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Nordseeküsten-Radweg

Im Bann der Gezeiten

Die Nordseeküste fasziniert jeden Tag aufs Neue. Sie setzt für den Touristenfang besondere Köder ein. Lenker gen Osten und von Bucht zu Bucht steuern. Radler genießen das Deichpanorama und lassen den Blick über die weiten Landschaften gleiten.

Ebbe–Flut–Ebbe–Flut. Das Herz der Nordsee schlägt irgendwo weit draußen, und es schlägt in einem gleichmäßigen Takt. Das Pulsieren dauert gut sechs Stunden. Im Bann der Gezeiten ziehen Radler gen Osten, fasziniert vom Watt. Jenem Landstrich, der sich nicht entscheiden kann, ob er Meer oder Land sein möchte.

Die Reise beginnt in Leer. Es ist eine Stadt, die einem schnell ans Herz wächst. Hier überrascht die historisch gewachsene Altstadt mit ihren roten Bürgerhäusern, dort das Bünting Teemuseum. Jacke überstreifen, rauf aufs Rad und raus in den Wind! An der Seite der Ems bahnt man sich einen Weg durch blökende Schafe. Die Räder rollen leicht über die asphaltierten Dammkronenwege der Halbinsel Krummhörn. Hier trotzen Deutschlands größter und kleinster Leuchtturm Wind und Wetter. Das nächste Ziel versteckt sich im Schatten eines grünen Schutzdeichs. Es ist das idyllische Fischer- und Künstlerdorf Greetsiel mit seinen Zwillingsmühlen. Giebelhäuser aus dem 17. Jahrhundert rahmen die malerische Szenerie ein.

Jade, Weser und Elbe

Radler steuern weiter entlang der Deutschen Bucht. Von der Bierbrauerstadt Jever mit seinem Schloss sind es im Sattel zwei Stunden bis Wilhelmshaven. Dass Wilhelmshaven durch die nahe Nordsee geprägt ist, sieht man in drei Ausstellungen. Zur Auswahl stehen: das Küstenmuseum, das Wattenmeerhaus und das Marinemuseum. Nach der Fahrt um den Jadebusen bildet der einen Kilometer breite Weserstrom die nächste Landmarke. Am Ostufer ragt die Silhouette von Bremerhaven auf. Spannend ist ein Besuch des Museumshafens. Hier ankern Schmuckstücke wie der hölzerne Handels-Großsegler »Seute Deern«, der Walfangdampfer »Rau IX« sowie das U-Boot »Wilhelm Bauer«. Daneben zieht das futuristische Klimahaus Bremerhaven 8° Ost die Blicke an. Es ist wie das Deutsche Auswandererhaus einer der Besuchermagneten der Stadt. Hinter dem weitläufigen Containerterminal vollzieht die Umgebung einen Wandel: Aus den bunten Containern werden rote Backsteinhäuser, aus den zugebauten Flächen grünes Deichland mit Schafen und Kühen. Mittendrin die Weser, die sich gen Norden trichterförmig öffnet. Man macht es sich auf einer Parkbank unweit der Kugelbake in Cuxhaven bequem. In der Ferne scheinen die Ozeanriesen einer Fata Morgana gleich durch das Wattenmeer zu gleiten – lautlos und anmutig. Die Elbe prägt das mittlere Teilstück. Unterwegs reißen die Höhepunkte nicht ab: Den Anfang macht Hemmoor, wo man mit der nostalgischen Schwebefähre über den Fluss Oste schweben kann. Es folgt Stade mit seinem Freilichtmuseum, den verschachtelten Gassen und dem Hafen.

Das Radreisebuch Deutschland

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