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GERARD MARSHALL

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Charon-Station, Sol System, Dezember 2692

Gerard Marshalls Aufenthalt auf der Charon-Station, dem Hauptkontrollzentrum der Colonial Marines, hätte nur von kurzer Dauer sein sollen.

Er hasste es, im Weltraum zu sein. Keine künstliche Schwerkraft konnte für ihn das Gefühl ersetzen, festen Boden unter den Füßen zu haben. Er glaubte sogar, dass sich die künstliche Schwerkraft anders als die natürliche anfühlte, etwa so, wie die auf der Station zubereiteten Nahrungsmittel nicht ganz dem Geschmack auf der Erde entsprachen. Sie bestanden aus den gleichen Zutaten, den gleichen Bestandteilen, der gleichen chemischen Zusammensetzung, und schmeckten doch anders. Künstlich.

Die Schwerkraft an Bord der Station entsprach zu einhundert Prozent der auf der Erde, doch Marshall spürte die Unterschiede zu jedem Zeitpunkt.

Nun ging alles zum Teufel, und er ahnte, dass er noch eine sehr, sehr lange Zeit hier zubringen würde.

Es gab einmal eine Zeit, da glaubte er noch an Gott. Er hatte seinen Glauben vor Weyland-Yutani geheim gehalten, denn in einer Firma, die so sehr von der Entwicklung und Anwendung der Wissenschaft getrieben war, gab es für solchen Aberglauben keinen Platz, ganz besonders nicht unter den führenden Dreizehn. Stattdessen hatte er seinen persönlichen Glauben gepflegt, der ihm Trost spendete, aber niemals zugelassen, dass er seiner Arbeit oder seinem wachsenden Einfluss im Weg stehen würde. Während er in der Firmenhierarchie aufstieg und sich schließlich als einer der führenden Elite wiederfand, zogen sich seine religiösen Überzeugungen immer mehr zurück, bis sie schließlich verwelkten und starben. Manchmal bedauerte er, dass er diesen Prozess noch nicht einmal bewusst wahrgenommen hatte.

Nun spürte er die Versuchung, sich erneut an Gott zu wenden, auch wenn Marshall bezweifelte, dass dieser ihn erhören würde.

General Bassett hatte Marshall in seiner Kabine aufgesucht, um ihm die neuesten Berichte zukommen zu lassen. Für gewöhnlich zitierte Bassett ihn in sein Kommandozentrum, doch dort herrschte Hektik. Also hatte der General die Gelegenheit genutzt, für eine Weile dem Trubel zu entkommen, um seine Batterien aufzuladen und seine Glieder zu bewegen.

Zwei Marines begleiteten ihn, welche unablässig stirnrunzelnd auf ihre Daten-Pads starrten und über ihre Ohr-Implantate den neuesten Berichten lauschten.

»Demnach gibt es überhaupt keine guten Nachrichten?«, erkundigte sich Marshall. »Nicht einmal eine Klitzekleine? Gar nichts?«

Bassett zuckte nur mit den Schultern, ohne eine Miene zu verziehen.

»Wie sieht es mit den Systemen und Raumsektoren aus, von denen wir noch nichts gehört haben?«

»Uns liegen keine Hinweise vor, dass die Rage noch in einen anderen Sektor außer dem Gamma-Quadranten eingefallen sind«, antwortete Bassett. »Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Bei der Anzahl an Sprungtoren, die sie eingenommen haben, und der Geschwindigkeit, mit der sie sich im Gamma-Quadranten ausbreiten, glaube ich nicht, dass sie an der Stelle aufhören werden.«

Marshall sah kopfschüttelnd auf den Holo-Schirm. Dort tummelte sich eine Reihe von Informationen, die direkt von General Bassetts persönlichem Daten-Pad übertragen wurden – Statusberichte und Bilder, bei denen es ihm kalt den Rücken herunterlief.

»Es geht alles zum Teufel«, flüsterte er.

