Читать книгу Der beste Job der Welt - Tobias Faix - Страница 17
Meine Story
ОглавлениеIch wuchs in einer Familie mit fünf Kindern auf. Gemeinsam besuchten wir die katholische Kirche und fast alle von uns waren Ministranten. Schon als kleiner Junge hatte ich eine große Leidenschaft für Gott und die Kirche.
Mit acht Jahren wurde auch ich Ministrant und das veränderte mein junges Leben. Ich ging nicht mehr nur jeden Sonntag voller Freude in die Kirche, sondern durfte ab jetzt in der ersten Reihe Platz nehmen! Stolz unterstützte ich den Priester bei seinen Aufgaben und reichte ihm das Messbuch, das Brot und den Wein. Bei diesem Dienst blühte ich auf. Besonders angetan war ich vom Schwenken des Weihrauchfasses. Feuer, Rauch, Nebel, Action und Show faszinierten mich schon seit eh und je.
Natürlich freute sich auch meine Mutter, wenn sie mich am Sonntag in meinem weißen Ministranten-Outfit, schick zurecht gemacht, sah. Das war aber nicht alles. Sie erkannte meine Hingabe und Liebe zur Kirche und mein bereitwilliges Herz, diesem Gott voll Leidenschaft zu dienen. Ich liebte die Aufgabe als Ministrant und meldete mich immer als Erster, wenn ein Freiwilliger gesucht wurde, wie zum Beispiel für eine Beerdigung. Denn damit schlug ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich konnte die Schule schwänzen und mich in der Kirche aufhalten.
1984 hörte ich, dass der Papst für einen Besuch in die Schweiz kommen würde. Ich war gerade mal knackige 14 Jahre alt. „Da muss ich dabei sein!“ sagte ich mir. So reiste ich für einen wirklich unvergesslichen Ausflug nach Einsiedeln. Als dynamischer, junger Leo war ich gespannt wie ein Flitzebogen und wollte unbedingt hören, was dieser Mann der Kirche zu sagen hatte. Heute erinnere ich mich leider an keines seiner Worte. Das ist schon fast peinlich. Doch unauslöschlich in meiner Erinnerung ist die Entscheidung, die ich an dem Tag getroffen habe und die mich bis heute nicht loslässt: „Gott, ich möchte dir mein ganzes Leben lang dienen! Hier bin ich!“
Diese Entscheidung hat mein ganzes Leben geprägt. Was ich Gott als 14-jähriger Teenager versprochen habe, hat er ernst genommen. Bis auf den heutigen Tag hat er nicht aufgehört, mein Herz zu verändern und schenkt mir die Liebe für ihn und für die Menschen.
Als so ganz, ganz langsam der Bartwuchs begann, kam ich auf DIE Idee. Eine Idee, mit der ich nicht nur mein Taschengeld aufstocken könnte, sondern die auch eine Menge Spaß versprach. Wie bereits erwähnt, liebte ich als Ministrant die Rauch- und Nebelschwaden und gleichzeitig mochte ich Action. Einer meiner Freunde hatte in seinem Elternhaus einen großen schönen Keller. So machten wir uns ans Werk und zimmerten, tapezierten, dekorierten, drapierten, installierten Lautsprecher und nebelten zu guter Letzt die Bude ein. Das Ergebnis unseres Werkes ließ jedes Teenagerherz in die Lüfte springen: Wir hatten unsere eigene Disco! Wir freuten uns wie die Kinder. So veranstaltete ich meinen ersten Event: Privat-Disco in Buchs, St.Gallen. Die Leute rannten uns die Bude ein.
Was ich damals mit meinen 16 Jahren auf ungestüme Art und Weise gelernt hatte, war, dass ich es liebe, Menschen zu leiten und Events zu organisieren. Ich hatte eine visionäre Idee einer Keller-Disco, die ihresgleichen suchte. Gemeinsam mit meinen Freunden erlebte ich, was geschehen kann, wenn alle zusammen ein Ziel und eine Vision verfolgen.
Als cooler Disco-Besitzer musste ich noch einen Schritt weiter gehen. So spielte ich E-Gitarre in einer richtigen Rockband. Dies war in den 80er Jahren das „Hippste vom Hippen“. Als Musiker zog ich nicht nur an den Gitarrensaiten, aus irgendwelchen Gründen zog ich auch die Mädels mit meiner ultra-stylischen Gitarre inklusive meines neuen Outfits an. Aber Gott wäre nicht Gott, wenn er mein Gebet, das ich damals als 14-jähriger betete, nicht ernst genommen hätte. In dieser Zeit, mit 18 Jahren, habe ich mein Leben Jesus Christus übergeben: „Hier bin ich Gott! Du sollst ab sofort die erste Rolle in meinem Leben spielen.“ Die Gitarre, die Band, die Disco, das war meine Leidenschaft und auch nicht schlecht, aber ich wollte Gott alles hingeben. Zuerst kommt Er und dann die Musik, die Rauchschwaden und die Action.
