Читать книгу Cowboys, Sheriffs, heiße Ladies: 10 Western - Thomas West - Страница 7
Teil 1
ОглавлениеGrasland, soweit das Auge blickte. Ein warmer Ostwind strich über die sanften Hügel. Das kniehohe Gras bog sich unter der Abendbrise, und Timothy Baxter hatte das Gefühl über die Wogen eines grünen Meeres zu blicken. Er stützte sich auf den Sattelknauf und gab sich dem Eindruck der Landschaft hin. Etwas wie Frieden lag in der Luft, etwas wie Glück. Schweigend genoss er die seltene Empfindung.
Samuel Cocker trieb seinen Schimmel neben Timmys Rotfuchs. "In zwei Stunden isses dunkel." Er zog sich die Melone von den schwarzen Locken. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn. "Spätestens." Er spähte nach Westen, wo die Sonne dem Horizont entgegensank.
Sam hatte keinen Blick für den Zauber der Landschaft. Er war ein Pragmatiker. Wie alle Männer, die ein Ziel haben.
"Ja." Timmy hörte nur mit halbem Ohr zu. "In zwei Stunden isses dunkel." Ein Vogelschwarm flog zwischen zwei Hügelkuppen auf. Wahrscheinlich Krähen. Timmy war sich nicht sicher. Zu weit weg. Sein Blick folgte den schwarzen Punkten. Er sah eine Rauchsäule unter ihnen aus dem Grasland steigen.
"Nach Dogde City sinds noch fast vier Stunden", seufzte Sam. "Sieht so aus, als müssten wir wieder unter freiem Himmel schlafen." Er zog seine Wasserflasche aus der Mochila und schraubte sie auf.
Der Vogelschwarm näherte sich. Und ließ die Rauchsäule allein zurück. "Wird sich kaum vermeiden lassen." Timmy kniff die Augen zusammen. Er glaubte dunkle Flecken zu sehen. Dort, wo der Rauch aufstieg. Gebäude. Eine Farm. Timmy fragte sich, wer an einem solch warmen Abend ein derart großes Feuer in einem Haus schürte.
Der Wind wehte ein Geräusch über die Hügel, das nicht in die friedliche Landschaft passen wollte. "Hast du das gehört?" Sam berührte die Schulter seines Freundes.
Timmy stieß sich vom Sattelknauf ab. Kerzengerade saß er plötzlich auf seinem Rotfuchs. Und lauschte in die Ferne. Ein Schuss. Sehr weit weg. Und noch einer. Aus der Richtung der Rauchsäule. Aus der Richtung der Farm.
"Schüsse!" Sams Stimme klang plötzlich heiser. "Seh ich recht, oder brennt da hinten ein Haus?!" Er deutete zu der weit entfernten Rauchsäule. Timmy hieb seinem Rotfuchs die Sporen in die Flanken. Der Gaul galoppierte den Hügel hinunter. Sein langes Haar flatterte im Wind. "Ho!", rief Sam. Er drückte sich die Melone auf den Kopf und jagte seinem blonden Gefährten hinterher.
Bald hatte er ihn eingeholt. "Sieht nach Ärger aus!" In gestrecktem Galopp jagte er neben Timmy her. Viele Schüsse waren jetzt zu hören. "Hört sich nicht gut an." Er griff nach dem Silberkreuz, das an einer Kette zwischen den Kragenaufschlägen seiner schwarzen Jacke baumelte. "Gott schütze uns!", rief er. Flüchtig drückte er das Kreuz an seine Lippen.
Immer deutlicher schälten sich die Konturen von Gebäuden und Dächern aus dem grünen Teppich der Hügellandschaft. Einzelne Punkte lösten sich aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Tiere und Reiter.
Timmy trieb sein Pferd an. Tief über die Mähne seines Fuchses gebeugt stand er in den Steigbügeln. Pferd und Reiter pflügten durch das hohe Gras. Er verschwendete keinen Gedanken an Gott. Auch nicht daran, dass es eventuell ungesund war, sich in eine Schießerei einzumischen. Er sah ein brennendes Anwesen, er hörte Schüsse - also war jemand in Gefahr. Also ritt er los. Er wäre nicht Timothy Baxter gewesen, wenn er auch nur einen Moment gezögert hätte.
Sam zog an ihm vorbei. Der Reverend war einfach der bessere Reiter. "Vorwärts, Timmy!" Auch seine Schießküste hatten es in sich. Unten in Santa Fe, wo sie gemeinsam überwintert hatten, nannte man ihn nach vier Wochen nur noch Reverend Colt. Timmy hatte immer geglaubt, Gottesmänner könnten nur beten und predigen. Darin allerdings war Samuel Cocker auch nicht schlecht.
Die Ranch bestand aus einem Haupthaus und drei Nebengebäuden. Mit Holzzäunen eingefriedete Koppeln zogen sich um sie herum weit ins Grasland hinein. Schwarze Rauchwolken quollen aus dem Dach des Haupthauses. Deutlich sahen Timmy und Sam die Flammen aus den Fenstern schlagen.
Die Schüsse verstummten. Man hörte das Trommeln von Hufschlägen. Sam, der jetzt fast eine Pferdelänge vor Timmy galoppierte, drehte sich nach seinem Gefährten um und deutete in die weiten Koppeln hinter der Ranch. Sie zog sich einen sanft ansteigenden Hügel hinauf. Eine kleine Pferdeherde jagte dort durch das Gras. Reiter flankierten sie, vier oder fünf - auf die Entfernung war das nicht genau auszumachen.
"Pferdediebe!", brüllte Timmy. Die Reiter trieben die Pferdeherde durch eine Lücke im Zaun. Schnell erreichten sie die Hügelkuppe. Und verschwanden dahinter.
Sams Schimmel setzte über ein Gatter in den Ranchhof hinein. Timmy hinterher. Deutlich hörten sie jetzt das Prasseln des Brandes. Auf der Vortreppe des brennenden Hauses lag ein lebloser Körper. Hitze schlug ihnen ins Gesicht. Sam hielt sein Pferd in der Mitte des Hofes an. "Weiter!", rief Timmy. "Wir hängen uns an sie!" Er deutete am Haus vorbei auf die Hügelkuppe.
"Blödsinn!" Sam sprang aus dem Sattel. "Sie waren mindestens zu viert! Und es wird bald dunkel! Hier werden wir jetzt gebraucht, hier!" Er rannte zur Vortreppe des brennenden Hauses, packte den Mann, der dort lag, und schleifte ihn aus dem Bereich von Flammen und Hitze.
Es gab niemanden mehr auf der Ranch, der sie brauchte. Der Mann von der Vortreppe war tot. Vier Kugeln steckten in seiner Brust. Hinter der Tür der Stallung fanden sie einen weiteren Mann erschossen neben seinem Gewehr liegen. Und im Geräteschuppen einen Halbwüchsigen unter einem zerbrochenen Fenster. Kopfschuss. Er hielt noch einen alten Remington-Revolver in der Hand.
Wie viele Menschen im Haus verbrannten, wussten sie nicht. Rauch und Flammen ließen die beiden Männer nicht hinein.
Samuel Cocker holte seine Bibel aus der Satteltasche. Neben den Toten kniete er nieder. Für jeden las er einen Psalm und sprach ein Gebet. Timmy stand im Hof und starrte in die Flammen. Leise fluchte er vor sich hin. Stück für Stück brach das Haus zusammen.
"Was will der HERR uns damit sagen?" Sam stellte sich neben ihn. Noch immer hielt er die schwarze, zerfledderte Bibel in der Hand.
"Womit?"
"Dass er uns diese armen Menschen und dieses brennende Haus in den Weg stellte." Er drückte die Bibel mit beiden Armen gegen seine schwarze Weste. Auch seine lange Jacke war schwarz. Hosen und Stiefel ebenfalls. Nur das Hemd, das er unter der Weste trug, war weiß. Ein dünner Oberlippenbart verlieh seinem schmalen Gesicht etwas Weltmännisches.
"Gar nichts will er uns sagen", knurrte Timmy. "Reiner Zufall. Außerdem stand die Ranch wahrscheinlich schon hier, als wir noch in den Windeln lagen." Das stimmte vermutlich nicht. Denn dreiunddreißig Jahre zuvor, als Timmy in den Windeln lag, jagten noch Prärieindianer zwischen diesen Hügeln nach Büffeln.
"Alles ist vorherbestimmt, mein Freund..." Timmy wandte sich ab. Er mochte es nicht, wenn Sam zu predigen anfing. Sein blondes Haar hing ihm weit über die Schultern. Er trug sandfarbene Hosen und eine schwarze Bärenlederweste über einem verschwitzen, grauen Unterhemd. Er ging zu dem Toten, der mitten auf dem Hof lag.
"Vielleicht wollte der HERR uns aufhalten." Sam dachte laut. Auch so eine Marotte von ihm. "Vielleicht sollen wir einen Bogen um Dogde City machen. Vielleicht braucht er mich ganz dringend in Oregon..." Samuel Cocker war unterwegs nach Oregon. Seine Kirche hatte ihn dorthin berufen. Als Seelenhirte der neu eingewanderten Siedler. Timmy begleitete ihn. Weil er ihn mochte. Und weil er sonst kein Ziel hatte.
"'Vielleicht', 'vielleicht'...", knurrte der Blonde. "Komm wieder auf den Teppich, Sam! Wir müssen nach Dogde City. Wir müssen dem Marshal diesen Überfall melden, damit er die verfluchten Hunde jagen kann." Er packte die Handgelenke des Toten und schleifte ihn über den Hof.
"Wollen wir sie beerdigen?" Sam packte mit an.
"Nein. Der Marshal muss die Leichen sehen."
Sie bahrten die Toten im Werkzeugschuppen auf, damit Geier und Schakale sie nicht fressen konnten...
*
Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben. Ihr Vater gleich im ersten Jahr des Bürgerkriegs gefallen. Acht Jahre war das her. Seitdem musste Judith Gabriel allein zurechtkommen. Und sie kam besser zurecht, als viele andere, die ihr Glück Ende der Sechzigerjahre in Dogde City versuchten.
Die Schneiderei, die sie von ihrem Vater übernommen hatte, lief prächtig, ohne Zweifel. Und das wunderte niemanden in Dogde City - jeder wusste, wie hart Jude arbeitete. Jeder wusste, dass ein Stück Stoff unter ihren fleißigen Händen mit großer Sicherheit zu einem tadellosen Kleid oder Frack oder sonst was geriet.
Kaum siebenundzwanzig Jahre alt, war die rothaarige Frau mit den grünen Augen eine geachtete Bürgerin in Dogde City. Geachteter als einst ihr Vater Gregor. Der lettische Einwanderer galt zwar auch schon als guter Schneider, hatte aber den Ruf ein jähzorniger Raufbold zu sein.
Ihr Haus lag an der Mainstreet von Dogde City. Schräg gegenüber des Marshal-Offices und vier Häuser nach dem 'Arkansas Billard Room', wenn man von Garden City aus in die Stadt ritt.
Der Tag, an dem das Erdbeben sich ankündigte, das Judes Leben erschüttern sollte, fing schon mit Schwierigkeiten an. Sie hatte sich eben an ihren großen, mit Stoffen, Garnrollen und zu flickenden Kleidern überhäuften Arbeitstisch gesetzt, als sie laute Männerstimmen von der Mainstreet her hörte.
Jude stand auf und trat ans offene Fenster. Vor dem Office des Marshals standen zwei Männer auf dem Bürgersteig. Sie stritten lautstark miteinander. Besonders der jüngere der beiden, ein großer, schwarzhaariger Bursche, gestikulierte wild und baute sich mit drohender Gebärde vor dem anderen auf.
Judes Herz stolperte - sie kannte die Männer. "O bitte nicht schon wieder...", seufzte sie. Sie riss ihre Haustür auf. Mit hastigen Schritten lief sie schräg über die Straße zu den beiden Streithähnen.
Die beiden Männer vor dem Office waren in etwa von gleicher Größe und Statur. Nur hatte derjenige, der mit dem Rücken zum Office stand, graues, glattes Haar, einen buschigen Schnurrbart und war gut zehn Jahre älter als der andere. Er hieß Hank Davids. Der Stern des Town-Marshals glänzte an seiner dunklen Weste.
Schwarzes, struppiges Haar wucherte auf dem großen Schädel des jüngeren. Sein braungebranntes Gesicht wirkte zornig. Er schüttelte die Fäuste, als wollte er auf den Marshal losgehen. Breitbeinig stand er da und schrie Davids an. Patrick McIan galt in Dogde City nicht als leuchtendes Beispiel von Besonnenheit und kühlem Kopf. Ganz und gar nicht.
Judes Problem war: Sie liebte McIan. Ganz Dogde City wusste das. Und ihr zweites Problem: Auch der Town-Marshal hatte ein Auge auf sie geworfen. Mehr als nur ein Auge sogar. Und entsprechend schlecht war er auf McIan zu sprechen. In letzter Zeit gerieten die beiden fast täglich aneinander.
"Was ist passiert?" Jude baute sich neben den Männern auf. Eine steile Falte stand drohend zwischen ihren Brauen. Sie konnte unglaublich streng werden.
"Den Stern hat er mir weggenommen!" McIan stampfte wütend auf. Seine Rechte schwebte gefährlich nah über dem elfenbeinbeschlagenen Kolben seines .32er Smith&Wesson Armeerevolvers. "Rausgeschmissen hat er mich, der Hund!"
