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Die meisten Menschen im westlichen Kulturkreis haben einen hohen expliziten Selbstwert. Hinsichtlich interindividueller Unterschiede ist er zeitlich stabil und wenig beeinflussbar durch einzelne Lebensereignisse. Jedoch zeigen sich Veränderungen über die Lebensspanne hinweg, dahingehend, dass der explizite Selbstwert am höchsten im mittleren Erwachsenenalter ist.

Auf einer bewussten Ebene geben also die meisten von uns an, sie seien mit sich und ihren Eigenschaften sehr zufrieden. Einen hohen Selbstwert zu haben, ist in vielerlei Hinsicht förderlich. So geht ein hoher Selbstwert mit allgemeinem Glücksempfinden und Lebenszufriedenheit einher. Zudem neigen Personen mit einem hohen Selbstwert zu Persistenz nach Misserfolg, lassen sich also durch Rückschläge nicht entmutigen (McFarlin, Baumeister & Blascovich, 1984). Schließlich zeigten sich positive Zusammenhänge zwischen dem Selbstwert einer Person und verschiedenen erwünschten Lebensereignissen (wie beruflicher Erfolg, physische Gesundheit und geringe Depressionswerte). Längsschnittstudien (z. B. Orth et al., 2012) ergaben, dass sich der Selbstwert auf Lebensereignisse auswirkt, nicht aber Lebensereignisse auf den Selbstwert. Hohe Zufriedenheit mit der eigenen Person wirkt sich also förderlich darauf aus, wie gut man im Leben zurechtkommt. Erfolg und Wohlbefinden in wichtigen Lebensbereichen dagegen haben keinen Einfluss darauf, wie zufrieden eine Person mit sich selbst ist.

Einen hohen expliziten Selbstwert aufzuweisen, hat also viele Vorteile. Jedoch sind die Effekte des Selbstwerts auf Lebensereignisse über die Zeit hinweg zwar signifikant, aber nur von kleiner Natur. Dementsprechend ist es umstritten, ob Interventionen zur Steigerung des Selbstwerts einen hohen gesellschaftlichen Nutzen aufweisen. Um 1980 wurde die Steigerung des Selbstwerts vor allem in den USA als Mittel angesehen, um soziale Probleme zu bewältigen (wie Drogenmissbrauch, Schwangerschaften bei Jugendlichen, Kriminalität). Programme wie »Uniquely Me!«, die den Selbstwert steigern sollen, wurden eingesetzt. Auf der einen Seite waren diese Programme durchaus erfolgreich: Obwohl der Selbstwert, gemessen über eine typische explizite Selbstwertskala, ohnehin bereits vor der Einführung dieser Programme sehr hoch ausgefallen ist, ist der Selbstwert in den letzten Jahren noch einmal gestiegen (Gentile, Twenge & Campbell, 2010). Auf der anderen Seite allerdings blieben die meisten sozialen Probleme in den USA entweder bestehen oder haben sich sogar noch verschlimmert. Entsprechend vertreten einige Autoren (z. B. Baumeister, Campbell, Kruger & Vohs, 2003) die Ansicht, dass die Rolle des Selbstwerts für das Wohlbefinden von Personen und ganzen Gesellschaften überschätzt wird. Stattdessen ist die Empfehlung, menschliche Selbstregulationsfähigkeiten zu steigern. Bevor wir auf die Selbstregulation eingehen, besprechen wir zunächst aber den impliziten Selbstwert.

Sozialpsychologie

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