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Kapitel 3

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Ich war im Panikmodus und wusste wirklich nicht, warum.

Es gab beliebig viele logische Erklärungen. Sie war im Badezimmer. Sie war in der Küche oder im Esszimmer im Erdgeschoss – dort hatte ebenfalls nicht ich die Fenster zugemacht – oder, als ich nach oben kam, war sie gerade unten im Keller und schloss die Fenster. Das alles waren sehr plausible Szenarien. Nur, dass sich nicht eines von ihnen stimmig anfühlte. Stattdessen bekam ich die schlimmste Art von Warnsignalen ganz tief aus der Magengegend, verbunden mit einer Botschaft, die sich nicht ignorieren ließ. Ich gehörte nicht zu der schreckhaften Sorte, aber in diesem Moment hätte man einen ganz anderen Eindruck von mir gewinnen können.

Ich stieg aus dem Bett … nein, ich sprang aus dem Bett. Ich lief in Richtung Tür, stieß im Dunkeln gegen die Kommode und tastete nach dem Lichtschalter. Ich schaltete das Licht an. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Das Zimmer war leer. Ich konnte sehen, wo Kathy geschlafen hatte. An der Stelle war die Decke zurückgeworfen, aber das war alles. Sonst war nichts zu sehen … und doch blieb ich stehen und starrte, als ob es eine Spur geben müsse, die ich noch nicht entdeckt hatte.

Es gab keine.

Ich ging wieder nach unten und schaltete alle Lichter ein. Das nervte Kathy immer gewaltig. Sie war von Natur aus äußerst sparsam, und die Vorstellung, ich würde unnötig Strom verschwenden, ließ sie fast wahnsinnig werden. Warum musst du, egal wo du hingehst, immer eine Lichtspur hinter dir herziehen?, pflegte sie zu sagen. Die Erinnerung brachte mich zum Lächeln, aber es hielt nicht lange an. Ich machte jetzt überall das Licht an, aber nicht, weil ich ein fauler, unverantwortlicher Chaot war oder um sie zu ärgern, sondern weil mich ein ganz mulmiges Gefühl beschlich. Ich denke nicht, dass ich zu diesem Zeitpunkt Angst hatte, aber ich war auf dem besten Weg dahin. Oh ja.

Unten angekommen machte ich überall im Wohnzimmer und im Flur das Licht an und rief: »Kathy? Kathy? Verdammt, Mädchen, wo zum Teufel bist du?«

Obwohl meine Fantasie mehr als nur ein wenig überhitzt war und alle möglichen Horrorszenarien heraufbeschwor, die meiner Frau zugestoßen sein könnten, schob mein gesunder Menschenverstand all das beiseite und machte Raum für Möglichkeiten, die weitaus nüchterner, aber nicht weniger furchtbar waren. Kathy war auf den Kopf gestürzt, sie hatte einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt, ein Blutgerinnsel, das ihr Gehirn zerschossen hatte. Letzteres war meiner Cousine Shelli am Tag nach ihrem dreißigsten Geburtstag passiert, das hatte ich immer im Hinterkopf.

Ich rief noch ein paar Mal nach Kathy und ging dann die Kellertreppe hinunter. Ich betätigte alle Lichtschalter, die ich finden konnte. »Kathy?«, rief ich. »Bist du hier unten?« Ich bekam keine Antwort und wusste, dass sie nicht da war. Aber ich würde nicht aufgeben, bis ich nicht jeden Winkel des Hauses durchsucht hatte, für den Fall, dass sie irgendwo zu Boden gegangen war. Ich hatte eigentlich keinen Grund zu befürchten, dass sie einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt oder so etwas gehabt hatte. Sie war dünn, wie ihre ganze Familie. Im Gegensatz zu mir und meiner Sippe, die für etwas Speck auf den Rippen durchaus anfällig war. Sie ging jeden Tag drei Meilen zu Fuß und aß gesund. Dennoch … Shit Happens. Meine Tante Eileen war bei einem Herzinfarkt tot umgefallen, gerade mal einen Monat vor ihrem vierzigsten Geburtstag. Dabei war sie jeden Tag zwei Meilen gelaufen, viermal pro Woche ins Fitnessstudio gegangen und hatte sich immer streng fettarm ernährt. Und doch passiert es immer wieder. Mein Onkel Rich hatte sie bis jetzt um zwanzig Jahre überlebt – ein Mann mit einem dicken, runden Bauch, der täglich zwei Päckchen rauchte, jeden Abend ein Sixpack vernichtete und an einem Tag mehr rotes Fleisch vertilgte als die meisten anderen in einer Woche. Typen wie der machen die Ärzte fix und fertig, aber manchmal sind es einfach die Gene. Du wirst ein langes Leben haben, wenn du dafür bestimmt bist, ein langes Leben zu haben. Wenn die Menschen in deiner Familie jung sterben, dann wirst du das wahrscheinlich auch.