"Vorsicht, McIan..." Hank Davids Stimme klirrte vor Kälte.
Jude fuhr herum und blitzte den Town-Marshal an. "Warum?!"
"Hast du's nicht gehört, Jude?" Aus schmalen Augen fixierte Davids die Frau. "Er war mal wieder zu voreilig mit dem Schießeisen. Gestern Abend hat er gegen randalierende Texaner gezogen. Im >Eden<. Ein Unbeteiligter kam bei der Schießerei ums Leben."
Das >Eden< war das teuerste Hotel in Dogde City. "Ist das wahr, Pat?" Jude wandte sich wieder an McIan.
"Verdammt noch mal!", brüllte der. "Was soll ich denn machen, wenn diese Scheißkerle ihre Bleispritzen nicht abliefern...!?" Seit einem halben Jahr arbeitete er als Assistent des Marshals. Ein Fulltime-Job in den Wochen, wenn die texanischen Cowboys ihre Herden an der Verladestation der Union-Pacific-Railway ablieferten.
"Ich werd mich beim Bürgermeister beschweren!", tobte McIan. "Der hat mich eingestellt! Du kannst mich nicht einfach abservieren, Davids!"
"Tu das", sagte der Town-Marshals ruhig. "Aber vergiss den Stern. Und wenn du noch einmal Ärger machst, werde ich dir verbieten in dieser Stadt eine Waffe zu tragen."
Pat McIan machte Anstalten sich auf Davids zu stürzen. Jude trat zwischen die Männer. Sie stemmt ihre Hände gegen Pats Brust und drückte ihn vom Bürgersteig auf die Straße hinunter. Hufschlag donnerte heran.
Zwei Reiter hielten ihre Pferde vor dem Office an und schwangen sich aus den Sätteln. Blond und langhaarig der eine, schwarzlockig und schwarzgekleidet der andere. "Ich bin Timothy Baxter und das ist Reverend Samuel Cocker", hörte Jude den Blonden sagen, während sie den schimpfenden Pat über die Straße schob. "Wir bringen schlechte Nachrichten..."
Jude drehte sich um. "Drei Stunden von hier ist eine Farm überfallen worden." Der Schwarzgekleidete sprach jetzt mit Hank Davids. "Mindestens drei Tote..." Der Blonde sah ihr nach. Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke. Er hatte hellblaue Augen und ein jungenhaftes Gesicht. Verwegen sah er aus mit seinem langen, verschwitzen Haar und in seinen nachlässigen Klamotten.
Rasch wandte Jude sich ab. "Du kommst jetzt zu mir", sagte sie zu Pat. "Ich mach dir ein Frühstück. Sie zog den Heißsporn in ihr Haus. Während sie Wasser für den Kaffee heiß machte, hockte Pat am Tisch und ließ Dampf ab. Schimpfte auf Gott und die Welt im allgemeinen und auf die Texaner und den Town-Marshal im Besonderen. Jude hörte geduldig zu.
Sie kannten sich seit etwas mehr als einem Jahr. Patrick McIan war mit einem Viehtreck aus der Gegend von Austin nach Dogde City gekommen und hatte sich von der Union-Pacific-Railway als Begleitschutz engagieren lassen. Im Bürgerkrieg hatte Pat auf Seiten der Südstaaten gekämpft. Als hochdekorierten Kavallerie-Offzier war er nach Kriegsende in einem Gefangenenlager der Yankees gelandet. Fast zwei Jahre lang hatte er am Potomac gehungert und gefroren.
Neben dem Job bei der Union-Pacific verdingte er sich hin und wieder als bewaffneter Begleitschutz für die Wells-Fargo. Er liebte es unterwegs zu sein, er liebte die Gefahr und das Abenteuer. Sehr zu Judes Kummer. Sie wollte von ihm geheiratet werden, sie wollte einen Stall voll Kinder, sie wollte ein bürgerliches Leben in Dogde City führen. Weiter nichts.
Doch wenn sie ihm davon anfing, floh er regelmäßig aus der Stadt. Manchmal gleich für zwei Wochen und länger. Aber genauso regelmäßig kehrte zurück. Und klopfte reumütig an ihrer Tür. Patrick McIan konnte ohne Jude nicht leben. Das war sein Problem.
Jeder in Dogde City wusste, dass sie eine Art wilde Ehe führten. McIan war gewissermaßen der dunkle Fleck auf Judes weißer Weste.
Jude wäre nicht die Frau gewesen, die sie war, wenn sie die Hoffnung auf eine geordnete Beziehung mit dem wilden Abenteurer aufgegeben hätte. Nein - hartnäckig kämpfte sie dafür. Den Job als Hilfsmarshal hatte er durch ihre guten Beziehungen zum Bürgermeister bekommen. Der alte Jack Lindsay war ein guter Freund ihres Vaters gewesen. Ihre Rechnung schien monatelang aufzugehen: Seit Pat den Stern trug, verließ er Dogde City kaum noch. Und jetzt war er ihn los.
"Verflucht - es tut mir Leid, Jude." Sie stellte ihm einen Teller mit gebratenen Eiern und Speck auf den Tisch. "Ich hab Mist gebaut, ich gebs zu..." Pat raufte sich die Haare. "O Bullshit..."
Es war immer das gleiche mit ihm. Erst ging ihm der Gaul durch, und danach, wenn er wieder klar denken konnte, war er zerknirscht. "Ich hätte mich von den beschissenen Texanern nicht provozieren lassen sollen. Ich verdammter Idiot, ich..."
"Schon gut, Pat." Sie schenkte ihm Kaffee ein. "Iss jetzt. Ich geh nachher zum Bürgermeister und sprech mit ihm..."
*
Sie fanden drei verkohlte Leichen in den rauchenden Trümmern des Hauses. "Ellen Brundfield und ihre beiden Kinder." Der Town-Marshal trat aus der Ruine auf den Hof hinaus. Dort warteten Sam und Timmy. "Die Drei im Stall sind ihr Mann und seine Brüder." Davids schmale Augen, das vorgeschobene Kinn und seine pulsierende Kiefermuskulatur verrieten seine Gefühle: Abscheu und Fassungslosigkeit zerwühlten seine Brust.
"Diese Schweine...", zischte Timmy.
"Wer tut so etwas, Marshal?" Sam schüttelte den Kopf.
Der Town-Marshal zuckte mit den Schultern. "Die Brundfields haben die Ranch vor anderthalb Jahren gekauft. George Brunfield und seine Brüder hatten Gold in den Black Hills gefunden. Sie wollten eine Pferdezucht hier aufbauen."
"Wir sahen vier oder fünf Männer mit einer Pferdeherde hinter dem Hügel verschwinden", sagte Sam.
"Pferdediebe..." Wie einen Bissen verdorbenen Fleisches spuckte Davids das Wort aus.
"Wer bringt wegen ein paar Pferden eine ganze Familie um?" Sam hob beschwörend beide Arme. Er hat die Welt nicht begriffen, die er bekehren will, dachte Timmy.
"Gewissenlose Strauchdiebe." Der Marshal knotete die Zügel seines Pferdes vom Zaun los. "Oder Indianer. Oder jemand, dem Brunfield mit seiner Zucht im Wege stand." Er stieg in den Sattel.
"Ein Konkurrent also?" Timmy zog seinen Tabaksbeutel aus der Westentasche und begann sich eine Zigarette zu drehen.
"Schon möglich." Hank Davids blickte auf die rauchenden Ruinen des Hauses. "Was meinen Sie, Reverend, kann Gott das gutheißen, dass Leute, die sowas anrichten, frei 'rumlaufen und sich ihres Lebens freuen?"
"Nein." Sam griff nach dem Kreuz auf seiner Brust. "Nein. 'Der Tod ist der Sünde Lohn', sagt der Apostel Paulus im Römerbrief."
"Guter Spruch", sagte der Marshal. "Ich krieg sie. Ich schwörs, ich krieg sie..."
*
Am frühen Abend ging Jude in den 'Arkansas Billard Room'. Sie wusste, dass Jack Lindsay, der Bürgermeister, um diese Zeit dort zu essen pflegte.
Sie hatte Pat mit Arbeit zugeschüttet, damit er auf keine dummen Gedanken kam - Messer schärfen, Dach ausbessern, den Zaun im Hinterhof reparieren, und so weiter. Er sprach schon davon, wieder bei der Wells Fargo anzuheuern. Nur das nicht, dachte Jude. Als Postkutschenbegleitschutz würde er wieder wochenlang unterwegs sein. Sie wollte ihn unter allen Umständen an Dogde City binden. Und an ein sesshaftes Leben gewöhnen. An ein Leben mit ihr. Also musste sie mit dem Bürgermeister sprechen.
Drei kräftige Wallache standen vor dem 'Arkansas Billard Room'. Armeepferde. Ein ungutes Gefühl beschlich Jude. Sie betrat den Saloon.
Eine Menge Leute belagerten Tische und Theke. Mehr als sonst um diese Tageszeit. Männer steckten die Köpfe zusammen als würden sie eine Verschwörung ausbrüten. Manche gestikulierten heftig. Erregte Stimmen schwirrten durch den Raum. Niemand lachte. Etwas stimmte nicht.
Von der Theke her winkte Kathrin Rowling, Judes beste Freundin. Sie war ein bisschen kleiner und zierlicher als Jude. Ihr langes, blondes Haar trug sie zu zwei Zöpfen geflochten, was ihrer Erscheinung etwas Mädchenhaftes verlieh. Dabei war sie nicht wesentlich jünger als Jude.
An den vollbesetzten Tischen vorbei lief sie zur Theke. Aus den Augenwinkeln sah sie Jack Lindsay an einem Fensterplatz sitzen. Bei ihm am Tisch der Rancher Keaton Rowling, Kathys Vater, und Hank Davids, der Town-Marshal. Ihre ernsten, fast finsteren Mienen erschreckten Jude.
"Ist was passiert, Kathy?" Der 'Arkansas Billard Room' gehörte Kathys Onkel Carl Rowling. In den Sommer- und Herbstmonaten half sie hinter der Theke und in der Küche aus.
"Hast du es noch nicht gehört, Jude?" Kathy beugte sich über die Theke und senkte die Stimme. "Die Brundfields sind tot, jemand hat ihre Ranch überfallen und angezündet und die Pferde gestohlen."
Jude schlug die Hände vor den Mund. "O Gott..."
Mit einer Kopfbewegung deutete Kathy hinter sich. "Die beiden Fremden haben sie gefunden." Jude erkannte die beiden Männer, die sie am frühen Morgen vor dem Office gesehen hatte. Die blauen Augen des Blonden ruhten auf ihr. Jude wich seinem Blick aus. Und entdeckte neben ihm die Soldaten an der Theke. Drei Blauröcke. Sie sprachen mit Carl Rowling, dem Wirt.
"Der Marshal stellt einen Gruppe von Männern zusammen", erzählte Kathy. "Sie wollen sich an die Fährte der Mörder hängen..."
Jude hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Sie sah, wie Carl Rowling auf sie deutete. Die Blicke der Soldaten richteten sich auf sie. "Am besten fragen Sie Miss Gabriel, die weiß immer wo er steckt", hörte sie den Wirt sagen.
Einer der drei Soldaten, ein Captain, stieß sich von der Theke ab. An den Rücken der Männer auf den Barhockern vorbei kam er zu Jude. "Verzeihen Sie, Miss - ich bin Captain Amoz Woolster von der sechsten US-Kavallerie. Ich suche Captain Patrick McIan."
Judes Herzschlag beschleunigte sich. Instinktiv ahnte sie, was das Auftauchen der Soldaten zu bedeuten hatte. "Er ist nicht in der Stadt", sagte sie rasch. "Er ist nach Garden City geritten. Gut möglich, dass er ein paar Wochen unterwegs bleibt."
Der Offizier wollte wissen, wo man Pat in Garden City finden könnte. Jude tischte ihm eine Geschichte auf. Pat sei auf der Suche nach einem Job, und vermutlich würde er deswegen sogar bis nach Kansas City reiten. "Schade", sagte Captain Woolster.
"Was wollen Sie von Pat?" Jude fröstelte, weil sie die Antwort kannte.
"Die Army braucht ihn." Der Captain grüßte und wandte sich ab. Fluchtartig verließ Jude den Saloon. Es gab jetzt Wichtigeres als mit dem Bürgermeister zu sprechen. Pat durfte auf keinen Fall das Haus verlassen. Wenn er im Saloon auftauchte und die Soldaten ihn sahen, würde sie ihn los sein. Für Monate oder Jahre. Vielleicht für immer. Jude zweifelte nicht daran, dass Pat keinen Augenblick zögern würde dem Ruf der Army zu folgen. Ich muss ihn ans Haus binden, bis die Soldaten die Stadt verlassen haben. Den ganzen Abend... besser die ganze Nacht...
Leise schloss sie die Tür hinter sich ab, nachdem sie ihr Haus betreten hatte. Sie zog die Vorhänge der Fester zur Straße zu. Durch eines der hinteren Fenster blickte sie auf den Hof hinaus. Barfuß, mit hochgekrempelten Hosen und nacktem Oberkörper kniete Pat im Staub und machte sich am Gartenzaun zu schaffen.
Jude huschte in die Küche und holte eine Flasche Whisky aus dem Regal. Den besten, den sie im Haus hatte. Sie stellte die Flasche auf den Tisch. Dazu zwei Gläser. Dann lief sie in ihr kleines Schlafzimmer. Sie raffte ihr Kleid hoch und zog sich ihr Höschen aus. Während sie zur Hintertür lief, löste sie das Band am Kragen ihres Kleides und lockerte die Verschnürung des Dekolletés.
