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ISA PALANT

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Gamma-Quadrant, Dezember 2692

Das Erstaunlichste an der Yautja-Basis auf dem Asteroiden war, dass so vieles vertraut wirkte.

Wir haben immer schon vermutet, dass sie andere außerirdische Technik verwenden, um ihre eigene zu entwickeln und zu verbessern, dachte Isa Palant. Das hier bestätigt unsere Vermutungen. Das Innere des Asteroiden hinter den riesigen geschlossenen Toren der Landebucht hätte auch eine große Basis der Colonial Marines sein können. Die Höhle, die man in den Asteroiden getrieben hatte, war von beeindruckender Größe. Beleuchtungssysteme, Überwachungseinrichtungen und Greifarme hingen von der Decke und den Wänden herab und mehrere Schiffe waren an unterschiedlichen Positionen der großen Halle verankert.

An diesem Punkt endeten die Gemeinsamkeiten mit einer Basis der Marines, denn diese Schiffe waren eindeutig Yautja. Obwohl sich keine zwei Schiffe vollständig glichen, gab es doch Gemeinsamkeiten in ihrem Design, mit denen Isa über die Jahre immer mehr vertraut war – die dunkelgraue Farbgebung, die glatte, fischähnliche Form, welche ihre Tarnfähigkeiten unterstützte, und die Ausbuchtungen der Waffensysteme an der Hülle, die stets einsatzbereit waren.

In den Quantenspeichern von Weyland-Yutani gab es Datenbanken, in denen jedes bekannte Yautja-Schiff verzeichnet und gespeichert wurde. Die Informationen reichten von reinen Abbildungen derer, die man nur aus der Ferne entdeckte, bis hin zur Zusammensetzung und den Eigenschaften derer, die man bergen konnte oder teilweise zerstört hatte. Isa hatte nie angenommen, dass diese Datenbanken vollständig waren oder neugierigen Blicken von außen komplett zugänglich sein würden, und hatte deshalb vor Jahren ihre eigene Datenbank angelegt.

Ihre Faszination galt in der Hauptsache der Biologie, den sozialen Strukturen und der Sprache der Yautja, doch diese waren untrennbar mit den technischen und kriegerischen Aspekten verbunden. Sie vermutete, dass sie mehr Informationen über die Yautja in ihren privaten Speicherbänken gesammelt hatte als jeder andere innerhalb der Menschlichen Sphäre.

Sie wusste, dass sie diese Datenbank in den kommenden Tagen um einiges erweitern konnte, wenn sie das wünschte.

»Leck mich am Arsch«, stieß Bestwick hervor.

»Wenn ich es mir genau überlege, würde ich davon lieber Abstand nehmen«, erwiderte Sprenkel.

»Klar. Ich bin ja auch eine Nummer zu groß für dich.«

»Seht mal, da drüben«, rief Huyck. Er befand sich noch immer im Pilotensitz der Pixie, aber ihr Schiff war von einem Eindämmungsfeld umgeben worden, dass sie langsam an einen der Ränder der riesigen Höhle zog.

»Unser Begrüßungskomitee«, sagte Huyck. »Das gefällt mir nicht, Boss. Das gefällt mir überhaupt nicht.«

»Ich denke, es ist zu spät, um sich darüber noch den Kopf zu zerbrechen«, entgegnete Major Akoko Halley.

Palants Magen schlug Purzelbäume, als sich die Schwerkraft einschaltete. Sie hatten die künstliche Schwerkraft der Pixie bei ihrem Anflug auf den Asteroiden langsam reduziert, in der Annahme, dass ein Objekt dieser Größenordnung – mit einem Durchmesser von vierzig Meilen an seiner breitesten Stelle – über eine eigene Anziehungskraft verfügen würde.

Die Yautja-Basis verfügte jedoch über ihre eigenen Einrichtungen zur Erzeugung künstlicher Schwerkraft, und als sie die Hangartore passierten, bewegten sie sich gleichermaßen auch durch die Auswirkungen dieses Feldes. Sie schloss die Augen und versuchte, die Übelkeit herunterzuschlucken. Sie hatte seit einiger Zeit nicht mehr unter der Weltraumkrankheit gelitten, aber andererseits hatte sie vor der Zerstörung ihres Labors und dem Tod ihrer Freunde für mehr als zehn Jahre nicht mehr festen Boden unter den Füßen verlassen.

Als sich die Pixie einem Felsvorsprung näherte und an der Stelle eine Andockvorrichtung herausfuhr, meldete sich Billy, ihr Schiffscomputer.

»Alle meine Sensoren wurden blockiert. Die Kommunikationseinrichtungen sind deaktiviert, und Lebens- und Bewegungssensoren werden gestört. Wir sind blind.«

»Zumindest fürs Erste«, sagte Palant.

