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2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

 Der Roman Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull spielt am Ende des 19. Jahrhunderts, dem „Fin de Siècle“, einer Epoche des Nebeneinanders von Tradition und Avantgarde, von „Décadence“ und „Belle Époque“.

 Zu dieser Zeit wird Deutschland von Kaiser Wilhelm II. regiert. Der Adel hat die politische Macht. Die wilhelminische Gesellschaft war von einer Dominanz des Militärischen, von Gehorsam und Obrigkeitshörigkeit geprägt.

 Durch den Sieg im Krieg gegen Frankreich (1870/71) kam es in Deutschland zu einem ökonomischen Aufschwung. Von den so genannten „Gründerjahren“ profitierten vor allem (groß-)bürgerliche Gesellschaftsgruppen. Zugleich bildete sich eine starke Arbeiterbewegung, die für bessere Lebensbedingungen für breitere Teile der Gesellschaft kämpfte.

Der Sieg über Frankreich im Krieg 1870/71 wurde mit der Proklamation des Deutschen Kaisers Wilhelm I. (1797–1888, Kaiser von 1871–1888) in Versailles im Januar 1871 besiegelt. Der gewonnene Krieg verbesserte die ökonomische Situation des Reiches enorm: Das Industriegebiet und Wirtschaftszentrum Elsass-Lothringen fiel an Deutschland, außerdem musste Frankreich fünf Milliarden Francs Kriegsentschädigung zahlen. Diese Geld- und Sachleistungen gaben den Anstoß für einen Wirtschaftsboom im Deutschen Reich, die so genannten Gründerjahre. Von 1890 bis 1914 florierten Industrie und Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Der Umfang der industriellen Produktion versechsfachte sich.

Die wilhelminische Gesellschaft war von Disziplin, Obrigkeitshörigkeit und einer starken Betonung und Präsenz des Militärischen geprägt. Uniformträgern begegnete man ehrfurchtsvoll. Dass auch Bürgersöhne zur Armee eingezogen wurden, wertete den zwei- bzw. dreijährigen Militärdienst auf. Angehörige der „gebildeten Stände“, Gymnasiasten, konnten sich als so genannte „Einjährig-Freiwillige“ melden.

Das Ausland sah im Deutschen Reich eine bedrohliche Hochburg des Militarismus. Obwohl Kaiser Wilhelm II. (1859–1941, Kaiser von 1888–1918) einer Modernisierung seines Reiches gegenüber aufgeschlossen war, hatte er ein antiquiertes Verständnis seiner persönlichen Herrscherrolle mit einer ausgeprägten Vorliebe für Prunk, Orden, Aufmärsche und militärische Manöver. Nationalfeiertag war der „Sedanstag“ (Tag der Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870), der alljährlich an Schulen und auf Plätzen volksfestartig begangen wurde. An „Kaisers Geburtstag“ wurden die Städte beflaggt, und das Volk jubelte seinem Oberhaupt zu. Die Kinder trugen die modischen Matrosenuniformen.

Die rund 24.000 Personen starke Gruppe der Aristokraten und grundbesitzenden Landadeligen bestimmte das politische Geschehen im Kaiserreich maßgeblich. In Preußen galt das Dreiklassenwahlrecht, das den Bürgern nach ihrem Steueraufkommen unterschiedliche politische Mitspracherechte zuwies. Im ganzen Reich spielte der politische Katholizismus, der sich in der Zentrums-Partei organisierte, eine große Rolle.

Auf der anderen Seite prägte die erstarkende Arbeiterbewegung die innenpolitische Debatte: Im Vergleich zu dem Wohlstand der Bürger und des Adels war die Lage der Arbeiter prekär. Gewerkschaften und Sozialisten kämpften gegen das Massenelend. Die Konfrontation zwischen Arbeitern und Kapitalisten wurde durch eine Sozialgesetzgebung Ende der 1880er Jahre beruhigt.

Die Kultur der Jahrhundertwende, des „Fin de Siècle“, ist in ganz Europa von einem Nebeneinander von Tradition und Avantgarde gekennzeichnet. Die Epoche wird zugleich als Zeit des kulturellen Verfalls, als „Décadence“, wie auch als „Belle Époque“ angesehen. Sie ist geprägt von einem Schwanken zwischen Aufbruchsstimmung und diffuser Zukunftsangst, Lebensüberdruss und Weltschmerz, Faszination für Tod und Vergänglichkeit, Frivolität und Dekadenz.

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull von Thomas Mann. Königs Erläuterungen.

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