Читать книгу Investieren in Edelsteine - Thomas Schröck - Страница 8

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EINLEITUNG

Wer jemals den Ausstrahlungswechsel eines sehr guten Rubins von einem intensiven Rot bei Tageslicht auf ein von innen heraus glühendes und funkelndes Rot im Kerzenlicht, die tiefblauen Lichtreflexe eines Saphirs oder das intensive Grün eines Smaragds mit seinen feinen Einschlüssen gesehen hat, den wird diese von der Erde geschaffene Schönheit nie wieder loslassen.

Dass bei Menschen2 Faszination für die Schönheit, gepaart mit dem Glauben an den Wert von Edelsteinen vorliegt, mögen die drei folgenden kurzen Geschichten illustrieren:

Am 12. Mai 2015 wird bei Sotheby‘s in Genf einer der größten und besten Rubine der Welt versteigert. Als der Hammer fällt, wird ein neuer Höchstpreis von 30,42 Mio. US-Dollar für einen 25,59 ct.3 schweren Stein geboten.

Bevor Kaiser Karl I, Kaiser von Österreich und König von Ungarn, nach seinem Regierungsverzicht seine Wirkungsstätte Wien endgültig verlässt, sendet er in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1918 seinen Oberstkämmerer in die Schatzkammer der Hofburg, um den Familienschmuck der Habsburger zu entnehmen. Darunter den »Florentiner«, einen 137,2 ct. großen gelben Diamanten. Zu dieser Zeit ist dieser Stein der viertgrößte bekannte Diamant der Welt.

Menschen, deren Eltern gerade noch erfolgreich vor den Nationalsozialisten flüchten konnten, erzählen, dass der Erhalt eines Reisepasses gegen die Übergabe eines Halb-Caräter Diamanten pro Person möglich war.

Die Gemeinsamkeit der drei Geschichten: menschliche Faszination und Wertschätzung für kleine, glitzernde und glänzende Steine, sowie Werterhalt und Wertkonzentration auf kleinstem Raum. Eine einfache Rechnung: ein Kilo Feingold hat einen Wert von rund 50.000 Euro (Stand: Mai 2021), ein halbes Kilo 2 ct. schwerer Rubine guter Qualität hätte einen Wert von rund 100 Mio. Euro (ebenfalls Stand Mai 2021). Einen Wert für ein Kilogramm Rubine in der feinsten Qualität kann ich nicht nennen, da ich nicht weiß, woher diese Menge zu beziehen wäre. Damit möchte ich gleich mit einem Mythosaufräumen: der seltenste der bekanntesten Edelsteine in feiner Qualität (Rubin, Saphir, Smaragd und Diamant) ist nicht der Diamant – sondern der RUBIN!

Seitdem wir Aufzeichnungen der menschlichen Geschichte haben, kommen in diesen Schriften immer wieder Edelsteine vor: sei es bei den legendären Minen der Königin von Saba, der Brustplatte des Hohepriesters mit den zwölf Steinen im Alten Testament der Bibel, oder auch in den letzten Jahrhunderten die Geschichte eines Diamanten, der Unglück bringen soll, dem »Koh-i-Noor«.

Was macht einen Edelstein aus? Die Antwort ist einfach: seine Seltenheit und seine Begehrtheit. Je seltener und je begehrter etwas ist, desto höher wird sein Preis sein, egal ob in der Kunst, bei Oldtimern oder bei Edelsteinen.

Edelsteine sind der wohl emotionalste Bereich der Wertaufbewahrung. Nichts anderes von Wert wird so nahe am Körper getragen und damit wird auch nichts anderes so oft am Tag berührt.

Viele Bücher wurden zu Schmuck und Edelsteinen im Besitz von Herrscherhäusern und auch zur Mineralogie und Gemmologie4 geschrieben. Wenig Literatur existiert zum Thema »Investieren in Edelsteine«. Diese Lücke möchte das vorliegende Buch schließen.

