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Kapitel 4

Ihn wiederzusehen fühlte sich anders an als erwartet. In ihrer Vorstellung schoss Natalie ihm wortlos ins Gesicht, während er um sein Leben bettelte. Doch jetzt, als er nur ein paar Meter von ihr entfernt die Straße entlangging, ließ sie sein Anblick fast kalt. Es enttäuschte sie irgendwie, dass sie keine Wut empfand. Dass der aufgestaute Hass nicht überkochte und ihr die Kraft gab, ihn auf der Stelle umzubringen.

Dennoch löste es etwas in ihr aus, denn die Schreie von weiter rechts drangen erst an ihr Ohr, als er seinen Freund mit dem Ellbogen anstieß und sagte: »Die Penner haben schon ohne uns angefangen.«

»Hast du was anderes erwartet?«, fragte der Mann mit dem Pferdeschwanz.

»Um ehrlich zu sein, nein.«

Sie verschwanden kurz hinter der Preistafel der Tankstelle und Natalie nutzte die Chance, ihnen zu folgen. Die Schreie hörten ebenso abrupt auf, wie sie begonnen hatten, doch als Natalie sich nahe der Tankstelle befand, konnte sie auf einen dahinterliegenden Parkplatz sehen. Er gehörte zu einem Einkaufszentrum. Mehrere Geschäftsnamen standen draußen an den Wänden. Kleidungsläden, ein Elektronikfachhandel, ein Supermarkt und mehr. Für einen Moment versuchte Natalie sich vorzustellen, wie es hier früher ausgesehen hatte. Als die Menschen noch herkamen, um einzukaufen und den Tag zu genießen.

Der Verkehr war sicher immer sehr dicht gewesen, da er zu beiden Seiten auf die inzwischen vollkommen verstopfte Autobahn führte.

Sie schlich weiter, ließ ihre Deckung hinter sich, als die beiden Männer auf dem Parkplatz nach rechts abbogen und erneut aus ihrem Blickfeld verschwanden. Vermutlich war die Rauchsäule ihr Ziel.

Natalie sah noch einmal zum Wagen, in dem sie Doc Frankenstein zurückgelassen hatte, konnte ihn aber immer noch nicht sehen. Sicher versteckte er sich wie sie zwischen den Wracks. Vielleicht beobachtete er sie gerade und ärgerte sich über ihren Alleingang. Aber dies war einfacher, als dem verschlafenen Kerl erklären zu müssen, was sie vorhatte.

Sie stand auf, um den beiden Männern zu folgen, als sie schlurfende Schritte hinter sich hörte. Ihr fiel die Bewegung zwischen den Wracks ein und es ärgerte sie, dass sie diese vergessen hatte. Als Natalie sich umdrehte, war der Stinker, wie sie die Toten nannte, nur noch wenige Schritte entfernt. Er bestand nur aus Haut und Knochen, doch sein Bauch war durch Verwesungsgase regelrecht aufgebläht. Die Toten konnten das Fleisch, das sie aßen, nicht verdauen oder ausscheiden. Sie fraßen, bis sie platzten, und selbst dann noch weiter. Sein rechter Arm fehlte, der linke war nach ihr ausgestreckt. Und das, obwohl sein Unterkiefer nur noch an verwesenden Sehnen baumelte und er längst nicht mehr fähig war, zuzubeißen. Ihn zu erschießen, hätte die Männer auf sie aufmerksam werden lassen, also holte sie ein Jagdmesser aus ihrem Gürtel, schlug den Arm des Toten beiseite und rammte ihm die Klinge in die Schläfe. Sie rutschte von allein wieder heraus, als der Stinker zu Boden sank. Inzwischen hatte sie so viele dieser Monster ausgelöscht, dass es eine fließende Bewegung geworden war.

Sofort drehte Natalie sich wieder um, sah zum Parkplatz und machte sich auf den Weg. Der Stinker hatte etwas in ihr ausgelöst. Die seit langer Zeit in ihr brodelnde Wut wollte endlich raus.

Zombie Zone Germany: Fressen oder gefressen werden

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