"Pat!" Sie zog die Tür zum Hof auf. "Pat, komm ganz schnell!"
Er sah auf. Seine braungebrannte Stirn legte sich in Falten. "Was ist los?"
"Komm." Wie winkte ihn zu sich. Er ließ Hammer und Latte fallen, stand auf und kam zu ihr. Jude zog ihn ins Haus und schloss die Hintertür ab. Die furchtbare Nachricht vom Tod der Brundfields drängte sich in ihr Bewusstsein und auf ihre Zunge. Sie schüttelte die Beklemmung ab. Nichts davon jetzt... nichts, was ihn aus dem Haus treiben könnte...
"Sag schon - was ist passiert?" Jude merkte, wie sein Blick über ihren Hals hinunter auf das geöffnete Dekolleté glitt. Sie legte ihre Hände auf seine Brust. Warm und feucht fühlte sich seine Haut an. Ihre Fingerspitzen wanderten über seine feste Brustmuskulatur hoch zu seinen breiten Schultern und dann hinunter auf seine kräftigen Oberarme. Er roch nach Schweiß. Eine Mischung aus feuchten Waldboden und Leder. Jude liebte diesen Geruch. "Hey, Lady - " Pat grinste. "Dazu hast du mich von der Arbeit weggerufen?"
Es war nicht so, dass Jude ihn besonders kurz hielt. Allerdings saß sie oft bis spät in die Nacht an ihrem Schneidertisch, und meistens musste Pat sich schon etwas einfallen lassen, um sie ins Bett zu locken. Er war es also nicht gewohnt von ihr verführt zu werden. Aber Jude lief offene Türen ein. "Womit habe ich mir denn diese Sonderration verdient..." Er schloss sie in die Arme und küsste sie.
"Gar nichts hast du dir verdient", flüsterte sie. "Ich hab Hunger... Hunger nach dir... so einfach ist das..."
Sie machte sich von ihm los, fasste seine Hand und zog ihn hinter sich her in die Küche. "Lass uns anstoßen." Sie füllte Whisky in die Gläser. Seines mehr als halbvoll.
"Worauf?" Er machte eine begriffsstutzige Miene.
"Auf unsere Liebe." Sie tranken. Jude nur wenig, Pat einen kräftigen Schluck.
"Ist der gut...!", seufzte er. Wieder setzte er das Glas an. Jude streichelte seinen Rücken, seine Taille, seinen Bauch. "Ich bin vollkommen verschwitzt", sagte Pat. "Wie wärs, wenn ich mich erst einmal wasche?"
"Ich liebe es, wenn du verschwitzt bist." Ihre Hand schob sich über seinen Gürtel in seinen Schritt. Durch den Hosenstoff fühlte sie seinen Schwanz. Er war noch weich, aber er schwoll schon an und pulsierte. "Das macht mich scharf."
Pat knallte das Glas auf den Tisch. Schon lagen seine Hände auf ihren Brüsten. "Nimm mich, Pat", hauchte sie. "Ganz fest und ganz lang..." Er küsste ihren Hals und öffnete die Verschnürung des Dekolletés. "Hörst du, Pat?", hauchte sie. "Ganz lang will ich dich heute haben... ich hab solchen Hunger..."
Pat streifte ihr das Kleid von den Schultern. "Was bin ich für ein Glückspilz heute." Seine Stimme klang rau und kehlig. Er hob ihre Brüste hoch wie zwei zerbrechliche Porzellanvasen. Sein Atem flog, während er sie bewunderte. "Der Tag hat so beschissen angefangen..."
Judes Haut war schneeweiß - weißer noch als ihr sommersprossiges Gesicht. Auch über ihre schlanken, elfenbeinfarbenen Schultern zogen sich Sommersprossen. Pats Lippen wanderten über ihre Schultern und Oberarme. "...wenn das kein gutes Zeichen ist..." Er drückte Judes Brüste gegen seine klebrigen Oberkörper.
Sie drängte sich an ihn und stöhnte. "Sie sind wie zwei gierige Tiere", raunte sie. "Sie wollen gestreichelt werden, Pat, sie wollen, dass du an ihnen saugst..."
Pat beugte sich zu den beiden gierigen, weißen Tieren hinunter. Ihre rötlichen Stummelschwänze ragten steif aus den blassen Kuppen ihrer angeschwollenen Körper. Pat leckte zart mit seiner Zunge darüber. Jude seufzte. Sie nahm die Hände von seinen Hüften, drückte die weiße Pracht zusammen und hielt sie an seinen Mund. "Nimm sie, Pat... saug sie,verschling sie..."
Pat saugte die harten Schwänzchen in seinen großen Mund. Erst das rechte, dann das linke. Er wühlte seinen Kopf gegen Judes Pracht, knetete sie durch und saugte und küsste. "Mmh", machte sie, "o ja, Pat, o ja..." Gleichzeitig tastete ihre Hand nach der Whiskyflasche auf dem Tisch. Es war kein Zufall, dass sie nicht verschlossen war. Sie drückte seinen Kopf an ihre Brüste, schielte an ihm vorbei und goss die bernsteinfarbene Flüssigkeit in sein Glas.
Pat knurrte behaglich, wie ein zufriedener Berglöwe. Er liebte es in Judes köstlichen Brüsten zu schwelgen. Er liebte ihr Seufzen, ihr frivoles Geflüster, die aufreizende Haltung, in der sie ihren Rücken zurückbog und ihr Becken gegen ihn stieß. Er wollte ihr das Kleid von den Ärmeln streifen. Sie hielt ihm sein Glas vors Gesicht. "Trink, du wildes Tier, trink", flüsterte sie.
Er leerte das Glas in einem Zug. Dann erst schlüpfte sie willig aus den Ärmeln ihres Kleides. Bis zur Taille hinunter zog er es. Er merkte kaum, wie Jude das Glas erneut füllte. Seine Hände schoben sich zwischen Stoff und Haut bis zu ihrem Steißbein. Er füllte das Muskelspiel ihres Hinters. Sein Blut siedete, sein Schwanz pochte heiß in seiner Hose.
Er schob sie am Tisch entlang bis zu einem der Stühle. Sie sank auf den Stuhl und er kniete zwischen ihren gespreizten Beinen auf den Boden. Ihre Brüste waren rot von der Reibung seiner Bartstoppeln. Als wollte er sie verschlingen, kaute sein Mund die straffe Haut ihrer Bauches, wanderte bis zu ihrem Bauchnabel hinunter und bohrte seine Zunge hinein.
Jude kicherte, warf den Hals in den Nacken und bog ihren Körper zurück. "Das kitzelt", kicherte sie, "das kitzelt..." Ihre Linke wühlte sich in seine schwarzen, verschwitzten Locken und presste seinen Kopf gegen ihren Leib. "Friss mich, Tier, friss mich..." Mit der Rechten griff sie nach dem Glas auf dem Tisch.
Pats Hände kreisten auf ihren Knien, wühlten sich unter ihr Kleid, kreisten über ihre warmen, weichen Oberschenkel. O Gott, wie er sie liebte diese weichen Oberschenkel, wie oft er von ihnen träumte...! Er rieb sie und knetete sie durch, und genoss es, als Jude sie gegen seine Hüften presste.
Jetzt erreichten seine Hände ihre nackten Hüften. "Du hast keinen Schlüpfer an...!" Ein Feuerstrom schien durch seinen Körper zu zuckten, als unverhofft nackte Haut statt Stoff tastete. "Du gieriges Weib hast keinen Schlüpfer an..."
Seine Hände warfen die Zügel seines Willens ab. Seine Linke fuhr nach hinten und umfasste ihr Gesäß, seine Rechte glitt zwischen ihre Schenkel. Er spürte ihre kurzes, drahtiges Haar, er spürte die Feuchtigkeit ihrer heißen Spalte.
"O ja, Pat", stöhnte sie. "Streichel mich da, reib mich da..." Sie rutschte bis an den Stuhlrand und öffnete die Schenkel weit, wie ein hungriger junger Vogel seinen Schnabel aufreißt.
Plötzlich tauchte wieder ein Glas vor Pats Gesicht auf. "Aber erst trinkst du noch was." Willenlos nahm er ihr das Whiskyglas aus der Hand. "Du willst mich abfüllen", stöhnte er. "Bin ich besser, wenn ich voll bin...?" Er trank.
"Nein", flüsterte sie und tastete nach dem harten Stab in seiner Hose. "O nein - du bist immer gut. Besoffen oder nüchtern, du bist immer gut für mich..." Sie nahm ihm das leere Glas ab und stellte es zurück auf den Tisch. Während seine Finger von hinten in ihre Gesäßkerbe fuhren und von vorn ihre geschwollenen Schamlippen rieben, füllte sie es erneut.
"O ja, Pat..." Sie schloss die Augen. Fast entglitt ihr die Flasche. "O ja, Pat, gut so, gut so..." Ihr Bewusstsein rutschte in ihren Unterleib, in die brennende Sehnsucht zwischen ihren Schenkeln, in ihre Haut unter seinen Fingern. "O ja, Pat, o ja..."
Die Bilder des Tages verblassten - Pats Streit mit Hank Davids, der blonde Fremde, die erregte Atmosphäre im 'Arkansas Billard Room', der Schock über den Tod der Brundfields und sogar die drei Blauröcke. Das Feuer brannte unter seinen Händen, weit öffnete sie die Schenkel, ganz weit. Weit öffnete sie den Mund, bog den Kopf in den Nacken und stöhnte laut: "O ja, Pat, o ja, o ja..." Sie stützte sich mit den Händen auf der Stuhlfläche ab und schob ihm ihr Becken entgegen.
Pat nutzte die Gelegenheit ihr das Kleid unter dem Gesäß hindurch zu streifen. Er wühlte sein Gesicht zwischen ihre warmen Schenkel und leckte die Feuchtigkeit ihrer Schamlippen. Immer lauter stöhnte sie, immer fordernder stieß sie seiner Zunge ihr Becken entgegen. Ihre Gesäß tanzte schwebend auf dem Stuhl. Der knarrte und quietschte.
Die Zeit endete. Gemeinsam stürzten sie in die Fuge zwischen den Minuten und Stunden, in denen Ewigkeit regierte. Wo es keine Sorgen gab, keine Wünsche, keine Pläne, keine Welt - nur noch zwei Liebende. Zwei Liebende, die mehr und mehr miteinander verschmolzen.
Jude ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. "Ich halts nicht mehr aus, ich halts nicht mehr aus..." Sie zog seinen Gurt aus der Schnalle und öffnete seine Hose. "Ich will deine Härte, ich will deine Stöße..."
Pat richtete sich auf und presste ihre Brüste zusammen, während sie ihm die Hose über die Hüften streifte. Er sprang auf, zog die Hosen aus, schüttelte sie von seinem Fuß.
Sie verschlang seinen nackten, sehnigen Körper mit den Augen und lachte. "Ich will dich", seufzte er. "Ich will dich..."
Die Soldaten schälten sich aus dem roten Nebel in ihrem Kopf. Dieser Captain Woolster... Die Army braucht ihn... Sie griff nach dem Glas und streckte es ihm entgegen. "Trink es aus", hauchte sie, "und dann trink mich aus..."
Er leerte das Glas. Es zerklirrte am Boden, als er versuchte, es auf den Tisch zu stellen. Jude fasste sein nacktes Gesäß, er ging vor ihr in die Knie. "Komm, o Gott, komm, Pat...", rief sie.
Sein glühender Schwanz fand den Weg wie von selbst. Den Weg in ihre feuchte, heiße Sehnsucht. Sanft drang er zwischen ihre Lippen, langsam schob er sich in sie hinein. Sie biss in seinen Hals und stöhnte. "Stoß mich, Pat, stoß mich..." Er bewegte sein Becken hin und her, langsam erst, und dann immer schneller und härter.
Sie saugte sich in der Haut seines Halses fest. Sie schmeckte salzig. Sie klammerte sich an ihm fest, stieß ihm ihr Becken entgegen und rutschte schließlich vom Stuhl.
Pat sank auf seine Fersen. Seine Finger bohrten sich ins Fleisch ihres Gesäßes. Er riss ihren Unterleib hin und her. Schob ihn über seinen Schwanz, drückte sie von sich, riss sie wieder zu sich. Er atmete keuchend, und sie rief laut seinen Namen. So tanzten sie den Tanz der Liebe...
*
Es war still geworden im Schankraum. Nur noch wenige Männer hockten bei Timmy und Sam an der Theke. Die meisten standen um den Tisch des Bürgermeisters herum. Rauchschwaden hingen unter den Lampen. Vor den Fenstern des 'Arkansas Billard Room' ging der Tag zu Ende. Niemand im Saloon nahm Notiz davon.
"Ich will nicht länger Bürgermeister dieser Stadt sein, wenn dieses Verbrechen ungesühnt bleibt." Der alte Jack Lindsay nuckelte an seinem Zigarillo, als würde er mit dem Teufel um die Wette rauchen. Dreißig oder vierzig Männer hatten sich um den Tisch versammelt, an dem er, der Town-Marshal und Keaton Rowling saßen. Darunter auch die drei Soldaten. "Nimm dir soviel Männer, wie du brauchst, Hank - und dann jagt diese Schweinehunde."
