Читать книгу Eisenzwerg - Timo Rebus - Страница 5

Der Eisenzwerg wird gefunden

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Als er gerade wieder am Stöbern war - er interessierte sich inzwischen für Metallstücke, Messingteile, alte Messingtürklinken und Scharniere, Hämmer und rostige Nägel, weil er gesehen hatte, daß diese Stücke gerade die Haltbarsten

waren, entdeckte er etwas größeres, schweres: es war wohl ein Gartenzwerg, ein eiserner Gartenzwerg. Die Farbe war zwar schon etwas abgeblättert, aber noch kenntlich. Er hatte ursprünglich wohl eine rote Mütze und eine grüne Jacke, so wie Gartenzwerge es nun mal haben. Man konnte es noch erkennen, wenngleich der Rost schon seinen Tribut verlangt und die ganze Figur mit einer bräunlichen Patina überzogen hatte. Das Ungewöhnliche an diesem Gartenzwerg aber war seine Größe. Er war nämlich um einiges größer als gewöhnliche Gartenzwerge aus Ton, fast halb so groß wie Albert. Seine Mimik, das Gesicht dieses Gartenzwerges, war bemerkenswert . Obwohl aus Eisen und schon leicht verrostet und verwittert

hatte dieses Gesicht so etwas, als würde dieser Gartenzwerg leben, aber das tat er natürlich nicht. Schwer war er. Ein gewaltiger Eisenbrocken. Aber dieser Gartenzwerg war so ein wunderbarer Fund, daß der kleine Albert ihn umgehend mit nachhause nehmen wollte, nein mußte. Er versuchte ihn auf den Gepäckträger seines Fahrrads zu laden, was nur nach einigen, ungeheuerlich kräftezehrenden, Versuchen gelang. Ganz vorsichtig fuhr er mit dem Rad den holprigen Feldweg nachhause. Aber an so mancher Pfütze oder manchem Schlagloch, gab es einen Ruck und der Gartenzwerg landete wieder auf dem Boden. Da mußte der kleine Albert den Gartenzwerg wiederholt aufladen, bis er schließlich auf die Asphaltstraße kam, wo es ruhiger zu fahren war. So fuhr er heim.

Zuhause angekommen, versuchte er den Gartenzwerg in seiner Rumpelkammer unterzubringen. Seine Rumpelkammer war eigentlich die Besenkammer seiner Mutter. Der kleine Albert aber hatte sich dort ein kleines, privates Nestchen eingerichtet, wo er alle seine kleinen Schätze versteckte und so vor dem Zugriff und den Augen der Großen verbarg.

Der Gartenzwerg indes schien zu groß für dieses Versteck. Wo nur konnte er ihn unterbringen? Als er noch überlegte, rief ihn die Mutter zum Abendessen.

"Albert, Albert, komm doch," rief sie.

Albert wußte in seiner Not nichts anderes, als den Zwerg in den Schuppen zu schleppen, wo sein Vater Spaten und Rechen und die anderen Gartenwerkzeuge gelagert hatte. Dahinein stellte er den Zwerg, lehnte ein paar Schaufeln davor, so daß man ihn fast nicht sehen konnte, schloß schnell die Tür des Schuppens zu und ging zum Abendessen. Nach dem Abendbrot wurden, wie immer, die Hausaufgaben kontrolliert. Anschließend mußte Albert sofort ins Bett gehen. Er war ja auch schon hundemüde. Gleichwohl ließ ihn die Erinnerung an sein tolles Erlebnis, diesen aufregenden Fund, nicht sofort einschlafen. Die Gedanken kreisten um den Gartenzwerg, dessen Gesicht ihm nicht mehr aus dem Sinn gehen wollte. Er sah einfach so lebendig aus.

Und wie Albert so in seinem Bett lag, glaubte er draußen im Garten Schritte zu hören: "klapp, klapp, tapp, tapp." Es klang, als ob jemand mit eisernen Schuhen durch den Garten lief. Tagträumte er oder schlief er bereits?

"Tapp, tapp, tapp."

Albert stand auf, lief in den Garten zum Geräteschuppen und stutzte. Wo war der Zwerg? Der eiserne Zwerg war weg! Er suchte zuerst den ganzen Schuppen ab,

dann den Garten . Die Mutter, die nochmals nach Albert sehen wollte, erschrak, sein Bett war leer. Oh Schreck, wo steckte das Kind? Sie lief durchs ganze Haus und suchte ihren kleinen Albert. Der Vater bekam die Aufregung mit und fand ihn sofort, als er aus dem Fenster schaute. Nanu, sein Kind lief im Garten umher.

"Bist du denn verrückt, Albert! Geh sofort ins Bett!" rief der Vater durchs Fenster.

" Ich habe heute Nachmittag, ähem, ähem, einen Bleistift verloren", sagte Albert und kam sich jetzt wirklich so klein vor, wie seine Mutter ihn immer noch sehen wollte.

"Ähem, jetzt ist mir gerade wieder eingefallen, wo er sein könnte. Vielleicht finde ich ihn wieder ".

"Unsinn!", erwiderte der Vater, "Den kannst du morgen suchen. Komm jetzt endlich."

"Dann haben ihn vielleicht die Mäuse schon angefressen", sagte Albert.

"Quatsch! Jetzt ab ins Bett, marsch!"

"Ich glaube er schlafwandelt." sagte der Vater zur Mutter.

„Albert gehe artig ins Bett, mache die Taschenlampe aus und wenn du nochmals aufstehst, nehm‘ ich dir die Taschenlampe weg." drohte ihm der Vater.

„Nein, nein, ich bleib‘ schon liegen."

Folglich blieb der kleine Albert liegen und tat so, als ob er schliefe. Und nach einiger Zeit schlief er tatsächlich ein.

Eisenzwerg

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