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KAPITEL 3


Mein Entschluss, eine vollständige Reise von Küste zu Küste zu absolvieren, bedeutete, dass ich von Charlottesville aus zunächst 250 Kilometer zurück zum Atlantik fahren musste, in südöstlicher Richtung, also entgegen der westwärts gerichteten Anziehungskraft des klassischen amerikanischen Roadtrips. Ich kann nicht behaupten, dass mich dieser Umweg sonderlich beunruhigt hätte, denn unvorsichtigerweise hatte ich mir ganz andere Sorgen aufgehalst. In der Tat hatte ich unbekümmert einen weiteren Umweg eingeplant, der mich nach Detroit führen würde – eine Stadt, die den Präsidentschaftskandidaten Trump zwar rundweg abgelehnt hatte, aber unter den gegebenen Umständen nach einer Pilgerfahrt zu verlangen schien.

Nach einer das Nervenkostüm besänftigenden Präambel auf verwaisten Nebenstrecken, während der ich das Fahrzeug gemäß hiesiger Verkehrsregularien rechtsseitig neu ausrichtete, bog ich auf eine Straße ein, die recht bald zu Charlottesvilles vielspuriger Umgehungsstraße anschwoll. Ich hielt das Lenkrad so fest umschlossen, wie es meine glitschigen Handflächen erlaubten, und ordnete mich auf der Kriechspur ein, steif nickend, um das zustimmende Winken und Hupen passierender Autofahrer zu erwidern. Grüne Ampel, grüne Ampel, grüne Ampel. Neil Tucketts oberstes Mantra ging mir durch den Kopf: Wenn du einen T stoppen kannst, kannst du einen T fahren. Grüne Ampel, grüne Ampel, rote Am— KACKE UND VERDAMMTE PISSE. Hoch über mir von einem Gerüst hängend und begleitet von einer gigantischen, blendenden Sonne, erwischte mich das erste Haltegebot auf amerikanischen Straßen völlig auf dem falschen Fuß. Die Vorderräder fast an der weißen Haltelinie, trat ich mit beiden Füßen die Pedale, irgendwelche Pedale, und riss den Handhebel nach oben. Wäre nicht zufällig Sonntag gewesen, wäre dies meine letzte Handlung auf Erden gewesen. Der T huschte über den Asphalt, der Motor knallte und erstarb, und ich kam, in gewagtem Winkel, einen guten halben Meter jenseits des geometrischen Zentrums der sechsspurigen Kreuzung zum Stillstand.

Mit einem dünnen Summen drückte ich den Anlasser. Ka-dunk-a-dunk-a-dunk-a-dunk-a-dunk-a-dunk-a-quieeek. Dann Stille. Ich versuchte es noch einmal und noch einmal. Der Motor wollte einfach nicht anspringen. Noch einmal. Noch einmal. Noch einmal, aber inzwischen mit hörbar schwächer werdender Batterie. Dann tauchte rechter Hand ein extrem großes blaues Objekt mit großer Geschwindigkeit in meinem peripheren Sichtfeld auf, während ein extrem lautes Drucklufthorn durch jede Öffnung meines Kopfes schmetterte.

