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Die Situation der Freimaurer in Wien um 1790

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Bevor wir mit unserer Untersuchung fortfahren, zuerst eine kurze Skizze der kritischen Situation, in der sich die Wiener Freimaurerei in dieser Zeit befand. Im Frühjahr 1790 war die Loge Zur gekrönten Hoffnung die einzige offizielle Loge in Wien. Im Jahre 1785 gab es noch acht. In jenem Jahr aber hatte Kaiser Joseph II. (1741–1790) in einem berüchtigten Handbillet angeordnet, dass in Wien die Anzahl aller bestehenden Logen auf höchstens zwei zu reduzieren war. Er misstraute der Freimaurerei als subversiver und schwärmerischer Bewegung und beschrieb die Brüder als „Gaukler“: „Die sogenannten Freymaurergesellschaften, deren Geheimnisse mir ebenso unbewusst sind, als ich deren Gauckeleyen zu erfahren vorwitzig jemals war.“1

Viele Mitglieder verließen daraufhin die Logen. Zwei Bauhütten lösten sich ganz auf und verteilten ihre Besitzungen unter den Armen.2 Die sechs anderen vereinigten sich in zwei Sammellogen, die Ende Dezember 1785 ihre Türen öffneten: Zur Wahrheit und Zur neugekrönten Hoffnung.3 Mozart trat mit seiner Loge Zur Wohltätigkeit der Hoffnung bei. Im Jahre 1787 löste die Loge Zur Wahrheit sich schon wieder auf. Die Dynamik war gebrochen; es brachte kein besonderes Ansehen mehr mit sich, Freimaurer zu sein. Von dem Moment an gab es also nur noch eine Loge, die schnell das Wort „neu“ aus ihrem Namen strich und sich wieder Zur gekrönten Hoffnung nannte.

Joseph II. starb unerwartet am 20. Februar 1790; sein jüngerer Bruder Leopold II. folgte ihm auf dem Thron (1747–1792). Unter ihm (er sollte nur zwei Jahre regieren) blühten die hermetischen Strömungen wieder auf. So wurde in den ersten Monaten seiner Regierung, am 13. Juli 1790, die alte Loge Zum heiligen Joseph wiedereröffnet,4 und am 5. Juni jenes Jahres baten zwei Mitglieder der Zur gekrönten Hoffnung darum, eine dritte Loge gründen zu dürfen, was ihnen im Februar 1791 zugestanden wurde. Bei der Einweihung jener dritten offiziellen Loge mit dem Namen Zur Liebe und Wahrheit, am 1. November 1791, dirigierte Mozart seine Kleine Freimaurerkantate (KV 623), seine letzte vollendete Arbeit. Drei Wochen später stirbt er.5

Geht man von dem von Landon angenommenen Entstehungszeitpunkt des Gemäldes aus (Frühjahr 1790), fällt als Darstellungsobjekt die Loge Zur Liebe und Wahrheit definitiv aus, und auch die Loge Zum heiligen Joseph (wiedereröffnet am 13. Juli 1790) wäre sehr unwahrscheinlich. Man versteht also Landons Erklärung, es handele sich um die Loge Zur gekrönten Hoffnung, gerade weil er eine große Anzahl von Brüdern aus jener Loge auf dem Gemälde wiedererkannte.

Das Wiener Logenbild

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