Hank Davids machte ein grimmiges Gesicht. Er nickte und blickte den Rancher an. Rowling saß gegenüber von ihm neben dem Bürgermeister. "Wie viele Leute kannst du entbehren, Keaton?" Mit Zeigefinger und Daumen strich er sich über seinen prächtigen Schnauzbart. Das tat er immer, wenn er konzentriert nachdachte.
Rowling, ein massiger Mann von vielleicht fünfundvierzig Jahren, zuckte mit den Schultern. Sein graues Haar war eher schütter. Er trug eine teure schwarze Wildlederjacke und ein gestärktes weißes Hemd mit rotem Binder darunter. Auch das Band um seinen schwarzen Stetson war rot.
Rowlings Vater hatte der Wildnis und den Indianern eine Menge Land abgetrotzt. Und niemand in Dogde City konnte Keaton Rowling vorwerfen sein Erbe verschleudert zu haben. Seine Pferdezucht war über die Grenzen von Kansas hinaus bekannt.
"Sechs, schätz ich", knurrte er. Er nahm seine Pfeife aus dem Mund und drehte sich zu einem hageren Mann mit schwarzem Zopf um, der direkt hinter ihm stand. "Was meinst du, Joey?"
Joey Plymouth war Rowlings Vorarbeiter. Das schmale, lange Gesicht, die große, leicht gekrümmte Nase und seine schlitzigen Augen hatten ihm in Dogde City den Spitznamen 'Habicht' eingetragen. Er trug speckige Lederchaps um seine Hosenbeine, eine ehemals schwarze Samtweste und ein rotes Baumwollhemd darunter. "Sieben oder acht Reiter können wir schon abstellen." Wie meistens kaute er auf einem Stück Kautabak herum.
"Gut." Der Town-Marshal nickte zufrieden. "Schick sie zum Office. Morgen früh nach Sonnenaufgang."
"Nimm so viele Männer, wie du finden kannst, Hank", sagte der Bürgermeister. "Wenn ihr diese Teufel findet, zahle ich jedem zwanzig Dollar aus der Stadtkasse." Kein Ton um ihn herum, doch die Männer hinter ihm warfen sich verstohlene Blicke zu.
Hank Davids stand auf. "Wer reitet mit?" Sein Blick wanderte über die Gesichter um ihn herum. Fast ein Dutzend Männer meldete sich.
"Wo zum Teufel steckt eigentlich McIan?" Jack Lindsay sah sich unter den Männer um.
"Bei Jude", sagte der Town-Marshal. "Ich hab ihm heute morgen den Stern abgenommen. Seitdem hat er sich bei ihr im Haus verkrochen." Er erzählte von dem Zwischenfall im >Eden< am Abend zuvor.
"Ausgeschlossen!" Der Bürgermeister schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "Gib ihm den Stern zurück, Hank! Wir brauchen jeden Mann!"
*
Timmy sah die drei Soldaten den Saloon verlassen, bevor die Versammlung sich auflöste. Sie schienen es plötzlich eilig zu haben.
"Heute Nacht brauchen wir nicht unter freiem Himmel schlafen", sagte Sam Cocker. Er löffelte eine Bohnensuppe, die ihm die zierliche Frau hinter der Theke hingestellt hatte. 'Kathy' nannte man sie hier im Saloon.
"Sieht nicht so aus." Wieder fielen Timmy die Blicke auf, die zwischen seinem Gefährten und der jungen Frau mit den blonden Zöpfen hin und herflogen. Sie saßen noch immer an der Theke. Das Essen war überraschend gut im 'Arkansas Billard Room'. Und ein Zimmer hatten sie hier auch bekommen.
"Sie kommen von weit her?", fragte die Frau namens Kathy. Sie wandte sich an Sam, nicht etwa an Timmy.
"Aus Austin", antwortete Sam. Ganz gegen seine Art beschränkte er sich auf zwei Worte. Als hätte die Nähe der süßen, kleinen Frau ihm die Sprache verschlagen.
"Sam war Prediger in Austin", half Timmy nach. "Aber die texanischen Cowboys kamen nicht in die Kirche, weil sie Angst vor seiner schnellen Hand hatten..."
"Lass doch, Timmy..." Aus den Augenwinkeln nahm Timmy die leichte Röte auf Sams Gesicht wahr.
"Sie sind ein Reverend?", fragte Kathy erstaunt.
"Glauben Sie mir, Ma'am", Timmy beugte sich über die Theke. "Sam kann reden wie ein Erzengel beim Jüngsten Gericht. Und er kann schießen wie der Teufel.
"Glauben Sie ihm kein Wort, Ma'am..." Sam winkte ab. Die junge Frau machte große Augen.
"Ich schwör's Ihnen - und reiten kann er besser als ich. Im Grasland zwischen San Angelo und Odessa haben mich acht Komanchen-Krieger in die Mangel genommen. Ich hatte einen Siedler-Treck über die Rockys nach Kalifornien geführt und wollte zurück nach Kansas City. Wie aus dem Nichts tauchten sie auf, die Komanchen, jagten mich durch die Prärie und kreisten mich ein. Ich dachte, meine Stunde wäre gekommen. Aber dann - ebenfalls wie aus dem Nichts - tauchte Sam auf. Preschte heran und traf drei dieser Halunken noch aus dem Sattel. Gemeinsam haben wir sie dann in die Flucht geschlagen!"
Timmy setzte das Glas an und nahm einen Schluck Whisky. "Ich schwör's Ihnen, Ma'am, so war es." Er hatte sich in Begeisterung geredet. "Und im letzten Winter, in Santa Fe, nannten sie ihn Reverend Colt. Diesen Mann hier." Er klopfte dem verlegenem Sam neben sich auf die Schulter. "Meinen Freund Samuel Cocker!"
"Er übertreibt maßlos, Ma'am." Sam lächelte wie ein kleiner Junge.
"Und wohin sind Sie unterwegs?" Die Kleine lehnte sich auf die Theke. Ihre großen, blauen Augen hingen bewundernd an dem schwarzen Lockenkopf mit der Melone.
"Nach Oregon. Ich werde dort eine Gemeinde unter den neuen Siedlern gründen..."
Das Gespräch zwischen den beiden kam in Gang. Timmy wandte sich von der Theke ab und grinste. Mehr hatte er nicht gewollt.
Im Saloon hatte sich die Versammlung um den Tisch des Bürgermeisters aufgelöst. Die meisten Männer waren an ihre Tische zurückgekehrt oder kamen zur Theke.
Auch der Rancher, von dem man Timmy erzählt hatte, er sei einer der mächtigsten Männer in Dogde City. Keaton Rowling beugte sich weit über die Theke. Kathy, auf der anderen Seite, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste den bulligen Mann auf die Wange. "Gute Nacht, Darling", sagte Rowling. "Und schön brav bleiben."
Timmy merkte, wie ein Reißverschluss durch Sams Gesicht ging. Ganz steif saß er plötzlich da.
Keaton Rowling grüßte nach allen Seiten. An der Spitze seiner Leute verließ er den Saloon. Neben dem Rancher sah Timmy den Mann, den sie Habicht nannten. Kauend schlenderte er zum Eingang und hielt seinem Boss die Schwingtür auf.
"Ihr Bruder oder ihr Mann?" Timmy drehte sich nach der Blonden um.
"Nichts von beidem", kicherte sie. "Mein Dad." Sam entspannte sich.
Der Town-Marshal kam an die Theke. "Wie ist es, Baxter? Kann ich mit euch rechnen morgen?"
"Ich hab nichts weiter vor", sagte Timmy. "Aber der Reverend hat es ziemlich eilig. Er will nach Oregon und noch vor dem Herbst die Rockys überqueren. Ihn müssen Sie fragen."
Hank Davids blickte zu Sam. "Und, Reverend? Helfen Sie uns morgen? Es kann sich auch ein paar Tage hinziehen."
"Ehrensache, Marshal", sagte Sam mit dem Brustton der Überzeugung und einem Seitenblick auf das süße Mädchen. Er war gerade im Begriff sich zu verlieben. Und ahnte nicht, dass er soeben die wichtigste Entscheidung seines Lebens getroffen hatte...
*
Sie saßen in Judes Küche. Pat verdrückte ein Steak, dass Jude ihm in die Pfanne gehauen hatte. Er war wieder in seine Hosen geschlüpft. Sein Oberkörper glänzte noch immer von Schweiß. Die Whiskyflasche neben dem Teller mit dem dampfenden Fleisch war nur noch halbvoll.
"Du bist ein Zuckerstück, Jude." Pats Zunge war schwer. Und er sprach mit vollem Mund. "Eine Traumfrau bist...", lallte er. "Jawoll, eine Traumlady..." Er spülte den Bissen mit purem Whisky herunter.
Ihren nackten Körper in eine Decke gehüllt hockte Jude ihm gegenüber. Zufrieden lächelte sie ihn an. "Du kannst es immer so gut haben, Pat. Jeden Tag Sex, jeden Tag warmes Essen. Es steht dir frei, Pat, greif zu..."
"Ich muss blöd sein, dass ich ein Weib wie dich so oft allein lasse..." Pat schaufelte das Steak in sich hinein. "Es wird anders, Jude, ich versprechs dir..."
Jude kannte das. Früher hatte sie sich von solchen Reden beeindrucken lassen. Inzwischen war sie klüger: Wenn sie gevögelt hatten, neigte Pat öfter mal dazu, ihr das Blaue vom Himmel herunter zu versprechen. Oder wenn er hinreichend blau war.
"Ich glaubs erst, wenn du mich geheiratet hast." Ein gewagter Satz, sie wusste es. Aber die Stimmung schien ihr günstig.
Pats Hand, mit der Gabel auf dem Weg vom Teller zum Mund, erstarrte. Über das dampfende Fleischstück hinweg blickte er Jude an. In seinen Augen lag etwas Gleichmütiges, fast Müdes. Aber das täuschte. Patrick McIan war ein Vulkan - niemals sah man ihm den bevorstehenden Ausbruch an. Jude atmete tief durch.
Pat legte die Gabel in seinen Teller und griff zum Glas. Nachdenklich starrte er in den Whisky. "Warum nicht..." Er goss ihn hinunter. "Warum eigentlich nicht..." Judes Herz machte einen Satz. "Lass mich darüber nachdenken, Jude, in Ruhe nachdenken..."
Nach dem Essen trug Jude das Geschirr ab. Er zog sie zu sich auf den Schoß. "Und jetzt der Nachtisch..." Seine Hände glitten unter die Decke und fassten ihre warmen Brüste.
Schritte näherten sich auf dem Bürgersteig. Es klopfte. "Wer ist da?!", rief Pat.
"Captain Amoz Woolster!", kam es von draußen. "Wir suchen Patrick McIan. Captain Patrick McIan..."
Jude fühlte, wie seine Hände ihre Brüste losließen. Auch wie sein Körper sich plötzlich anspannte, spürte sie. Merkwürdig: Schon in dem Augenblick wusste sie, dass sie verloren hatte.
"'Woolster'?! Amoz Woolster?!" Pat schob sie von seinem Schoß. "Amy, du Satansbraten, höre ich Recht?!"
"Das tust du!", kam es von der Tür. "Bei Old Pap Price' Seele, du hörst Recht! Mach auf, du verdammter Dragoner!"
Pat wankte zu Tür. Vergessen Jude, vergessen die Liebe, der Sex und das Steak. Jude zog sich hastig ins Schlafzimmer zurück. Enttäuschung brannte in ihr. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Angst Pat zu verlieren. Sie lauschte, während sie sich anzog.
"Eine gewisse Miss Gabriel behauptete, du seist in Garden City, oder gar in Kansas City, und eben im Saloon hören wir, du seist da...!" Schritte schwerer Stiefel polterten in die Küche. Raues Gelächter, Stühlerücken, Gläserklirren, und dann der Satz, den sie heute schon gehört hatte: "Die Army braucht dich, Pat - es geht bald gegen die Cheyenne..."
Jude schnürte ihr Kleid zu. Nebenan in der Küche ging es um militärische Neuigkeiten. Der Kongress hatte angeblich im Vorjahr die Aufstellung von vier neuen Kavallerieregimentern genehmigt. Eines davon, das Siebente, sollte in Fort Riley, in Kansas stationiert werden. Von einem Offizier namens Custer war die Rede, und von einer geplanten Expedition gegen die Cheyenne im kommenden Jahr...
Jude band sich die Schnürstiefel zu. Beeil dich, Judith Gabriel... du hast ihn schon viel zu lange mit ihnen alleingelassen... Ihre Intuition raunte: Zu spät, doch Jude dachte noch lange nicht an aufgeben. Sie lief aus dem Schlafzimmer in die Küche.
Die Blauröcke saßen an ihrem Tisch und tranken ihren Whisky. Ein Captain, ein Sergeant und ein Corporal. Sie machten überraschte Gesichter, als die rothaarige Frau die Küche betrat. Nacheinander standen sie auf, um Jude zu begrüßen.
"Das ist Amoz Woolster, Jude!" Pat strahlte. Er sprach verwaschen und undeutlich. Aber er strahlte wie ein kleiner Junge. "Wir haben zusammen in General Price' Regiment gegen die Yankees gekämpft..."
"Und verloren", sagte Jude kühl. Und dann, an den Captain gewandt. "Verlassen Sie bitte mein Haus."
Totenstille plötzlich. Das glatte Gesicht des Captains verwandelte sich in weißen Marmor. Dann knallte Pat sein Glas auf den Tisch und räusperte sich. "Bitte, Jude, so geht das nicht..." Schwerfällig stand er auf.