»Kannich helfn?«

Ich hatte die Augen fest geschlossen, gefasst auf einen letalen Einschlag oder Tod durch Beschämung. Ich öffnete sie und sah in ein sehr rundes und sehr rotes Gesicht, unterstrichen von einem feuchten Lächeln und ergänzt um eine geringe Zahl bräunlicher Zähne. Ich begriff, dass diese Worte ein Hilfsangebot waren, als zwei fleischige Hände den Rahmen der Frontscheibe fassten und anfingen, den Wagen rückwärts aus der Gefahrenzone zu schieben. Während wir langsam von der Kreuzung und auf den Schotter des Seitenstreifens krochen, schlängelte sich, zischend und rumpelnd, ein mehrachsiger blauer Truck langsam vor uns vorbei. Ich dankte meinem Retter, der um mir beizustehen anscheinend seine Pflichten als Verkäufer an einem mit Obst bestückten Tapeziertisch ein Stück weit hinter uns vernachlässigt hatte. »Ihr Auto ist ein altes Auto«, sagte er mit großem Bedacht und ich ahnte, dass sein Nutzen sich womöglich erschöpft haben könnte. Ich öffnete einen Teil der Motorhaube und mir schlug eine beinahe sichtbare Hitzewelle entgegen. Die außerordentliche Befähigung des T-Motors für Wärmestrahlung würde mich immer wieder in Erstaunen versetzen. Es kam einem vor, als wäre Henry eine schreckliche Fehlberechnung unterlaufen und er hätte so durch Zufall den externen Verbrennungsmotor perfektioniert.

Nachdem ich mir drei Fingerspitzen verbrannt hatte und es mir nicht gelungen war, den T durch intensives Anstarren zu reparieren, erinnerte ich mich daran, wie ich unter den exakt gleichen Umständen häufig meinen alten Morris Minor wieder zum Leben erweckt hatte. Demgemäß beflügelt, bückte ich mich, zog meinen rechten Schuh aus und hieb mit der Sohle fest und wiederholt auf alles ein, was aussah, als würde es zum Zündsystem gehören. Dann sprang ich wieder hinein und betätigte den Anlasser. Ka-dunk-a-dunk-a-dunk-a-quockquockquock-quieeek. »’s war wohl nix«, bemerkte mein Assistent, den Rücken einer großen Hand langsam über die Nüstern ziehend. Das Klapperschlangen-Thermometer hatte bereits die 100 überschritten und siedende Ratlosigkeit trieb meinen Beschränktheitspegel in den kritischen Bereich. Ich rief Ross an.

In den anschließenden Stunden arrangierte ich das Innenleben meines Model T und große Teile seiner Karosserie auf dem heißen Asphalt zu einer kreativen Straßenrandinstallation. Als Basisschicht fungierten die abgenutzten Schraubenschlüssel und Schraubendreher aus der Werkzeugkiste, die Bob Kirk auf das Trittbrett an der Beifahrerseite geschraubt hatte. Obenauf und zwischen den beiden Plastikkisten, in denen sie im hinteren Fußraum untergebracht waren, lagen die Ersatzteile und die Ausrüstungsgegenstände, die Ross und Bob als überlebenswichtig für die Reise beigesteuert hatten. Eine Munitionskiste der Armee mit geöffnetem Deckel, die ein Sammelsurium aus Flaschen, Tiegeln und Pappkartons von archaischer Erscheinung preisgab. Ein Haufen kleiner Kaugummi-Döschen mit Beschriftungen wie »SPLINTE« und »ANLASSERTEILE«, die mit Filzstift auf die Deckel gekritzelt waren. Ein 7,5-Liter-Plastikkanister Benzin, ein kleinerer mit Wasser, drei Liter Öl. Ein Bündel Kabelbinder, eine Rolle Klebeband und verschiedene Sprühdosen. Eine Kiste Dichtungen und eine Fußpumpe, die ich unter dem Polster der Rückbank gefunden hatte. Das Polster der Rückbank. Im Staub auf ihren Scharnieren ruhend die Motorhaube, die sich vollständig gelöst hatte, als ich die gegenüberliegende Seitenklappe öffnete. Und darüber gebreitet wie eine von Dalís weichen Uhren die schweren schwarzen Falten eines Reifenschlauchs.

