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II. Gesund bleiben
ОглавлениеBeginnen Sie genau JETZT! Stellen Sie Ihre Wünsche in den Mittelpunkt! Entdecken Sie sich selbst neu! Beginnen Sie mit Ihrem Körper gemeinsam zu leben!
Kreisläufe
Scheinbar gibt es klar definierte Kreisläufe und Funktionen des Körpers.
Nichts in unserem Körper arbeitet isoliert.
Alles braucht Harmonie und alles braucht ein Gleichgewicht.
Unser Körper ist ein komplexes System.
Bei dem menschlichen Körper greifen alle Aktionen/Funktionen ineinander, wie bei einem Motor, der auf das Feinste abgestimmt ist. Fast alle herkömmlichen Trainingsgeräte isolieren Funktionen des Körpers. Muskelketten verlernen das Zusammenspiel.
Zum Verdeutlichen ein Beispiel: Ein gut trainierter Fitnessstudiobesucher kann vielleicht 150 kg Bankdrücken, aber einen Wassereimer die Treppen in den 4. Stock tragen, das wird schwierig. Warum? Nun, es liegt genau daran, dass er muskelisoliert trainiert hat. Selbst wenn all seine Muskulatur dazu in der Lage wäre, den Wassereimer zu tragen, sein Gehirn würde sich quer stellen und mit Erschöpfung, Schmerz oder Muskelversagen reagieren. Es kann bis hin zu Koordinierungsschwierigkeiten oder -versagen kommen.
Was steckt wirklich hinter dem Leiden?
Was sind die Lösungen für das Problem?
Gibt es eine Heilung?
Was bewirkt eine Schmerztablette?
Dysbalancen
Um den Begriff erläutern bzw. definieren zu können, müssen die Funktionen des Körpers mit all seinen Facetten betrachtet werden.
Im Verlauf der Zeit, hat die moderne Medizin für alles eine Wunderpille entwickelt, verspricht mit sofortiger Wirkung Schmerzfreiheit verbunden mit Leidensverbesserung. Es werden den Betroffenen Lösungen und Heilung zum Teil vorgegaukelt. Zusätzlich lassen sich Patienten häufig mit jeder Schmerztablette das Genesungssystem des Körpers schädigen.
Diese betäuben und töten die Nerven und Schmerzrezeptoren bzw. blockieren Enzyme. Die eigentlichen Ursachen werden durch die Schmerztabletten meist nicht behoben. Verstellen Sie die Zündung Ihres PKW und er wird nicht mehr einwandfrei anspringen. Was machen Sie dann? Diesel tanken statt Benzin? Das Auto auf den Schrott schmeißen?
→ Nein, Sie fahren mit dem Ziel in die Werkstatt, dass der Motor wieder einwandfrei läuft, lassen das tatsächliche Problem analysieren, den Fehler auslesen und möglicherweise beheben.
Was tun Sie für sich?
Was unternehmen Sie gegen Ihre Schmerzen?
Nehmen Sie einfach eine Tablette oder beschäftigen Sie sich mit den Ursachen?
Warten Sie ab, ganz nach dem Motto:
„Was von alleine kommt, geht von alleine wieder“?
Enzyme: Ein Enzym, früher Ferment, ist ein Stoff, der eine oder mehrere biochemische Reaktionen katalysieren kann.
Sind Sie bereit Zeit, Mühe, Geld und Arbeit in Ihr Auto zu investieren?
→ Dann TUN Sie es auch, für sich.
Bei den meisten Patienten vergehen Schmerzen nicht von allein oder verschwinden gänzlich. Das Gegenteil ist der Fall. Legen Sie sich hin, bleiben Sie liegen und Sie werden Ihren Körper innerlich absterben lassen!
→ Wenn Sie schmerzfrei werden möchten, dann BEWEGEN SIE SICH und das ABER RICHTIG!!!
