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Der Wüstenprinz

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Die Sonne glühte vom Himmel wie in einem Endzeitfilm. Ich fühlte mich total ausgedörrt. Meine Augen brannten. Um mich herum flimmerte die Hitze über einer grandiosen Wüstenlandschaft. Die rötlich-grauen Felsen verschwammen am Horizont in der flirrenden Luft. Es war unwirklich, wie ein Alptraum, und doch war es Realität.

Wie jedes Jahr war ich auf meinem Afrikatrip. Ich hatte mich für erfahren und routiniert gehalten, für einen coolen Wüstenkenner. Immer war ich allein unterwegs gewesen. In einer Gruppe hat man nicht dieses Aussteiger-Gefühl, dieses echte Abenteuer-Feeling. Immer war alles gut gegangen. Aber diesmal hatte ich mich wohl doch etwas übernommen. Ich war tiefer in das Gebirge im Süden Algeriens vorgedrungen als sonst. Obwohl ich alles dabei hatte, Wasserflaschen, Nahrungsmittel, ein leichtes Nylonzelt, Sonnenschutz, Medikamente und was man sonst noch so braucht auf einem Sahara-Trip, litt ich mehr unter der trockenen Hitze als sonst. Wurde ich etwa alt? Mit fünfunddreißig? Lachhaft!

Vielleicht hätte ich nicht ausgerechnet im August nach Afrika fahren sollen. Aber ich bin Sportlehrer, ich muss mich nach den Schulferien richten, und sonst war es auch immer okay. Wegen der Höhe von weit über 1000 Metern ist es in den Gebirgen der Sahara normalerweise nicht so übermäßig heiß. Außerdem bin ich ein kräftiger, gut trainierter Typ. Diesmal jedoch zehrte der tagelange Fußmarsch an meiner Substanz. Ich schlich nur noch mühsam dahin. Die Füße schmerzten in den festen Schuhen, die Gurte meines Rucksacks scheuerten mir durch die leichte Tropenkleidung hindurch die Haut auf.

Ich schob meinen Hut etwas weiter zurück und blickte mich in der gleißenden Helligkeit um. War der Weg noch der richtige? Ich befragte meinen Kompass. Lief ich bereits im Kreis und würde nie an die Oase kommen, die ich – nach meinem Plan – am Abend erreichen müsste?

Ich setzte mich auf einen der heißen, rötlichen Felsen, die aus den Geröllflächen ragten, und hängte meine letzte gefüllte Wasserflasche vom Rucksack ab. Überrascht schüttelte ich die Flasche – sie war fast leer! Das war mir noch nie passiert! Und dann sah ich die Ursache: Das Alugehäuse war eingebeult und hatte ein winziges Loch. Wahrscheinlich hatte die Flasche am Morgen, als ich mich durch eine Spalte des Ahaggar-Gebirges gezwängt hatte, einen Schaden abbekommen, und das Wasser war langsam herausgetropft.

Ich war noch mindestens drei Tagesmärsche von Tamanrasset entfernt, der größten Stadt am Südwesthang des Ahaggar-Massivs. Sie ist mit ihrem Flughafen der Ausgangspunkt aller Algerientouren, doch auch sie ist nur eine Provinzstadt mit 76.000 Einwohnern, trocken und kärglich.

Mit meinen brennenden Augen studierte ich die Landkarte, dann wieder den Kompass. Die winzige Oase, die ich nun unbedingt erreichen musste, versteckte sich in einer Gebirgssenke, die aus einer unterirdischen Quelle etwas Feuchtigkeit bezog. Ich zweifelte fast daran, dass ich diese Oase finden würde. Aber ich musste weiter, um Wasser zu suchen.

Die Sonne stach herab. Es waren die heißesten Nachmittagsstunden, die ich sonst öfter unter meinem Zeltdach verbracht hatte. Doch heute hatte ich dafür keine Zeit. Ich stolperte über einen Felsbrocken und stürzte. Ein wahnsinniger Schmerz durchzuckte mein rechtes Knie. Ein messerscharfer Stein hatte sich durch meine Hose ins Fleisch gebohrt.

Ich rastete erneut und desinfizierte die Wunde. Es tat höllisch weh. Dann humpelte ich weiter. So würde ich wohl nie irgendwo ankommen!

Mein Knie schwoll langsam an, bis ich es kaum noch bewegen konnte. Immer wieder musste ich anhalten. Der Durst plagte mich bis zum Wahnsinn. Die flirrende Hitze gaukelte mir weit entfernt einen See vor – eine Fata Morgana, ich wusste es, und mein Durst wurde noch schlimmer.

Nach einer Stunde qualvollen Marsches sackte ich erschöpft im Sand zusammen. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Ich wollte warten, bis es kühler wurde, und in der Nacht weitergehen. Ich konnte kaum noch sehen mit meinen zugeschwollenen Augen.

