Читать книгу HIT THE STAGE - Tim Hackemack - Страница 8
DISCHARGE
ОглавлениеWie viele Shows pro Jahr spielt ihr?
Ich würde sagen durchschnittlich ungefähr 50. Wir sind keine große Tourband, aber wir versuchen so viele Shows wie möglich zu spielen.
Du hast also noch einen anderen Job?
Ja, ich arbeite zwei Tage die Woche. Zum Glück kann ich meine Arbeitszeit selbst auswählen, was es sehr einfach macht. Wenn ich arbeiten muss, kann ich arbeiten, aber ich muss nicht arbeiten. Ich behalte den Job als Backup. In einer Band zu sein, ist nicht immer gleich. Es gibt Monate, in denen wir sehr beschäftigt sind, aber manchmal spielen wir nicht mal eine Show in einem Monat, und dafür brauche ich den Job.
Du kannst aber mit der Band Geld verdienen?
Wenn wir regelmäßig spielten, würde es ausreichen, um davon zu leben. Aber es wäre kein luxuriöser Lebensstil. Andererseits ist es zu anstrengend, in einer Band zu spielen und einen Vollzeitjob zu haben. Man muss also Kompromisse eingehen.
Tourt ihr denn noch für ganze Wochen oder meistens am Wochenende?
Wir versuchen jedes Jahr eine Tour zu machen, bei der wir jeden Tag spielen, zum Beispiel wenn wir zu einem Ort wie Finnland oder den Niederlanden fliegen, aber ansonsten ist es meistens das Wochenende. An manchen Wochenenden ist es nur ein Auftritt. Das ist eine andere Sache. Wir stehen früh auf, um unseren Flug zu erwischen, und meistens sind wir dann auch super früh am Veranstaltungsort, spielen aber erst um elf Uhr. Das bedeutet, dass man viel Zeit totzuschlagen hat, aber keine Ruhe finden kann, weil immer etwas passiert.
Und nachdem wir gespielt haben, ist es ungefähr zwölf, und wenn wir mit den Leuten fertig geplaudert und ein paar Biere getrunken haben, ist es mindestens zwei. Unser Rückflug startet ebenfalls früh am Morgen und man muss zwei Stunden im Voraus am Flughafen sein, also hat man nur sehr wenig Zeit zum Schlafen. Wenn wir diese einmaligen Shows machen, ist es manchmal schwieriger, als ein ganzes Wochenende zu touren, denn dann haben wir zumindest etwas Zeit, um uns ein bisschen zu entspannen.
Was machst du, wenn du Freizeit unterwegs hast?
Ich nehme immer Bücher mit, aber ich kann sie nie lesen.
Und was ist mit dem sogenannten Rock’n’Roll-Lebensstil?
Das kannst du machen, wenn du eine große Band bist und genug Geld verdienst, um in einem verdammt großen Tourbus herumzufahren und alles von anderen erledigt wird. Aber das sind wir nicht, wir machen immer noch die ganze Arbeit selbst.
Aber ihr seid eine der einflussreichsten Punkbands aller Zeiten?
Ja, wir mögen berühmt sein, aber wir sind definitiv nicht reich und berühmt.
Stört dich das? Es gibt fast keine Punk- oder Metalband da draußen, die euch nicht als einen ihrer Einflüsse bezeichnet, und einige von denen werden wirklich groß und spielen in den großen Hallen.
Nein, wir haben immer noch unsere Integrität. Wir spielen die Songs, die wir spielen wollen, ohne Hintergedanken. Wenn es uns ums Geld ginge, hätten wir vor Jahren aufhören müssen. Die Band ist jetzt 40 Jahre alt. So machen wir das halt.
Ihr habt eure letzte Platte auf Nuclear Blast veröffentlicht, einem der größten Namen in Deutschland. Hilft das nicht beim Verkauf von Alben?
Wir haben auch Sachen auf DIY-Labels veröffentlicht, wie unser vorletztes Album, aber die hatten nicht die Mittel, um es richtig zu promoten. Nuclear Blast hat alle wissen lassen, dass wir ein neues Album herausbringen, das war großartig. Das ist ein großer Vorteil, aber die Musikindustrie hat sich verändert und die Labels verdienen heutzutage nicht genug Geld, um auch die Bands zu bezahlen. Wir müssen unser Geld auf der Straße verdienen.
Wie macht ihr das? Ist es die Gage, die ihr von den Veranstaltern erhaltet, oder ist es das Merch?
Das hängt von dem Land ab, in dem wir sind. In einigen von ihnen verkaufen wir kein Merch, in anderen ist es viel. Aber wir wissen meistens aus Erfahrung vorher, wo wir viel verkaufen und wo nicht. Manchmal machen wir spezielle T-Shirts für Gigs, was es etwas persönlicher macht.
