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Kapitel 2

»Hey, Doc Frankenstein.«

Er verdrehte die Augen hinter den geschlossenen Lidern und murmelte verschlafen: »Nenn mich nicht so.«

Sie lächelte. Den Spitznamen trug er, seitdem er sie zusammengeflickt hatte. Manchmal vergaß sie sogar seinen richtigen Namen, denn schließlich gab es niemanden mehr, der ihn mit diesem rief. Als er endlich die Augen öffnete, sah er sich blinzelnd um und fragte: »Wo sind wir?«

»Ich glaube, das Kaff nennt sich Bad Oeynhausen. Stand jedenfalls auf dem Ortseingangsschild, aber wegen lauter Einschusslöchern konnte ich es nicht lesen. Ist auch ein merkwürdiger Name, findest du nicht auch? Bad Oeynhausen. Was soll das überhaupt bedeuten?«

Der Doc fuhr sich mit einer Hand durch sein schulterlanges Haar, schmatzte und schloss wieder die Augen. »Was auch immer. Weck mich, wenn wir es hinter uns haben.«

»Wenn ich wüsste, wo ich lang fahren soll.«

»Nimm die Straßenkarte.«

»Du könntest auch mal etwas tun, weißt du?«

Er öffnete ein Auge, um sie anzusehen. Die Augenklappe und das kurz geschnittene, schwarze Haar ließen sie älter aussehen, als sie eigentlich war. Hinzu kamen kleine Narben in ihrem Gesicht, sowie viele schlaflose Nächte und schreckliche Erinnerungen. Sie musste einmal eine echte Schönheit gewesen sein, aber diese Welt, in der sie lebten, veränderte Menschen, innerlich wie äußerlich.

»Gott verdammt«, sagte Doc und öffnete das Handschuhfach des Wagens. Der Straßenatlas war ein mit weißen Drahtspiralen gebundener Klotz. Sie hatten ihn auf einem ihrer Streifzüge durch Wohnungen und Häuser gefunden und wie so vieles einfach mitgenommen, in der Hoffnung, ihn irgendwann gebrauchen zu können. In diesem Fall erwies es sich als richtig.

»Bad Oeynhausen, ja?« Doc Frankenstein räusperte sich und blätterte im Atlas, während seine Partnerin die Straße im Auge behielt. Vor ihnen lagen verlassene Autos, die eine vierspurige Hauptstraße versperrten. Mehrere von ihnen waren ineinander verkeilt. Es würde unmöglich werden, dort hindurchzufahren.

»Wie weit ist es denn noch?«, wollte der Doc wissen.

»Etwas mehr als hundert Kilometer.« Sie behielt zwei Autowracks im Auge, als sich etwas zwischen ihnen bewegte. Es konnte ein Stofffetzen sein, der im Wind flatterte. Vielleicht aber auch etwas ganz anderes. Ein Kleidungsstück oder eine Plane. Natalie wollte aufmerksam bleiben.

Mit dem Finger die Straßenkarte entlangfahrend begann der Doc: »Eigentlich müssten wir nur geradeaus zur Autobahn, aber so wird das wohl nix. Wir könnten ...«

Sie hörte ihm schon gar nicht mehr zu und stieg aus, ohne die vor ihnen liegenden Fahrzeuge aus den Augen zu lassen.

»Dann könnten wir ... Ach, Scheiße. Jetzt machst du wieder einen auf Terminatrix«, hörte sie den Doc noch sagen, bevor sie geduckt an den stehengelassenen Autos entlang schlich.

Sie zog eine P30, die sie seit ihrer Zeit in der Bundeswehr besaß, entsicherte die Pistole und blieb hinter einem roten Golf hocken. Sie warf einen Blick daran vorbei, konnte keine weiteren Bewegungen ausmachen, aber das musste nichts heißen.

Sie sah zum Doc, der immer noch im Wagen saß. Inzwischen kannte sie ihn lange genug, um sich nicht mehr von seiner Ruhe stören zu lassen. Ihm schien es nichts auszumachen, dass sich jederzeit menschenfressende Untote nähern konnten. Als ginge er davon aus, mit ihnen fertig werden zu können.

Okay, es ärgerte sie doch. Und zwar jeden Tag ein bisschen mehr. Irgendwann würde ihn seine Gelassenheit umbringen.

Wütend gab sie ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er ihr folgen sollte.

Er hob die Schultern.

Sie zeigte ihm den Mittelfinger.

Und er lächelte.

Aber nur kurz, denn dann hörten sie die Stimmen. Mit der Waffe in beiden Händen richtete Natalie sich langsam auf, um auf die Straße zu blicken. Zwei Männer spazierten den Gehweg entlang. Sie hatten ihr den Rücken zugewendet. Einer von ihnen trug eine schwarze Wollmütze, der andere fiel eher durch seine beachtliche Statur und seinen Pferdeschwanz auf. Als er kurz zur Seite sah, ging die Frau wieder in die Hocke. Sie wollte den Doc auf die beiden aufmerksam machen, aber der war verschwunden.

»Großartig«, murmelte sie, zögerte noch einen Moment, bis sich die Stimmen etwas weiter entfernt hatten und begann dann, den Männern zu folgen.

Zombie Zone Germany: Fressen oder gefressen werden

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