»Vielleicht wollen sie ja nur unser Schiff«, überlegte Sprenkel. »Verdammt, das ist Gerard Marshalls persönliches Schiff, eines der höchstentwickelten der ganzen Flotte. Haben wir die Pixie vielleicht gerade dem Feind persönlich übergeben?«

»So haben wir die Sache noch gar nicht gesehen«, sagte Huyck. Er drehte sich zu Palant um und sah sie durchdringend an. »Wir haben uns von ihr lenken lassen, und jetzt gelten wir als Fahnenflüchtige. Und nun stecken wir im Bauch der verdammten Bestie fest und …«

»Sie waren derjenige, der Gerard Marshalls Abgesandten erstochen hat«, sagte Palant leise. Die Bilder seiner Ermordung waren ihr noch lebhaft und erschreckend in Erinnerung. Sie hatte McIlveen für einen Freund gehalten, doch er hatte sie alle bedroht und war bereit gewesen, die Kontrolle ihres Schiffes zu übernehmen und damit zurück zur Company zu fliegen.

Der übel zugerichtete Androide, den sie an Bord mit sich führten, war voller Wissen und Technologie, für das die Company gemordet hätte, und McIlveen hatte gedroht, genau das zu tun.

Stattdessen hatten sie ihn ermordet.

»Das ist eine Entscheidung, die wir alle getroffen haben«, sagte Halley. Ihre Truppen nannten sie SnowDog, weil sie oft kalt und unnahbar schien. In diesem Moment jedoch nicht. Jetzt wirkte sie aufgebracht und wütend. »Wir stecken hier alle gemeinsam drin, und Streitereien werden uns nicht helfen.« Sie starrte Palant an. »Ich vertraue darauf, dass uns Isa hier hindurch helfen wird. Wir alle müssen ihr vertrauen. Sie hat es schon einmal geschafft.«

Palant nickte.

Ein leichtes Rütteln ging durch das Schiff, als es andockte. Und als die künstliche Schwerkraft vollends einsetzte, legte sich auch das schlingernde Gefühl. Stille breitete sich aus.

Palant löste ihre Sicherheitsgurte und lief nach hinten in den Aufenthaltsraum. Dort bewahrten sie, sicher an der Wand festgezurrt, den Androiden auf. Keiner von ihnen wollte ihn auf der Brücke haben, wo er sie beobachten konnte, aber sie wollten ihn an einem Ort wissen, an dem sie ein Auge auf ihn haben konnten.

Wie so viele Male zuvor in den zwölf Tagen ihrer Reise sah sie auf jenes Ding hinunter. Der beschädigte und mitgenommene Körper des Androiden befand sich zusammengeschnürt und vakuumverpackt in einem durchsichtigen Plastiksack. Einer seiner Arme war beinahe abgerissen und gegen seine Brust gepresst, und an einer anderen Stelle sah man ein Bein, zerfetzt und bleich wie der halb zerfressene Kadaver eines Fisches. Weiße Flüssigkeit sickerte aus verschiedenen Wunden und stieg blubbernd gegen die straff gespannte Oberfläche des Sacks. Sein Haar war platt gedrückt und jede Strähne deutlich zu erkennen. Als sie ihn auf diese Art verschnürten, hatte es sein Auge von innen gegen den Sack gepresst, halb zerdrückt, welches sich aber trotzdem immer noch in seiner Höhle hin und her drehte – und sie alle mit einem feuchten und widerwärtig intelligenten Blick ansah.

Einen Tag nach McIlveens Tod hatte Halley ein Pflaster darüber geklebt und dem Glotzen ein Ende bereitet. Nun griff Palant nach dem Rand des Pflasters, zog daran, riss es von dem Plastiksack herunter und trat zurück.

Das Auge starrte sie direkt an und unter dem plötzlichen grellen Licht schrumpfte seine Pupille.

Sie starrte zurück.

»Es wird Zeit, herauszufinden, was du weißt«, sagte sie.

Mit dem Auge geschah etwas. So zerquetscht, wie es war, hätte es nicht imstande sein dürfen, eine Gefühlsregung auszudrücken. Und doch war sich Palant sicher, dass der beschädigte Android auf irgendeine Weise einen Weg gefunden hatte, zu lächeln.

Auf dem Felsvorsprung hinter der Andockvorrichtung erwarteten sie drei Yautja. Einen von ihnen erkannte Palant als jene Kreatur wieder, die ihnen auf dem zerstörten Wrack des Rage-Schiffes Cooper-Jordan den Androiden übergeben hatte. Er schien sie jedoch nicht zu erkennen, auch dann nicht, als Bestwick und Sprenkel den Androiden mithilfe eines Gravitationsfeldes nach draußen schoben.

Ein anderer Yautja war kleiner, aber stämmiger gebaut. Der Dritte war groß und schlank, schwer gepanzert, und hielt eine alte Puls-Rifle der Marines wie ein Spielzeug in seiner linken Hand. Alle drei trugen Helme, die von den Spuren früherer Kämpfe gezeichnet waren.

An ihren Gürteln und an Ketten trugen sie zudem Trophäen. Polierte Schädel, mumifizierte Hände, Zähne, Klauen und kaum zu identifizierende lederige Überreste.

Einer der Schädel gehörte einmal einem Menschen.