Ich vollzog diese großangelegte Transplantation unter den friedfertigneugierigen Blicken meines Erretters auf der vergeblichen Suche nach einem Spannungsprüfer, den Ross irgendwo im Auto hinterlassen hatte und den ich, wie er mich ermahnte, brauchen würde, um den Prozess der Diagnose durchführen zu können. Ich hatte die Fahndung, nach dem ersten kurzen Telefonat, mit einem recht klaren Bild vor Augen eingeleitet: Demzufolge stellte ich mir das Gerät etwa taschenrechnergroß vor, mit einer Messanzeige und zwei dicken Kontaktstäben. Ich fand diese mir selbst eingegebene Vision so überzeugend, dass ich es nicht für nötig hielt, mir ihre Richtigkeit von Ross bestätigen zu lassen. Nun, bei der Begutachtung meines kleinen Impro-Schrottplatzes, nahm ich eine Neubewertung eines Werkzeugs vor, das unten aus dem Haufen hervorlugte, und rief ihn zurück. »Dieses Prüfding schaut nicht zufällig wie ein Schraubendreher mit einem Kabel an einem Ende aus?«

Das dienliche Vermächtnis dieser Episode bestand darin, Ross schließlich davon überzeugt zu haben, dass meine Bekundungen mechanischer Inkompetenz keineswegs auf falscher Bescheidenheit beruhten. Ich schickte mich wahrhaftig an, ausgestattet mit sehr profunder Unwissenheit ein hilfsbedürftiges, fragiles Relikt knapp 10.000 Kilometer quer durchs Land zu fahren. Als ich zum ersten Mal mit Ross telefonierte, gedachte er, meinen Platz in den Ausläufern mechanischer Basiskompetenz zu verorten, indem er fragte, ob ich jemals einen Zylinderkopf gewechselt hätte. »Tja, du wirst eine Menge Freude haben«, sagte er, als ich dies verneinte. »Auf jeder Reise, die ich mit dem T unternommen habe, gab es Menschen und Autos, die nicht durchkamen.«

Nun hielt ich das Telefon an mein sich rötendes Ohr und erwartete, und verdiente es auch, ein langes Schweigen zu vernehmen, gefolgt von einer genervten Verwünschung und einem abschließenden Klicken. Stattdessen führte mich Ross mit bemerkenswerter Geduld durch die elektromechanische Analyse, dabei seinen Tonfall mitfühlend zu dem eines Notdienst-Mitarbeiters rekalibrierend, der einen Säugling bittet, die Lebenszeichen eines komatösen Elternteils zu evaluieren. Und dann, es chirurgisch zu reanimieren. Denn nun, da ich den Fehler ermittelt hatte, galt es, ihn – mit Ross auf Freisprecher als Souffleur – zu beheben, indem ich den Verteiler auseinandernahm und dann den Zündzeitpunkt mittels einer denkwürdigen Kombination aus verzwickten, winzigsten Justierungen und beherztem, kräftigem Wuchten an der Handkurbel einzustellen. Diese Tätigkeiten entfachten die Neugier meines Gefährten aufs Höchste. Er kam näher heran, senkte seinen großen runden Kopf in den Motorraum und begann zu glucksen.

»Was zur Hölle ist das?«, rief Ross, während ich mit schmutzigen Fingern auf dem Display herumdrückte und vergeblich versuchte, die Lautsprecherfunktion ausfindig zu machen und zu deaktivieren.

»Das ist ein … ich habe hier einen Burschen, der, ähm … klingt es so besser?« Zur Ablenkung schlängelte ich eine Hand ins Auto und drückte den Anlasser, um ein dünnes elektromechanisches Husten auszulösen.

Ka-dunk-a-BRRRRRRACCHHH!

Nach zwei Stunden am Straßenrand erwachte das alte Automobil abrupt und furios zum Leben. Weder ich noch Ross hatten eine Ahnung, was wir gerade getan hatten, um es dazu zu bewegen. Wie sich ein ums andere Mal erweisen würde, schien der T zu kooperieren, wie und wann es ihm gefiel, eine eselhafte Launenhaftigkeit an den Tag legend, die in der Welt unbelebter Maschinerie keinen Platz hatte. Neben mir verzogen sich fünf bräunliche Zähne zu einem Lächeln und eine große rote Hand wurde erhoben. Ich erwiderte den Gruß mit einem Winken, dann bemerkte ich, dass ich noch eine kleine Plastikscheibe in der Hand hielt, die ich als den internen Staubdeckel des Verteilers erkannte. Und so, nach einer weiteren pfriemelnden Auszeit unter der Motorhaube, mäanderte ich geräuschvoll durch die drallen grünen Hügel von Zentral-Virginia davon.

