Читать книгу Die Dirne - Thorsten Henk - Страница 3
Teil 1
ОглавлениеMit der Zartheit der nackten Arme, der warmen Haut, die sich so weich wie pure Seide anfühlte, konnte Amelie jeden Mann verführen. Schon lange war sie sich dieser besonderen Gabe bewusst und nutzte diese zum eigenen Vorteil. Amelie war gerade 25 Jahre jung geworden, bezauberte nicht nur durch ihre perfekte Figur und die endlosen Beine und die kleinen, entzückenden Füße, sondern auch durch ihren Intellekt. Sie spielte oft mit den Kerlen. Gab sich gerne kühl und unnahbar, wie eine Femme Fatale. Sie lockte, faszinierte und zerstörte. Mit ihrer ruhigen Gleichgültigkeit und einer beinahe amoralischen Fühllosigkeit entfaltete sie ihre Macht und zog ihn mit fast dämonischer Leichtigkeit in ihren Bann. Wie ein Vampir weidetet sie sich an ihrem Opfer, so lange, bis sie genug hatte oder das bekam, was sie wollte.
Für Amelie, die ebenfalls so jungfräulich und naiv wirken konnte, war das alles ein reines Spiel. Sie lebte ihre verdorbene Sexualität aus und stieß sich wie ein Stachel in sein Fleisch, bis sie die Spitze in sein Herz gebohrt hatte.
Schon lange hatte sie aufgehört, einer festen Arbeit nachzugehen. Für sie war es so einfach, alles nötige für ihren Lebensunterhalt mit einem einfachen Augenzwinkern zu bekommen. Dumm nur, würde sie dem falschen über den Weg laufen.
Nebenbei studiert sie. Nahm sich den Luxus, wie sie es gerne ausdrückte, an der Business School zu studieren. Ihr Ziel: Der Bachelor of Art. Ein langer Weg, der sich vor allem als sehr kostspielig erwies. Doch Amelie war begabt in der Beschaffung finanzieller Ressourcen, so nannte sie gerne ihren Männerfang, den sie im Laufe der letzten Jahre beinahe perfektioniert hatte. Es ging nicht darum, einen Mann um den Finger zu wickeln. Das wäre leicht. Es ging darum, den richtigen Kerl zu finden und das war gar nicht so leicht. Der Begriff richtig orientiere sich vor allem an der finanziellen Potenz, die ein Partner aufweisen konnte. Nur wenn dieser Aspekt auch erfüllt werden konnte, hatte er eine Chance.
Natürlich hatte sie es zunächst mit harmlosen, normalen Jobs probiert. Davon gab es eine ganze Menge in dieser großen, umtriebigen Stadt. Doch als Kellnerin das Einkommen zu verdienen, war nicht wirklich leicht. Vor allem die männlichen Kunden freuten sich auf eine weibliche Bedienung. Das Trinkgeld stimmte immer nur dann, wenn auch die Hand des Kunden wandern durfte. Auf Dauer war ihr das einfach zu blöd. Für ein paar Trinkgelder sich befummeln zu lassen war nicht ihre Welt. Sie probierte danach noch einige andere Nebenjobs aus, keine Arbeit erwies sich aber als tragbar oder so finanzkräftig, dass sie damit ihr Leben hätte finanzieren können. Auch hier sei ihre besondere Deutung zu beachten. Leben bedeutete für Amelie Luxus und Freiheit.
Für eine kleine Studentin aus einem normalen Elternhaus waren diese beiden Punkte jedoch nur schwer möglich, es sei denn, sie verfügte über eine besondere Gabe, die mit einer körperlichen Gabe daherging.
Und so war der Weg dahin nicht weit. Sie verstand sich als eine sinnliche Begleiterin, die gerne hier und da ein wenig Gesellschaft leistete und sich redegewandt zeigte. Aber nicht nur im Reden war sie wirklich gewandt. Auch das Blasen hatte sie gelernt. Mit diesen kleinen Einlagen überzeugte sie ihre Bekanntschaften gerne und die erwiesen sich besonders dankbar für so einen heißen Job.
Heute, nach so vielen Jahren, blickt sie gerne einmal zurück auf ihre sinnlichen Leidenschaften, die sich manchmal auch in den harten Fantasien wiederfanden. Ausgelassen hatte Amelie kaum etwas. Sie probierte gerne Neues aus, besonders dann, wenn es sich für sie lohnen sollte.