"So geht das." Jude blieb eiskalt. "Verlassen Sie bitte mein Haus."
Der Captain blickte nach links und rechts zu seinen Begleitern. Dann wandte er sich an Pat. "Wann hast du deine Sachen gepackt, Pat?"
Pat stützte sich auf den Tisch. Sein hilfloser Blick flog zwischen Jude und Woolster hin und her. "Sorry, Amoz, sie ist... ich meine, das Haus gehört wirklich ihr... ich kann..."
"Wo sollen wir auf Sie warten, Captain McIan?", schnarrte der Blaurock.
Jude fixierte ihren Geliebten. Du hast keine Chance, er wird gehen und nie wieder kommen...
"Hör zu, Amoz." Pat richtete sich auf. Er schwankte. "Ich brauch Bedenkzeit... bin grad ziemlich breit... morgen denk ich in Ruhe nach, ja?"
"Alles klar, Pat." Der Captain griff nach seinem Hut und seinem Glas. Seine Gefährten folgten seinem Beispiel. "Wir nehmen uns ein Zimmer hier in Dogde City und warten auf dich. Übermorgen nach Sonnenaufgang reiten wir los." Alle drei leerten ihre Gläser. "Ich bin sicher, wir werden zu viert reiten."
Mit einem knappen Nicken verabschiedete er sich von Jude. Danach stach er aus dem Haus in die abendliche Stadt...
*
Seit über einer Woche hatte es nicht geregnet. Der Grasboden war trocken und stellenweise hart. Nicht einfach die Spuren der Pferdediebe und der gestohlenen Herde zu erkennen.
Timothy Baxter hatte den Job des Fährtenlesers übernommen. Er war der einzige unter den siebzehn Reitern, der auf diesem Boden die Spur eines Pferdes von der Fährte eines Büffels zu unterscheiden wusste. Seine Erfahrungen als Scout und Armeespäher waren jetzt gefragt.
Er hockte am Fuß eines der unzähligen Hügel im hohen Gras, untersuchte abgeknickte Grashalme und kaum sichtbare Unebenheiten des Bodens. Pferdedung fand er im Gras. Er betastete ihn und fühlte seine Temperatur. Langsam richtete er sich auf.
"Sie sind zum Arkansas geritten", rief er den Reitern auf der Hügelkuppe zu und deutete nach Norden. "Länger als zwei Tage her." Hank Davids' Rappe stand an der Spitze der Reitergruppe. Der Town-Marshal gab seinem Pferd die Sporen und winkte die anderen hinter sich her.
Es war früher Nachmittag. Der Wind jagte dunkle Wolken über den Himmel. Ein Unwetter braute sich zusammen. Der Regen würde die kaum lesbaren Spuren endgültig verwischen.
Zwei Stunden später erreichten sie den Arkansas River. Erste dicke Tropfen klatschen auf die Pferderücken und die Hutkrempen der Reiter. Die Männer blickte besorgt in den schwarzen Himmel.
Timmy stieg wieder aus dem Sattel und sah sich in der Uferböschung um. Andere Reiter folgten ihm. Sam, Carl Rowling und Joey Plymouth, Keaton Rowlings Vorarbeiter. Im feuchten Uferboden fanden sie jede Menge Spuren. "Mindestens fünfunddreißig Pferde", knurrte Carl Rowling.
Timmy stapfte in den Schlamm und bückte sich. An fünf Stellen fand er Hufabdrücke, die tiefer als die anderen waren. "Fünf Reiter." Er richtete sich auf und sah ans andere Ufer des Flusses. Regentropfen schlugen auf der Wasseroberfläche auf. Überall kleine, kreisförmige Wellenbewegungen, die sich rasch in den Wogen verloren.
"Hier haben sie also den Fluss überquert", sagte Joey Plymouth. Schmatzend kaute er auf seinem Kautabak herum. Timmy sah, dass seine weit auseinanderstehenden Schneidezähne bräunlich waren. Er versuchte sich eine Frau vorzustellen, die einen solchen Mann küsste. Es gelang ihm nicht.
"Reiten wir rüber", schlug Plymouth vor. "Vielleicht finden wir noch raus, welche Richtung sie genommen haben, bevor es richtig anfängt zu pissen."
"Tun wir das." Timmy stieg die Uferböschung hinauf und ging zu seinem Pferd zurück. Die meisten Männer warteten in den Sätteln. Einige schlugen die Kragen ihrer Jacken hoch. Lauter missmutige Gesichter, die ständig zum Himmel spähten. Wind kam auf, der Regen wurde stärker. Timmy schwang sich in den Sattel.
Etwas abseits sah er den Town-Marshals sich aus dem hohen Gras aufrichten. Er hielt etwas in der Hand und betrachtete es. Etwas sehr kleines, Timmy konnte es nicht sehen auf die Entfernung. "Was gefunden?", rief er. Davids schüttelte den Kopf. Timmy sah aber, dass er etwas in der Westentasche verschwinden ließ.
Er trieb sein Pferd in den Arkansas. Noch bevor sie die Flussmitte erreichten, brach ein Platzregen los. Von einem Augenblick auf den nächsten. So dicht fiel er, dass Timmy kaum noch das andere Ufer erkennen konnte. Es war, als würden sich ganze Sturzbäche aus den schwarzen Wolken ergießen.
Mit vollkommen durchnässten Reitern auf den Rücken kletterten die Pferde ans Nordufer. Timmy rutschte aus dem Sattel und versuchte Spuren zu entdecken. Vergeblich. Der Platzregen verwandelte den Uferbereich in eine abschüssige Schlammbahn. Selbst Timmys Stiefelabdrücke hielten sich nur Sekunden.
"Wir geben auf!", rief Hank Davids. "Zurück nach Dogde City..."
*
An diesem Tag fiel ihr die Arbeit schwer. Schweigend saß Jude vor ihrem Schneidertisch. Immer wieder blickte sie von Stoff und Nadel auf und lauschte den Hammerschlägen auf dem Hof hinter dem Haus. Pat reparierte den Zaun. Als er fertig war, stieg er aufs Dach und wechselte ein paar Bretter aus. Und als es anfing zu regnen, kam er hinunter in die Küche. Stumm saß er neben dem Fenster und rauchte.
Die halbe Nacht hatte Jude ihn bearbeitet. Hatte geweint, gebettelt, gedroht. Und sich von ihm lieben lassen. "Ich schick sie weg", hatte Pat versprochen, "ich bleib bei dir." Doch seine grüblerische Miene schon während des Frühstücks sprach eine andere Sprache. Es arbeitete in ihm. Jude spürte es genau.
Der Regen prasselte aufs Dach und gegen die Fenster. "Du willst zur Army, hab ich Recht?" Sie drehte sich zu ihm um. Sein müder Blick hielt ihrem stand. Aber er antwortete nichts.
Judes Hände zitterten, während sie versuchte weiterzuarbeiten. Irgendwann, als der Regen aufgehört hatte, stand Pat auf. Jude hörte wie er die Tür aufzog. "Was wirst du ihnen sagen, Pat?" Keine Antwort. Auch keine Schritte mehr. Pat stand unter der Tür und blickte auf die schlammige Mainstreet hinaus.
Jude drehte sich nicht nach ihm um. "Wenn du gehst, geh für immer", sagte sie leise.
"Warte auf mich." Rau und heiser klang seine Stimme. "Die Army nimmt mich mit offenen Armen auf. Da hab ich eine Zukunft. In einem Jahr oder so komm ich zurück, und wir heiraten. Warte auf mich."
Jude schloss die Augen. Sie hatte ein paar Berichte von Frauen gelesen, die mit Soldaten verheiratet waren. Kein Leben, von dem Jude träumte. "In einem Jahr ist es zu spät. Ich werde verheiratet sein, wenn du kommst. Mit Hank Davids."
Sie hörte ihn atmen. Sekundenlang verharrte er unter der Tür. Dann schloss er sie. Seine Schritte entfernten sich auf den Holzbohlen des Bürgersteigs. Judes Stirn sank auf den Tisch. Sie weinte...
*
Timmy und Sam trugen viel zu weite Hosen und Hemden an diesem Abend. Kathy hatte ihnen die Kleider aus der Garderobe ihres Onkels Carl Rowling besorgt, damit sie ihre nassen Klamotten zum Trocknen in der Waschküche aufhängen konnten.
Carl Rowling, der Wirt des 'Arkansas Billard Rooms' war einen halben Kopf größer als Sam und Timmy. Und er wog etwa fünfzehn Pfund mehr als der Reverend und bestimmt fünfundzwanzig Pfund mehr als der hagere Timothy Baxter.
"Du siehst aus, als hättest du einen Job als Vogelscheuche in Rowlings Maisfeldern angenommen", stichelte Sam, als er Timmy an der Theke traf. Wie ein Sack hing die fremde Hose an ihm. Rowling hatte ihm ein paar Hosenträger geliehen. Nicht mal den Gurt mit seinen .45er Remingtons trug er.
"Und du wie ein Clown aus einem Varieté-Theater", sagte Timmy trocken. Sam hatte die schwarzen Hosenbeine umgekrempelt. Sein Waffengurt hielt sie an seinem Körper fest. Der Perlmuttgriff seines .45er Colts ragte aus dem Halfter. Sam sah einfach lächerlich aus. Genau wie Timmy. Beide trugen ehemals weiße Hemden mit steifen Kragen.
"Was gibts zu essen heute Abend, Kathy?" Sam schwang sich neben seinen Freund auf den Barhocker. Er war unglaublich locker in der Gegenwart der blonden Frau. Kein Vergleich zum Vorabend, fand Timmy. Die blauen Augen der Rowling-Tochter leuchteten, als sich ihr Blick mit dem des Reverends traf.
"Ich kann dir einen Gemüseeintopf mit kräftiger Fleischeinlage anbieten", sagte sie. "Oder ein großes Steak mit Speckbohnen und Bratkartoffeln."
Sam entschied sich für den Eintopf, Timmy nahm das Steak. Er lebte praktisch ausschließlich von Steaks, Tabak und Wasser. Und von Whisky natürlich. Schon zum Frühstück konnte er ein ganzes Steak verdrücken. Was Sam regelmäßig einen Brechreiz verursachte.
Jude verschwand in der Küche. Ihr kleines, rundes Gesäß schwang hin und her. Sam saß wie gefroren und blickte ihr nach. "Feuer gefangen, Sammy?", raunte Timmy.
"Wieso..., was meinst du...?" Samuel Cocker mimte den Unschuldsknaben.
"Ob du dich verguckt hast, verdammt, ist das so schwer zu verstehen?"
"Ach so..." Sam rutschte unruhig auf seinem Barhocker hin und her. Er sah nach rechts und nach links und hinter sich. Nur wenige Männer hingen an der Theke. Und die Tische waren noch nicht einmal halb besetzt. Draußen, auf der Mainstreet lag ein heller Schimmer über den Dächern der gegenüberliegenden Häuser. Die Wolkendecke war aufgerissen und die Abendsonne versprühte ihr letztes Licht.
"Nun ja..." Sam senkte die Stimme und rutschte ein Stück an Timmy heran. "Sie gefällt mir, ehrlich gesagt, sie ist nett, und..."
"Du bist also scharf auf sie." Timmy wusste, dass er gemein war - aber es machte ihm Spaß.
"Ich muss doch sehr bitten, Mr. Baxter!" Sam setzte eine Miene ehrlicher Entrüstung auf. "Jetzt ist aber gut!"
"Also - sie gefällt dir." Timmy zog die blonden Brauen hoch. Wie ein geduldiger Schulmeister wirkte er. "Dann nimm sie doch mit nach Oregon."
"Du bist ja vollkommen übergeschnappt", zischte Sam. Er wurde rot, und Timmy feixte. "Ich kenn sie ja nicht mal...!"
"Dann lerne sie kennen." Timmy sprach jetzt eindringlich, fast beschwörend. "Sprich mit ihr, lad sie zu einem Abendspaziergang ein, locke sie auf dein Zimmer, lies ihr aus der Bibel vor, erzähl einen Schwank aus deinem Leben, küsse sie, vögle sie, dann lernst du sie..."
Sam zuckte zusammen. "Schluss jetzt!", fauchte er. Er schien wirklich böse zu sein plötzlich. "Du weißt genau, wie ich denke! Du weißt genau, dass ich als Gottesmann... als Christ... ich meine... dass wir in der Kirche niemals... also - Geschlechtsverkehr vor der Ehe vollziehen..."
"'Geschlechtsverkehr'..." Timmy lachte wiehernd. "'Geschlechtsverkehr vollziehen'..." Er schlug sich auf die Knie. "Wie ulkig du dich ausdrücken kannst..." Sams Ellenbogen traf ihn in die Rippen. Kathy huschte aus der Küche. Sie brachte Kaffee und Whisky. Kaffee für Sam, Whisky für Timmy. Timmy bemühte sich um ein ernstes Gesicht.
Ein paar Minuten später Hufschlag auf der Mainstreet. Pferde schnaubten, Männerstimmen riefen, kurz darauf Schritte auf dem Bürgersteig. Die Schwingtür flog auseinander. Eine Schar lärmender Cowboys strömte in den 'Arkansas Billard Room'. Mindestens dreizehn Männer, schätzte Timmy. Einige schwankten gewaltig. Der Schankraum füllte sich mit dem Gestank nach Schweiß und Rindern.