Jahrelange monotone und einseitige Bewegungsmuster lassen Dysbalancen entstehen! Alles, was nicht benutzt wird, verkürzt sich. An den Bewegungsorganen, verkürzen sich Muskeln, Sehnen, Bänder, Faszien. Folglich wird sich alles verkürzen. Denn was nicht benutzt wird, das schrumpft wie ein Luftballon, der zu lange in der Sonne liegen bleibt.
Muskuläre Dysbalancen
Merke:
Unter muskulären Dysbalancen (Ungleichgewicht) versteht man also übermäßige Muskelverkürzungen (Kontraktionen) bei gleichzeitiger Abnahme ihrer Dehnungsfähigkeit und/oder Muskelabschwächungen zwischen Agonist (= Spieler) und Antagonist (= Gegenspieler) sowie dem Synagisten (= Mitspieler)
Durch einseitige Kraftentwicklung kann das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung verloren gehen und Muskelverkürzungen werden hervorgerufen. Der Grund dafür ist naheliegend. Er findet sich häufig in mangelnder bzw. fehlender körperlicher Beanspruchung, einseitige Belastung beim Sport oder im Alltag, ungenügende Regenerationszeit, falsche Bewegungsausführung oder durch Verletzungen am Bewegungsapparat.
In der heutigen Zeit sind die Modernisierung und der Fortschritt der Technik ein zunehmender Auslöser für das Ungleichgewicht im eigenen Körper. Maschinen übernehmen die Arbeit, Computer übernehmen das Denken, kaum noch Tätigkeiten lassen sich ausmachen, die ein Mensch ohne Hilfsmittel ausübt!
Eine Folge der Unterstützung durch die Einwirkung Dritter (Maschinen) ist, Muskulatur und Gehirn entwickeln sich merklich zurück. Die Muskulatur verkümmert und die Denkprozesse im Körper verbrauchen immer mehr Zeit und Energie.
→ Ich könnte behaupten:
„Menschen können Schmerzen und Nichtkönnen erlernen!“
Muskuläre Dysbalancen können Wirbel, Knochen und Gelenke aus ihrer Bahn ziehen. Skoliosen entstehen nicht ohne Grund. Nur ein geringer Teil von Skoliosen ist angeboren.
Was passiert mit meiner eigenen Muskulatur, wenn ich sie nicht mehr benutze?
Was passiert mit meinem Gehirn, wenn ich andere für mich denken lasse?
Wie entwickeln sich meine Synapsen?
Diese Verformung der Wirbelsäule ist irreparabel. Jedoch „können“ unter dem richtigen Dehnen und Kräftigen der verantwortlichen, umliegenden Muskulatur die Schmerzen erfolgreich abgestellt werden. Die Wirbelsäule bildet dabei in der Regel mehrere, einander gegenläufige Bögen, die sich kompensieren, um das Körpergleichgewicht aufrechtzuerhalten (S-Form). Eine Skoliose kann bei allen Wirbeltieren einschließlich Fischen vorkommen.
Die Skoliose beim Menschen wurde erstmals schon in der Antike vom griechischen Arzt Hippokrates beschrieben und behandelt. Jedoch können Sie Skoliosen durch richtiges Training stützen.
Warum sind Muskeln verkürzt?
Sind Muskeln dauerhaft angespannt oder fehlbelastet, bilden sie kleine Verdickungen in ihren Fasern. Die so genannten Triggerpunkte. Diese Myogelosen verkürzen den betroffenen Muskel und hindern ihn daran, normal zu funktionieren. Durch eine extreme Muskelverkürzung können sogar Wirbel, Knochen oder Gelenke aus ihrer Position gezogen werden.
Woher kommen Skoliose-Schmerzen?
Egal, welche Ursachen einer Wirbelsäulenverkrümmung zugrunde liegen, die Schmerzen kommen mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließlich von den Muskeln, genauer gesagt von deren Triggerpunkten.
Abbildung 2 Dysbalancen5
Warum ist jeder unserer 650 Muskeln ein Organ?
