Читать книгу Sozialpsychologie - Tobias Greitemeyer - Страница 43
2.2.1 Expliziter Selbstwert
ОглавлениеDie meisten Menschen haben einen hohen expliziten Selbstwert. Die am häufigsten eingesetzte Skala, um den expliziten Selbstwert zu erfassen, die Rosenberg-Selbstwertskala, besteht aus zehn Items. Die gängige Skalierung ist von 1 bis 4, sodass der Mittelwert der Skala 25 beträgt, mit einem Minimalwert von 10 und einem maximalen Wert von 40. In den meisten Untersuchungen liegt der Durchschnittswert über alle Probanden hinweg weit über dem Mittelwert der Skala. So erreichten Collegestudenten in einer großangelegten Studie von Twenge und Campbell (2001) einen mittleren Wert von nahezu 33. In ostasiatischen Ländern ist der explizite Selbstwert niedriger als bei Menschen aus westlichen Ländern, aber in allen Nationen ist der durchschnittliche Selbstwert typischerweise höher als der theoretische Mittelpunkt der Skala (Schmitt & Allik, 2005). Wenn wir also im Folgenden von Personen mit einem hohen Selbstwert sprechen, erzielen diese einen sehr hohen Wert auf einer Selbstwertskala, wohingegen Personen mit einem niedrigen Selbstwert einen moderaten Wert auf einer Selbstwertskala erlangen.
Auch wenn die meisten Personen einen hohen expliziten Selbstwert aufweisen, so gibt es dennoch bedeutsame Unterschiede zwischen verschiedenen Personengruppen. Beispielsweise haben Männer einen höheren expliziten Selbstwert als Frauen und dieser Unterschied tritt in den verschiedensten Kulturen auf. In einer Studie beispielsweise mit fast einer Million Probanden zeigten sich in allen 48 untersuchten Nationen Geschlechtsunterschiede in der gleichen Richtung (Bleidorn et al., 2016).
Der explizite Selbstwert einer Person ist relativ stabil und eher als Trait (wie z. B. Intelligenz) denn als State (wie z. B. Stimmung) aufzufassen. Ein Erfolg in einer Prüfung fühlt sich gut an, aber hat nur wenig Einfluss darauf, wie zufrieden man mit der eigenen Person als Ganzes ist. Entsprechend zeigen sich hohe Stabilitätswerte im Selbstwert einer Person über die Zeit hinweg. In einer Längsschnittstudie (Kuster & Orth, 2013) beispielsweise zeigte sich eine Test-Retest Korrelation von r = .43 zwischen den Selbstwertmessungen einer Person im Abstand von 29 Jahren. Eine Person, die als junge Erwachsene einen höheren Selbstwert hat als die meisten anderen Personen, wird sehr wahrscheinlich auch in ihren mittleren Lebensjahren zufriedener mit sich selbst sein als andere. Trotz der hohen Langzeitstabilität individueller Unterschiede im expliziten Selbstwert verändert sich der Selbstwert aber über das Lebensalter hinweg. Er steigt an vom jungen Erwachsenenalter bis zu den mittleren Lebensjahren (ungefähr 50) und fällt dann wieder ab (Orth, Robins & Widaman, 2012).