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1.6.2Fallstudien

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Es ist häufig zu beobachten, dass Untersuchungen sich auf lediglich eine Region stützen, also sogenannte one-case-studies durchgeführt werden. Dies kann bei kompakten, anwendungsnahen Fragestellungen völlig berechtigt sein (z. B. Wohnraumbedarfsanalyse), auch kann in hermeneutisch und stark konzeptionell orientierten Fragen die Konzentration auf eine Region sinnvoll sein. Schließlich sind gelegentlich auch spektakuläre Einzelprojekte für sich genommen sehr aufschlussreich (z. B. zum Konflikt um die Umsetzung des Kopfbahnhofs in Stuttgart). Häufig ist aber eine komparative Betrachtungsweise vorzuziehen: Ein Gegenüberstellen verschiedener Fälle hilft die Aussagekraft abzusichern. In jedem Fall ist die Auswahl der Fallstudien theoriebegleitet vorzunehmen und zu begründen.

Grundsätzlich gilt, dass wenigstens eine Dimension der Fälle möglichst gleich sein sollte, damit die Unterschiede in einer anderen Dimension interpretierbar sind. Will man beispielsweise die Bedeutung von internationaler Fachkräfte-Migration auf regionaler Ebene untersuchen, so kann es sinnvoll sein, den Grad an metropolitaner Bedeutung der betrachteten Regionen in etwa ähnlich zu halten, damit es keine willkürliche Zusammenstellung von Einzelfällen wird.

Häufig besteht auch eine Abwägung zwischen Tiefe und Breite der Untersuchung (s. Thomas 2011). Möchte man beispielsweise verstehen, wie Lernprozesse in INTERREG-Projekten ablaufen, so kann man entweder möglichst viele Projekte betrachten und anhand eines standardisierten Indikators die Lerneffekte ‚messen‘ – dies kann beispielsweise in standardisierten Befragungen erfolgen. Möchte man hingegen die Prozesse des Lernens tiefgründiger verstehen und auch Lerneffekte erfassen, die den Beteiligten nicht unmittelbar bewusst sind, so bietet sich eine eher verstehende, induktive Vorgehensweise an, die mit ausführlichen Interviews und teilnehmender Beobachtung arbeitet (so erfolgt bei Hachmann 2011).

Die Abb. 13 ordnet diese Überlegungen in einen größeren Kontext ein, indem hier auf zwei Achsen argumentiert wird. Auf der horizontalen Achse sind im linken Teil die theoriegeleiteten Verfahren dargestellt, wo also eine Fragestellung und deren Operationalisierung aus übergeordneten Diskussionen abgeleitet werden. Auf der rechten Seite dieser Achse sind die induktiven Herangehensweisen abgebildet, wo also stark datengestützte Operationalisierungen im Vordergrund stehen. Hier kommen wir auf den Positivismus zurück, der im Eingangskapitel ausführlicher beschrieben wurde, und der in der Regionalanalyse häufig mit den Daten-Layern verbunden ist.


Abb. 13 Fallstudien im Methodenkontext (verändert nach Borchardt & Göthlich 2007)

Auf der vertikalen Achse sind im unteren Bereich die Herangehensweisen abgebildet, die auf eine Objektivität von Methoden abzielen und wo folglich auch quantitative Methoden klar dominieren. Im oberen Bereich hingegen sind die eher interpretierenden Verfahren abgebildet. Wenn hier das Wort „subjektiv“ verwendet wird, so stellt dies auf die Interpretationsleistung des Betrachters ab, die aber nicht mit einer Beliebigkeit zu verwechseln ist. Das Gebot der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit von wissenschaftlichen Aussagen gilt in jedem Fall.

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