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Weser-Radweg

Flussfahrt mit Überraschungen

Das Tal der Weser ist eines, das Radler lieben. Flache Wege führen in historische Städte. Auf Hann. Münden folgen Bad Karlshafen, Hameln und Minden. Im letzten Reisedrittel kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Von Bremen geht es nach Bremerhaven – und an die Nordsee.

Wenn Radler nach 500 Kilometern an der Kugelbake in Cuxhaven einen Strandkorb entern, sind sie zugleich beseelt wie verwundert. Warum ist einem die Weser in den letzten Tagen so ans Herz gewachsen? So sehr, dass man den ganzen Tag draußen umhergezogen ist.

Die Fahrt beginnt im Herzen Deutschlands mit einem »Kuss.« Wie der Weserstein in Hann. Münden verrät, entsteht der Strom durch die Vereinigung von Fulda und Werra. Die eine zieht von der Rhön herab, die andere aus dem Thüringer Wald. Im Herzen der von Fachwerkhäusern gesäumten Gassen von Hann. Münden steht das im Stil der Weserrenaissance errichtete Rathaus. Unter der Uhr hat man ein Glockenspiel installiert. Es erklingt dreimal täglich das Spottlied auf Doktor Eisenbarth. 500 Meter entfernt schickt uns der Weserstein auf die Reise. Wer den Schleifen folgt, muss nicht viel entscheiden. Der Fluss zeichnet die Richtung vor, die Routenschilder den Weg. Das Rad flitzt voran, Fahrtwind streicht über das Gesicht und langsam gleiten die Panoramen vorbei.

Perlen der Weserrenaissance

In Bad Karlshafen lohnt ein Spaziergang. Die blütenweißen Häuserkarrees und die symmetrisch angelegten Straßen sind typisch für die Barockstadt. Sie wurde im Jahr 1699 unter dem Landgrafen Carl zu Hessen errichtet. Er siedelte in der Planstadt Flüchtlinge aus Frankreich (Hugenotten) an. Wir kehren der nördlichsten Stadt Hessens den Rücken zu und fahren nach Nordrhein-Westfalen hinein.


In Hann. Münden vereinigen sich die Flüsse Fulda und Werra zur Weser.


Hann. Münden lässt sich gut mit dem Fahrrad erkunden.


Einer der Pflichtstopps gebührt dem Kloster Corvey, einem Weltkulturerbe der UNESCO. Die Geschichte der Reichsabtei lässt sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Anschließend wirft die Weser ihre nächsten Schleifen. Mal umschlingen sie ein Dorf, dann wieder eine Stadt.

Man bummelt an Holzminden und Bodenwerder vorbei nach Hameln. Wer kennt sie nicht, die Sage über den Rattenfänger? Bei einer Führung durch die Weserrenaissancebauten wird sie lebendig. Man dreht den Kopf und staunt: Das Auge erfreut sich an reich verzierten Giebeln, Erkern und Schmuckleisten.

Der Radweg kehrt der Weser von Zeit zu Zeit den Rücken und durchläuft im reizvollen Wechsel Waldstücke und Felder. Vorbei an Vlotho führt die Reise ins Zentrum von Bad Oeynhausen. Das Staatsbad liegt idyllisch zwischen dem Wiehengebirge und dem Lipper Bergland. Sein Herz schlägt im Kurpark, den man 1853 nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné anlegte. Zehn Kilometer entfernt durchbricht die Weser die Porta Westfalica. Hoch oben steht das 88 Meter hohe Kaiser-Wilhelm-Denkmal.


Nördlich von Höxter befindet sich die ehemalige Benediktinerabtei Corvey mit ihren großzügig angelegten Innenhöfen.

Fahrt ins Norddeutsche Tiefland

Die Höhenzüge des Wiehengebirges und des Wesergebirges weichen zurück. Voraus dehnt sich das Norddeutsche Tiefland aus. An dieser Stelle liegt Minden. In der Stadt ist man stolz auf den Dom St. Gorgonius und Petrus. Die Hallenkirche vereint die Stilrichtungen der Romanik mit der Gotik und blickt auf eine 1000-jährige Geschichte zurück. Die Weser schlüpft unter dem Mittellandkanal durch und führt in eine idyllische Geestlandschaft mit Uferwiesen, Holländerwindmühlen und Baumreihen.

Mittlerweile ist mehr als die Hälfte des Radweges bis zur Nordsee zurückgelegt, und man durchläuft in der weit einzusehenden Landschaft Dörfer und Gehöfte. Wo sich die Aller mit der Weser vereint, liegt Verden mit seinem beeindruckenden Backsteindom. Hinter Achim rollen wir in das Bundesland Bremen. Durch den florierenden Handel der Hanse erlebte die Stadt zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert einen Bauboom, der heutige Touristen auf Schritt und Tritt zum Fotoapparat greifen lässt. Malerisch ist es auf dem kopfsteingepflasterten Marktplatz mit dem Rathaus, der Rolandstatue und der Ratskirche. Gegenüber steht das heimliche Wahrzeichen der Stadt – die Bremer Stadtmusikanten. Hund steht auf Esel, Katze steht auf Hund, Hahn steht auf Katze.

Das Radreisebuch Deutschland

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