Wenn wir uns die Definition anschauen, was ein Organ beschreibt, so ist ein Organ ein spezieller Körperteil aus unterschiedlichen Zellen und Geweben. Ein Organ ist eine abgegrenzte Funktionseinheit in einem vielzelligen Lebewesen. Ein Organ geht auf eine eigene Organanlage zurück und durchläuft eine spezifische Organogenese. Das Zusammenspiel der Organe realisiert den Organismus. Organe sind funktional durch Organsysteme direkt miteinander verbunden. In einem Organ findet ein Stoffwechsel statt. Somit ist ein Muskel demzufolge ein kontraktiles Organ, dessen Aufgabe darin besteht, Teile des Körpers aktiv zu bewegen.
Skoliose: (altgriechisch: σκολιός, skolios „krumm“) ist eine Seitabweichung der Wirbelsäule von der Längsachse mit Rotation (Verdrehung) der Wirbel um die Längsachse und Torsion der Wirbelkörper – begleitet von strukturellen Verformungen der Wirbelkörper.
Torsion: Bedeutet „Drehung“ bzw. „Verdrehung“. Wird der physiologische Bewegungsspielraum einer Körperstruktur dabei überschritten, spricht man auch von einer Distorsion.
Wirbelkörper: Als Wirbel (lateinisch vertebra) wird in der Anatomie das knöcherne Element der Wirbelsäule bezeichnet. Jeder Wirbel besteht aus dem Wirbelkörper, dem Wirbelbogen, zwei Querfortsätzen (je einer rechts und links), dem Dornfortsatz und vier Gelenkfortsätzen.
Synapsen: Synapse heißt die Stelle neuronaler Verknüpfung, über die eine Nervenzelle in Kontakt zu einer anderen Zelle steht – einer Sinneszelle, Muskelzelle, Drüsenzelle oder anderen Nervenzelle.
Quergestreifte Muskulatur
Man unterscheidet die quergestreifte Muskulatur, die charakteristische querstreifige Fasern aufweist. Dazu gehören die Skelettmuskulatur und die Herzmuskulatur. Als weitere Form der quergestreiften Muskulatur kann man die Hautmuskulatur abgrenzen, diese wird häufig von den meisten Autoren zur Skelettmuskulatur gezählt.
Glatte Muskulatur
Die glatte Muskulatur besitzt keine Querstreifung und wird deshalb als glatt bezeichnet. Sie ist nicht der bewussten Kontrolle unterworfen und wird vom vegetativen Nervensystem innerviert und gesteuert. Hierzu zählt zum Beispiel die Darm- und Gefäßmuskulatur.
Der Muskulatur wird in einigen Bereichen zu wenig Bedeutung in der Genesung von Krankheiten und Verletzungen geschenkt. Die Funktionalität der Muskulatur bei Erkrankungen und deren Auswirkungen auf alle anderen Organsysteme des menschlichen Körpers ist überlebenswichtig.
Alle Skelettmuskeln sind quergestreifte Muskeln.
Diese arbeiten in Muskelketten miteinander.
Man unterscheidet:
aktive Muskeln
passive Muskeln
mitwirkende Muskeln
Diese stehen im ständigen Wechsel zueinander.
Abbildung 3 Muskelskelett6
Durch das ausgewogene Bewegen aller unserer Muskeln werden das Herzkreislaufsystem, das Immunsystem, der Blutzuckerspiegel, Blutfette sowie der Körperfetthaushalt, die Atmung und die Psyche positiv beeinflusst. Hormone und Botenstoffe werden gebildet, die den Informationsaustausch zwischen den Zellen und den Organsystemen verbessern und beschleunigen können.
Ob ein Köper Schmerztabletten oder eine Impfung, wie den Grippeschutz benötigt, sollte durch das körperliche Abwehrsystem bestimmt werden.
Wenn das Abwehrsystem, was über Jahrhunderte der Evolution ausgebildet und aufeinander abgestimmt wurde, gepflegt wird und reibungslos arbeiten kann, dann sind zusätzliche Maßnahmen nicht unbedingt notwendig. Bewegung sollte das Rezept lauten. Bewegen Sie Ihre Muskulatur allumfänglich, dann werden künstliche Gelenke und Wirbelversteifungen überflüssig!