Welches Publikum schätzt ihr am meisten?
Für uns ist es hauptsächlich Osteuropa wie die Tschechische Republik. Da gehen die Leute wirklich aufs Ganze. Da kommen nicht so viele Bands vorbei, also machen sie das Beste aus jeder Show. Was die Publikumszahlen angeht, gibt es sogar innerhalb von Großbritannien große Unterschiede. Wenn wir in London spielen, ist das Publikum wirklich gut und viele junge Leute kommen, aber je weiter wir nach Norden gehen, desto mehr alte Punkrocker kommen, um ihre Jugend noch einmal zu erleben. Es ist dann keine sehr aktive Truppe.
Gibt es Länder, die ihr noch besuchen möchtet?
Ja, wir wollen unbedingt nach Australien, aber bisher hat es nicht geklappt. Wir hatten kein anständiges Angebot. Discharge hat in vielen Ländern auf der ganzen Welt gespielt, aber dieses fehlt noch.
Ich habe von vielen Bands gehört, dass sie auf dem europäischen Festland viel besser behandelt werden als in England. Ist das für eine Band wie Discharge auch so?
Wir erleben das Gleiche. In England wird man nicht sehr gut behandelt. In Europa hingegen kümmern sich die Veranstalter um die Bands, sie verpflegen die Bands und man fühlt sich willkommen. Es ist viel professioneller als in England. Dort wollen sie nur, dass du spielst, bezahlt wirst und verdammt noch mal abhaust.
Gibt es einen Ort, an dem du nicht mehr spielen willst?
Wahrscheinlich die USA, denn als wir das letzte Mal in den USA waren, wurden wir immer von den Veranstaltern abgezockt. Aber außerdem ist es zu schwer, in die Staaten zu gelangen. Rainy und Tezz können sowieso nicht rein, also müssten wir los und Ersatz für sie finden. Aber selbst wenn sie reinkommen könnten, würden wir wahrscheinlich wieder abgezockt werden. Das ist eine Schande, denn wir haben unsere größte Fangemeinde in den USA, Mittelamerika und Südamerika.
Aber ihr könntet dorthin gehen?
Ja, könnten wir, und die Band war da, bevor ich dazukam. Wir bekommen immer noch viele Angebote, aber man muss wissen, mit wem man es zu tun hat. Aber wir werden das machen, wenn es eine gute Gelegenheit gibt.
Teilt ihr die Verantwortung in der Band?
Wir sind wirklich eine sehr unorganisierte Band. Wenn also etwas getan werden muss, tut es einer von uns, aber wir haben keine Verantwortlichkeiten festgelegt. Wir sind nur professionelle Musiker.
Ich habe das gemerkt, als Tezz bei der Show in Deventer für Rainy am Bass einsprang. Es war kein großer Unterschied. Es war so, als hättet ihr zu fünft gespielt.
Er ist in allem großartig. Als Discharge anfing, war er der Sänger, dann der Schlagzeuger und 2014 wechselte er zur Rhythmusgitarre. Er hat mit mir auch Bass bei Broken Bones gespielt.
Du warst der Sänger von Broken Bones, bevor du Rat von den Varukers als Sänger von Discharge ersetzt hast. Musstest du darüber nachdenken, als du gefragt wurdest?
Ja, musste ich. Ich habe viel darüber nachgedacht und dann gesagt, ich werde es versuchen und wenn es nicht klappt, verpisse ich mich halt wieder. Zum Glück war es großartig.
Bist du als jüngstes Mitglied gleichberechtigt in der Band?
Ja, wir sind alle gleich in der Band und wir entscheiden gemeinsam über die wichtigen Dinge. Niemand ist wirklich der Chef.
Habt ihr noch viele Streitigkeiten oder seid ihr euch alle ziemlich einig?
Ja, es gibt Streits. Es gibt immer Streits, Dauerstreit. Das gehört dazu, in einer Band zu sein, denke ich. Aber wenn wir nicht auf Tour sind, sehen wir uns nicht so oft, weil wir alle in verschiedenen Teilen des Landes leben.
Müsst ihr proben?
Nein, wir üben nur, wenn wir an neuem Material arbeiten müssen. Die Gigs sind unsere Proben.
Wer hat neue Ideen, schreibt ihr die Songs zusammen?
Wir schreiben die Songs normalerweise zusammen und arbeiten zusammen daran.
Hattest du jemals das Gefühl, dass du einen Teil des Zorns verloren hast, den du mit 18 gefühlt hast? Ist es schwieriger, ehrliche, harte Musik zu schreiben?
Natürlich ist es nicht mehr dasselbe, aber der Ärger kommt immer noch heraus und die Zeiten haben sich nicht wirklich geändert. Menschen haben sich seit Anbeginn der Zeit gegenseitig getötet. Wir sind jetzt nur konditioniert, das zu kontrollieren.
