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Die Finsternis der Welt

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Egal, was Sie in einem Zimmer machen wollen, Sie müssen zuerst für Licht sorgen, sonst können Sie nichts sehen. Das Weihnachtsfest enthält viele geistliche Wahrheiten, aber wir werden uns schwertun, die anderen zu erfassen, wenn wir nicht diese erste sehen: Unsere Welt ist ein finsterer Ort, und wir werden in ihr nie unseren Weg finden oder die Realität sehen, wenn nicht Jesus unser Licht ist. Der Evangelist Matthäus sagt uns mit einem Zitat aus Jesaja 9,1: „Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht; über denen, die im Land der Todesschatten wohnen, ist ein helles Licht aufgegangen“ (Matthäus 4,16). Und Johannes nennt Jesus „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet – das Licht, das in die Welt kommen sollte. Er war in der Welt, aber die Welt, die durch ihn geschaffen war, erkannte ihn nicht“ (Johannes 1,9-10).

Inwiefern ist die Welt finster? In der Bibel meint „Finsternis“ zweierlei: das Böse und die Unwissenheit. Es bedeutet erstens, dass die Welt voll ist von Bösem und unsäglichem Leid. Wer das nicht glaubt, braucht sich nur anzuschauen, wie es zu der Zeit war, wo Jesus geboren wurde: Gewalt, Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch, Heimatlose und Flüchtlinge, Familien, die zerrissen wurden, Elend ohne Ende. Klingt verdächtig nach unserer heutigen Welt.

Das zweite „Finstere“ in unserer Welt ist, dass niemand uns sagen kann, wie man das Böse in ihr abschaffen, das Leiden heilen kann. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht“ – Jesaja 9,1 ist ein bekannter Weihnachtstext, eine der großen Prophezeiungen der Geburt Jesu, musikalisch unsterblich geworden unter anderem in Händels „Messias“. Doch es ist das Ende von Jesaja 8, das uns genauer erklärt, warum wir Gottes Licht brauchen. In Jesaja 8,19 sehen wir Menschen, die Medien und Zauberer befragen, anstatt sich an Gott zu wenden, und in den Versen 21-22 heißt es: „Sie werden im Lande umhergehen, hart geschlagen und hungrig … und unter sich die Erde ansehen und nichts finden als Trübsal und Finsternis; denn sie sind im Dunkel der Angst und gehen irre im Finstern.“

Was geht hier vor? Die Menschen schauen zur Erde hinunter – also zu den menschlichen Möglichkeiten, diese Welt heil zu machen. Sie schauen auf ihre Experten, ihre Mystiker, ihre Wissenschaftler und Gelehrten – sicher haben die eine Lösung? Sie sagen: „Schön, wir sind im Dunkeln, aber da kommen wir schon raus, das schaffen wir schon!“ Heute hört man die gleiche Behauptung. Die einen erwarten die Lösung vom Staat, andere (das sind schon mehr) von den freien Märkten, und jeder setzt auf die Technologie. Und sie alle gehen von der gleichen Grundannahme aus: Die Welt ist dunkel, aber mit genügend Intellekt und Innovation werden wir – jawohl, wir – sie schon hell bekommen …

Vor Jahren las ich in einer der größten Zeitungen Amerikas, der New York Times, eine Anzeige, die so lautete: „Die Bedeutung von Weihnachten ist, dass die Liebe triumphieren wird und dass es uns gelingen wird, eine Welt der Einheit und des Friedens zu bauen.“ Mit anderen Worten: Wir tragen das Licht in uns selber; wir sind diejenigen, die die Finsternis der Welt vertreiben werden. Wir können sie überwinden, die Armut, die Ungerechtigkeit, die Gewalt und das Böse. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir „eine Welt der Einheit und des Friedens“ schaffen.

Aber können wir das wirklich? Einer der weisesten Staatsmänner des späten 20. Jahrhunderts war Václav Havel, der erste Präsident der Tschechischen Republik. Havel kannte sich wie kaum ein anderer sowohl mit dem Sozialismus als auch mit dem Kapitalismus aus und traute keinem der beiden zu, die großen Probleme der Menschheit zu lösen. Er wusste: Die von der Moral losgelöste Wissenschaft hatte uns den Holocaust beschert. Er kam zu dem Schluss, dass weder die Technologie noch der Staat noch der Markt der große Heiland war, der uns vor einem drohenden Atomkrieg, ethnischer Gewalt oder der Umweltzerstörung retten konnte. Havel wörtlich: „Die Jagd nach Wohlstand wird der Menschheit nicht helfen, sich zu retten, und auch die Demokratie allein reicht nicht. Was wir brauchen, ist die Hinwendung zu und die Suche nach … Gott.“4 Die Menschheit vergisst ständig, so Havel an anderer Stelle, dass „sie nicht Gott ist“5.

Stille Nacht - Heilige Nacht

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