Warum besitzt der menschliche Körper so viele Muskeln?
Warum werden die Muskeln so stark vernachlässigt?
Wünsche ich mir Lebensqualität und Gesundheit?
Dazu brauchen Sie keine Geräte! Lernen Sie wieder, mit Ihrem Körper umzugehen. Körperspannung und Körpergefühl sind in unserer Gesellschaft ein Fremdwort geworden. Dabei ist es von Natur her gegeben, es steckt in jeder noch so kleinen Zelle des Körpers. Schauen Sie sich Kinder an!
Sie haben einen Bewegungsdrang und üben Ihr Körpergefühl. Jeder konnte es. Alle Lebewesen können im Laufe der Zeit diese Fähigkeiten wieder verlieren. Gerade Individuen wie der Mensch, haben verlernt, auf den eigenen Körper zu „hören“. Es werden Körpersignale bewusst ignoriert, egal ob es sich dabei um Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen handelt. Selbst bei Abgeschlagenheit und Antriebsverlust entstehen Dysbalancen in der gesamten Muskulatur.
Rückenschmerzen
Abbildung 4 Kinder7
Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich zum Beispiel, kommen zu 70 % von verkürzter Oberschenkelmuskulatur! Bei einer verkürzten Oberschenkelmuskulatur, verkürzt sich der vierte Kopf des Quadrizeps. Daraufhin zieht der verkürzte Oberschenkelmuskel über den Hüftlendenmuskel an der Lendenwirbelsäule. Somit entsteht eine Hyperlordose. Das natürliche Bewegungsbild der Muskulatur ist somit nicht mehr gegeben, darauf hin kann die Muskulatur nicht mehr einwandfrei arbeiten, Stoffwechselabfallprodukte können nicht mehr aus der Muskulatur abtransportiert werden, woraufhin sich Myogelosen (Triggerpunkte/Muskelverhärtungen) bilden können. Mit diesen Problemen müssen sich Menschen, die viel im Sitzen arbeiten, Rad fahren oder eine stetige monotone Belastung der Oberschenkel haben, häufig auseinander setzen.
Als Folge der verkürzten Muskelkette, beginnend im Oberschenkel, wird die Lendenwirbelsäule in ein sogenanntes Hohlkreuz (Lordose/Hyperlordose) gezogen.
Der Schlüssel, um diese Rückenschmerzen los zu werden, die durch Muskelverkürzungen verursacht werden, ist denkbar einfach! Die Betroffenen müssen ihre Oberschenkel dehnen, die Bauchmuskulatur und die Muskulatur der Oberschenkelrückseite einschließlich der Gesäßmuskulatur kräftigen.
Abbildung 5 Oberschenkelaufbau8
Damit können die Schmerzen erheblich gemindert werden, bis hin zum endgültigen Abklingen.
Jedoch geschieht das nicht von jetzt auf gleich. Um Verkürzungen in der Muskulatur, den Sehnen und den Faszien aufzuheben, bedarf es regelmäßiger Dehnung. Zwei Mal die Woche je 30 Minuten ist empfehlenswert. Oft wird bei Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich ein Rückentraining empfohlen.
Abbildung 6 Rücken9
Davon ist unbedingt abzuraten. Wenn ein verkürzter Muskel zu Kontraktion, Anspannung bzw. zum Zusammenziehen gezwungen und dadurch eine aktive Muskelverkürzung angesteuert wird, werden sich die Schmerzen in der Muskulatur erheblich steigern. Der Schmerz ist zu 80 % nie dort zu bekämpfen, wo er zur Ausstrahlung kommt. Empfehlenswert ist die Berücksichtigung der gesamten Muskelschlingen/-ketten.