»Wir errichten Verteidigungsanlagen« sagte Bassett. »Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber …«

»Wieso nicht, Paul?«

Die Frage schien den General aus dem Konzept zu bringen. Der unterbrach sich, runzelte die Stirn, dann entspannte er sich wieder ein wenig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Weil ich entweder hier sitzen und Ihnen von jeder Niederlage berichten kann, die mich ereilt, oder in meinem Kontrollzentrum dafür sorge, unsere eigene Verteidigung zu überwachen.«

Marshall nickte. Seufzte. Schloss seine Augen.

»Sie sind hier der Soldat.«

»Ich lasse die Datei hier auf Ihrem Holo-Schirm. Es ist alles da. Lesen Sie sie, und melden Sie sich bei mir, falls Sie Fragen dazu haben.« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Ich kann Ihnen aber nicht garantieren, dass ich mich sofort zurückmelde.«

»Und die Charon-Station?«

»Seit 16 Uhr befinden wir uns offiziell im Kriegszustand, allerhöchste Alarmbereitschaft.«

»Aber wir sind hier doch sicher, oder?«, fragte Marshall.

»So sicher wie überall.« Der General stand auf, um zu gehen.

»Paul«, hielt ihn Marshall zurück. Auch er stand auf und taumelte leicht, weil ihm die Weltraumkrankheit immer wieder einen Streich zu spielen versuchte. »Die bewohnten Welten. Addison Prime, Weaver's World, all die anderen Planeten …«

»Bisher gibt es keine Berichte über Probleme«, beschwichtigte ihn Bassett. »Wir verstärken unserer Truppen zu ihrer Verteidigung, wo wir nur können. Steht alles da drin.« Er nickte zu dem Holo-Schirm.

»Denn wenn diese Dinger dort landen …«

»Ich weiß, Marshall.«

»Ich meine, es leben Millionen Menschen auf diesen Planeten.«

»Ich weiß.«

Die beiden Männer – der eine ein Repräsentant der Company, der andere ein Kommandeur der Marines – starrten sich einen Moment lang an, und in diesem kurzen Augenblick gab es nichts, was sie voneinander unterschied. Sie waren Männer, Menschen, verletzlich und voller Angst. Widerwillig respektierten sie einander, vertrauten sich sogar.

»Wir tun, was wir können«, versicherte der General. »Vielleicht sollten Sie überlegen, was Sie noch tun könnten.« Das war eine gewagte Bemerkung, die nicht direkt Marshall, sondern vielmehr der Company und dem Rat der Dreizehn galt, die sie kontrollierten.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Bassett die Kabine und kehrte zu dem Krieg zurück.

Marshall seufzte tief, goss sich einen Drink ein und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. Egal, wie sehr er den Holo-Schirm auch anstarrte, es half nichts, sich zu wünschen, dass die Lage anders wäre, und die Informationen, die auf ihm zu lesen waren, blieben die gleichen.

Die Meldungen aus dem Gamma-Quadranten waren besorgniserregend. Sieben Sprungtore wurden als verloren gemeldet, und ihre Kontrollpunkte, die sich in Orbitalstationen oder Habitaten, auf Monden, Planeten oder Asteroiden befanden, waren entweder zerstört oder von den Rage überrannt worden. Zu siebzehn weiteren Toren war der Kontakt abgebrochen und man konnte davon ausgehen, dass auch diese verloren waren. Alles in allem ein weitreichendes Netzwerk aus Sprungtoren, das einen Großteil des Gamma-Quadranten abdeckte.

Jedes der sieben als eingenommen bestätigten Sprungtore war aktiviert worden, und es war unmöglich zu prognostizieren, wohin die feindlichen Schiffe verschwunden waren.

Die Berichte über Angriffe auf Basen der Marines und Sprungtore waren niederschmetternd. Ihre Verluste waren enorm und die als Waffen eingesetzten Xenomorphs schienen unaufhaltsam. Sie waren sogar im All selbst eingesetzt worden, wo sie wie Blütenstaub von einem Schiff zu einem anderen trieben, ausgestattet mit einer Art Atemapparat oder Lebenserhaltungssystem, das es ihnen ermöglichte, im kalten, luftleeren Vakuum zu überleben.