Sam und Timmy sahen sich nach den Texanern um. Struppige Burschen in blauen Nietenhosen und hellen Baumwollhemden. Einige trugen Lederchaps, fast alle abgegriffene, breitkrempige Stetsons. Zwei Mexikaner waren dabei. Ihre schwarzen Bärte und Augen fielen auf. Und ihre Strohhüte. "Glotz nicht so, Gringo!", brüllte der eine quer durch den Raum. Timmy sah, dass er zwei Revolver im Gurt trug.
"Schon okay, Sir", sagte er und wandte sich wieder seinem Whisky zu.
"Der erste Viehtreck dieses Jahr", flüsterte Carl Rowling, der Wirt. "Sind früh dran. Kommen aus der Gegend von Fort Griffin. Unruhige Wochen stehen uns bevor."
"Ein gutes Geschäft steht euch bevor, schätz ich." Timmy zog den ledernen Tabaksbeutel aus dem weiten Hemd und drehte sich eine Zigarette.
"Klar, das auch", knurrte Carl.
Die Texaner drängten sich an die Theke. Carl teilte Gläser aus und fischte eine Whiskyflasche aus dem Regal. Kathrin brachte den Eintopf für Sam und Timmys Steak. Einer der Mexikaner starrte sie an wie einer Erscheinung. Kathy warf Sam einen flüchtigen Blick zu und wurde merkwürdig hektisch. Ihre helle Gesichtshaut verfärbte sich rötlich.
Timmy musterte den Texaner. Dessen schwarze Augen glühten und wanderten hemmungslos über Kathys zierliche Gestalt. Ohne Zweifel - er zog sie in Gedanken aus. "Glotz nicht so, Sir!", blaffte Timmy...
*
Hank Davids entzündete die Petroleumlampe und drehte den Docht hoch. Der Lichtschein fiel auf die Wände des kleinen Office. Auf das Waffenregal, die Garderobe, die Wandhaken mit den Handschellen, den Schrank mit Aktenordnern und Büromaterial, und auf die geschlossene Tür zum Zellentrakt.
Die sechs Zellen waren leer. Das kam nicht allzuoft vor in Dogde City. Und würde sich bald ändern. Am späten Nachmittag war der erste Viehtreck aus Texas eingetroffen. Weitere würden nicht lange auf sich warten lassen. Cowboys, die wochenlang sechzehn Stunden am Tag im Sattel gesessen hatten, würden über die Stadt herfallen. Falschspieler und Huren würden ihnen folgen.
Eine Menge Arbeit war angesagt. Die ersten Tage nach Eintreffen eines Viehtrecks waren immer die Schlimmsten. Davids rechnete schon in dieser Nacht mit den ersten Verhaftungen.
Der Town-Marshal kramte einen Fetzen Papier aus seiner Westentasche. Er legte ihn neben die Lampe und betrachtete ihn. Ein zerknautschtes, rotes Stück Papier. Ziemlich festes Papier. Daumenlang war es und nur wenig breiter. Das eine Ende war ausgefranst. Sechs schwarze Buchstaben konnte Davids deutlich entziffern - 'a b a c c o"
Schon als er den Fetzen aus dem Gras am Arkansas geholt und zwischen den Fingern geglättet hatte, war ihm klar gewesen, was dieses Stück Papier einst verhüllt hatte. Die Farbe kannte er, den Schriftzug, und das Wort, zu dem sich die sechs Buchstaben unschwer ergänzen ließen ebenfalls.
Hank Davids war ein abgebrühter Mann. Und ein Mann von glasklarem Verstand. Nicht ohne Grund hatte man ihn zum Marshal von Dogde City berufen. Trotzdem brauchte er seine Zeit, um die Wahrheit zu akzeptieren. Oder das, was er für die Wahrheit hielt.
Er nahm den Papierfetzen zwischen Zeigefinger und Daumen und schnupperte daran. Der schwache Geruch von Kautabak war unverkennbar.
Seufzend stand er auf. Er trat vor die Tür seines Office auf den Bürgersteig. Es war inzwischen dunkel geworden. Der Regen hatte die drückende Hitze aus der Luft gespült. Ein milder Wind wehte durch die Häuser.
Davids stieg auf die Straße hinunter. Er vermisste seine gewohnte Ruhe und Gelassenheit, als er den 'Arkansas Billard Room' ansteuerte.
Der Saloon war schon ziemlich voll. Eine Menge Fremde. Die Texaner, die heute ihr Vieh abgeliefert hatten. An der Theke erkannte er Timothy Baxter und Samuel Cocker. Sie lieferten sich ein lautstarkes Wortgefecht mit einem Mexikaner.
Der Town-Marshal kümmerte sich nicht um sie. Er hatte die große Gestalt Keaton Rowlings entdeckt. Der Rancher lehnte an der Schmalseite der Theke in Höhe der Küchentür und sprach mit seiner Tochter. Kathy machte einen verstörten Eindruck.
Davids ging zu den beiden. Sie sahen auf. Er legte den Papierschnipsel vor Rowling auf die Theke. Rowling zog die grauen Brauen zusammen. "Komm einen Augenblick vor die Tür, Keaton. Ich muss dringend mit dir reden." Mit einer Kopfbewegung deutete er auf den roten Papierfetzen. "Deswegen."
Der Rancher folgte ihm quer durch den Saloon. "Weißt du, wo ich das gefunden hab?", fragte Davids ihn draußen auf dem Bürgersteig. Rowling schüttelte stumm den Kopf. "Am Arkansas. An der Stelle, wo wir die Fährte der Pferdediebe verloren haben. Wo ist Joey Plymouth?"
"Du meinst...?" Rowling deutete auf den Fetzen. "Hör zu, Hank - Joey ist nicht der einzige, der auf dem Dreckzeug rumkaut."
"Wo steckt er?"
"Im Eden."
Der Town-Marshal schob sich an dem Rancher vorbei. "Sprechen wir mit ihm."
Rowling hielt ihn fest. "Warte, Hank. Vielleicht ist es besser, ich rede zuerst allein mit ihm. Du weißt, wie leicht ihm die Nerven durchgehen. Ich bring ihn dann zu dir ins Office."
Der Town-Marshal nickte. Keaton Rowling hatte seine Männer im Griff. Sie fürchteten ihn. Und vielleicht war es besser, Plymouth nicht vor seinen Kumpanen auf den Verdacht anzusprechen. Leute wie er konnten unberechenbar sein, wenn sie glaubten, ihre sogenannte Ehre stünde auf dem Spiel.
"Einverstanden, Keaton. Rede mit ihm und dann bring ihn ins Office." Die Männer trennten sich.
Zurück in seinem Office legte Hank Davids den Fetzen der Kautabakverpackung neben die Lampe. Er nahm ein paar Handschellen von der Wand und hing sie über die Armlehne seines Stuhles. Auch den Hahn seines Peacemakers spannte er. Danach zündete er sich einen Zigarillo an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Und wartete...
*
"Ich wusste es!" Amoz Woolster hob sein volles Glas. "Ich wusste, dass du mit uns reitest! Auf Captain Patrick McIan!" Pat stieß mit ihm und den beiden anderen Blauröcken an. "Auf das glorreiche Siebte Regiment!"
Sie tranken. Pat gab sich locker und launig. Doch in seiner Brust steckte ein stachliger Knoten. Und auf seiner inneren Bühne erschien ständig Judes trauriges Gesicht. Er versuchte beides in Strömen von Whisky zu ertränken.
"Morgen früh vor dem Hotel." Woolster stand auf und klopfte Pat auf die Schultern. "Und sauf nicht soviel, damit du uns nicht aus dem Sattel fällst unterwegs." Der Sergeant und der Corporal lachten. Hinter Woolster her stiegen sie die Treppe zu ihren Zimmern hinauf.
Die Männer, die das Gespräch zwischen Pat und den Soldaten mitbekommen hatten, sammelten sich um ihn. Fragen prasselten von allen Seiten auf ihn herab. "Du gehst zurück zur Army?", "Morgen früh gehts schon los?", "Was sagt Jude dazu?", und so weiter, und so weiter.
Jeder wollte mit ihm anstoßen, jeder wollte Abschied feiern. Pat wusste, dass er eigentlich zu Jude gehen sollte, um mit ihr zu reden. Aber er scheute die Begegnung mit der geliebten Frau. Also feierte er mit den alten Kumpels Abschied.
Beiläufig registrierte er Keaton Rowling, der irgendwann auftauchte. Er zog Joey Plymouth von der Theke weg und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Kurz darauf verschwanden beide in einem Nebenzimmer.
Irgendwann schoben sich ein paar Männer von Rowlings Ranch an ihn heran. Pat hatte öfter mit ihnen gepokert. "Wie wäre es mit einem Abschiedsspielchen", sagte einer von ihnen, Jesse Coleman.
Geh zu Jude, sagte eine Stimme in ihm, es ist vorläufig eure letzte Nacht. Pat stieß ich von der Theke ab. "Warum nicht?" Er folgte den Männern ins Spielzimmer. Sie waren zu viert. Jesse Coleman, Curd Axen, Will Leonard und Jeremy Brown. Pat kannte sie gut.
Im Spielzimmer stellte jemand eine frische Flasche Whisky und Gläser auf den Tisch. Dann wurden Karten ausgeteilt...
*
Sie stritten ein Weilchen herum. Ein Wort gab das andere, und die Spannung stieg. Obwohl die Texaner ständig lachten, spürte Timmy es genau. Schließlich zogen er und Sam es vor, sich um ihr Essen zu kümmern.
Der Mexikaner gab aber keine Ruhe, versuchte sie aus der Reserve zu locken. Machte sich über ihre Klamotten lustig, behauptete sie würden stinken, und ob ihre Frauen es überhaupt erlauben würden, dass sie so spät noch in einem Saloon die Theke belagerten. Das übliche Gerede eben, wenn jemand Streit anfangen wollte.
Seine Kumpanen hatten ihren Spaß und stichelten kräftig mit.
Sam löffelte seinen Eintopf und Timmy säbelte an seinem Steak herum. Es schmeckte ihnen nicht besonders. Aber was sollten sie machen?
"Das Püppchen gefällt dir wohl, was?" Der Mexikaner hatte den ständigen Blickkontakt zwischen Kathy und Sam bemerkt. "Mir auch, stell dir vor. Würde gern mal ihre Titten sehen." Etwas Lauerndes lag auf seinem stoppelbärtigen Gesicht.
Sam ließ den Löffel in die Suppenschüssel fallen und rutschte vom Barhocker. Timmy hielt ihn fest. Er blickte dem struppigen Mexikaner in die glühenden Augen. "Ich geb dir Zeit, bis ich mein Steak verdrückt habe. Bis dahin hast du dich verpisst."
Er sprach nicht laut. Aber jeder in der Nähe konnte ihn verstehen. Und jeder hörte die Entschlossenheit in seiner Stimme.
"Ich krieg ja einen furchtbaren Schreck", feixte der Mexikaner. Seine Kumpanen brüllten vor Lachen. "Und wenn ich deine Bitte vergessen sollte, bis du fertig gegessen hast? Ich weiß ja nicht, wie lang du brauchst."
"Dann wirst du dein Leben lang an diesen Tag denken", sagte Timmy ohne von seinem Steak aufzusehen.
Sam setzte sich wieder und griff nach seinem Löffel. Timmy schaufelte Bratkartoffeln in sich hinein. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Carl Rowling seiner Nichte etwas zuflüsterte. Kathy schob sich aus der Deckung der Theke, huschte durch den Saloon und lief hinaus auf die Straße. Timmy vermutete, dass sie den Town-Marshal holen würde.
Der Mexikaner stieß sich von der Theke ab. Lauernd, wie ein Puma, glitt er an seinen Kumpanen vorbei. Er baute sich hinter Timmy auf. "Das musst du mir genauer erklären, Lady Milchgesicht." Timmy sah, wie die Hände einiger Texaner sich auf die Griffe ihrer Revolver legten. Er hörte die Hähne klicken...
*
Pat verlor gleich die ersten drei Spiele. Dreißig Dollar insgesamt. Fast seinen gesamten Wochenlohn. Trotzdem spielte er weiter. Fast eine Stunde lang. Als er fünfzig Dollar verloren hatte, ließ er die Karten fallen.
"Nicht mein Abend, Jungs." Statt fünf Karten, sah er zehn in seiner Hand. Auch die Gesichtszüge seiner Mitspieler verschwammen vor seinen Augen. Auf seiner inneren Bühne Jude. Ihm war, als hörte er ihre Stimme. Komm zu mir, komm endlich...
Er warf die Karten auf den Tisch. "Hab zuviel geschluckt. Wenn ich weiterspiele muss ich nackt nach Hause gehen..." Die Männer redeten auf ihn ein. Er stand auf und wankte aus dem Raum ohne sich nach ihnen umzusehen. Eine unerklärliche Traurigkeit griff nach ihm.
Später, als er mitten auf der Mainstreet wankte, verwandelte sie sich in Wut. Vor dem Office des Town-Marshals blieb er stehen.
In einem Jahr ist es zu spät... Judes Stimme raunte in seinem schweren Schädel. Ich werde verheiratet sein, wenn du kommst. Mit Hank Davids...
"Mistkerl, verdammter", zischte Pat.