Und wenn dem noch nicht genug wäre, so führen sich die muskulären Dysbalancen über alle anderen Organsysteme fort, in lang vernachlässigte Teile des Bewegungsapparates, die Faszien.
Diese umhüllen die Muskulatur und Organe im menschlichen Körper wie eine Hülle aus weißen Geflechten, in denen tausende von Nervenzellen und Schmerzrezeptoren liegen. Diese beeinflussen nicht nur unsere Gelenken, Wirbel und Knochen, sondern auch unser Gemüt.
Die Faszie bezeichnet die Weichteilkomponenten des Bindegewebes, die den ganzen Körper als ein umhüllendes und verbindendes Spannungsnetzwerk durchdringen. Hierzu gehören alle kollagenen faserigen Bindegewebe des Menschen, insbesondere Gelenk- und Organkapseln, Sehnenplatten, Muskelsepten (Bindegewebsschichten, die zwischen zwei Muskeln liegen), Bänder, Sehnen, Retinacula (ringförmige Haltebänder der Sehnen) und die „eigentlichen Faszien“ in der Gestalt von flächigen, festen Bindegewebsschichten wie die Plantar-Faszie an der Fußsohle. Die sogenannte oberflächliche hintere Linie setzt sich nach oben bis über den Kopf fort und endet an der Erhöhung der Augenbraue.
Die oberflächliche vordere Faszienlinie beginnt auf der Oberseite der Füße und endet hinter den Ohren am Warzenfortsatz. Die seitliche Linie verläuft entlang des seitlichen Bereichs des Unterkörpers, der Hüften und der schrägen Bauchmuskeln. Dagegen wickelt sich die Spirallinie von Seite zu Seite um den Körper. Die tiefe vordere Linie wiederum verläuft entlang der Wirbelsäule und des Kiefers. Bildlich dargestellt auf der Seite 28 u.f..
Sehnenplatten = Aponeurosen
Hormone: Hormone sind biochemische Botenstoffe, die von spezialisierten Zellen produziert und abgegeben werden, um spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen an den Zellen der versorgenden Organe zu verrichten.
Lordose: Die Lordose ist eine konvexe Krümmung der Wirbelsäule nach vorne. Die Krümmung nach hinten wird als Kyphose bezeichnet. Beim Menschen ist eine Lordose im Bereich der Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule normal.
Quadrizeps: Vierköpfiger Oberschenkelstrecker.
Muskelkontraktion: Unter einer Muskelkontraktion versteht man die aktive Verkürzung eines Muskels. Im weiteren Sinne werden auch Anspannungen des Muskels, die keine Verkürzung bewirken, sondern den Muskel gegen Widerstand in einer bestimmten Länge halten (isometrische Kontraktion) und solche, die einer auf den Muskel wirkenden Kraft einen Widerstand entgegensetzen, während dessen er verlängert wird (exzentrische Kontraktion), den Muskelkontraktionen zugerechnet.
Muskelsepten: Separieren benachbarte Muskeln oder Muskelgruppen funktionell und dienen als Ursprung für Muskelfasern.
Retinacula: Bei Säugetieren werden kurze, meist ringförmige Haltebänder der Sehnen als Retinacula bezeichnet. Solche Haltebänder um Sehnen von Streckmuskeln nennt man Retinaculum extensorum, solche um Beugesehnen Retinaculum flexorum. Die Haltebänder der Kniescheibe werden als Retinacula patellae bezeichnet.
Dieses körperweite Netzwerk erhält die strukturelle Unversehrtheit. Das heißt, es sorgt dafür, dass die Teile des Körpers zu einem Ganzen zusammengefügt sind und bleiben. Es unterstützt den Körper, schützt ihn und wirkt wie ein elastischer Stoßdämpfer bei Bewegungen. Faszien spielen eine wesentliche Rolle bei hämodynamischen (beschreibt den Blutfluss in den Blutgefäßen) und biochemischen Prozessen und bilden eine Matrix für die intrazelluläre Kommunikation.