Eine neue Fata Morgana erschien. Von fern läuteten winzige Glöckchen. Ein blau vermummter Reiter kam hoch zu Kamel auf mich zu. So weit war es mit mir schon gekommen, dass ich Gespenster sah!

Der Reiter kam näher. Ich rieb mir die Augen und starrte ihm entgegen. War er doch real?

Er trug einen dunkelblauen Turban, dessen Stoffbahn auch seine untere Gesichtshälfte und den Hals verdeckte. Dazu hatte er ein langes, indigofarbenes Gewand an und schwarze Hosen, die an den Säumen mit weißem Garn bestickt waren. Seine nackten, braunen Füße kreuzten sich über dem wolligen Kamelhals.

Das Dromedar war prächtig aufgeputzt mit besticktem Halsband und einem hohen Sattel, von dem lange, kostbare Stammesabzeichen seitlich herabhingen. Der Sattel hatte hinten eine schmale, lederbezogene Rückenlehne und endete vorn in einer dreiteiligen Gabelung, die mit buntem Stoff und farbigem Leder verziert war. An der Rücklehne und der Gabelung hingen zahlreiche silberne Glöckchen – die Ursache des Läutens, das ich gehört hatte.

Der Fremde war offenbar ein Imuhagh, ein hochgestellter Adliger der Tuareg, der stolzen Nomadenvölker der Sahara.

Er ließ sein Kamel niederknien und sprang aus dem Sattel. Er war kleiner als ich, wirkte aber hoch und stolz. Langsam kam er auf mich zu.

Ich sah zu ihm auf. Er war eine wundervolle, fantastische Erscheinung. Er sagte etwas, das ich nicht verstand. Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte etwas Arabisch gelernt und sprach auch Französisch, aber Tuareg konnte ich nicht. Ich versuchte es mit Arabisch und grüßte ihn ehrerbietig.

»Sei gegrüßt, Fremder!«, antwortete er nun auch auf Arabisch. Ohne weiter zu fragen, reichte er mir seine Wasserflasche. Ich musste einen jämmerlichen Anblick bieten! Gierig trank ich.

»Meine Flasche ist kaputt«, erklärte ich ihm und hielt sie hoch. »Kein Wasser mehr! Ich wollte zur Oase Tahet Aheggar, aber mein Knie ist auch kaputt.« Die arabischen Wendungen, die mir nicht einfielen, füllte ich mit Französisch auf. Ich lächelte ihn schief an. Ich sah nur seine dunklen Augen und die schwarzen, starken Brauen. Der blaue Turbanstoff, der Tagelmust, bedeckte Stirn und Nase sowie Mund und Kinn. Ein verschleierter Mann! Ich hatte einmal gelesen, dass die Männer der Tuareg bei den Ritten durch die Wüstengebirge von Geistern bedroht werden, die durch den Mund Besitz von ihnen ergreifen wollen. Der Tagelmust schützt dagegen. Natürlich schützt er auch vor Sand und Staub und vor dem Austrocknen der Lippen, aber das war bestimmt nicht so wichtig wie der Schutz vor bösen Geistern.

»Die Oase Tahet Aheggar ist sehr weit weg, einen halben Tagesritt von hier«, sagte er und machte eine ausholende Geste zum Gebirge hin. »Du bist mein Gast heute Nacht. Ich bin Imuhagh Taouri.«

Ich fasste mein Glück kaum. Ein Schutzengel musste mir diesen Mann geschickt haben. Taouri hieß mein Retter also.

»Mein Name ist Gerhard«, gab ich zurück und bedankte mich überschwänglich.

Er griff unter meinen Arm und half mir hoch. Mein schwerer Rucksack hing wie Blei am Rücken, und mein Knie war total hinüber. Wie sollte ich vorwärts kommen?

Taouri führte mich zu seinem ruhig daliegenden Kamel. Ich durfte in dem prächtigen Sattel Platz nehmen. Die Füße kreuzte ich allerdings nicht nach Tuareg-Art über dem Kamelhals, um das arme Tier nicht mit meinen Stiefeln zu treten.

Das Dromedar stand schwankend auf. Ich fiel zuerst etwas nach hinten, dann halb vornüber und zum Schluss hintenüber, bis das Tier endlich stand. Mein Retter, der Wüstenprinz Taouri, führte es am Halfter. Der stolze Krieger lief zu Fuß, um seinem Gast zu helfen.

Die Sonne versank gerade hinter dem Horizont, als wir zu einem großen Lederzelt kamen. Es war kunstvoll aus Schaf- und Ziegenfellen zusammengefügt und hob sich in einer windgeschützten Senke dunkel vom verschwimmenden Licht des Tages ab.