Manche dieser Angriffe waren von hunderten dieser Biester ausgeführt worden, andere von tausenden. Sie wurden kontrolliert und wie gewöhnliche Truppen mit einer Mission ausgesandt. Niemandem war es bislang gelungen, eines dieser Aliens lebendig zu fangen. Die Technologie, die hier zum Einsatz kam, war rätselhaft.

Marshall hatte während seiner gesamten Karriere bei Weyland-Yutani alles daran gesetzt, Mittel und Wege zu finden, die Xenomorphs kontrollieren zu können. Als Leiter von ArmoTech hielt er dies für die ultimative Errungenschaft. Die Xenomorphs stellten eine beinahe unaufhaltsame Macht dar – grausam, gewalttätig, schnell und unberechenbar. Sie verfügten über so gut wie keine Verteidigungsmechanismen, doch ihre Fähigkeiten, sich fortzupflanzen, waren dafür unerreicht. Es gab sogar einige, die die Xenomorphs für das Ergebnis der Schaffung einer biologischen Waffe hielten, von einer unbekannten außerirdischen Intelligenz entwickelt. Geschöpfe des Krieges.

In Kürze würde Marshall die Dreizehn kontaktieren, und er wusste, dass er sich eigentlich für das Gespräch vorbereiten sollte, aber er suchte noch immer vergeblich nach etwas Positivem, das er ihnen übermitteln könnte. Er war dem Kriegsgeschehen am nächsten, und deshalb in der besten Position, die Führung von Weyland-Yutani mit den neuesten Erkenntnissen zu versorgen. Aber andererseits brauchte er sich nichts vorzumachen, das hatte er nie. Jedes Mitglied der Dreizehn war sicherlich längst über alle Vorgänge informiert.

Nein, bei diesem Gespräch würde es eher um die Company selbst als um den Krieg gehen. Welche Vorteile sie aus ihm ziehen konnten.

Mit einem Frösteln wurde ihm bewusst, dass er sie außerdem fragen musste, wie Weyland-Yutani in dieser Situation helfen könnte.

Nichtsdestotrotz ging er noch einmal die Informationen durch, die ihm Bassett überlassen hatte, und als er seinen Whiskey geleert hatte, verriet ihm ein Klingelton, dass die Zeit gekommen war. Ein Dutzend weiterer Holo-Schirme schwebten von der Decke herab und auf jedem einzelnen erschien ein Bild. Die restlichen Dreizehn erschienen, mit einer Art der Kommunikation, die ein technisches Wunder darstellte. Die Bilder der weit entfernten Menschen flackerten und tanzten, verursacht durch die seltsamen Subraum-Geisterbilder, an die er sich nicht so recht gewöhnen konnte. Manche schienen vor seinen Augen zu altern oder jünger zu werden, andere verblassten immer wieder. Es erforderte ein ungeheures Maß an Rechenpower und unglaubliche Mengen an Energiereserven, um die wackelnden Bilder zu übertragen und die Kanäle dafür offen zu halten.

Weyland-Yutani verfügte über tausende solcher Wunder. Marshall hoffte inständig, dass sie eines finden würden, um diesen Krieg zu beenden.

James Barclay, ihr symbolischer Anführer, war der Erste, der das Wort ergriff.

»Lassen Sie uns gar nicht groß Zeit verschwenden«, sagte er. »Uns allen ist die fatale Lage im Gamma-Quadranten bekannt. Vielleicht kann uns Gerard kurz erläutern, was er weiß, nur für den Fall, dass unsere Quellen schlecht informiert sind oder den aktuellen Entwicklungen hinterherhinken. Gerard?«

Marshall stand für seine Präsentation auf. Er erzählte ihnen alles, was er von Bassett erfahren hatte, überflog aber die Details, wenn sie nicht benötigt wurden.

»Wie weit sind wir, was die Beschaffung einer Probe anbelangt?«, fragte eine der Dreizehn. Sie war eine barsche Frau, die älter war, als sie aussah, und der Marshall noch nie persönlich begegnet war. Durch die Holo-Übertragung wirkten ihre Augen wie tiefe, seelenlose Höhlen.