Sie haben eine entscheidende Funktion bei der Abwehr des Körpers gegenüber Krankheitserregern und Infektionen. Nach Verletzungen bilden Faszien die Grundlage für den Heilungsprozess des betroffenen Gewebes.
Die Gewichtigkeit der Faszien bzw. der myofasziellen Muskelketten für die Stabilität des Körpers möchte ich anhand der oberflächlichen hinteren Verbundkette, der oberflächlichen vorderen Verbundkette und der spiralen Verbundkette auf den folgenden Seiten erklären.
Myofasziale Muskelketten
Diese Ketten sind ein Zusammenschluss der Muskeln, Faszien und der Gelenke. Der menschliche Körper wird von unzählig vielen myofaszialen Leitbahnen und Muskelketten durchzogen. Sie sorgen unter anderem für die in der Abbildung 7 dargestellte Verkettung.
Abbildung 7 Bewegungsqualität10
Schmerzqualität ist in Bezug auf die Ursprungswahrnehmung, funktionelle Bewegungen inklusive der Rumpfkontrolle, die Fähigkeit, korrekt vorgegebene Positionen einzunehmen, die Grundlage für die Reflexkontraktionen der Muskulatur (der Wahrnehmung, der automatischen Verarbeitung und der Weiterleitung).
Die Faszien und deren Tiefenwirkung spielen in der Medizin eher eine untergeordnete Rolle. Meist wird am Bewegungsapparat die Topografie einzelner Muskeln bildhaft dargestellt, Ursprung und Ansatz sowie deren Hauptfunktionen aus- bzw. abgebildet. Das funktionelle Zusammenspiel der Argonisten mit Synergisten und Antagonisten, die Art der faszialen Verbindungen zu Nachbarstrukturen oder die Bedeutung der Muskeln für die Gesamtstatik des Körpers und der Körperhaltung, bleibt zu oft im Hintergrund. Mit zunehmendem Erwerb praktischer Fähigkeiten sollten einige diagnostisch-therapeutische und soziologische Empathie-Fähigkeiten für den Mensch und dessen Bewegungssystem vertieft und erarbeitet werden. Man sollte sich eine erweiterte Betrachtungsweise von Funktion und Funktionsstörungen erarbeiten und sich näher mit integrativen Ansätzen auseinandersetzen. Betrachtet man die Funktion einzelner Muskeln nur isoliert und abgekoppelt von seinen Umgebungsstrukturen/-funktionen und deren Vernetzung, fällt das Verständnis zu komplexen Alltagsmotoriken des Menschen schwer. Und somit wird und kann das WARUM nie in den Mittelpunkt gestellt werden. Es ist enorm wichtig, dass jeder Mensch das WARUM über seinen Körper, seine Funktionen und dessen Wirkungsweise verstehen lernt. Jeder Mensch lebt nur dieses eine Leben jetzt und hier bewusst. Dieses sollte doch so angenehm wie möglich gestaltet und gelebt werden.
Die oberflächliche hintere myofasziale Verbundkette:
- diese verbindet den Oberkörper mit dem Unterkörper
- sie überträgt Bewegungen von der kleinen Zehe bis hoch zur Augenbraue
- sie verteilt den Druck der Zug- und Druckkräfte, welcher durch die Muskulatur auf den Knochen ausgeübt wird
- alle Muskeln entlang der oberflächlichen hinteren myofaszialen Verbundkette helfen uns bei der aufrechten Haltung
Abbildung 8 Ober- und Unterkörper11
Die spiralförmig verlaufende oberflächliche myofasziale Verbundkette:
- diese verbindet spiralförmig den Oberkörper mit dem Unterkörper
- diese überträgt und absorbiert Spannungen, welche diagonal auftreten
- alle Bewegungen, welche seitlich oder verdreht auftreten, werden maßgeblich durch diese Verbundkette gesteuert.