Taouri half mir aus dem Sattel, band seinem Kamel die Füße zusammen, schlug das Fell vom Eingang zurück und führte mich hinein.

Der Innenraum war fast dunkel. Taouri zündete eine Öllampe an. Ich erkannte im flackernden Lichtschein einen großen, schön geknüpften Teppich und zahlreiche Kissen. Am hölzernen Zeltgestänge hingen ein paar Ledersäcke, vermutlich mit Vorräten und Wasserreserven. In der Mitte des Zeltes gab es einen kleinen Kocher und eine Teekanne mit winzigen Gläsern.

Ich setzte mich auf eines der Kissen und legte meinen Rucksack ab. Taouri holte vom Kamel noch sein Gepäck herein. Er packte Tee, Zucker und Tagella, das Weizenbrot aus. Offenbar hatte er auf dem Markt von Tamanrasset eingekauft. Nachdem er sein Dromedar mit Futter versorgt hatte, kam er ins Zelt zurück und setzte sich mir gegenüber.

Langsam wickelte er den blauen Tagelmust von seinem Gesicht. Ich blickte ihn gespannt an. Durfte ich das? Sein Gesicht sehen? Wohl ja, denn sonst hätte er sich nicht aus dem Stoff befreit.

Fasziniert erkannte ich, wie gut er aussah. Er war bestimmt um die zehn Jahre jünger als ich. Das schwarze Haar trug er kurz geschnitten, fast wie ein Europäer. Seine Nase war gerade und sehr schön, seine Wangen schmal und glatt. Über den vollen Lippen sprossen ein paar wenige Barthaare. Sein Kinn wirkte energisch, sein Hals schlank. Die hellbraune Haut schimmerte verführerisch im Lampenlicht. Aber am schönsten waren doch seine tiefen, dunklen Augen.

Taouri setzte Teewasser auf. Als es kochte, goss er es in die ziselierte Metallkanne, in die er vorher grüne Teeblätter hineingetan hatte. Dann schenkte er zwei Gläser ein und reichte mir eines. Während der Teezubereitung hatten wir beide geschwiegen.

»Du musst drei Gläser Tee trinken, dann stehst du unter meinem Schutz«, sagte er und lächelte dabei etwas. Er mischte nun auch Arabisch und Französisch, offenbar konnte er beide Sprachen. Sein Lächeln war bezaubernd. Ich spürte eine erregende Hitze, die nicht nur vom frisch gekochten Tee herstammte. Von jeher hatten mich die Menschen Nordafrikas fasziniert, aber Taouri war der schönste Mann, der mir je begegnet war.

»Dann will ich die drei Gläser schnell trinken«, sagte ich und lächelte ihm auch zu.

Wir aßen Brot und Datteln von seinen Vorräten zum Tee. Ich steuerte luftgetrocknetes Rindfleisch aus meinem Rucksack bei, das er gerne nahm.

»Was ist mit deinem Knie?«, fragte er nach dem Essen. »Zeig es mir!«

Ich musste die Stiefel und die Hose ausziehen, um es ihm vorzuführen. Es war sehr warm im Zelt. Taouri streifte sein Obergewand ab. In der weiten, schwarzen Hose, mit bloßen Füßen und nacktem Oberkörper, sah er noch schöner aus als vorher. Er hatte gute Muskeln und dabei einen harmonischen Körper. Seine Brust war unbehaart, nur geschmückt mit den beiden dunklen, großen Nippeln. Es war kein Wunder, dass meine Erregung wuchs bei diesem Anblick. Er musste es bemerken, denn ich saß ja nur noch im Slip und meinem Safarihemd da.

Taouri begutachtete die Wunde. Er holte aus einem der ledernen Säcke vom Zeltgestänge ein paar getrocknete Blätter, legte sie auf die Wunde und band einen Streifen Stoff um mein Knie. Dabei berührten seine geschickten Finger meine Haut.

»Besser?«, fragte er.

Ich nickte. Tatsächlich linderten die Blätter sofort den Schmerz. Zauberei?

»Woher kommst du?«, erkundigte er sich.

Ich trank meinen dritten Becher Tee und erzählte ihm von Deutschland, von meiner Heimatstadt Berlin, von meinem Beruf. Er lauschte aufmerksam.

Dann erzählte er von sich. Er zog alleine herum, denn er hatte seine ganze Familie verloren. Er handelte mit Datteln und Salz, schloss sich auch manchmal einer Karawane mit anderen Händlern an, aber meistens blieb er für sich. Ungewöhnlich, fand ich, denn die Menschen in der Wüste halten meistens zusammen, um sich gegenseitig zu helfen. Er war irgendwie anders.

