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Im August 2000 befand ich mich in einem Motelzimmer in Virginia Beach, Virginia, nahm die Yellow Pages zur Hand, wählte die Nummer des Master Sound Studios und bekam sofort dessen Besitzer, Robert Ulsh, an den Apparat. Zu Hause hatte ich das Debüt-Album der Rhythm & Blues-Sängerin Kelis stehen und darauf sensationelle Sounds vernommen, die den Wunsch in mir geweckt hatten, die Produktionsstätte dieses Wunderwerks einmal anzusehen. (Wie ich auch nach den Hörerlebnissen der Meters das Sea-Saint Studio in New Orleans hatte besichtigen müssen.) Die Neptunes seien gerade an der Westküste, sagte Ulsh, aber er war gern bereit, mich durch sein Studio zu führen. Wenig später stand ich vor dem Mischpult, durch das dieser neuartig quecksilbrige Cyber R&B generiert worden war, darüber hing ein Poster des Planeten Saturn. Womit ich, an den Gestaden des Black Atlantic, die afrodiasporischen Leitmotive beisammen hatte: Entwurzelte, denen Bürgerrechte auf dem Boden der Neuen Welt nicht zugestanden wurden, mußten sich als extraterrestrisch respektive submarin definieren. Im Aufnahmeraum lehnten zwei Trick-Bikes an der Wand. Pharrell Williams und Chad Hugo seien echte Kindsköpfe, fand Robert Ulsh. Ein Jahr später waren die Neptunes in aller Munde. Sie revolutionierten das Klangbild nicht nur des R&B, sondern der Popmusik schlechthin; alle wollten nun von ihnen produziert werden (wie in den 1970er Jahren alle in Allen Toussaints Sea-Saint Studio pilgerten). Chad blieb in Virginia Beach, Pharrell dagegen mischte sich stolz ins Bild und war ein schöner Mann, der sich neben den Statistinnen in R&B Video Clips gut machte. Nun hat er sein erstes Album unter eigenem Namen, das bereits drei Hits abwarf, draußen (Pharrell: In My Mind, Virgin 09463-46154-2), und logisch ist es etwas zerstreuter als seine konzentrierten Einsätze für andere Künstler ausgefallen (wie Allen Toussaint solo weniger unter die Haut ging als wenn er Lee Dorsey produzierte), und logisch ist auch der Neptunes Sound längst gängig geworden, andere Produzenten vermochten aber aus ihren Ideen weniger eine Formel zu schmieden (man denke etwa an Rodney Jerkins’ exzentrischen Stolper-Funk für Brandy). Mir jedenfalls sympathisch, wie Pharrell den Faktor der sonischen Extravaganz für sein eigenes Werk etwas herunterfuhr.

Thomas Meinecke hört

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