250 Kilometer klingen nach keiner großen Entfernung, vor allem nicht in den USA, wo dies in vielen Bundesstaaten dem täglichen Weg zur Arbeit oder einer Fahrt zum Einkaufen oder ins Kino und zurück entspricht. Aber für einen Novizen am Steuer eines Model T sind, wie ich Ihnen versichern kann, 250 Kilometer am Stück eine lebensverändernde Odyssee. An ihrem Abschluss sank ich vollständig bekleidet ins Nylon des Motels, alle viere von mir gestreckt, die Ohren noch klingelnd vom Dröhnen und Klappern. Dann neigte ich meinen leeren Kopf in Richtung der Gardinen und versuchte, ihn wieder zu füllen. Ich sah mich durch King William County tuckern, ein Kolonialreich betürmter Hexenprozess-Kirchen und sonnengebleichter Anger. Ich hörte das aufmunternde Rufen und Hupen selbst derjenigen, die über endlose Kilometer durch die gewundenen Hügel hinter mir hergeschlichen waren. Ahuga! Ich spürte die Hitze von Fords Feuerofen durch den Boden und die Sohlen meiner Schuhe aufsteigen, witterte den ersten, luftigen Hauch von Salz und Seegras.

Ich erinnerte mich der Runden auf dem Hof einer belebten Tankstelle in immer kleiner werdenden Kreisen: Wie meine Hände und Füße vollauf damit beschäftigt waren, einen kontrollierten Halt längsseits einer Zapfsäule hinzulegen, bevor der Bordstein auf brutalere Weise den Job erledigte. Wie ich den Vordersitz hochklappte, den somit offen gelegten Tankdeckel losschraubte und mit Hilfe eines Holzlineals den Inhalt auslotete. Wie ich unter den Blicken einer immer größeren Zahl Schaulustiger 30 Liter Normal einfüllte. »Welches Baujahr, Sir?« »Wie schnell fährt der?« »Kein Sicherheitsgurt?« »Naja, schätze, der ist eh witzlos, wenn man oben auf dem Benzintank sitzt…« »Wo kommen Sie her?« »Seit wann haben Sie den?« »Fahren Sie damit zum Oldtimerrennen in Richmond?« Wie ich zusah, wie diese offenen und freundlichen Mienen zu etwas ganz anderem entglitten, als ich die letzten drei Fragen beantwortete: Ich komme aus London in England; ich besitze dieses Auto seit sieben Stunden und fahre damit an den Pazifik.

Durch die Netzgardinen fixierte mich der T mit seinem arglosen, naiven Starren. Du hast ja Nerven, dachte ich, dazustehen und ganz lieb und nett und unschuldig dreinzublicken. Und nun erinnerte ich mich des dämonischen Grollens des ersten Gangs. Des zornigen, bockigen Abwürgens. Und vor allem des bleichen Schreckens, der von den eigensinnigen Vorderrädern ausging. Die kleinste Unebenheit auf der Oberfläche der Straße – eine Mulde, eine leichte Erhöhung, ein Kiesel, ein Zweig – ließ uns in anregend unberechenbarer Weise über den Asphalt schlittern; in überhöhten Kurven musste ich entgegen der Richtung der Kehre steuern, um zu verhindern, dass der T auf die falsche Spur und in den entgegenkommenden Verkehr geriet. Weniger todbringend, aber dafür umso beschämender waren meine Versuche, den Rückwärtsgang einzulegen. Diesem Vorgang war, wie Sie sich erinnern, ein eigenes Pedal vorbehalten, aber dieses auf den Boden zu pressen erwirkte nichts, sofern ich nicht gleichzeitig den Gashebel bis an die Schmerzgrenze durchdrückte. Selbst dann wurde rückwärtige Fortbewegung nur widerwillig vollzogen, was in seiner Gesamtheit jedes Mal eine audiovisuelle Darbietung bedeutete, die mir die falsche Sorte von Aufmerksamkeit bescherte.