Wie auch immer, dieser ganze Mist ging mir durch den Kopf, während ich Kathy suchte. Im Keller war sie nicht, also stieg ich die Treppe wieder nach oben und sah im Esszimmer nach. Genau in diesem Moment hörte ich ein klopfendes Geräusch, das nichts mit dem Sturm zu tun hatte.

Es kam aus der Küche.

Sobald ich dort ankam, roch ich den Regen. Was nicht allzu überraschend war, denn die Hintertür stand weit offen, und die Fliegengittertür schlug gefangen im Wind wieder und wieder gegen die Außenwand. Der kleine Hebel, mit dem sie an der Hintertür befestigt gewesen war, war aus der Halterung gerissen. Ich schaltete das Licht an, stand einfach nur da und versuchte, eins und eins zusammenzählen. Der Wind mochte die leichte Fliegengittertür aufgerissen haben, aber ganz sicher nicht die schwere Innentür. Nein, sie stand offen, weil jemand sie offengelassen hatte. Kathy musste zuletzt hier gewesen sein, um die Fenster zu schließen, und dann war sie nach draußen gegangen.

Ich stand in der Tür, der Regen prasselte in mein Gesicht, und ich rief ihren Namen.

Es kam keine Antwort. Wahrscheinlich hätte ich sie bei dem Tumult, den der Sturm veranstaltete, nicht einmal gehört. Die Blitze zuckten, und ich musste die Augen gegen das grelle Licht zusammenkneifen, während der Wind versuchte, mich in die Nacht hinauszuziehen. Irgendwann musste ich da rausgehen, so viel war klar. Ich fischte eine Taschenlampe aus einer Schublade voller Gerümpel, warf einen Mantel über und stieg in ein Paar Arbeitsstiefel.

Ich war gerade bis zur Tür gekommen, als ich etwas sah, das sich bewegte.

Aus dem Augenwinkel hatte ich es erspäht, etwas Schlangenartiges und Glänzendes. Es bewegte sich rasch und schlängelte sich in die Büsche. Gut hatte ich es in der Dunkelheit nicht sehen können, aber es sah verdammt noch mal sehr nach einer riesigen Schlange aus. Ich erstarrte in der Tür. Bei uns in der Stadt gibt es keine großen Schlangen. Draußen, auf dem Land, bekam man vielleicht von Zeit zu Zeit eine fette Rattenschlange zu sehen, aber nicht in der Stadt. Hier hatte es nie mehr Schlangen gegeben, als ab und zu eine kleine Strumpfbandnatter auf einem unbebauten Grundstück. Und das, was ich gesehen hatte, war ganz und gar keine Strumpfbandnatter … ich hatte nur einen kurzen Blick darauf erhaschen können, aber was auch immer es war, es war dicker als mein Arm und dazu schwarz, ölig schwarz.

Ich war sicher, dass ich es gesehen hatte.

Aber als ich dort stand und die Taschenlampe hin und her schwenkte, war überhaupt nichts zu sehen. Ich rief noch ein paar Mal nach Kathy, ging dann in den Sturm hinaus und redete mir zu, dass ich hier gerade alles Mögliche gesehen hatte, aber keine riesige Schlange.

Dann gingen die Lichter aus.

BLACKOUT - Im Herzen der Finsternis

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