Später gingen wir noch einmal vor das Zelt. Über uns spannte sich der unendliche Wüstenhimmel mit Myriaden von Sternen. Es war still, ganz still.

Dann legten wir uns im Zelt auf die Kissen. Ich hatte auch mein Hemd ausgezogen, denn es war immer noch sehr warm. Die Kühle der Wüstennacht würde erst später kommen. Taouri streifte seine Hose ab. Er trug nichts darunter. Ich konnte es im schwachen Licht der heruntergeschraubten Öllampe erkennen. Er wandte mir den Rücken zu. Seine Schenkel schimmerten wie Sandelholz. Er legte sich neben mich. Sein Hintern war schön wie ein hellbraunes Samtpolster.

Ich konnte nicht schlafen. Mit der Hand rieb ich leise über meinen harten Schwanz. Irgendwie musste ich etwas tun, sonst würde ich nie einschlafen neben diesem wundervollen Mann. Vielleicht sollte ich noch einmal hinausgehen?

»Kennst du die Bedeutung der drei Gläser Tee?«, fragte er leise.

Ich zuckte zusammen, denn ich hatte gedacht, dass er schon schliefe.

»Nein!«

Er schwieg einen Moment, dann flüsterte er: »Das erste schmeckt schön wie das Leben, das zweite süß wie die Liebe und das dritte sanft wie die Zärtlichkeit.«

Mein Herz begann heftig zu klopfen. Da drehte er sich zu mir um.

Sein dunkler, sehnsüchtiger Blick traf mich wie ein Blitz. Aus einem kleinen Busch schwarzen Schamhaars ragte sein steifes Glied auf. Die Spitze zeigte auf mich.

Ich schloss ihn leidenschaftlich in meine Arme. Fest pressten wir uns aneinander. Er duftete nach heißer Wüste, nach leichtem Schweiß und nach allen männlichen Wohlgerüchen des Orients. Meine Hand glitt über seinen schönen Körper, seinen glatten Rücken und die samtigen, festen Hinterbacken. Ich ertastete seine Männlichkeit. Heiß lag sein Ständer in meiner Hand. Ich wollte noch näher zu ihm, doch mein Knie tat weh, als ich mich aufrichten wollte.

Taouri drückte mich wieder auf die Kissen. Er nahm aus der Lampe etwas warmes Öl und ließ es auf meine Eichel tropfen. Dann schloss sich seine Hand um meinen Schaft. Liebevoll und geschickt machte er es mir. Ich stöhnte.

Er glitt über mich. Ich spürte seine Haut wie Seide. Er kniete rittlings über mir. Weit spreizte er die kräftigen Schenkel, mit denen er Kamele zum Gehorsam zwang. Ich hielt meinen Steifen aufrecht. Langsam senkte sich sein Körper auf mich. Ich fühlte die weiche, nachgiebige Stelle zwischen seinen göttlichen Hinterbacken. Das erste Hineingleiten war wie ein Traum. Er nahm mich in sich auf. Der stolze Imuhagh, der schönste Mann aller Tuareg, ließ mich zu sich hinein.

Ich keuchte laut vor Glück und Erregung. Taouri war eng wie ein Sechzehnjähriger und heiß wie ein Lavaschlot. Ich brauchte nichts zu tun, er ritt mich wild wie ein Rennkamel. Wie lange hatte er keinen Mann gehabt? Monate? Jahre? Er war ausgehungert, knurrte und brüllte wie ein Wüstenlöwe. Ich genoss seine Leidenschaft, so lange ich es aushielt, ohne zu kommen, und das waren zum Glück viele, viele Minuten. Und er genoss meinen steinharten Bolzen tief in seinem Innern. Immer wieder steigerte er das Tempo, ließ wieder nach, schmiegte sich an mich, richtete sich dann wieder hoch auf und ritt mich weiter durch die heiße Wüste.

Plötzlich schrie er kehlig auf. Ein warmer Sperma-Regen spritzte in mehreren Schüben auf meinen Bauch. Da konnte auch ich es nicht mehr halten. Ich stieß wild von unten zu. Wie ein plötzliches Gewitter in der Wüste explodierte ich und pumpte den schönen Fürstensohn mit meinem Samen voll. Taouri jammerte glücklich und presste sich fest an mich.

Seine Arme glitten um meinen Nacken. Ich umfasste ihn zärtlich. Er drückte sein Gesicht an meine stopplige Wange.

»Es gab einmal ein Paradies, die Oase Gewas«, flüsterte Taouri kaum hörbar. »Sie ist versunken, und alle aus unserem Volk suchen nach ihr. Aber nur der kann sie finden, der nicht nach ihr sucht.«

Ich zog ihn noch fester an mich und küsste ihn.

***

Klasse Kerle

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