Halley und die anderen sahen Palant an, und sie spürte, wie der Erwartungsdruck auf ihr lastete. Ihre Gefährten verließen sich auf ihre Fähigkeit, mit den Yautja zu kommunizieren. Und auch die Yautja schienen darauf zu warten, dass sie zu ihnen sprach.

In ihrer linken Hand hielt sie das alte Daten-Pad, welches sie und McIlveen benutzt hatten, um ein Übersetzungsprogramm für die Sprache der Yautja zu entwickeln. Nun gehörte es ihr allein. Selbst nach allem, was er getan hatte, spürte sie das Loch, das McIlveen hinterließ.

»Stehen wir jetzt einfach nur dumm rum?«, fragte Bestwick.

Palant begann zu tippen. Sie benutzte einfache Worte und Ausdrücke, in der Hoffnung, dass die Übersetzung für die Yautja vor ihr Sinn ergeben würde.

»Wir sollten euch folgen«, übersetzte das Daten-Pad mit den typischen glucksenden und klackenden Lauten der Yautja-Sprache. »Was nun?«

Die drei Yautja bewegten sich ein wenig, neigten ihre Köpfe zur Seite. Der eine, den sie bereits auf der Cooper-Jordan getroffen haben, wandte sich halb um, dann sah er zu ihnen zurück.

»Ich schätze, er wartet darauf, dass wir ihm folgen«, sagte Palant.

Also folgten sie ihm. Die anderen beiden Yautja bildeten die Nachhut. Es fühlte sich seltsam an, die Pixie zurückzulassen. Das Schiff hatte sie viele Lichtjahre durch den Weltraum geflogen, und Palant hatte angefangen, sich an seine schützende Hülle um sie herum zu gewöhnen. Selbst der humorlose Schiffscomputer namens Billy hatte seinen Eindruck bei ihr hinterlassen.

Noch nie hatte sie sich so schutzlos gefühlt.

Sie folgten den Yautja durch Tunnelgänge, die in den soliden Felsen des Asteroiden gehauen worden waren. Lampen säumten die Gänge, die Wände und Böden waren grob, und es dauerte nicht lange, bis andere Tunnel nach links und rechts, oben und unten abzweigten.

»Bleibt ganz ruhig«, sagte Halley, die hinter Palant lief. »Sie haben uns unsere Waffen gelassen. Bis jetzt gibt es nichts zu befürchten.«

Palant war ganz ihrer Meinung. »Wir sind jetzt so weit gekommen, dass es an der Zeit ist, ihnen einfach Vertrauen zu schenken.«

Keiner der hinter ihr Laufenden antwortete, aber es widersprach auch niemand.

Sie betraten einen langen, gebogenen Tunnel, der tief in den Asteroiden hineinführte, und nach zehn Minuten blieb der vorausgehende Yautja in einer großen Halle stehen. Sie sah wie ein Kontrollzentrum aus, obwohl nur zwei Yautja anwesend waren. Beide drehten sich zu der eingetroffenen Gruppe um. Dann zogen es die Außerirdischen vor, sich untereinander zu unterhalten.

Während sie das taten, warf Palant einen Blick auf die Marines und das Ding zurück, dass sie zwischen sich voran schoben. Das Auge des Androiden zuckte unablässig hin und her, als würde er versuchen, alles in sich aufzunehmen, und sein Interesse bereitet Palant Unbehagen. Seine Schäden waren enorm – als Mensch wäre er längst gestorben – aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er noch immer für die Rage arbeitete.

Die Yautja wandten sich ihnen zu und deuteten auf ihr Daten-Pad. Palant schaltete es ein. Einer ergriff das Wort, und Palant sorgte dafür, dass die Audiofunktion eingeschaltet war, sodass auch der Rest der Crew die übersetzten Worte hören konnte.

»Ich werde euch in einen Raum bringen.« Die Stimme des Gerätes war tonlos, die Übersetzung aber perfekt. »Sagen Sie uns, welche Ausrüstung Sie brauchen, und wir werden sie Ihnen bringen.«

Ohne auf eine Antwort zu warten durchquerte er das Kontrollzentrum und betrat einen anderen Tunnel. Sie folgten ihm. Dieser Tunnel war nur kurz und endete an einer schweren Stahltür. Hinter der Tür befand sich ein Raum.

Der Raum war groß, mit einer niedrigen Decke, und in dessen Mitte befand sich ein Art Zelle, deren blaue, blickdichte Umrandung sanft schimmerte. Auf einem kleinen Podest ein paar Schritte daneben befand sich ein Kontrollpunkt, der mit Yautja-Schriftzeichen versehen war.

Ohne ein Wort zu sagen, strich der Yautja über das Bedienelement und das blaue Leuchten verschwand. Er packte den Androiden und schob ihn in das Eindämmungsfeld. Die blaue Umrandung manifestierte sich wieder mit einem sanften Brummen und damit war er sicher verwahrt.

Der Yautja deutete wortlos in dem Raum umher. Dann zeigte er auf das andere Ende, wo sich eine weitere Doppeltür in einen dunkleren Raum öffnete. Palant vermutete, dass sich dort ihre Schlafquartiere befinden würden.

Bevor er ging, sprach der Yautja noch einmal.