Der Motelmanager – ein Inder mittleren Alters – hatte darauf bestanden, dass ich meine kostbare Antiquität vor der Tür meines Zimmers parkte. Wie traurig, seinen Kummer und Schrecken angesichts des haarsträubenden Manövers zu erleben, das diese Aufforderung nach sich zog. Wenigstens leistete er keine Widerrede, als ich anschließend mein Gepäck durch die Tür hineinwarf und verkündete, zu Fuß zu der von ihm empfohlenen Gaststätte zu gehen – der örtlichen Subway-Filiale –, obwohl dies hieß, zwei Kilometer entlang der zweispurigen Schnellstraße zu laufen. Anderthalb Stunden später schlurfte ich auf dem Seitenstreifen zurück, während mir Frühstück im Plastikbeutel gegen das Bein schlug: ein lauwarmes, übrig gebliebenes Drittel vom Sandwich des Tages.

Erst als ich aufwachte, fiel mir wieder ein, warum ich hierhergekommen war. Dies war das Motel, das dem ruhigsten Trump-wählenden Abschnitt des Atlantiks am nächsten lag, und außerdem befand es sich in Ordinary. Eine Stadt, die ihre Gewöhnlichkeit bereits im Namen trug, erschien mir als symbolträchtiger Startpunkt einer Reise durch das kleinstädtische, alltägliche Nullachtfünfzehn-Amerika unwiderstehlich. Und rückblickend muss ich sagen, dass Ordinary, Virginia, als ein Musterbeispiel modellhafter Eigentümlichkeit einen hervorragenden Job machte. Es war eher eine übergangslose Zone als eine Ortschaft, eine Ansiedlung ohne erkennbares Zentrum, nur ein weitmaschiges Netz stiller, von zweispurigen Straßen durchschnittener Wohngebiete. Keine Fußgänger, und überhaupt kaum sichtbare Anzeichen von Leben jenseits der Autos, die alle paar Sekunden vorbeirasten.

Der Subway, in den ich gegangen war, lag mitten in der spartanischen Ladenzeile, die den George Washington Memorial Highway säumte, eine Abfolge um die Existenz ringender Einzelhandelsgeschäfte mit einer Menge leerer, überwucherter Freiflächen zwischen den Gebrauchtwarenläden und Hunter’s Heaven Guns & Archery. Ein enormes Sternenbanner, gute sieben Meter breit, flatterte sanft von einem Mast an der Straße. Im Rinnstein daneben quoll ein toter Waschbär auf. Auf einem Schild vor einer der Kirchen in Fertigbauweise stand »GEBET – AMERIKAS EINZIGE HOFFNUNG«. Auf meinem erschöpften Gang zum Subway zählte ich ein halbes Dutzend TRUMP-PENCE-Autoaufkleber, dazu ein selbstgemachtes Plakat im Vorgarten eines in einer Seitenstraße gelegenen Bungalows, auf dem in sehr großen Lettern »FOR SALE – AMERICA« stand und darunter, etwas kleiner: »Wenden Sie sich an die Clinton Foundation«. Allesamt sachdienliche Erinnerungen daran, dass Ordinary und viele tausend andere etwas heruntergekommene Orte wie dieser soeben eine kleine Rolle in etwas Außergewöhnlichem gespielt hatten. Im zweifellos unfassbarsten politischen Ereignis der Nachkriegs-Demokratie. Trump holte hier zwei Drittel der Stimmen, die Demokraten erzielten ihr schlechtestes Ergebnis seit 44 Jahren.