Aber das kannst du vergessen, denn meiner Meinung nach ist der Zustand der Welt schlechter als je zuvor. Es gibt den Aufstieg des rechten Flügels, der Faschismus kommt mit aller Gewalt zurück. Wir haben seit den 1960er Jahren große Fortschritte in der Bürgerrechtsbewegung erzielt. Wir haben jetzt eine Homo-Ehe, viele Rechte, aber in letzter Zeit scheint es, als würden wir uns zurückbilden.
Hast du Angst, dass der Brexit es dir schwerer machen wird, auf Tour zu gehen?
Ja, es wird die Dinge definitiv schwieriger machen. Möglicherweise müssen wir wieder Visa beantragen. Ich verstehe nicht, warum die Leute das wollten. Ich möchte niemanden als dumm bezeichnen, aber das war eine dumme Entscheidung.
Hörst du immer noch viel neue Musik?
Ja, das tue ich. Die meiste Zeit meines Lebens war es nichts als Punk. Jetzt, da ich älter werde, höre ich im Grunde alles, wenn es nur gut und echt ist.
Habt ihr ein spezielles Studio, in dem ihr eure Alben aufnehmt?
Das letzte Album, das wir aufgenommen haben, wurde von allen als richtig großartig gelobt. Die Leute sagten, es sei der Sound von Discharge, aufgenommen mit moderner Technologie. Die Wahrheit ist, dass es in einem kleinen Studio mit Bändern aus den 70ern aufgenommen wurde. Aber manchmal läuft es einfach.
Was war die schlimmste Erfahrung auf Tour überhaupt?
Das war, als man mich wegen meiner Vorstrafen nicht nach Kanada lassen wollte.
Und die beste Erfahrung?
Das war erst vor ein paar Wochen, als wir mit Max und Igor Cavalera von Sepultura auf die Bühne gingen, um einige Discharge-Songs zu spielen. Das war sehr cool.
Hast du einen Backup-Plan, falls sich die Band nächste Woche trennen würde?
Ja, eine neue Band gründen. Für mich gibt es kein Zurück. Ich habe gerade einen Job, ich arbeite zwei Tage die Woche. Aber das könnte ich nicht hauptberuflich machen. Mein Pensionsplan ist es, eine verdammte Hütte im Wald zu bauen und dort zu leben.
How many shows a year do you play?
I would say averagely about fifty. We’re not a big touring band, but we try to play as many shows as possible.
So, you still have day jobs?
I have, I work two days a week. Luckily, I get to pick my hours, which makes it very easy. If I need to work, I can work, but I don’t have to work. I keep the job as a back-up. Being in a band is not consistent. There are months when we are very busy, but other times we might not play one show for a month and for that I need the job.
So, of course you’re able to make a profit from the band?
If we played regularly, it would be enough to live by. But it would not be a luxurious lifestyle. But on the other hand, it‘s too much to play in the band and do a full-time job. So you have to compromise.
Do you still do full tours throughout the week or is it mostly on the weekend?
We try to do one whole tour each year, where we play every day, for example if we fly to another place like Finland or the Netherlands, but apart from that it’s mostly the weekend. Some weekends it’s only one gig. That’s another thing. We get up early to catch our flight and mostly we’re at the venue super early. But we’re playing at eleven o’clock. That means you have a lot of time to kill, but you can’t find any peace because there’s always something happening. And after we played, it’s round twelve and when we’re finished chatting to the people and having a few beers it’s at least two. Our flight back leaves early in the morning as well and you have to be at the airport two hours in advance, so you got very little time to sleep. So sometimes if you do these one off shows it’s actually harder than touring for a whole weekend, because then you have at least some time to relax a bit.
What do you do, when you have spare time on the road?
I always bring books with me but I never get to read them.
But what about the so-called rock’n’roll lifestyle?
You can do that when you’re a big band and making enough money to drive around in a fucking big tour bus and got everything taken care of. But that’s not us, we still do all the work ourselves.
But you are one the of the most influential punk bands of all time?
Yes, we may be famous, but we are definitely not rich and famous.
Does that bother you? There’s almost no punk or metal band out there that doesn’t name you as one of their influences and some of them are really making it big and playing the big venues?
No, we still have our integrity. We play the songs we wanna play without any ulterior motive. If we’d be in it for the money we should have quit years ago. The band is now 40 years old. This is just what we do.
You released your last record on Nuclear Blast, which is one of the biggest names in Germany, doesn’t that help in selling albums?
We’ve put stuff out on DIY labels as well, like the second to last album the band made, but they didn‘t have the funds to promote it properly. Nuclear Blast has let everybody know that we have a new album out, that was great. That is a big advantage, but the music industry has changed and the labels nowadays aren’t making enough money to also pay the bands. We have to make our money on the road.