Abbildung 9 Bewegung12
Die frontal verlaufende, oberflächliche myofasziale Verbundkette:
- sie verbindet frontal den Oberkörper mit dem Unterkörper
- sie ist der Gegenspieler zu der hinteren oberflächlichen myofaszialen Verbundkette und hält den Körper im Druck- und Spannungsgleichgewicht, ebenso wie die anderen zwei Verbundketten in einer ständigen Wechselwirkung sich im Gleichgewicht halten, solange man sich nicht monoton oder fehlerhaft bewegt
Abbildung 10 oberflächliche, myofasziale Verbundkette13
Abbildung 11 Tensegrity-Modell14
Ein Tensegrity-Modell, für den sinnbildlichen Vergleich der Spannungsvernetzung von Muskeln und Sehnen und vor allem Faszien rund um die Wirbelsäule. Die Zugspannung macht solche Systeme sowohl stabil als auch dynamisch, um ein verletzungsfreies Bewegen ermöglichen zu können. So müssen Sie sich die Verstrebungen Ihrer zellulären Strukturen vorstellen.
Die Wirbelsäule muss sowohl Druck- wie auch Zugkräfte ausgleichen. Wirbelkörper und Bandscheiben sind verantwortlich, Druckkräfte zu absorbieren. Für die Zugkräfte sind die Quer- und Dornfortsätze der Wirbelkörper als Ankerpunkte, für Muskeln, Sehnen und Faszien zuständig. Aus diesem Grund ist eine quer verlaufende Verstrebung entgegen der geraden Verstrebung notwendig.
Abbildung 12 Segelmast-Prinzip15
Das Segelmast-Prinzip der Wirbelsäule, medizinisch betrachtet:
Im Rücken sind Muskeln, Sehnen, Bänder und Faszien gespannt. Denn nicht nur durch die Muskeln, sondern auch und vor allem durch die Faszien, wird die Wirbelsäule aufrecht gehalten. In der Mitte verläuft der längste Rückenmuskel. Alle anderen Strukturen sind quer verlaufende und weitere Haltemuskeln, die den Druck und den Zug von der Wirbelsäule dämpfen.
Die Schmerzen und deren Ursache dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Der ganze Körper arbeitet in sich geschlossen. Die Arbeit des Körpers kann vereinfacht in Kreisläufen betrachtet werden. Jeder Kreislauf beeinflusst dabei den anderen. Egal ob Wasserkreislauf, Blutkreislauf, Nervenkreislauf, Nahrungskreislauf, Entgiftungskreislauf, Bewegungskreislauf oder Alterungskreislauf.
Was heißt denn richtig bewegen?
Warum werde ich im Fitnessstudio auf Geräte geklemmt?
Warum werden meine Beine, Bauch oder Brustkorb fixiert?
Wie kann ich so jeden Muskeln trainieren?
Merke:
Muskeln erzeugen Bewegungen, Gelenke ermöglichen Bewegungen, Faszien leiten diese von Gewebe zu Gewebe weiter und das Gehirn steuert und koordiniert alle Bewegungen.
Alle Kreisläufe finden sich in einer jeden Zelle unseres Körpers. Diese bedürfen, um störungsfrei zu arbeiten, einer stetigen Reizgebung um das biochemische Gleichgewicht (Homöostase) im Körper aufrecht zu erhalten bzw. dieses zu durchbrechen, um den Körper an neue Lebensumstände/-anforderungen anzupassen.
Um dies bildhaft zu verdeutlichen möchte ich es folgend an dem Beispiel eines Postboten erklären.
Beispiel der Postbote
Postbote, er fährt jeden Tag die gleiche Strecke, mit der gleichen Geschwindigkeit, gleichen Intensität und Dauer. Der Körper kennt die Belastung, stellt sich darauf ein, passt den Energiehaushalt an, baut die Muskulatur genau für diese Belastung auf und das war es. Denn er tut nur genau so viel wie immer nötig, um die Belastung ohne Schaden zu bewältigen. Sie werden nicht erleben, dass Sie, wenn Sie täglich 20 km Rad fahren, Beine wie Jan Ulrich bekommen. Warum auch, der Körper arbeitet revolutionsbedingt nach dem Minimalprinzip. Jede Faser Ihres Körpers, jede Zelle darin benötigt Nährstoffe. Den Nährstoffüberfluss haben wir doch erst seit 50 Jahren,... zugrunde liegen jedoch Jahrhunderte der Entwicklung und Anpassung unter widrigsten Umständen.