Wie es der „Zufall“ so wollte, habe ich kurze Zeit später dem schönen Österreich einen Besuch abgestattet. An einem Sonntagabend besuchte ich im Ort Götzis, nah an der Schweizer Grenze, eine katholische Messe. Was ich dort erlebt habe, hat mich förmlich umgehauen. In der Kirche waren knapp 1000 junge Leute versammelt und es ging voll ab. Nicht nur die Stimmung war bombastisch, sondern auch der Gottesdienst war der Hammer. Die Leute sangen für Gott, begleitet von einer coolen Band. Die Moderation war wirklich gut und es wurde sogar ein Theater aufgeführt. Was der Pfarrer anschließend auf der Kanzel erzählte, konnte man nicht nur verstehen – die 1000 Leute hörten gespannt zu, weil die Predigt lebensnah war. Und das Krasse war: Es schien so, als ob alle freiwillig da wären und Spaß hätten. Ich dachte: Genau so muss Kirche sein – eine volle Kirche, gute Musik, ein unterhaltsames, tiefgründiges, relevantes und begeisterndes Programm! Ich bin überzeugt, dass Menschen in die Kirche gehen wollen, doch viele Kirchen machen es den Menschen so schwer, sich dort wohl zu fühlen. Kirche muss die Sprache der Menschen von heute sprechen.
Als ich wieder nach Hause kam, war ich vollgepumpt mit Ideen und Wünschen, wie Kirche heute aussehen sollte. Diese Gedanken haben mich nicht mehr losgelassen.
Als 19-jähriger begann ich meine Ausbildung als Maschinenzeichner. Doch dieser Beruf war für mich unbefriedigend. Denn als Maschinenzeichner geht es in erster Linie um präzise Millimeterarbeit und nicht um das große Ganze. Es kam, wie es kommen musste: Die Aufgabe, einen Motorrad-Motor zu zeichnen, überstieg meine Kompetenzen und ich stieß in jeder Hinsicht an meine Grenzen. Dieser Job war nicht für mich konzipiert. Ich liebe das Große, will gute Idee kreieren und vorangehen. Ich bin ein visionärer Typ und die Konzentration auf die „Millimeter“ ist nichts für mich. So brach ich die Lehre ab. In diesem Moment verstand ich Gott nicht. Warum musste ich diesen Weg gehen? Warum konnte ich nicht von Anfang an einen Beruf finden, der genau zu mir passt?
Aber das war nicht die einzige Enttäuschung, die mich in dieser Zeit durcheinander brachte.
Ich spielte immer noch in dieser „Hardrockband“ und liebte Jesus von ganzem Herzen. Die Gelegenheit, bei einer Evangelisationsveranstaltung als Band aufzutreten, passte perfekt und wir sagten zu. Mein Herz machte 1000 Sprünge: Ich konnte in einer Kirche coole Musik machen und den Menschen damit zeigen, wie genial unser Gott ist. Wir legten uns ins Zeug und ich spielte wie noch nie zuvor auf meiner E-Gitarre. Was für ein Auftritt!
Nach unserem Auftritt kam eine Frau auf mich zu, die mir ins Gesicht sagte: „Deine Gitarre ist vom Teufel!“ Ich war entsetzt und schockiert zugleich. Ich stotterte nur: „Nein, das stimmt nicht. Ich habe sie selber gekauft!“
Dann kam der Pfarrer auf uns zu und teilte uns mit, dass wir nie wieder in der Kirche oder in einem seiner Gottesdienste spielen dürften. Fertig, aus. „So etwas wie ihr kommt mir nie wieder ins Haus!“, sagte er bestimmt.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Nun hatten wir endlich super Musik in der Kirche. Musik, die die Leute ansprach, weil ihnen die Melodien und der Stil bekannt waren. Nur mit dem Unterschied, dass wir damit Gott anbeteten; mit den Texten und vor allem mit unseren Herzen. Wir waren voll Leidenschaft dabei und wollten Gott bei dieser Evangelisation mit unseren Talenten und aktueller Musik in den Fokus bringen: Und was passierte? – Wir wurden rausgeschmissen!
Ich war enttäuscht vom Pfarrer, von der Kirche und von Gott. Das war mir doch so wichtig und ich hatte ein Herz dafür. Und nun wurde mir gesagt: „Das ist vom Teufel“ – „Hau ab, du mit deinen dummen Ideen!“
Zwei meiner Freunde, die mit mir damals in der Band spielten, haben seit diesem Erlebnis nie wieder einen Fuß in eine Kirche gesetzt. Aufgrund dieser Begebenheit wollten sie mit Kirche und auch mit Gott nichts mehr zu tun haben. Bis heute.
Auch ich brauchte viel Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Aber ich hatte Gott ein Versprechen gegeben: Ich will dir dienen. Und ich hatte immer noch eine Leidenschaft für die Kirche und vor allem für Gott. Es kann doch nicht sein, dass Kirche die Leute vertreibt. Warum ist das so?
Die Situation in dieser Kirche war für mich ein Stolperstein. Es war ein Moment, der mich zu Boden hätte bringen können. Aber ich wollte und konnte dies nicht zulassen. „Jetzt erst recht“, dachte ich mir. Ich wollte nicht stehen bleiben, sondern nutzte diesen „Stolperstein“ als Treppe, um einen Schritt weiter zu kommen. Nicht bitter, sondern besser werden. Mir ist die Kirche nicht egal. Ich habe eine Leidenschaft für sie, denn Jesus liebt sie über alles!
So ging ich nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Offsetdrucker ans IGW, um Theologie zu studieren.
Später begann ich unter der Leitung von Heinz Strupler im ICF Zürich mitzuarbeiten. Diese Arbeit beflügelte mich. Mit eigenen Augen konnte ich eine Kirche sehen, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Und ich durfte ein Teil davon sein. Menschen kommen in die Kirche und hören und erleben Gott auf zeitgemäße Art und Weise. Kirche kann begeisternd und inspirierend sein. Und das muss sie auch! Denn wir haben einen Gott, der genau so ist. Voll von Liebe für uns Menschen.