*
Die Gespräche im Saloon verstummten. Carl Rowling stand stocksteif hinter der Theke. Timmy fühlte die vielen Blicke hinter sich im Nacken. Und er spürte den warmen Atem des Mexikaners. Die Hände seiner Kumpanen schwebten über ihren Waffenholstern. Im Barspiegel sah er den Kerl breitbeinig hinter sich stehen.
Totenstille herrschte für Sekunden.
Timmy atmete tief durch. Er griff nach seinem Whiskyglas und führte es an seinen Mund. Aber er trank nicht. Seine Augen fixierten das Spiegelbild des Mexikaners. Blitzschnell zuckte seine Hand mit dem Whiskyglas an seinem Kopf vorbei über seine Schulter. Der Whisky klatschte in die Augenpartie des Kerls.
Timmy fuhr herum, griff mit Linken zu und packte mit der Rechten seinen Teller. Sein langes Haar schwirrte durch die Luft, sein hagerer Körper bog sich zur Seite - im nächsten Moment klebten ein halbes Steak und ein paar Löffel Bratkartoffeln in dem stoppelbärtigen Gesicht. Der Mexikaner schrie, denn das Steak war noch heiß.
Timmy riss ihn zu sich, klemmte ihm den Arm unter das Kinn und drückte sich gegen seinen Rücken. Der Teller mit dem Steak zerschellte am Boden. Timmy zog den Revolver aus dem rechten Halfter des Mannes und richtete ihn auf dessen Kumpanen.
Ein paar von ihnen hielten ihre Waffen schon in der Hand. Schüsse donnerten durch den Saloon. An sämtlichen Tischen tauchten die Leute ab und warfen sich flach auf den Boden. Männer fluchten, Frauen stießen spitze Schreie aus.
Neben sich hörte Timmy drei, vier Schüsse explodieren. Sam hatte seinen Eintopf sich selbst überlassen. Statt des Löffels lag nun ein .45er Colt in seiner Hand. Auch Timmy drückte zwei oder dreimal ab. Einer der Texaner wurde getroffen mitten in den Raum geschleudert. Zwei andere hielten sich schreiend die Oberarme fest. Waffen polterten auf den Boden.
"Weg mit den Schießeisen!", brüllte Timmy. "Weg mit ihnen, oder ich leg ihn um!" Er drückte den Lauf des Revolver in die Kehle des Mexikaners. Der röchelte und keuchte.
Die Cowboys ließen ihre Waffen sinken. Einer nach dem anderen. "Ich will, dass ihr die Waffengurte abschnallt!" Sie sahen sich unsicher an. "Runter damit!" Timmy rammte dem Mexikaner das Knie in den Hintern. "Sags ihnen! Runter mit den Gurten!"
"Tut, was er sagt", wimmerte der Mann. Die Texaner schnallten ihre Gurte los. Sie fielen nacheinander auf den Boden.
"Wo ist der Town-Marshal!?", rief Timmy.
Kathy, noch immer an der Schwingtür, zuckte die Schultern. "Er ist nicht im Office..."
Hinter ihr tauchte plötzlich der Bürgermeister auf. "Was ist hier los?!", schrie er.
Endlich krochen die Männer von Dogde City unter den Tischen und hinter der Theke hervor. Als sie die Situation überblickten, wurden sie mutiger. Fluchend packten sie die Cowboys aus Texas und fesselten sie.
Jemand holte einen Arzt, der sich um den verletzten Texaner kümmerte. "Heißes Wasser!", rief der Doc. "Tücher!" Die Kugel steckte in der Schulter des Mannes. Der Arzt machte sich an Ort und Stelle an die Arbeit.
Die Leute von Dogde City stießen die Gefangenen zur Schwingtür. "Zum Office!", kommandierte der alte Jack Lindsay. "Wir bringen sie zum Office und sperren sie erstmal hinter Gittern...!"
Kathy lief durch den Raum zu Samuel Cocker. Ihr schmales Gesicht war schreckensbleich. "Jesus...", stöhnte sie. Timmy blickte sich nach Sam um. Ein großer Blutfleck breitete sich über seiner rechten Brustseite auf Carl Rowlings Hemd aus.
Er winkte ab. "Nicht schlimm, nur ein Kratzer..."
Kathy knöpfte das Hemd auf. Ständig rief sie dabei den Heiland an. "Bist du in Ordnung, Sam?" Auch Timmy war der Schreck in die Glieder gefahren.
"Nur ein Kratzer..." Sam knallte seinen Colt auf den Tresen und griff nach Timmys Whisky. Er leerte das Glas in einem Zug.
Kathy zog den klebrigen Hemdstoff von der Wunde ab. Sam hatte Glück gehabt - es war wirklich nur ein Streifschuss. "Sag ich doch", grinste der Reverend. "Der HERR braucht mich in Oregon. Meint ihr Ungläubigen wirklich, er würde mich zu sich rufen, bevor ich dort ankomme?"
"Dafür brauchst du den Herrgott nicht bemühen", knurrte Timmy. "Zum Sterben reichen ein paar dreckige Cowboys und ihre Kugeln." Er lief auf die nächtliche Mainstreet und schloss sich den Bürgern mit den Gefangenen an...
*
"Hank! Wo steckst du?!" Es war dunkel hintern den Fenstern des Office'. "Arbeit, Hank. Aufwachen. Sperr die Zellen auf!" Der Bürgermeister drückte die Klinke der Tür herunter. Das Office war nicht abgeschlossen.
Verwundert blickten Jack Lindsay und die Männer von Dogde City auf die Tür. "Er schließt sonst immer ab." Die gefesselten Texaner fluchten vor sich hin.
Timmy drängte sich durch die Menge. "Was ist passiert?"
"Der Marshal ist weg", erklärte Jack Lindsay. "Und sein Office ist nicht abgeschlossen."
Jemand zog die Tür auf. Sie lauschten in den dunklen Raum. Timmy schob sich am Bürgermeister vorbei. Er fummelte Schwefelhölzer aus der Tasche seiner Bärenlederweste. Eines riss er am Türrahmen an.
Hinter ihm her drängten sich der Bürgermeister und drei Männer ins Office. "Hank? Schläfst du?" Angst schwang plötzlich in der krächzenden Stimme des alten Lindsays.
Konturen eines Schreibtisches schälten sich im flackernden Schein des Zündholzes aus der Dunkelheit. "Zünd die Lampe an", sagte einer der Männer hinter Timmy. Er tat es. Als er das Glas über den Docht setzte, strömte mattes Licht durchs Office. Die Tür zum Zellentrakt stand offen.
"Was ist das?", flüsterte Jack Lindsay. Er beugte sich über den Schreibtisch. Draußen hörte man die Texaner fluchen.
"O Gott", stöhnte einer der Männer. Ein großer, dunkler Fleck auf dem Schreibtisch. Timmy hob die Lampe an und hielt sie über ihn. Der Lichtschein spiegelte sich in Flüssigkeit. Blut...
Keiner sprach mehr ein Wort. Mit der Petroleumlampe in der Hand ging Timmy um den Schreibtisch herum. Blutschlieren führten von ihm weg in den Zellentrakt. Neben dem Stuhl vor dem Schreibtisch lag ein Revolver. Die Waffe des Town-Marshals.
Timmy leuchtete in den Zellengang hinein. Hank Davids lag auf dem Rücken zwischen den Zellentüren. In einer Blutlache. Und mit durchgeschnittener Kehle...
*
Kathy begleitete Sam auf sein Zimmer. Dort wusch sie behutsam die Wunde und verband sie. Sam blickte auf ihren blonden Kopf hinunter, während sie ihm die Binde um den Oberkörper wickelte. Er saß auf dem Bett, und sie kniete zwischen seinen Beinen. Ihr Zöpfe baumelten auf seine Oberschenkel hinab und streifen über seinen Bauch.
Er spürte keine Schmerzen. Seine Haut brannte nicht dort, wo die Kugel ihn gestreift hatte. Sie brannte an den Stellen, wo Kathys Körper, ihr Haar und ihre Hände ihn berührten. Es war, als würde sich ein heißer Strom aus seinen Lenden in seine Blutbahn ergießen. Sein Mund wurde trocken, sein Herz klopfte, sein Schwanz beulte die viel zu weite Hose aus. Er hoffte, sie würde es nicht bemerken. Vollkommen verkrampft hockte er auf dem Bettrand.
"Tut es so weh?" Besorgt blickte sie zu ihm auf.
"Nein", sagte er. "Doch... ich meine... eigentlich nicht..."
"Aber du verkrampfst dich so." Sie streichelte ihm über die Wangen. "Gib es zu, du hast Schmerzen." Mit einer Sicherheitsnadel befestigte sie die Binde.
Sam schluckte. "Es tut nicht richtig weh, wirklich nicht... es ist nur..."
Aus der Hocke kniete sie sich zwischen seinen Beinen auf den Boden. Ihre Arme legte sie auf seine Oberschenkel. Sams Herz pochte gegen seine Rippen. Ein Karussell begann sich in seinem Kopf zu drehen. Fragend blickte ihn die junge Frau an.
"...es ist nur, weil ich..." Stammelnd suchte er nach Worten. "...weil es lange her ist, dass ich einer Frau so nahe war..." Das war nicht mal die halbe Wahrheit. Sam hatte noch nie eine Frau angerührt.
"Ist es, weil ich eine Frau bin, oder weil ich es bin?" Kathys Hände legten sich auf seine Oberschenkel.
Sam konnte die Frage nicht beantworten. "Weil du es bist", sagte er vorsichtshalber. Er spürte, welche Antwort Kathy hören wollte. Soviel Ahnung von Frauen hatte selbst er.
"Dann küss mich jetzt." Kathy richtete sich auf, schloss die Augen und spitzte die Lippen. "Los, küss mich..."
Sams Hände schwebten mit gespreizten Fingern über ihrem Kopf. Als wäre der glühend heiß oder höchst zerbrechlich. Er traute sich kaum ihn zu berühren. Kathy streckte die Arme aus, schlang sie um seinen Nacken und zog sein Gesicht zu sich hinunter. Ihre warmen Lippen schlossen sich um seinen Mund.
Gluthitze durchzuckte ihn, als ihre Zunge in ihn eindrang. Endlich nahm er ihren Kopf zwischen seine Hände. Und endlich ließ er die Zügel seiner gebändigten Leidenschaft ein Stück los. Seine Finger wühlten sich in ihr Haar, seine Zunge tanzte mit ihrer und seine Lippen glitten über ihre Wangen, ihre Augen, ihre Stirn.
Sie machte sich los und deutete auf ihren schlanken Hals. "Küss mich da." Ihre Augen lachten. Sie bog den Kopf zur Seite und streckte sich ihm entgegen.
Diesmal musste sie ihn nicht zu sich ziehen - Sam fasste unter ihre Achseln und presste seine Lippen auf die weiße Haut ihres Halses. Nie zuvor hatte sein Mund etwas derart Weiches und Warmes gekostet. Die Sinne drohten ihm zu schwinden.
Kathy bog sich in seinen Armen und kicherte. "Das ist schön, Sam", sagte sie. "Das ist so schön..." Und dann löste sie sämtliche Knöpfe am Kragen ihres Kleides. Fassungslos sah Sam ihr zu. Sie deutete die Spalte zwischen den Wölbungen ihrer Brustansätze. "Und jetzt küss mich hier."
Langsam senkte er den Kopf. Wie hypnotisiert hing sein Blick an der schattigen Kerbe zwischen den weißen Wölbungen. Er konnte es kaum fassen...
Erst drückte Kathy seinen Kopf gegen ihren Ausschnitt, und dann führte sie seine Hände zu ihren Brüsten. Das Bett unter Sams Hintern schien plötzlich zu schwanken. Auch der Boden unter seinen Stiefelsohlen war nicht mehr fest. Sam schwebte. Küsste die weiche Haut ihrer Brustansätze und schwebte.
Kathy seufzte. Wie eine schnurrende Katze kam sie ihm vor. Sie wiegte die Hüften hin und hier, während er ihre Brüste küsste und knetete. Und plötzlich ließ sie seine Hände los und griff in seinen Schritt. Ihre Finger schlossen sich um die Ausbeulung in der weiten Hose.
Sam fuhr hoch. "Kathy..." Mit großen Augen blickte er hinunter auf ihre kleine Hand. Sie dachte nicht daran loszulassen. Sein Schwanz pulsierte in ihrer Faust. Ehe er sich versah, knöpfte sie seine Hose auf. "Kathy... was tust du...?"
"Was schon?" Sie kicherte während sie seinen Schwanz auspackte. Steif und rot ragte er aus der Hose. "Jetzt küss ich dich." Und schon schlossen sich ihre Lippen um das heiße, pochende Fleisch zwischen seinen Beinen.
Sam stieß einen Schrei aus. Er stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab und hob sein Gesäß an. "Kathy...", stöhnte er. "Kathy... wir dürfen das nicht tun..."
"Wer sagt das?" Treuherzig blickte sie zu ihm auf. Ihre Zungenspitze kreiste um seine Eichel. Feuer brannte in seinen Lenden. Er wusste kaum noch, wohin mit sich selbst. Seine Finger krallten sich am Leintuch fest.
"Ich bin ein Reverend...", stammelte er. "Ich bin... ich bin..."
"Du bist ein Mann." Wieder lutschte sie an seinem Schwanz. "Und ich bin eine Frau."
Und dann verlor Sam endgültig die Zügel. Es war tatsächlich so, als würde er die Kontrolle über eine sechsspännige Kutsche verlieren Seine Leidenschaft brach aus ihm heraus, wie die Lava eines Vulkans.