»Yaquita wird bald bei Ihnen sein.«

Dann verschwand er durch die Tür, die sich hinter ihm nicht schloss. Sie waren keine Gefangenen hier, obwohl Palant sich vorstellen konnte, dass ihre Gastgeber ein Wörtchen mitreden würden, falls sie versuchen würden, zurück an Bord der Pixie gehen.

»Trautes Heim, Glück allein«, sagte Bestwick. »Okay, Yautja-Frau, und was jetzt?«

»Jetzt lassen wir uns überraschen, wer Yaquita ist«, sagte sie. Dann deutete sie auf den gefangenen Androiden. »Und danach werde ich mich diesem Ding widmen.«

Der Raum um sie herum erwachte zum Leben.

Sockel, so hoch, dass sie Palant bis an die Hüfte reichten, fuhren aus dem Boden, und zuerst hielt sie diese für leere Plattformen, auf die etwas montiert werden würde. Doch als sich Bestwick einem dieser Sockel näherte, öffnete er sich und offenbarte seinen Inhalt. Sie taumelte rückwärts gegen Sprenkel, während der Sockel zu wachsen und sich zu etwas Außergewöhnlichem zu verwandeln schien.

Er entfaltete sich und gab den Blick auf ein Objekt frei, das in einer Art Kapsel schwebte. Auf den ersten Blick hielt es Palant für ein mechanisches Werkzeug, aber als sich die Bewegungen legten, sah sie, dass es biologischen Ursprungs war. Eine Extremität vielleicht, etwa so lang wie eines ihrer Beine, und überzogen mit einer silbrigen Haut, die den Anschein von Metall weckte. Das eine Ende bestand aus einer zusammengeballten Hand oder einem Fuß, dessen Zehen eingerollt waren. Das andere Ende war abgerissen und mündete in Venen, Fleisch und Muskelfasern. Umgeben von der Kapsel aus durchsichtigem Gel, welche das Objekt umschloss, ragten Venen aus ihm heraus, die wie Drähte aussahen, und ein gebrochener Knochen, der einem abgerissenen Kabelstrang glich.

Um das Objekt herum waren Werkzeuge für wissenschaftliche Studien angeordnet. Ein paar davon erkannte sie wieder – einen handlichen Knochenscanner, eine Art von Magnaskop – aber die meisten anderen Instrumente waren ihr fremd. Einige der Ausrüstungsgegenstände leuchteten in einem sanften Blauton, und das Gel, das die Extremität umschloss, pulsierte wie ein lebendes, atmendes Wesen.

Dann begannen sich auch andere der Sockel zu öffnen.

»Was zur Hölle?«, entfuhr es Huyck.

Er zog seine Pistole, aber Halley packte ihn am Arm und hinderte ihn daran, ihn auszustrecken. Palant war froh über ihre Reaktion. Sie hätte den Gedanken nicht ertragen, dass diese Krieger sich womöglich vor Wissenschaft und Forschung fürchteten.

»Das ist ein Labor«, sagte Palant. »Die Yautja zerstören nicht nur. Sie lernen auch. Wir ahnen das seit Jahren – es liegt auf der Hand, denn ein Teil ihrer Technologie ist uns weit überlegen.«

»Schätze, dann werden wir wohl lernen, woher einiges ihrer Technologie stammt«, sagte Sprenkel.

»Wir vermuten es schon länger«, stimmte Palant ihm zu. »Ich denke, das hier ist der Beweis. Sie bedienen sich bei anderen Zivilisationen.«

Sie trat näher an einen der Sockel heran und studierte das Objekt, das sich darin befand.

Es handelte sich um eine kleine silberne Kugel, deren Außenseite mit Edelsteinen verziert war, die fortwährend auf beeindruckende Art ihre Farbe und Form änderten. Ein Eindämmungsfeld umgab die Kugel. Sie hatte keine Ahnung, um was es sich dabei handelte oder welche Funktion es hatte, aber sie wusste, dass es außerirdischen Ursprungs sein musste.

An einer anderen Stelle summte und arbeitete ein Schwarm fliegender Objekte herum, jedes davon etwa in der Größe ihres Daumens, und ganz so, als würden sie gar nicht bemerken, dass man sie dabei beobachtete. Das Objekt, um das sie herumwimmelten, bestand aus einer Art Kristall. Bilder huschten über dessen Oberfläche. Palant konnte nicht genau erkennen, was auf ihnen zu sehen war, denn dafür bewegten sie sich zu schnell und verschwanden wie Einzelheiten eines Traumes, die man festzuhalten versuchte. Die Yautja hatten um den Schwarm eine Reihe von Sensoren angebracht, bei denen es sich um Kameras, Strahlenmessgeräte und andere Gerätschaften zur Auswertung der Informationen handelte.

Einer der Marines murmelte etwas.

Ein andere sog geräuschvoll die Luft ein.

»Sehen Sie mal hier, Palant«, rief Halley. Sie und ihre DevilDogs hatten sich um eine andere Konsole versammelt, und Palant entging nicht der neugierige Unterton in ihrer Stimme. Als sie sich den anderen näherte und diese für sie beiseitetraten, rechnete sie unwillkürlich damit, etwas zu sehen, das mit den Xenomorphs in Verbindung stehen würde.

