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Ein Berliner für Detroit: Manuel Göttsching. Zunächst auf den Plan getreten mit seiner Band Ashra Tempel, über deren frühe Aufnahmen 1971 für Ohr Schallplatten der britische Musiker und Krautrock-Chronist Julian Cope zur Zeit des großen internationalen Revivals dieser Musik schrieb: „Oh fuck, man, this is the greatest Detroitest trip of all time.“ Weil sie so sehr mit den Klängen der MC 5 oder Stooges korrespondierte. Und Sun Ra, John Coltrane und Iggy Pop amalgamierte. Göttsching brillierte allerdings schon damals nicht nur an der Gitarre, sondern auch an den Electronics. Weitere Alben wurden für das Ohr-Unterlabel Die Kosmischen Kuriere (unter anderem gemeinsam mit Timothy Leary und Rosi Rosi) eingespielt. Was uns hier und heute aber zusammenbringt (und Cope bereits langweilig findet), ist die ab 1974 dokumentierte Erweiterung des Göttschingschen Gitarrenverständnisses, vom Rockistischen (dröhnender Spannungsbogen, Ekstase, Erlösung) zum Ambienthaften Track (geschlossener Kreis, hypnotische Textur, pulsierende Fläche). Denken wir an Can oder Kraftwerk, Neu und Cluster, sind das natürlich Tugenden, die einem ganzen Zweig des deutschen Sonderwegs namens Krautrock zugeschrieben werden (der Ambient-Pionier Brian Eno pilgerte damals deswegen nach Westdeutschland) und die sich sogar in der NDW (Deutsch-Amerikanische Freundschaft, Liaisons Dangereuses) fortsetzte. 1981 spielte Manuel Göttsching, mittlerweile Virgin Recording Artist, unweit des KadeWe einen fast einstündigen, sich über zwei LP-Seiten erstreckenden Jahrhundert-Track namens E2-E4 (die Schachbrettstruktur der Hülle erklärt den Titel) ein, zu dessen 25. Jubiläum ich hier gratulieren möchte, auch wenn er erst 1984 veröffentlicht wurde. (Die einzelnen Abschnitte tragen tolle Titel wie Ruhige Nervosität oder Damen-Eleganza.) Und dieses sonische Wunderwerk (www.ashra.com) wurde in der aufkommenden Techno-Szene bestaunt, aufgelegt, emuliert und remixt, zunächst in Italien, dann im afroamerikanischen Detroit, von Derrick May (1991) und Carl Craig (alias Paperclip People, 1994). Der legendäre DJ Larry Levan ließ sich zu den Klängen von E2-E4 in New York beerdigen. Und in Tokio wird Manuel Göttsching als Halbgott verehrt: Am Eingang des Tokyo Tower, in Stein gehauen, neben Marylin Monroe und Abraham Lincoln.

Thomas Meinecke hört

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