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Der Realismus des Weihnachtsfestes

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Der Inserent in der New York Times hat es zweifellos ehrlich gemeint, aber die Botschaft von Weihnachten ist nicht, dass wir „eine Welt der Einheit und des Friedens“ schaffen können. Sie ist eigentlich das genaue Gegenteil. Havel bringt es auf den Punkt: Die Menschheit kann sich nicht selber retten, ja der Glaube, dass wir uns selber erlösen können – dass ein politisches System oder eine Ideologie die Probleme der Menschheit lösen kann –, hat nur zu noch mehr Finsternis geführt. Wenn man, wie der Philosoph Bertrand Russell, nicht glaubt, dass es einen Gott oder eine übernatürliche, transzendente Dimension der Realität gibt, und die große Erleuchtung von der Wissenschaft erwartet, steht man am Ende noch mehr im Dunkeln da:

Ungefähr so, nur noch sinn- und bedeutungsloser, ist die Welt, die die Wissenschaft unserem Glauben darbietet. … Dass der Mensch das Produkt von Ursachen ist, die nicht wussten, wohin sie führen würden, dass sein Ursprung, sein Aufwachsen, seine Hoffnungen und seine Ängste, was er liebt und was er glaubt, nichts als das Ergebnis zufälliger Konstellationen von Atomen ist, dass kein Eifer, kein Heldentum, kein noch so starker Gedanke oder Gefühl unser Leben über das Grab hinaus verlängern kann, dass all die Mühen der Zeitalter, all die Hingabe, all die Inspiration, all das gleißende Licht des menschlichen Genius dazu bestimmt sind, im Riesentod des Sonnensystems mit zu verlöschen, und dass der ganze Tempel der menschlichen Errungenschaften einst unweigerlich unter den Trümmern eines zerbrochenen Universums begraben liegen wird … nur in dem Rahmen dieser Wahrheiten, nur auf dem festen Fundament der trotzigen Verzweiflung können wir das Haus der Seele in Zukunft noch sicher errichten.6

Das ist eine wahrhaft finstere Perspektive! Und sie unterstreicht das, was wir in Jesaja 8 sahen: Wenn wir nur auf die Erde und unsere menschlichen Möglichkeiten schauen, wird die Finsternis nur noch schlimmer.

Das Weihnachtsfest ist daher die denkbar unsentimentalste, realistischste Art, das Leben zu betrachten. Weihnachten heißt nicht: „Kopf hoch! Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir eine bessere Welt schaffen.“ Die Bibel empfiehlt an keiner Stelle eine gleichgültige Einstellung zu den Mächten der Finsternis; sie ruft zum Kampf gegen sie auf. Aber sie gibt sich keinen Illusionen hin, dass wir die Finsternis aus unserer eigenen Kraft besiegen können. Der christliche Glaube hält es nicht mit jenen Optimisten, die sagen: „Wir können die Welt reparieren, wenn wir uns nur Mühe geben.“ Nein, die Botschaft des Christentums lautet: „Es steht wirklich so schlecht um die Welt und wir können uns nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Es ist wirklich so dunkel – aber es gibt Hoffnung.“ Die christliche Botschaft ist: „Über denen, die im Land der Todesschatten wohnen, ist ein helles Licht aufgegangen.“ Man beachte, dass hier nicht steht, dass das Licht aus der Welt selber kommt, sondern es ist über ihr aufgegangen. Das Licht kommt von außen. Es gibt Licht „draußen“, jenseits dieser Welt, und Jesus hat dieses Licht gebracht, um uns zu erlösen, ja er ist dieses Licht (Johannes 8,12).

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