»Bis jetzt sind wir erfolglos geblieben«, sagte Marshall.

»Haben Sie nicht eine der besten Majorinnen dafür ausgesandt? Auf Bassetts persönlichem Schiff der Arrow-Klasse?«

Ihr spöttischer Unterton entging ihm dabei nicht. Er biss sich auf die Unterlippe und behielt die Fassung.

»Major Akoko Halley und die Pixie sind spurlos verschwunden«, antwortete er. »Ein herber Verlust, selbst in Kriegszeiten wie diesen. Doch zumindest konnten sie zuvor noch die Yautja-Expertin Isa Palant retten, die, wie Sie alle wissen, für das Friedensabkommen mit den Yautja verantwortlich war.«

»Das uns bislang ja auch so viel Gutes beschert hat«, erwiderte die Frau.

Marshall lächelte sie kalt an. »Offensichtlich sind Ihre Informationen nicht so aktuell, wie Sie glauben.«

Ein Flackern huschte über die Übertragungen der Dreizehn, ganz so, als würden ihre Emotionen ihre Subraumübertragung beeinflussen.

»Dann bringen Sie uns doch bitte auf den neuesten Stand«, forderte Barclay ihn auf.

»Es gibt Berichte, dass Schiffe der Yautja Seite an Seite mit Einheiten der Colonial Marines kämpften«, sagte Marshall. »Es gibt allein sieben bestätigte Fälle, wo dies der Fall war. In vier dieser Fälle konnte das Eingreifen der Yautja den Verlauf der Schlacht erheblich beeinflussen.

Wenn Sie sich erinnern, kamen die Yautja von jenseits der Grenzen der Menschlichen Sphäre, vor der ersten Welle der Rage. Niemand weiß, wie oft sie zuvor auf Kontingente von Rage-Kriegsschiffen trafen. Viele von ihnen sind noch kampferfahrener als die meisten unserer Colonial-Marines-Regimente. Einer dieser Fälle ereignete sich auf LV-1657, ganz in der Nähe von Sprungtor Gamma 116, und trug dazu bei, dass die Pixie und deren Crew von dort die Flucht ergreifen konnte.«

»Eine Flucht wohin?«, fragte Barclay.

»Das wissen wir noch nicht.«

»Diese Yautja sind unberechenbare Bestien«, warf die Frau ein, »und das Letzte, was wir tun sollten, ist uns mit ihnen einzulassen.«

Diese Ignoranz, dachte Marshall. Und so etwas nennt sich eine Führerin.

Maxwell, ein anderes Mitglied der Dreizehn, unterbrach sie. Seine Stimme klang dunkel, tief und auch ein wenig einschüchternd.

»Ist das wirklich Ihre Meinung über sie?«, fragte er. »Sie sind eine Närrin.«

»Sie sind unberechenbar, das ist richtig«, sagte Marshall, »aber ihre technologische Überlegenheit war in den Fällen ihres Eingreifens stets entscheidend. Wenn Sie ein Rage-Schiff auf einen Zerstörer der Colonial Marines loslassen, ging die Konfrontation bislang immer zugunsten der Rage aus. Die Yautja-Schiffe, denen wir begegneten, verfügten jedoch alle sowohl über eine hochentwickelte Tarntechnologie als auch über Waffensysteme, denen wir noch nie begegneten, auch nicht in unseren eigenen Gefechten mit ihnen. Ohne ihre Hilfe gäbe es weitaus mehr Verluste zu beklagen.«

»Und was wollen sie dafür, dass sie uns helfen?«, wollte die Frau wissen.

»Was sie wollen? Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt irgendetwas wollen«, antwortete Marshall. »Der Älteste Kalakta, jener Yautja, mit dem Palant das Friedensabkommen schloss, hat uns darüber informiert, dass er bereit ist, sein Wissen mit uns zu teilen. Es gab bislang noch keine Bemühungen, eine geschlossene Verteidigungsmacht zu bilden, aber die formlose Übereinkunft scheint sich bis jetzt zu bewähren. Vielleicht ist das so ein Fall von der Feind meines Feindes ist mein Freund«.