Daneben werden Sie in diesem Buch Tipps zum »richtigen«, also effektiven und effizienten Schmuckkauf finden. Bevor man einen Juwelier mit dem Satz »Ich möchte einen Verlobungsring kaufen und dieser soll (nach amerikanischer Sitte) drei Monatsgehälter kosten« aufsucht, ist Vorbildung zum Thema Diamantkauf sehr hilfreich. Wenn Sie den Unterschied zwischen den Bezeichnungen »H SI1 IGI vg gd vg faint« und »D IF GIA 3ex non« bereits kennen, können Sie das Kapitel zum Diamanten überblättern, sonst mag es einige interessante Einsichten bringen.

Die Fragen »Kann ich mit Edelsteinen langfristig Geld verdienen? Oder zumindest bei Schmuck den Wert halten?« sind eindeutig mit »Ja« zu beantworten, wenn man einige Dinge beachtet.

Das Wichtigste vorweg: Der heutige weltweite Schmuck- und auch Edelsteinmarkt wird dominiert von erhitzten, bestrahlten, mit Materialien gefüllten Steinen, die nur mehr wenig mit dem Original, wie es aus der Erde kommt, gemeinsam haben. Der Grund dafür ist einfach. Es gibt nicht mehr genug Edelsteine für den Schmuckmarkt, die Minenförderung geht zurück beziehungsweise sind viele früher berühmte Fundstätten erschöpft.

Einige Beispiele für Behandlungen im Schmuckhandel:

Fast alle Rubine und Saphire sind hitzebehandelt, hatten also von Natur aus nicht die gewünschte Farbe oder Reinheit und wurden so künstlich verbessert.

Blauer Topas im Handel ist nahezu immer bestrahlt und danach zusätzlich erhitzt.

Aquamarin, Tansanit, Turmalin und Zitrin werden ebenfalls durch Hitze und teilweise durch Bestrahlung in der Farbe verändert.

Risse in Steinen werden durch Öle, Harze oder Glas geschlossen und gefüllt, die Reinheit damit verbessert.

Einschlüsse in Diamanten werden mittels Laser aus dem Stein »herausgebohrt«.

Jeder gute Juwelier oder Edelsteinhändler sollte Sie nach internationalem Übereinkommen auf diese Veränderungen beim Kauf aufmerksam machen. Getan wird es sehr oft nicht. Hinzu kommen dann ausgesprochen betrügerische Tricks, vor allem beim Einkauf im Urlaub:

Bei »Schnäppchen« in Touristenläden, zum Beispiel in Hongkong oder Bangkok, werden gerne Diamanten mit abgebrochenen Spitzen oder Facetten verkauft. In der Fassung ist das für den Kunden nicht zu sehen und der Stein hat nicht einmal ein Fünftel des Werts, den er haben sollte.

Sehr oft bringen Urlauber zum Beispiel aus Sri Lanka oder Indien nur eine Handvoll Synthesen, aber nicht die gewünschten Edelsteine nach Hause.

Als Investment eignen sich all diese Steine nicht. Gewissenhafte Investoren kaufen nur »unbehandelte«, also naturfarbene Steine. Diesem Trend tragen die internationalen Auktionshäuser seit einigen Jahren Rechnung. Schlagen Sie einen Auktionskatalog zum Beispiel von Christie‘s, Sotheby‘s und Bonhams, Artcurial oder Dorotheum auf und Sie sehen einen Rubin-, Smaragd- oder Saphirring, bei dem nur Größe und Gewicht des Edelsteins sowie sein Schätz- und Rufpreis angegeben sind, dann gilt dieser Edelstein als behandelt. Bei naturfarbenen Steinen finden Sie Anmerkungen wie »no indication of treatment«5.

Diese unbehandelten, naturfarbenen Edelsteine steigen aufgrund ihrer Seltenheit schneller im Wert und sind deshalb für ein Investment geeignet. Nach Expertenschätzungen hat heute aber schon ab der Mine nur mehr ein einziger von tausend Steinen Naturfarbe. Alle anderen werden an Ort und Stelle, zum Beispiel in Burma, Mosambik oder Sri Lanka, behandelt.

Welche Edelsteine eignen sich für ein Investment? Dies sind naturfarbene Rubine, Saphire und Smaragde sehr guter bis ausgezeichneter Qualität ab 1 ct. Gewicht aufwärts, sowie Diamanten (der Brillant ist eine Schliffform) ab einem halben Carat Gewicht. Die Qualität, Naturfarbe und Unbehandeltheit ist auf jeden Fall vom Verkäufer durch ein internationales Zertifikat nachzuweisen. Die Bestätigung eines lokalen, wenn auch großen Juweliers, zählt nicht als Zertifikat. Dieses internationale Zertifikat erleichtert Ihnen als Besitzer den Verkauf, sollten Sie diesen ins Auge fassen.