Auf der Plattform und umringt von zahlreichen Schläuchen und Geräten zur Entnahme von Proben lag eine Kreatur etwa in Größe ihrer Faust. Wie die anderen Proben in diesem Raum auch – den Androiden eingeschlossen, der sie auch jetzt noch anstarrte – war sie von einem sanft blau schimmernden Eindämmungsfeld umgeben. Schläuche und Drähte ragten aus der dünnen, milchigen Haut. Durch sie hindurch konnte man die Innereien sehen. Sie pulsierten rhythmisch, und die meisten davon schienen weich und nachgiebig zu sein. Doch dann fiel Palants Blick auf etwas anderes zwischen ihnen.

Etwas Heißes.

»Was zur Hölle ist denn das?«, entfuhr es ihr.

»Feuerteufel«, sagte Halley.

»Hab noch nie von ihnen gehört.«

»Darüber sollten Sie froh sein«, antwortete Bestwick. »Wir sind einem Schwarm dieser Mistviecher vor ein paar Jahren auf einem Habitat im Delta-Quadranten begegnet.«

»Woher stammen sie?«, fragte Palant. »Und wieso habe ich noch nie einen von ihnen gesehen oder von ihnen gehört?«

»Es gab bislang nur drei Zusammentreffen mit diesen Kreaturen«, erklärte Halley. »Zumindest nur drei Sichtungen, nach denen es noch Überlebende gab, die davon berichten konnten. Unsere war eine davon. Die zweite trug sich vor siebzehn Jahren zu, und die dritte muss irgendwann um die Jahrhundertwende herum gewesen sein. Ein Titan-Schiff wurde von ihnen befallen und die Crew beinahe vollständig ausgelöscht. Man geht davon aus, dass sie den Weltraum bevölkern.«

»Nichts kann im All überleben«, sagte Palant zweifelnd. Halley zuckte mit den Schultern.

Palant starrte auf die seltsame Kreatur hinunter. Ihr wissenschaftliches Interesse war geweckt, aber das eigentliche Objekt ihrer Sorge lag noch immer hinter ihr.

»So wie es aussieht, kennen die Yautja diese Biester ziemlich gut«, warf Huyck ein. »Vielleicht können wir Informationen mit ihnen austauschen.«

»Wir wissen aber so gut wie nichts über diese Viecher«, sagte Sprenkel. »Na ja, außer der Tatsache, dass ihre Zähne Feuer spucken und sie einem mit nur einem Schnapper die Hand abbeißen können.«

Palant sah sich im Rest des Raumes um. Ein Dutzend weiterer Sockel hatten sich geöffnet und präsentierten ihre Proben und Experimente, und zehn weitere waren noch geschlossen. Vielleicht harrten sie einem Testobjekt, das sie aufnehmen konnten. Oder sie waren geschlossen, weil ihr Inhalt geheim war.

In der Mitte des Raumes summte und erstrahlte das größte Eindämmungskraftfeld und aus dessen Inneren starrte sie das verbliebene feuchte Auge des Androiden direkt an.

»Ich werde hinter deine Geheimnisse kommen«, sagte sie.

Etwas verdunkelte das Licht, das durch den Haupteingang fiel. Palants Daten-Pad erwachte zum Leben und seine mechanische Stimme übersetzte die ersten Worte des Neunankömmlings.

»Ich bin Yaquita. Habt keine Angst.«

»Sagt sich so leicht«, murmelte Bestwick. »Scheiße, Mann, was geben die denen eigentlich zu essen?«

Palant sah erschrocken auf ihr Daten-Pad hinunter, aus Angst, dass sie vielleicht versehentlich noch die Spracherkennung aktiviert gelassen hatte und Bestwicks Worte nun ebenfalls übersetzt und abgespielt wurden. Aber das war nur die halbe Wahrheit, denn den Blick von ihrem neuen Gast abzuwenden war auch eine Finte, um nicht erschrocken laut aufzuschreien.

Yaquita glich keinem Yautja, dem Palant bislang begegnet war oder von dem sie gehört hätte. Die beinlose Kreatur fuhr auf einer bereiften Plattform in den Raum hinein, und schien bewusst jegliche Schwebe-Technologien zu meiden. Sie musste beinahe drei Meter groß sein. Lange Dreadlocks fielen ihr über die Schultern auf den Boden hinab und drohten immer wieder, von den Rädern überrollt zu werden, entkamen ihnen aber stets. Ihre dunkle, ledrige Haut war mit Tätowierungen verziert, ihre Fangzähne gelblich und abgenutzt, und ihr fehlte ein Auge, das von einem künstlichen mechanischen Kleinod ersetzt worden war, das sich summend und klackernd in dem riesigen Schädel der Kreatur bewegte.

Yaquitas Hände waren groß, langfingrig und beinahe anmutig. Palant schätzte, ein weibliches Exemplar vor sich zu haben, auch wenn sich das nicht genau sagen ließ.