»Ich werde die Yautja nie als unsere Freunde ansehen«, sagte die Frau.

»Genauso wenig wie ich einige der Dreizehn als meine Freunde ansehen würde«, entgegnete Marshall, der daraufhin eine Reihe unterschiedlicher Reaktionen erntete – von Lächeln bis hin zu mürrischem Stirnrunzeln. »Aber das hat uns bislang nicht davon abgehalten, eine respekteinflößende Organisation zu repräsentieren, nicht wahr?«

Die Frau schwieg, was als Antwort genügte.

Aus den Augenwinkeln sah Marshall etwas aufflackern und er blickte auf seinen Haupt-Holo-Schirm. Eine Reihe neuer Informationen kam in Form von Statistiken, grafischen Darstellungen und bedrohlich anmutenden Bildern herein. Er spürte einen Druck in seiner Brust und eine Leere, die sich darin ausbreitete.

»Marshall? Gibt es da noch etwas anderes?«, erkundigte sich Barclay.

Marshall benötigte einige Augenblicke, um diese neuen Informationen zu lesen und in sich aufzunehmen. Es musste sich dabei um ganz frische und noch ungefilterte Berichte aus unterschiedlichen Quellen handeln, denn einiges davon war sehr verwirrend. Aber er war daran gewöhnt, die Wahrheit aus solchen riesigen Datenmengen herauszufiltern. Das war einer der Gründe, warum er so gut in seinem Job war.

»Nichts Gutes«, flüsterte er. Er spürte die Erwartungshaltung der Dreizehn. James Barclay sah sich zu einem ungeduldigen Räuspern veranlasst.

»Nun?«, bohrte der Führer von Weyland-Yutani nach.

»Es hat Angriffe im Beta- und Delta-Quadranten gegeben«, sagte Marshall. Totenstille lag über der Übertragung, als den anderen Mitgliedern der Dreizehn der Schock ins Gesicht geschrieben stand. »In Beta wurden zwei Sprungtore eingenommen. Fünf in Delta. Zu weiteren ist der Kontakt abgebrochen.«

»Sie breiten sich zu schnell aus«, meldete sich ein anderer der Dreizehn zu Wort. »Sie sind nicht aufzuhalten. Was tut eigentlich Bassett dagegen, Marshall? Was zur Hölle tun unsere Colonial Marines?«

»Sie tun alles, was sie können«, sagte Marshall. Die tieferliegende Erkenntnis traf ihn hart. »Sie tun alles, was in ihrer Macht steht, aber sie verlieren trotzdem.«

»Ihnen gehört ArmoTech!«, rief die Frau aufgebracht. »Haben Ihre Leute denn gar nichts, was wir im Kampf gegen die Rage einsetzen könnten?«

»Wir haben sogar eine Menge«, entgegnete Marshall. »Auf der Porton-Station im Orbit um LV-244, im Alpha-Quadranten, habe ich Zugriff auf eine künstlich entwickelte Seuche, die jedes lebende Wesen töten wird. Lebewesen aller Art. Es würde Säugetiere und Insekten ausradieren, Reptilien, Fische und alle uns bekannten Bakterien. Wir haben noch nichts gefunden, was dagegen immun wäre. Diese Seuche kann selbst Temperaturen über eintausend Grad standhalten und im All kann sie hunderte Jahre überleben. Aber sagen Sie mir – wie könnten wir diese jemals einsetzen?«

»Wir müssen sie aufhalten«, forderte Maxwell. »Wir müssen die Sprungtore abschalten.«

Ein erstauntes Schweigen erfüllte seine Kabine. Marshall erinnerte sich an General Bassetts Reaktion, als er ihm genau den gleichen Vorschlag unterbreitete. Wenn sie alle sechshundert Sprungtore im Gamma-Quadranten abschalten, verurteilen sie jeden dort draußen zu einem kalten, einsamen Tod.

»Erzählen Sie doch keinen Unsinn«, rief jemand.

