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Vorwort

Johannes Reimer

„Pastor – ein Traumberuf? – Wer das behauptet ist selbst nie Pastor gewesen“, entgegnete mir einer meiner pastoralen Kollegen, der wieder einmal völlig überarbeitet, gestresst und entnervt über die Zukunft seines Dienstes nachdachte. „Es wäre sicher ein klasse Beruf, wenn es da nicht all die komischen Menschen in der Gemeinde gäbe“, meinte er noch. „Und bezahlen könnte man uns Pastoren auch besser.“

Mein Kollege ist bei weitem nicht der einzige, der so denkt. Erschreckend hoch ist die Anzahl der Aussteiger aus pastoralen Beschäftigungen in Kirchen und Freikirchen, Gemeinden und Gemeinschaften. Pastoren halten den Druck nicht aus und verlassen ihren Beruf, den sie einmal mit so viel Elan angetreten haben. Überdurchschnittlich hoch ist die Zahl derer, die im Pastoren-Beruf ausbrennen. Man spricht von 15 % der psychisch kranken Christen, die aus einem kirchlichen Beruf kommen. Kann man da noch vom „Traumberuf“ reden?

Und dann die Bezahlung. Ein freikirchlicher Pastor in Deutschland wird schlechter bezahlt als ein Grundschullehrer. Der Vergleich mag hinken, vielleicht ist der Stresslevel eines Lehrers ja auch noch höher. Leider ist ja auch dieser Beruf notorisch unterbezahlt. Pastor, ein Traumberuf? Und das bei schlechter Bezahlung, viel Stress und mangelhaftem Verständnis? Zweifel mögen da berechtig sein.

Und doch bin auch ich nichts lieber als das – Diener meines Gottes inmitten seiner Kirche. Ja, auch ich glaube, dieser schwierige Beruf ist klasse. Wie komme ich dazu, so etwas zu behaupten? Klassifiziere ich mich nicht selbst durch die Einleitung in diesem Vorwort? Nein, bestimmt nicht. Für mich sind es folgende Argumente, die den absoluten Reiz dieses Berufs ausmachen:

1.Es ist ein Traum eines Träumers, bei dem jeder Traum wahr wird;

2.Es ist eine überaus schöpferische Vision, die in diesem Beruf verwirklich wird;

3. Es ist ein Beruf, in dem es kein Wachstumslimit gibt;

4.Es ist der einzige Job auf der Erde, den der Himmel direkt bezahlt. – Was meine ich damit?

Erstens, der Pastorenberuf ist Gottes Erfindung. Er, Gott selbst, setzt in seiner Gemeinde Pastoren ein, um die Heiligen zum Werk ihres Dienstes zuzurüsten (Eph 4,11). Nicht Menschen – Gott beruft Menschen in den Pastorendienst. Er beruft, setzt ein und benennt die Rahmenbedingungen für diesen Beruf. Er schreibt die Jobdescription. Und Gott, der Schöpfer, hat in seiner göttlichen Größe noch nie ein eigenformuliertes Ziel verfehlt. Sein Wort kommt nie leer zurück (Jes 55,11). Was er sich ausdenkt, was er benennt – das wird. Wer also Pastor aus seiner Hand ist, hat eine Erfolgsgarantie auf dem Tisch. In welchem anderen Beruf gibt es so etwas? In keinem! Man ist überall aufs Ausprobieren und damit regelmäßig auf Frust und Scheitern angewiesen. Pastoren dagegen sind dabei, Gottes Traum zu verwirklichen. Natürlich nur dann, wenn sie das, was sie da tun, auf seinen Auftrag hin und unter seiner unmittelbaren Führung tun. Man kann also nicht einfach Pastor werden. Theologie studiert, einen Job in der Kirche übernommen – das allein ist ein sicherer Weg ins oben beschriebene Problem des Scheiterns. Aber das kann auch anders gehen. Und Zeugnisse im vorliegenden Buch machen das deutlich. Wo Gott beruft, wo Er einsetzt und sein Geist leitet – bleibt immer Begeisterung zurück! Wie sagt es Apostel Paulus so treffend – „Der Geist gibt die Gaben, der Herr die Aufgaben und Gott wirkt Kraft“ (1Kor 12,4–6).

Zweitens, der Pastorenberuf zielt auf Erkennung von Potenzialen, Einsetzung in den richtigen Dienst, Ermächtigung und Begleitung von Menschen. Pastoren sollen „die Heiligen zum Werk ihres Dienstes anleiten“ (Eph 4,12). Wo sie tätig werden, da blühen Menschen auf, heilen Wunden und Beziehungen und entsteht Leben. Man kann mit Fug und Recht behaupten – Pastoren sind Lebensgestalter. Sie gestalten menschliche Biografien und wie es keinen zweiten Menschen auf der Erde geben kann, der ganz und gar einem anderen ähnelt, so sind auch ihre Aufgaben. Kein anderer Beruf ist so vielfältig, so kreativ, so herausfordernd und spannend wie dieser. Freilich auch nur dann, wenn sich Pastoren nicht auf die Stufe eines Religionsverwalters reduzieren lassen. Das ist natürlich langweilig. Aber die Zeugnisse dieses Buches sprechen eine andere Sprache. Hier reden Menschen, die die Herausforderungen ihres Berufes nicht verschweigen, aber die an der Innovation und Kreativität ihrer Aufgabe wahre Freude gefunden haben und diese auch zum Ausdruck bringen. Und natürlich ist ein Beruf klasse, in dem ich meine Zeit selbst planen, meine Aufgaben selbst aussuchen und gewichten kann und dabei noch die allerbeste Hilfe erhalte, die es geben kann – die Führung des Heiligen Geistes.