Auch konnte sie nicht genau bestimmen, ob Yaquita nun sehr alt und von der Zeit und ihren Erfahrungen gezeichnet oder jung und nur verwundet war. Selbst ihr verbliebenes eigenes Auge gab darüber keinen Aufschluss. Wenn Augen jedoch das Fenster zur Seele darstellten, schienen die Yautja seelenlose Geschöpfe zu sein. Palant war Atheistin und außer einer gewissen historischen Neugier heraus nicht an religiösen Glaubensvorstellungen interessiert. Sich eine völlige Seelenlosigkeit vorzustellen, war beunruhigend.

Sie tippte etwas in ihr Daten-Pad.

»Ihre Testobjekte hier sind faszinierend.«

Yaquita schwankte auf ihrer Plattform hin und her und schien zu lachen.

»Ich freue mich, dass sie Ihnen gefallen«, lautete ihre Antwort. »Das ist meine … Faszination.«

Palant war nicht sicher, ob der Übersetzer ein Wort ausgelassen hatte oder ob die Yautja zögerte, zuzugeben, von etwas fasziniert zu sein. Vielleicht betrachtete sie dies als eine Schwäche. Doch bereits jetzt begann Palant zu vermuten, dass sich diese Yautja sehr stark von anderen unterschied, denen sie bislang begegnet war.

»Meine ebenfalls«, antwortete Palant. »Besonders jenes.« Sie drehte sich um und deutete auf den Androiden, während ihre Übersetzung abgespielt wurde.

Yaquita kniff ihr verbliebenes Auge zusammen und rollte ihre Plattform näher an ihn heran. Dabei steuerte sie direkt auf Palant und Halley zu, in der Erwartung, dass die beiden ihr den Weg freimachen würden. Sie enttäuschten sie nicht.

»Sein Name?«, fragte sie.

Palant runzelte die Stirn. Wir kennen ihn nicht, dachte sie kurz, doch anstatt zugeben zu müssen, dass sie ihn nicht wussten, kam ihr das Haustier in den Sinn, das ihren Großeltern gehört hatte. Ein käferäugiges Biest, dass sie nur von Holo-Übertragungen kannte. Einmal hatte es sich gegen die Kamera gedrückt, während ihre Großeltern eine Nachricht für sie und ihre Eltern aufnahmen. Das hatte sie zum Lachen gebracht, dieses riesige Auge und einen Flecken schwarz-weißen Fells so groß und lebendig auf dem Holo-Schirm zu sehen.

»Wir wollen ihn nicht mit seinem wahren Namen ehren«, tippte sie. »Aber wir können ihn Oscar nennen.«

Yaquita nickte. »Ich habe ein paar Fragen an Oscar. Und Sie auch, wie ich annehme.«

Palant nickte ebenfalls. Halley und die anderen standen unschlüssig herum, hielten sich aber in der Nähe der riesenhaften Yautja.

»Dann wollen wir mal beginnen«, sagte Yaquita.

Am Ende des ersten Tages hatte sich der Grad der Anspannung, der zwischen den Colonial Marines förmlich zu vibrieren schien, auf ein erträgliches Maß gesenkt.

Halley und ihre Crew hatten sich in den nahegelegenen Raum hinter dem Labor zurückgezogen und dort einen Schlafbereich und mehrere Nahrungsmittelreplikatoren vorgefunden. Sie mussten sich Palants Daten-Pad ausborgen, um ihre Bestellungen zu schreiben. Was die Replikatoren ihnen dann präsentierten, war nicht ganz das, was ihnen vorschwebte – und unterschied sich manchmal sehr von dem, was sie bestellt hatten – aber Sprenkel bezeichnete die Nahrung als »absolut essbar«.

Ein satter Colonial Marine war ein glücklicher Marine. Während die Stunden verstrichen, wich auch die Anspannung von ihnen, und schließlich hörte Palant sogar gelegentliches Gelächter aus dem Raum schallen.

In der Zwischenzeit arbeiteten sie und Yaquita an Oscar.

Eine Vernehmung, die sich zu einem Drahtseilakt entwickelte.

Der zerstörte Android gab eine Reihe mechanisch klingender Klickgeräusche und Seufzer von sich, als sie ihn aus der Enge des Vakuumsacks entließen. Unter die Geräusche mischte sich auch ein Gestank. Der Geruch war unmenschlich und doch biologisch, mit einem säuerlichen Touch, bei dem sich Palant unwillkürlich die Nase und den Mund zuhalten musste. Oscar rollte mit seinem Auge, und das, was von seinem Gesicht übrig war, zuckte.

Zum ersten Mal konnte sie sich ein Bild von dem wahren Ausmaß seiner Schäden machen. Mittlerweile fühlte sie sich in seiner Anwesenheit sicherer, eingeschlossen von dem blauen Kraftfeld, das sie und ihn umgab. Auch Yaquita befand sich darin. Eine falsche Bewegung des Androiden und die Yautja würde seine kümmerlichen Reste in Stücke reißen. Was das anging, hegte Palant keinerlei Zweifel.