Eine andere Stimme flüsterte: »Das wäre unser aller Ende.«

»Das ist nicht praktikabel«, sagte Marshall. »Wenn wir das tun, geben wir damit die Bereiche der Sphäre auf, die die Rage bereits infiltriert haben.«

»Um den Rest zu retten«, entgegnete Maxwell.

»Unmöglich«, erklärte Barclay. »Sollen wir wirklich fünfhundert Jahre des Fortschritts und der Entdeckungen einfach wegwerfen?«

»Wir holen sie zurück.«

»Zu welchem Preis? Nein, das ist keine Option. Dieser Krieg hat uns überrascht, aber wir sind noch längst nicht geschlagen. Wir haben viel Arbeit vor uns. Zuerst einmal müssen wir herausfinden, wer oder was diese Rage sind, was sie wollen und wie wir sie aufhalten können. Dann müssen wir uns eine Probe eines ihrer Xenomorph-Soldaten beschaffen, damit experimentieren, sie analysieren und seine verwundbare Stelle finden. Wenn sie unter der Kontrolle dieser monströsen Androiden stehen, so wie es den Anschein hat, dann könnte man sich dieser Art der Kontrolle womöglich bemächtigen. Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn wir sie kontrollieren könnten!«

Für einen Moment stellte sich jeder der Dreizehn genau das vor. Marshall wusste, worin ihre Interessen dabei lagen – jenseits der Erwägungen von Sieg oder Niederlage, sondern darin, wie sie davon profitieren könnten, diese mächtigen Aliens zu beherrschen. Ein Wunsch, den die Company schon seit sehr langer Zeit hegt.

Barclay fuhr fort: »Und schließlich müssen wir alles dafür tun, die wichtigsten bewohnten und besiedelten Bereiche der Sphäre zu schützen. Selbstredend das Sol-System. Aber auch Welten wie Weaver's World, Addison Prime und all die anderen großen besiedelten Planeten müssen um jeden Preis beschützt werden. Ich selbst werde den Ältesten Kalakta kontaktieren und die Hilfe der Yautja erbitten.«

Barclay legte bewusst eine Pause ein, um Widerspruch zuzulassen. Dieser aber blieb aus.

»Als Weyland-Yutani-Company haben wir seit Jahrhunderten die Colonial Marines aufgebaut. Wir haben immer eine Situation wie diese befürchtet. Interne Unruhen sind schlimm genug, aber eine Bedrohung von außen, durch eine Macht, die wir kaum kennen und deren Ziele wir nicht vorausahnen können … nein, das ist nicht einfach nur eine Sache, die man fürchtet. Das ist auch nicht der Zeitpunkt für reflexartige Reaktionen. Wir müssen unsere Informationen und klügsten Köpfe zusammenbringen, unkonventionell denken und einen Plan schmieden, wie wir diesen Krieg gewinnen können.«

Zustimmendes Gemurmel erklang. Selbst Marshall, der der harten Realität am nächsten war, fühlte sich von Barclays Worten inspiriert.

»Von jetzt an sprechen wir uns täglich zur gleichen Zeit«, beschloss Barclay. »An die Arbeit.«

Knisternd wurde die Übertragung der Holo-Schirme beendet, was Marshalls Kabine kurzzeitig in eine Dunkelheit hüllte, nur erleuchtet vom sanften Lichtschein seiner taktischen Anzeigen. Er atmete aus und hatte gar nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte.

Einer der leeren Bildschirme erwachte noch einmal zum Leben und wenig später war James Barclay darauf zu sehen, der ihn anstarrte, als würde er sich im gleichen Raum befinden. Marshall hatte den Mann noch nie so ernst dreinblicken sehen.

»Gerard«, sagte Barclay, »wir müssen uns über diese Sprungtore unterhalten.«

»Die Abschaltung des gesamten Netzwerkes«, sagte Marshall und nickte bedächtig.

»Ein Untergangs-Szenario«, sagte Barclay. »Deshalb bleibt das auch zwischen uns beiden. Aber jetzt erklären Sie mir, was man dafür tun müsste.«

ALIEN VS PREDATOR: ARMAGEDDON

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