Und drittens, der Pastorenberuf ist eine Welt für sich. Was muss ein Pastor nicht alles während eines Pastorenlebens gewesen sein? Wie der Apostel Paulus strebt er danach, den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche, den Armen ein Armer, den Reichen ein Reicher, eben „… allen alles zu werden, um wenigstens einige zu gewinnen“ (1Kor 9,22). Sicher geht ein solcher Anspruch über alle Köpfe. Man könnte darunter zusammenbrechen, oder man versteht wie Paulus, niemand muss alles zugleich sein, Pastoren dürfen wachsen, sich entwickeln und bis ins hohe Alter lernen. Für sich selbst hatte der große Apostel es auf die Formel gebracht: „Ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon erreicht habe, aber eines tue ich – ich vergesse, was dahinter liegt und strebe nach vorne – dem Ziel meiner Berufung nach“ (Phil 3,13f). Sie finden viele Geschichten des persönlichen Wachstums in den Zeugnissen des vorliegenden Buches. Sie ermutigen, weil sie zeigen: Pastoren sind niemals ein für alle Mal gemachte Menschen. Sie sind, weil sie werden!

Und wieder darf gefragt werden, in wie vielen Berufen darf so etwas sein? Sicher nicht in vielen. In der Gesellschaft sucht man Spezialisten, die das, wofür sie eingestellt wurden, möglichst perfekt können. Im Pastorenberuf bleibt man dagegen lebenslang ein Lernender, eine Lernende und der Lehrer, der Heilige Geist, ist jederzeit daneben und bügelt aus, was besser gemacht werden müsste, perfektioniert, was der Pastor tut. Und wie ein kleines Kind freut sich dann der bereits in die Jahre gekommene Pastor über seine gerade vorbereitete Predigt, weil sie wieder einmal Neues enthält, noch nie vorher Erkanntes und jetzt auf einmal wurde es einem offenbar. Wie sagt es da mein guter Freund und Mentor, der ehemalige Leiter der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation, Tom Houston, der heute 87 Jahre alt ist: „Ich habe den Eindruck, heute lerne ich sogar noch intensiver als damals als ich als junger Pastor kaum Zeit dafür fand.“ Ein 87-jähriger Pastor lernt.

Und viertens und letztens, der Pastorenberuf wird zweimal entlohnt. Sicher wird niemand durch seinen Dienst als Pastor reich, wenigstens nicht dann, wenn er und seine Gemeinde sich an die Heilige Schrift halten. Wer es darauf anlegt, Geld zu verdienen, sollte nicht Pastor werden wollen. Nicht das Gehalt macht den Reiz des Berufes aus, sondern der himmlische Segen, den man dabei bekommt und eines Tages nach dem Ende dieser Tage bekommen wird. Jesus selbst verspricht seinen Jüngern einen großen Lohn (Lk 6,35). „Und was habe ich davon, wenn das erst nach diesem Leben kommt?“, wird der diesseitig denkende Mensch fragen. Tja, viel. Hier auf der Erde lebe ich ja nur 70 bis 80 Jahre, im Himmel eine ganze Ewigkeit. Wenn man so für eine ganze Ewigkeit vorsorgen kann. Wenn sich das nicht lohnt – was dann? Und Hand aufs Herz: Gibt es einen zweiten Job, der so himmlisch entlohnt wird?

Also doch Traumberuf! Ich glaube schon. Und er steht jedem Christen offen. Die Berufung spricht zwar Gott aus, aber die Bereitschaft dazu bringen wir Menschen mit. Lassen sie sich von den Zeugnissen dieses Buches inspirieren. Sie werden wie ich begeistert sein. Und vielleicht schlägt ihr Herz höher und auch Sie lassen sich auf dieses Abenteuer mit Gott selbst ein, denn das ist der Beruf wahrlich – ein Dienst für Gott voller Überraschungen und Segen.

BIOGRAFISCHES


Johannes Reimer, Jg. 1955, verheiratet, zwei Kinder. Dr. der Theologie, Gemeindegründer, Buchautor, Professor für Missionswissenschaften an der Theologischen Hochschule Ewersbach und an der Universität von Südafrika (Unisa), 1. Vorsitzender der GBFE.

johannes.reimer@gbfe.org

Der beste Job der Welt

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