How do you do that? Is it the fee you get from the promoters or is it the merch?
That depends on the country you are in. In some of them you don’t sell any merch, in others it is a lot. But we mostly know beforehand from experience where we’ll sell a lot of stuff and where we won’t. Sometimes we make special T-Shirts for gigs, that makes it a bit more personal.
Which are the most appreciative audiences?
For us it’s mostly Eastern Europe, like the Czech Republic. They really fucking go for it over there. Not so many bands come over there, so they make the best of every show. Crowd-wise there are even large differences within the UK. When we play in London, the crowd is really good, a lot of young people come, but it seems the further north we go it’s just a lot of old punkrockers coming to relive their youth. It’s not a very active crowd.
Are there countries you still want to visit?
Yes, we really want to go to Australia, but so far it hasn’t worked out. We haven’t had a decent offer. Discharge has played a lot of countries all over the world, but that one is still missing.
I heard from a lot of bands that they get treated much better in mainland Europe than in England. Is that the same for a band like Discharge?
We experience the same thing. In England you don’t get treated very well. In Europe on the other hand, the promoters take care of the bands, they feed the bands and they make you feel welcome. It’s much more professional than in England. There they just want you to play, get paid and get the fuck out.
Is there a place you don’t want to play anymore?
Probably the USA, because the last times we have been to the USA we always got ripped off by the promoters. But besides that, it’s too hard to get into the States. Rainy and Tezz can’t get in anyway, so we would have to go and have people fill in for them. But even if they could get in, we would probably get ripped off again. That’s a shame because we have our biggest fan base in the US, Central America and South America.
But you could go there?
Yes, we could and the band did before I joined. We still get a lot of offers, but you need to know who you are dealing with. But we will do it if a good opportunity comes up.
Do you share the responsibility in the band?
We really are a very disorganized band. So, if anything has to be done, one of us does it but we didn’t appoint responsibilities. We are only professional musicians.
I noticed that when Tezz filled in for Rainy on bass at the show in Deventer. There was not a big difference to you playing as a five-piece.
He is great at everything. When Discharge started, he was the singer, then he was the drummer and in 2014 he came in on rhythm-guitar. He also played bass in Broken Bones with me.
You were the singer of Broken Bones before you filled in for your former singer Rat from the Varukers. When you were asked, did you have to think about it?
Yes, I did. I thought a lot about it and then I said I’ll try it and if it goes south I’ll piss off. Luckily it turned out great.
Are you as the youngest member an equal in the band?
Yes, we are all equal in the band and we decide the important things together. No one is really in charge.
Do you still have many arguments or is everybody pretty much on the same page?
Yes, there are arguments. There are always arguments, non-stop arguments. That’s part of being in a band, I think. But when we‘re not on tour, we don’t see each other that much because we all live in different parts of the country.
Do you need to practice?
No, we only practice when we need to work on new material. Every other time the gigs are our practice.
Who comes up with new ideas, do you write the songs together?
We generally write the songs together and work on them together.
Did you ever have the feeling that you’ve lost part of the anger you felt when you were 18? Does it make it harder to write honest hard sounding music?
Of course, it is no longer the same, but the anger still comes out and the times haven’t really changed. Man has been killing man since the beginning of the times. We’re just conditioned now to control it. But you can disregard that, because in my opinion the state of the world now is worse than ever. You got the rise of the right wing, fascism is coming back hard. We’ve had a lot of progress from the 1960s, from the civil rights movement. We now have gay marriage, a lot of rights but lately it feels like we are regressing.
Are you afraid that Brexit is gonna make it harder for you to tour?
Yes, it’s definitely going to make things more difficult. We might need to apply for visas again. I don’t understand why people wanted that. I don’t want to call anybody stupid, but that was a stupid decision.
Do you still listen to a lot of new music?
Yes, I do. Most of my life it has been nothing but punk. Now, that I get older, I basically listen to everything, if it is good and it is real.
Do you have a special studio that you use to record your albums?
The last album we recorded was praised by everybody as sounding so great. People said it was the sound of Discharge recorded with modern technology. Truth is, it was recorded on tapes from the 70s in a small studio. But sometimes things just work out.
What was the worst experience on tour ever?
That was when they didn’t want to let me into Canada because of my criminal record.
And the best experience?
That was just a few weeks ago when we went on stage with Max and Igor Cavalera of Sepultura to play some Discharge songs. That was very cool.
Do you have a back-up plan, in case the band falls apart next week?
Yes, start a new band. There is no turning back for me. I have a job right now, I work two days a week. But it’s not something I could turn into a career. My retirement plan is to build a fucking shelter in the woods and live there.