Er fasste ihren Kopf und stieß ihr seinen glühenden Stab in den Mund. Ihr Lippen glitten bis zum Schaftende hinunter. Sie brummte genüsslich und mit geschlossenen Augen. Und gleichzeitig zerrte sie seine Hose unter seinem schwebenden Gesäß weg.
Sam zitterte vor Erregung. Nie zuvor hatte er ähnliches erlebt. Nicht einmal einmal die Stunde, in der man ihn zum Reverend ordiniert hatte, war annähernd so himmlisch gewesen.
Kathys Mund ließ seinen Schwanz los. Sie richtete sich auf und lachte. Für einen Augenblick blitzte der Gedanke durch Sams Hirn, dass diese Frau unmöglich noch Jungfrau sein konnte. Sie musste eine Menge Erfahrung gesammelt haben, um so lieben zu können. Sam hatte sich seine erste Frau niemals anders, denn als Jungfrau vorstellen können. Der Gedanke tauchte in die Glut ein, die in seinem ganzen Körper brannte, und verschwand.
"Und jetzt will ich dich in mir spüren." Kathy streifte sich das Kleid und die Träger ihres Unterhemdes über die Schultern. Bis auf die Hüften hinunter zerrte sie den Stoffwust.
Sam keuchte, während er ihr zusah. Wie von selbst flogen seine Hände zu ihren Brüsten. Kleine Brüste waren es. Sam musste an die Orangen denken, die er vor Jahren in den kalifornischen Plantagen gesehen hatte.
Er merkte kaum wie er vom Bett glitt. Seine Hände strichen über diese kleinen, festen Brüste, über die herrlichen Früchte. Kathy legte den Kopf in den Nacken und zog ihn zwischen ihre Brüste. Er leckte, er küsste, er saugte - er glaubte sie verschlingen zu müssen.
"Weg mit der dämlichen Hose", sagte Kathy. Umständlich zerrte er sich die große Hose über die Knöchel. Die umgekrempelten Aufschläge wollten und wollten sich nicht von seinen Füßen lösen. Kathy half nach. Dann griff sie unter ihr Kleid. Etwas Weißes wirbelte durch die Luft und landete irgendwo hinter Sam. Ihr Schlüpfer.
Kathy stemmte ihre Arme gegen seine Brust und drückte ihn gegen die Bettkante. Er plumpste auf seinen nackten Hintern. Sie kniete vor ihm, richtete sich auf und rieb ihren Unterleib an seinem Gesicht. "Dein Schnurrbart", kicherte sie. "Er kitzelt, er kitzelt mich..."
Sie drückte seinen Kopf zurück auf die Matratze, stand halb auf, stützte ihr rechtes Knie aufs Bett und plötzlich klemmte sein Gesicht zwischen ihren Schenkeln - weiche, schlanke Schenkel. Er fühlte ihr Schamhaar an seinen Lippen, er öffnete den Mund und stieß seine Zunge in den Pelz, wieder und wieder, und irgendwann öffnete sich eine Spalte, und seine Zunge bohrte sich in feuchte Tiefen.
Kathy kicherte, stöhnte und seufzte - ihre Becken kreiste über seinem Gesicht, er hielt sie an den Hüften und genoss jede ihrer Bewegungen. Sam vergaß Oregon, Sam vergaß die Zeit, Sam vergaß schier seinen Namen.
Dann stieg Kathy von ihm. Sie kniete neben ihm vor dem Bett und legte ihren Oberkörper auf die Matratze. "Komm jetzt..." Mit einer kurzen Handbewegung raffte sie ihr Kleid über ihr Gesäß. "Komm jetzt..."
Sam starrte auf ihren Hintern. Er kreiste und schaukelte auf und ab. Ein kleiner, runder, weißer Hintern. "So?", fragte er begriffsstutzig.
"Komm endlich...", stöhnte sie.
Er rappelte sich hoch. "Macht man das so?"
"Man macht es so, dass es schön ist." Sie wandte den Kopf und lächelte ihn an. Und ständig kreiste ihr köstlicher, kleiner Hintern. "Und so ist es schön. Ich will es so, komm..."
Auf den Knien rutschte er an sie heran, an das unglaubliche Wesen, das vor seinen fassungslosen Augen kreiste und schwebte. Er legte seine Hände darauf, er fühlte die Bewegungen - sie wurden schneller und verlangender. "Komm endlich, komm schon..."
Er fasste ihre Hüften. Als würde er den Weg kennen glitt sein Schwanz in sie hinein. Sie stieß einen Schrei aus und presste die Hand auf ihren Mund.
Er hielt sie fest und bewegte sich ruckartig hin und her. "Fester, Sam, fester", rief sie...
*
Jude schlief unruhig in diese Nacht. Wilde Traumbilder überfluteten ihr Hirn. Sie sah ihren Vater auf der Mainstreet im Faustkampf mit Pat. Beide waren betrunken.
Sie saß am Bett einer sterbenden Frau, und wusste, dass ihre Mutter war, die sie nie kennengelernt hatte.
Sie lag mit Pat im Bett und stemmte sich seinen kraftvollen Stößen entgegen.
Sie stand auf der Mainstreet und weinte laut, während vier Reiter zur Stadt hinausritten. Vier Soldaten.
Sie hörte das Kriegsgeschrei angreifender Indianer, sah eine Schwadron Kavalleristen im fliegenden Galopp den Indianern entgegenreiten. Pat mitten unter ihnen. Sie hörte Gewehrschüsse und Kanonendonner.
Der Kanonendonner verebbte nicht. Im Gegenteil - er wurde lauter. In immer kürzeren Abständen schienen die Geschosse zu explodieren.
Jude riss die Augen auf. Schweißnass war sie. Noch immer der Lärm einschlagender Kanonenkugeln. Sie fuhr im Bett hoch und lauschte. Nein - keine Kanonen. Irgendwo im Haus schlug jemand gegen eine Tür. Wieder und wieder. Sie hörte Stimmen.
Ihr Herz schlug ihr plötzlich in der Kehle. Sie sprang aus dem Bett und huschte aus dem Schlafzimmer. In der Küche blieb sie erschrocken stehen. Fackelschein vor den zugezogenen Fenstern der Mainstreet. Das Türblatt erzitterte von schweren Faustschlägen. "Aufmachen! Mach endlich auf, Jude!"
Jude lief zur Tür, drehte den Schlüssel herum und zog sie auf. Sie prallte zurück vor Dutzenden von Blicken. Fast dreißig Männer standen vor dem Haus auf dem Bürgersteig. Direkt vor der Schwelle Jack Lindsay, der Bürgermeister - mit Grabesmiene. Neben ihm der Fremde mit den langen, blonden Haar - Timothy Baxter.
"Wo ist Pat?", fragte der alte Lindsay. Seine Stimme klang hohl und erschöpft. Als hätte er einen langen Marsch hinter sich.
"Er ist nicht hier." Judes Augen flogen von Gesicht zu Gesicht. Hass und Bitterkeit lag auf den Mienen. "Was wollt ihr von ihm? Was ist passiert?"
Der Blonde hielt ein Stoffbündel in der Rechten. Es war blutig. Er hob es hoch und schlug den Stoff auseinander. Ein Messer lag darin. Ein blutverschmiertes Messer.
"Einige Männer beschwören, dass dieses Messer Patrick McIan gehört, Miss Gabriel", sagte Timothy Baxter. "Können Sie das bestätigen?"
Seine hellblauen Augen hielten ihren Blick fest. Eine eigenartige Mischung aus Bedauern und Entschlossenheit lag in ihnen. Jude senkte den Kopf und betrachtete das Messer. Es war Pats Messer, ohne Zweifel. "Warum... was soll das?"
Der Bürgermeister schob sie beiseite. "Durchsucht das Haus!" Zehn, zwölf Männer strömten in die Küche und verschwanden durch die Türen in die anderen Zimmer.
"Tut mir Leid, Jude." Lindsay rieb sich verlegen das Kinn. "Ich kann dir das nicht ersparen. Aber Hank ist tot."
Jude stieß einen Schrei aus und presste die Fingerspitzen an die Unterlippe. "Das ist nicht wahr..."
"Leider doch. Jemand hat ihm die Kehle durchgeschnitten."
Timmy stand die ganze Zeit dabei. Er betrachtete das schöne Gesicht der rothaarigen Frau. Ihre Gestalt strahlte Würde und Charakter aus.
"Wir haben das Messer auf der Mainstreet gefunden. Ein paar Schritte vom Office entfernt." Lindsay zuckte mit den Schultern. "Wie gesagt - ein paar Männer erkannten es wieder..."
Fassungslos schüttelte Jude den Kopf. "Ich glaubs nicht, warum sollte er das getan haben...?" Sie hörte schwere Schritte über sich. Die Männer durchsuchten auch das Obergeschoss.
"Jemand erzählte, dass McIan sich gestern morgen mit dem Marshal gestritten hatte." Timmy sah, dass sie völlig aufgelöst war. Aber er sah auch, dass sie unglaublich schön war. "Wussten Sie das?"
Sie nickte. "Ja, ich habe es miterlebt."
Sie trug ein weißes Nachthemd. Timmy gab sich Mühe seinen Blick von den Wölbungen ihrer Brüste fernzuhalten. Vergeblich. Die Brustwarzen zeichneten sich unter dem Stoff ab.
"Er musste den Stern zurückgeben." Er sprach ohne jede Schärfe in der Stimme. "Ist das wahr?" Sie tat ihm plötzlich Leid. Und gleichzeitig wurde ihm bewusst, wie sehr er sie begehrte. Schon von dem Augenblick an, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Vorgestern, vor dem Office...
"Ja, doch, aber deswegen würde er ihn doch niemals..."
"Er ist nicht hier!" Ein Mann erschien in der Tür zum Schlafzimmer - Jesse Coleman, einer von Rowlings Reitern.
"Er konnte nicht ins Haus." Judes Stimme klang heiser. "Ich hatte alle Türen verriegelt..."
"Seht im Hof nach!", befahl der Bürgermeister. "Und im Stall!" Die Männer drängten sich durch die Hintertür in den Hof. Timmy, Lindsay und Jude hinterher.
Jemand riss das Tor zum Stall auf, und jemand hielt eine Fackel hinein. "Hier ist er!" Hinter dem Bürgermeister her liefen Timmy und Jude in den Stall.
Im Fackelschein erkannte Timmy einen schweren Zweiachser. Rechts davon standen drei Pferde in Verschlägen. Links Werkzeuge und Bretterstapel. Daneben häufte sich Gras und Stroh. In einem Strohhaufen lag ein Mann. Patrick McIan. Er hob den Kopf und blinzelte. Timmy hörte Revolverhähne klicken.
"Lass die Pfoten vom Schießeisen, Pat!", rief Coleman. Zwei Männer näherten sich mit gezogenen Waffen dem Mann im Stroh. Einer davon war Jeremy Brown. Hinter sich hörte Timmy ein Schmatzen. Er drehte sich um. Joey Plymouth starrte an ihm vorbei auf McIan.
"Was zum Teufel ist hier los?", krächzte der. Brown bückte sich zu ihm hinunter und zog ihm seinen .32er Smith&Wesson Armeerevolver aus dem Halfter. "Was soll der Bullshit...?!" Pat erhob sich. Timmy sah, dass er schwankte.
Jude rannte zu ihm, Timmy ging hinterher. "Sie sagen du hättest Hank getötet..."
"Ist das dein Messer?" Timmy hielt ihm die blutige Waffe hin. Der Mann stank nach Whisky, als hätte er darin gebadet.
"Damned!" Pat tastete hektisch den Hosenbund auf seinem Rücken ab. Sein Messer steckt nicht in der Scheide. "Wo hast du's gefunden?!"
Jack Lindsay stellte sich neben Timmy. "Wir nehmen dich fest, Pat."
"Seid ihr vollkommen übergeschnappt?!" Der schwankende Mann duckte sich wie zum Sprung. Der Fackelschein spiegelte sich in seinen weit aufgerissenen Augen.
Drei Männer packten ihn, darunter Curd Axen und Will Leonard. Pat brüllte und rammte Leonard die Faust ins Gesicht. Timmy wurde zur Seite gestoßen. Vier, fünf Männer stürmten an ihm vorbei. Pat schlug um sich, er tobte. Die Männer stürzten sich auf ihn.
Jude stand mit hochgezogenen Schultern dabei. Sie knetete ihre Hände. "O Gott, Pat", stöhnte sie. "O Gott..." Timmy legte den Arm um sie.
Zu sechst schlugen sie ihn nieder. Axen legte ihm Handschellen an. "Ihr seid ja vollkommen übergeschnappt!", brüllte Pat. Sie zerrrten ihn aus dem Stall.
Jude weinte. Timmy zog sie an sich. Sie barg ihren Kopf in seiner Achsel. "Tut mir wirklich Leid für dich, Jude." Linkisch tätschelte der alte Lindsay ihren Arm.
"Ich glaubs nicht", schluchzte sie. "Ich kanns einfach nicht glauben..."
"Du weißt doch, was für ein Heißsporn er ist." Lindsay drückte sich den Zylinder auf den Kahlkopf.
"Er war gestern abend bei diesen Soldaten." Jude hob den Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Fragt sie, er muss die ganze Zeit bei ihnen gewesen sein..."
"Wenn er ein Alibi hat, ist er aus dem Schneider. Dann passiert ihm nichts."
"Und wenn nicht?"
Der Bürgermeister antwortete nicht.
*