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Das Licht geht auf

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Bei Gott allein gibt es also das Leben, die Wahrheit und die Freude, die wir selber nicht haben und nicht machen können. Wie kann dieses göttliche Licht über uns „scheinen“ (oder, wörtlich, „aufblitzen“, wie es in Jesaja 9 heißt)? Vers 5-6, die bekanntesten Verse dieses Kapitels in Jesaja, geben ohne Umschweife die Antwort: Das Licht ist gekommen, „denn uns ist ein Kind geboren“. Dieses Kind bringt dieses Licht, denn es heißt „Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“. Dies sind vier Titel, die allein Gott zukommen. Er ist der „Gott-Held“, der mächtige, starke Gott. Er ist der ewige Vater, das heißt der Schöpfer – und doch wird er geboren. Das bietet uns keine andere der Weltreligionen. Jesus ist kein Mensch, in dem sich irgendwie das göttliche Prinzip verkörpert, wie in den indischen Religionen, nein, er ist Mensch und gleichzeitig vollständig Gott selber!

Es ist fast eine Untertreibung, wenn wir sagen, dass wir dies an Weihnachten „feiern“. Wir stehen davor und wissen schier nicht, was wir sagen sollen, voller Staunen, Liebe und Anbetung. Im Rest dieses Buchs werden wir uns anschauen, was es alles bedeutet, dass Gott in unsere Welt hineingeboren ist. Hier möchte ich nur zwei Dinge erwähnen.

Erstens: Wenn Jesus wirklich der starke Gott und ewige Vater ist, reicht es nicht, dass man ihn irgendwie gut findet. In der Bibel reagieren die Menschen, die Jesus persönlich erleben, nie mit Gleichgültigkeit oder auch nur Zurückhaltung. Sobald sie erkannt hatten, was er da von sich behauptete, waren sie entweder zutiefst erschrocken oder sie wurden wütend oder aber sie knieten vor ihm nieder und beteten ihn an. Aber niemand fand ihn einfach nett, niemand sagte: „Der hat etwas. Wenn ich in seiner Nähe bin, möchte ich ein besserer Mensch werden.“ Wenn das Kind, das zu Weihnachten geboren wurde, der allmächtige Gott in Person ist, dann muss ich ihm mit Haut und Haaren dienen. Wir werden in Kapitel 3 zu diesem Punkt zurückkehren.

Zweitens: Wenn Jesus der wunderbare Ratgeber und der Friedefürst ist, sollte es unser größter Wunsch sein, ihm zu dienen. Warum wird er „Ratgeber“ (ELB) genannt? Wenn ich in meinem Leben große Probleme habe, ist es gut, mit jemandem reden zu können, der Ähnliches hinter sich hat und der aus eigener Erfahrung weiß, was ich da mitmache. Wenn Gott wirklich als Säugling in einer Krippe lag, dann haben Christen etwas, was keine andere Religion auch nur vorgibt zu haben: einen Gott, der mich versteht, weil er in meiner Haut gesteckt hat. Keine andere Religion behauptet, dass Gott gelitten hat, dass er seinen Mut zusammennehmen musste, dass er weiß, wie das ist, wenn die Freunde einen im Stich lassen, wenn Unrecht und Niedertracht einen zu Boden werfen, wenn man zu Tode gefoltert wird. Weihnachten zeigt uns, dass Gott weiß, was wir durchmachen. Wenn wir mit ihm reden, versteht er uns.

Dorothy Sayers, eine britische Autorin, die nicht nur Krimis schrieb, sagte vor etlichen Jahren Folgendes über die Menschwerdung Gottes:

Was immer Gott bewogen haben mag, den Menschen zu schaffen, wie er ist – beschränkt und leidend, dem Schmerz und dem Tode unterworfen –, er hatte den Anstand und den Mut, die von ihm verordnete Medizin auch selbst zu schlucken. … Er verlangt nichts vom Menschen, was er nicht zuerst von sich selbst verlangt hat. Er hat alle menschlichen Erfahrungen durchlaufen: von den alltäglichen Ärgerlichkeiten des Familienlebens und dem hemmenden Druck der körperlichen Arbeit und Armut bis zu dem Furchtbarsten des Schmerzes, der Erniedrigung, der Niederlage, der Verzweiflung und des Todes. … Er wurde im Elend geboren, er starb in Schande und hielt es für der Mühe wert, das alles zu erleiden.7

Jesaja nennt ihn den wunderbaren Ratgeber und vielleicht ahnen wir jetzt, warum er das ist. Er hatte die unendliche Höhe, der allmächtige Gott zu sein, aber er wurde einer von uns, er kam hinein in unsere Welt, um unsere Finsternis kennenzulernen. Er erlöste uns, indem er ans Kreuz ging. Und all das tat er aus freien Stücken, aus reiner Liebe. Wenn das nicht wunderbar ist, was ist dann wunderbar? Wenn wir etwas wunderbar oder schön finden und es nicht nur unter Aspekten der Zweckdienlichkeit betrachten, bleiben wir davor stehen und schauen es an und sinnen über es nach, weil es etwas ist, das in sich selber gut und erfüllend ist. Der Grund, weshalb wir Jesus folgen sollten – nicht nur, weil wir müssen, sondern auch, weil wir wollen –, ist, dass er angesichts all dessen, was er ist und was er für uns getan hat, einfach wunderbar ist.

Jesus ist das Licht der Welt, weil er neues Leben bringt, wo wir geistlich tot sind, weil er uns die Wahrheit zeigt, die unsere innere Blindheit heilt, und weil er die göttliche Schönheit ist, die uns aus den Fesseln von Geld, Sex und Macht befreit. Als unser wunderbarer Ratgeber geht er mit uns mitten durch das Tal der Todesschatten hindurch (Matthäus 4,16), wo niemand sonst mit uns gehen kann. Er ist ein Licht für uns, wenn alle anderen Lichter ausgehen.8

Stille Nacht - Heilige Nacht

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