Um sieben Uhr in der Früh stand ich draußen auf dem Vorplatz des Motels, die Sonne brannte schon vom wolkenlosen Himmel, die Motorhaube des T war bereits geöffnet. In einer Hand: eine Literflasche SAE30-Motoröl. In der anderen: mein Mobiltelefon, die geöffnete Google-Seite mit der Eingabe »Wo ist beim Ford Model T der Öldeckel?« in der Suchmaske. Niemand hatte je meine Intelligenz damit beleidigt, es mir zu zeigen, und es war mir daher zu peinlich, danach zu fragen. Nun öffnete ich den angegebenen Verschluss und goss ein, während ich in regelmäßigen Abständen den Messstab begutachtete. Zu meinem Schrecken war die Flasche leer, bevor die geforderte Anzeige erreicht war, ein Verbrauch, der nicht gänzlich durch die schmierigen Pfützen zu erklären war, die sich über Nacht auf dem Platz gebildet hatten. Immerhin wusste ich, wo das Wasser hingehörte: direkt unter den eleganten, silbern geflügelten Kühlerdeckel mit dem eingebauten »Motometer« zur Temperaturmessung, der den Kühlergrill krönte. Aber trotz meines angestrengten Bemühens rührte er sich keinen Millimeter. Ich zog und drehte und zerrte und fluchte. Dann, während ich versuchte, mir nicht seine Miene beim Lesen der Nachricht vorzustellen, schickte ich Ross eine Anfrage. »Wird einfach abgeschraubt«, antwortete er. Wenn auch erst eine Stunde später, nachdem ich das reizende Teil mit Hilfe einer Rohrzange gefügig gemacht hatte. Ich hatte außerdem, mit einer Kartusche eines dickflüssigen, roten Schmierstoffs, etwas noch viel Schlimmeres und weitaus weniger Erfolgreiches getan. Nur eine winzige Menge davon hatte ihren Weg in die leere Kammer von Ross’ Fettpresse gefunden. Der Rest war gewaltsam an Stellen verteilt worden, von denen der bedauernswerte Motelmanager vermutlich noch heute manche entdeckt.


Ich hatte meinen offiziellen Start lange im Voraus auf Google Street View geplant und ich hatte gut geplant. Die Fleming Road, nur einen schnellen und angsterfüllten Katzensprung von Ordinary entfernt, war eine friedvolle, von Kiefern gesäumte Allee, die direkt in den Atlantik hineinlief, oder zumindest an das salzige Gestade der Chesapeake Bay, von der ich hoffte, dass man sie auch als Küste gelten lassen würde. Ich knirschte über die letzten Kiefernzapfen und stellte den Motor ab – die Vorderräder ruhten stilecht auf einem Streifen bleichen Sands. Zwei marode Anlegestege ragten in das flache, ruhige Wasser; auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht stieg aus einem fernen Paar Fabrikschornsteine Rauch auf. Ich stieg aus. Donnerwetter, war das warm. Ein großer Raubvogel kreiste hoch oben am windstillen blauen Himmel. Ein Sternenbanner hing schlapp von seinem Mast auf dem umzäunten Grundstück eines Strandhauses. Ich leerte die kleine Wasserflasche in meiner Hand, dann ging ich über den Sand, beugte mich hinunter und füllte sie recht umständlich mit der lauwarmen Brühe. Um meiner Reise ein romantisches Gefühl der Sinnhaftigkeit zu verleihen, plante ich, sie damit zu krönen, ein paar Unzen Atlantik in den Pazifik zu kippen.


Ich blickte um mich und seufzte. Würde man die Schornsteine rausretuschieren, wäre dies durchaus ein Ort zum Verweilen. So aber besudelte ich die Szenerie wüst mit einem spuckenden, dröhnenden Wendemanöver in zwölf Zügen und einem beherzten Stoß ins Horn. Ahuga! Ahuga! Ahuuuuuuuuuuga!

T wie Trouble

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