Edelsteine haben auch immer eine starke emotionale Komponente. Jeder Farbstein ist einzigartig, offenbart seinen Charakter etwas verschieden unter unterschiedlichem Licht, oder lässt durch seine Einschlüsse das Licht auf ganz einzigartige Weise spielen. Edelsteine werden auch seit Jahrtausenden dicht am Körper als Schmuck getragen. Es gibt nichts von derart hohem Wert, das wir so oft berühren.

Wichtig: Es gibt auf dem Edelsteinmarkt keine Billigangebote oder »Schnäppchen«, was es aber sehr wohl gibt, sind angemessene Preise.

Ob Sie nun planen, einen Verlobungsring mit einem ein-carätigen Diamant oder einen schönen Rubinring zu kaufen beziehungsweise Sie sich mit dem Gedanken eines Investments in Edelsteine auseinandersetzen: Folgen Sie diesem Buch auf einem Pfad durch die Edelsteinkunde, vorbei an Mythen und Anekdoten, über Märkte bis hin zum Erkennen von Fälschungen und verbessernden Maßnahmen.

Eine Anmerkung noch: Alle Edelsteine in diesem Buch werden in Hinsicht auf ihre Fähigkeit als Investmentobjekt beurteilt beziehungsweise der Schmuckkauf in Hinsicht auf Effektivität und Effizienz dargestellt. Es wird weniger mineralogischen Gesichtspunkten gefolgt, daher werden auch viele Varietäten von Edelsteinen nicht behandelt, wenn sie keine oder nur geringe Bedeutung am Investmentmarkt haben.

ALLE PREISBEISPIELE IN DIESEM BUCH ERFOLGEN NACH AKTUELLEM STAND (MAI 2021) UND IN BESTEM WISSEN, JEDOCH STETS OHNE GEWÄHR.


Stufe mit Smaragd auf Muttergestein

Foto: © The Natural Gem


Smaragd

3,202 ct., Kolumbien minor oil

Zertifikat: GRS, GII, GLA

Foto: © The Natural Gem


Padparadscha Saphir

4,063 ct., Sri Lanka Naturfarbe, unbehandelt

Zertifikat: GRS, EGL, GLA

Foto: © The Natural Gem


Paraiba Turmalin

2,293 ct., Brasilien erhitzt (handelsübliches Verfahren)

Zertifikat: SSEF, GRS, AIGS, GLA

Foto: © The Natural Gem


Rubin

8,056 ct., Mosambik Pigeon Blood, Naturfarbe, unbehandelt

Zertifikat: SSEF, Gübelin, GRS, GLA

Foto: © The Natural Gem


Blausaphir

4,452 ct., Burma Royal Blue, Naturfarbe, unbehandelt

Zertifikat: GII, GLA

Foto: © The Natural Gem


Pinksaphir

2,080 ct., Sri Lanka Naturfarbe, unbehandelt

Zertifikat: CGL, GLA

Foto: © The Natural Gem


Smaragd

5,823 ct., Sambia no oil

Zertifikat: GRS, GLA

Foto: © The Natural Gem


Blausaphir

13,833 ct., Sri Lanka Royal Blue, Naturfarbe, unbehandelt

Zertifikat: SSEF, GRS, GLA

Foto: © The Natural Gem


Rubin-Paar

ges. 6,078 ct., Burma Pigeon Blood, Naturfarbe, unbehandelt

Zertifikat: GRS, GLA

Foto: © The Natural Gem


Gelbsaphir

21,156 ct., Sri Lanka Golden Yellow, Naturfarbe, unbehandelt

Zertifikat: Gübelin, CGL, GLA

Foto: © The Natural Gem


Tansanit

41,109 ct., Tansania erhitzt (handelsübliches Verfahren)

Zertifikat: GIL, GLA

Foto: © The Natural Gem


Water Melon Turmalin

18,649 ct., Afghanistan

Zertifikat: GLA

Foto: © The Natural Gem

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