Der Körper baut nur so viel auf, wie er für einen reibungslosen Funktionsbetrieb benötigt. Das ist auch der Grund, warum der Körper Muskulatur abbaut, wenn er nicht mehr ausreichend und reizgebend, in Form von neuen oder veränderten Belastungen, bewegt wird. Tut man nichts dergleichen, wird der Körper demzufolge nicht ausreichend benutzte Organe (Muskeln) abbauen.
Als Beispiel dient ein gebrochener Arm. Nach 6 Wochen Gips ist nur noch eine verkümmerte Muskulatur mit verkürzten, steifen Sehnen und Bändern vorhanden. Der Grund liegt einzig und allein darin, dass der Körper die Muskulatur nicht benötigt hat, weil diese der eigentlichen Funktion beraubt wurde. Der Körper arbeitet rational. Er versorgt und erhält alle die Organe, die benötigt werden. Organe, die keine Funktion mehr übernehmen, werden abgebaut. Wer glaubt, dass Muskulatur nur die Aufgabe hat eine Bewegung zu erzeugen, der irrt erneut. Muskulatur produziert unglaublich viele Botenstoffe, auch Hormone. Die Muskulatur reguliert den Blutdruck. Sie hält die Körpertemperatur konstant und uns damit warm. Muskulatur übernimmt die Stützfunktion des Körpers, reguliert den Lymphfluss und den Stoffwechsel.
Jeder möchte Gesundheit. Ganz klar, „Gesundheit ist nicht alles, jedoch ist ohne Gesundheit alles nichts,...“ Der Schlüssel zu einer langen und ausgewogenen Gesundheit ist das richtige und funktionsübergeifende Bewegen der Muskulatur.
Ein Beispiel:
Der Heilungsprozess eines gebrochenen Armes lässt sich deutlich beschleunigen, wenn das Herzkreislaufsystem, der Stoffwechsel und die gesunde Muskulatur trainiert werden.
Oder kann man ein Bein nicht bewegen, wenn der rechte Arm gebrochen ist? Kann man sich nicht bücken? Muss das Becken deshalb ruhig bleiben? Wer sagt denn, dass man die 6 Wochen lang, den ganzen Körper in eine sogenannte Schonhaltung begeben soll? Garantiert kein Arzt! Daran bin ich meistens selbst schuld! Schon mal daran gedacht, dass der Oberarmbruch viel schneller abheilt, wenn die Beine trainiert werden! Warum? Unsere Beine besitzen mit die größten Muskeln. Sie bilden am meisten das Hormon Testosteron und damit viele Botenstoffe, die den Heilungsprozess beschleunigen. Das bedeutet, dass jeder allein den Heilungsprozess beschleunigen oder verlangsamen kann. Wenn ein gebrochener Arm für einen Patienten gleich bedeuten muss, nur auf dem Sofa zu liegen und 6 Wochen lang nichts zu tun, dann sackt auch der gesamte Stoffwechsel ab, ebenso wie alle anderen Kreisläufe. Dadurch bekommt der heilende Knochen nicht mehr genügend Botenstoffe, Hormone und Nährstoffe, um einen sauberen komplikationsfreien und schnellen Heilungsprozess zu gewährleisten. Auch hierbei ist wieder klar erkennbar, wie wichtig und notwendig das Wissen um die Funktionsweise unseres Körpers ist. Sie werden auch nicht alle Antworten um die Funktionen des Körpers in diesem Buch finden, ich möchte, dass Sie sich immer wieder und immer weiter mit Ihrem Körper befassen. Ich möchte Sie animieren, sich immer wieder mit dem WARUM zu beschäftigen.