Die Gliedmaßen dieses Dings waren gebrochen und abgerissen, sein Brustkorb war zerfetzt und offenbarte seine mysteriösen Innereien. Sie hatte schon zuvor Androiden gesehen und auch ein oder zwei Mal einen Blick auf ihre Organe werfen können. Doch diese glichen nicht denen, die sie nun vor sich sah. Oscars Organe schienen dem menschlichen Körper nachempfunden zu sein, und auf den ersten Blick war es schwer, einen Unterschied zu ihren menschlichen Vorbildern auszumachen. Vielleicht hatte man sie aus menschlichen Zellen gezüchtet. Oder es handelte sich – was teuflischer und daher wahrscheinlicher war – um echte Spenderorgane, die man menschlichen Opfern entnommen hatte, um damit diesen Androiden auszustatten.

Sein Blut war weiß. Daran war sie gewöhnt. Die Flüssigkeit war nährstoffreich, kam aber ohne die roten Blutkörperchen aus, die viele Lebewesen benötigten, um mit ihrer Hilfe Sauerstoff durch den Körper zu transportieren. Ein Android produzierte seinen eigenen Sauerstoff in einer Reihe von Nano-Werken.

Oscars Kopf war ein heilloses Durcheinander. Sein Gehirn lag offen, und hier erkannte sie den ersten offensichtlichen Unterschied zwischen einem Menschen und einem Androiden der Rage. Oscars Gehirn war rein künstlich. Ein Computer, den man in einen Körper aus Fleisch und Blut verpflanzt hatte, auch wenn ihr nicht viele Bauteile davon bekannt vorkamen. Die Technologie hinter dieser Konstruktion war ihr fremd.

Mit seinem Auge überwachte er jede Bewegung, die sie oder Yaquita ausführten.

Als sie ihn zu untersuchen begannen, fing Oscars Mund an, sich zu bewegen.

»Er versucht zu sprechen«, sagte Palant. Es war nicht nötig, das zu übersetzen. Yaquita rollte auf ihn zu und schob ihre Finger in seinen Mund, wo sie vorsichtig einige zertrümmerte Zähne aus seinen Atemwegen entfernte. Sie zog seine Kiefer auseinander und sah hinein. Palant konnte sehen, wie Oscars Zunge glitschig darin zappelte und weißes Blut aus einem Dutzend Wunden rann, die von den Fingern der Yautja wieder aufgerissen wurden.

Sein Mund funktionierte, Speichel floss, und doch gab er anstatt echter Worte nur ein Grunzen und Zischen von sich.

»Zu schwer beschädigt«, sagte Yaquita, übersetzt durch das Daten-Pad. »Aber ich habe da etwas.«

Auf ihr Handzeichen hin stieg eine kreisrunde Form aus dem Boden, die sich vor Palants Augen formte und verfestigte. Yaquita griff hinein und holte etwas hervor, das entfernt an ein weiches Meereslebewesen erinnerte. Ihre Tentakel schimmerten feucht, doch Palant konnte auch das Leuchten künstlicher Lichter in ihnen erkennen. Es veränderte seine Farbe, als sich Yaquita damit dem Podest näherte, auf dem Oscar lag.

»Du wirst mir helfen«, sagte die Yautja. Palant sah keinen Grund, abzulehnen. Während sie Oscars Kopf festhielt, platzierte Yaquita das Wesen in Oscars zertrümmertem Schädel. Hier und da schloss sie einige der Tentakel an, hielt dann kurz inne, als würde sie etwas lauschen, und veränderte die Anordnung dann noch mehrere Male. Als ein seltsam nasses, fließendes Geräusch den Raum erfüllte, rollte sie schließlich von ihm zurück.

Palant sah sie an.

Yaquita hob eine Augenbraue. Ihr künstliches Auge surrte.

»Bist du schon über die Yautja-Schlampe hergefallen?«

Palant verschlug es den Atem. Die Stimme war tonlos und künstlich, doch der Hass und das Gift, die in ihr lagen, genügte bereits.

»Sag schon«, bohrte Oscar weiter. »Tu nicht so, als wolltest du es nicht auch, Mensch. Diese feuchte Haut. Diese langen Finger.«

Palant sah Yaquita von der Seite an. Das Daten-Pad übersetzte Oscars Worte in die klackenden, ratternden Laute, die aus seinen kleinen Lautsprechern drangen. Die Yautja schwieg.

»Du solltest dich aber vor diesen Fangzähnen vorsehen«, fuhr er fort.

»Wenn du dich doch nur selbst sehen könntest«, sagte Palant. Sofort bereute sie es, überhaupt auf ihn eingegangen zu sein, denn eine Antwort wie die ihre spielte ihm nur in die Hände. Aber es war wie ein Reflex gewesen, ein natürlicher Abwehrmechanismus.

