werde. Aber Ihre Frage kann ich, fürchte ich, nicht beantworten. Wiljam und ich haben uns vor fünfundzwanzig Jahren scheiden lassen. Seitdem habe ich seinen Lebensweg nur aus der Ferne verfolgt oder anhand dessen, was ich von Annelie und Elisabeth hörte. Und vorher, nein ... mir fällt überhaupt nichts ein. Sollte ich mich doch an etwas erinnern, dann lasse ich von mir hören, das verspreche ich Ihnen. Ich werde nachdenken.«

»Sie haben nicht wieder geheiratet, Wiljam auch nicht. Wissen Sie etwas über sein Privatleben nach der Scheidung?«

»Sehr wenig. In der ersten Zeit, solange die Mädchen an den Wochenenden bei ihm waren, hatte er keine andere Frau. Ich habe ihn mit verschiedenen Frauen in der Stadt gesehen, aber ich weiß nicht, welcher Art ihr Verhältnis zu ihm war.«

»Dann habe ich nur noch zwei Fragen. Die eine muss ich routinemäßig stellen. Da Sie Krimis lesen, verstehen Sie das sicher. Was haben Sie am Mittwoch letzter Woche am Abend und in der Nacht gemacht?«

»Ich war zu Hause, mit Sven, wir haben ferngesehen. Ich kann Ihnen die Sendung nennen, die wir uns angeschaut haben, wenn Sie wollen. Dann sind wir zu Bett gegangen. Ich habe geschlafen und bin am nächsten Morgen um sechs aufgestanden.«

»Die andere Frage gilt diesem Foto«, sagte Elina und zog das Bild von Wiljam und dem unbekannten Mann hervor. »Wissen Sie, wo und wann es aufgenommen wurde und wer neben Ihrem geschiedenen Mann sitzt?«

Sie reichte Kristina Åkesson das Foto, die es aufmerksam betrachtete.

»Nein«, sagte sie. »Ich habe keine Ahnung. Diesen Mann habe ich noch nie gesehen.«

Sing wie ein Vogel - Ein Schweden-Krimi

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