Oscar lachte. Das Geräusch kam gleichzeitig aus ihm und aus dem Wesen, welches die Yautja an sein Gehirn angeschlossen hatte. Aus seinen aufgerissenen Nasenlöchern rann noch mehr Flüssigkeit. Sein Auge rollte herum. Das andere Auge fehlte, die Augenhöhle war gebrochen und das Loch war mit einem festen Material verkrustet. Offensichtlich der Versuch, sich selbst zu reparieren, auch wenn er damit nicht weit über seinen Kopf hinausgekommen war. Er hatte versucht, sein Gehirn zu schützen, denn für einen Androiden war das alles, was zählte.

Yaquita deutete mit dem Kopf auf das Daten-Pad und Palant wechselte die Einstellungen, sodass die Übersetzungen nur noch auf dem Display angezeigt wurden.

»Lassen Sie ihn reden«, sagte die Yautja.

»Woher stammst du?«, fragte Palant.

»Von den Rage«, erwiderte Oscar.

»Wie bist du auf die Cooper-Jordan gelangt?«

»Die Rage stießen auf das Schiff. Angefüllt mit frischen Früchten.«

Palant erinnerte sich an die Früchte – Menschen, die man für Jahrhunderte in Tiefschlaf versetzt hatte, in der Hoffnung, dass sie sich, wenn sie wieder erwachten, an einem Ort wiederfinden würden, den sie ihre neue Heimat nennen konnten. Die Crew und ihre Passagiere.

»Du musst uns alles verraten«, sagte sie.

»Alles? Niemand weiß alles. Nicht einmal ich.«

»Wer ist euer Anführer?«

»Ah«, sagte Oscar und sein Auge schien diesen Glanz zu bekommen, so als würde es in die Ferne starren und in eine Zukunft, die sie selbst nicht sehen konnte. »Vielleicht gibt es ja doch jemanden, der alles weiß.«

»Wie heißen sie?«

»Die Rage.«

»Was ist ihr Ziel?«

Oscar sah sich um, soweit es sein Zustand erlaubte. Er betrachtete das blaue Kraftfeld, die riesige Yautja, die regungslos auf ihrer fahrenden Plattform saß, und den großen Raum dahinter.

»Die Yautja wissen mehr als Sie«, sagte er. Palant entging nicht, dass er in der Mehrzahl gesprochen hatte.

»Wir sind jetzt Verbündete«, erklärte Palant. Eine kühne Behauptung – und sie musterte Yaquita, während das Daten-Pad übersetzte. Sie zeigte keinerlei Reaktion. Stattdessen schien sie mit den Gedanken woanders zu sein.

Palant blickte auf die schwebende Kugel, die Yaquita aus dem Boden gezaubert hatte, und sah verschiedene Anzeigen, die sich auf ihrer Oberfläche abwechselten, außerhalb von Oscars Sichtfeld.

»Das wird euch nichts nützen«, sagte Oscar. »Die Menschen sind schwach und einfältig. Und die Yautja sind Bestien.«

»Trotzdem bist du es, der hier mit heraushängenden Eingeweiden vor mir liegt«, entgegnete Palant.

»Es herrscht Krieg. Im Krieg gibt es Opfer.«

»Bist du glücklich darüber, eines dieser Opfer zu sein?«

»Ich bin glücklich darüber, ein Rage zu sein.«

»Sag uns, was als Nächstes passieren wird.«

Oscars Blick wanderte von Palant zu Yaquita und wieder zurück.

»Du willst sie, nicht wahr?«, sagte er. »Diese Finger. Diese glatte Haut.«

»Du hast keine Ahnung …«

Yaquita gab ein Geräusch von sich – irgendetwas zwischen einem Brüllen und einem überraschten Aufschrei. Palant hatte so etwas noch nie zuvor gehört, ganz besonders nicht von einem Yautja.

Die Reaktion auf ihren Ausruf folgte sofort. Halley und ihre Crew stürmten mit gezückten Pistolen aus dem angrenzenden Raum herein. Palant hob die Hände und gab ihnen zu verstehen, dass es ihr gut ging.

»Komm mit«, sagte Yaquita. Sie rollte vorwärts und riss das seltsame Wesen oder Gerät von Oscars Kopf. Ein nasses, gurgelndes Geräusch drang aus seinem Mund. Vielleicht litt er Schmerzen.

Die Yautja aktivierte das Eindämmungsfeld und fuhr hindurch. Palant folgte ihr. Yaquita durchquerte den Raum bis ans andere Ende, vorbei an Sockeln, die bekannte und unbekannte, alltägliche und außergewöhnliche Dinge enthielten. Als sie mit Halley und den anderen zusammentrafen, konnte Palant hören, wie Yaquita schwer und in kurzen, schnellen Stößen atmete.

»Was ist los?«, fragte Palant und schaltete ihr Daten-Pad auf Audio-Ausgabe.

Yaquita antwortete ihr. Das Daten-Pad schwieg länger, als für gewöhnlich gebraucht hätte, ganz so, als müsste es länger an der Übersetzung arbeiten. Als wäre es ebenfalls erschrocken. Dann erklang ein einzelnes Wort.

»Drukathi.«

»Was ist das?«, fragte Palant.

Yaquita seufzte, was eine erstaunlich menschliche Reaktion war.

»Das ändert alles«, sagte sie.

ALIEN VS PREDATOR: ARMAGEDDON

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