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Prolog

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Unscheinbar schob sich die Sonne über den grauen Horizont, dessen Anblick durch Häuserruinen wie von Lanzen gespickt war. Vielleicht war einst eine römische Legionskohorte durch eben diese Gegend gezogen, präzise wie ein Uhrwerk in Reih und Glied marschierend. Wie eine Schlange aus Stahl und Fleisch, mit vielen schlagenden Herzen, doch mit nur einem Willen. Das Ziel vor Augen und den Takt in den Ohren.

Doch diese Zeiten waren längst vergangen und die Erde, die damals die Schritte hunderter marschierender Füße erduldet hatte, lag nun unter Metern von Asphalt und Schutt begraben. Sie erinnerte sich nicht mehr ihrer Last.

Auch die Luft, die fortwährend von schwerem Staub getränkt war, hatte spätere Zeiten vergessen, wo Tausende von hektischen Menschen durch die Straßen zogen, gehetzt von Terminen und den Plackereien des Alltags. In ständiger Alarmbereitschaft, überwacht von ihren Kommunikationsmitteln, die sie wie geliebte Wesen an ihre Köpfe schmiegten, selbst wenn der Ausdruck ihrer Gesichter diese Haltung oft Lügen schalt. Die Heere der verzweifelten Individuen, die das Leben einer wohlbehüteten Konsumgesellschaft genossen wie ertrugen, waren verschwunden. Die Verlorenen, die Ausgegrenzten, die in dunklen Gassen ihr Dasein fristen mussten und auf die Güte der Anderen angewiesen waren – verschwunden wie die reichen Herren, deren Schuhe mehr Wert besaßen als der gesamte Besitz eines Niederen. Die Werte und Kultur dieser Menschen waren nahezu ausgelöscht. Wie vom harten Untergrund verschluckt, den sie selbst so erschaffen hatten. Tatsächlich war dies keine irrige Annahme, denn ihre alten Knochen durchzogen die Untiefen des Ortes wie Insekten einen Bernstein. Wenn man den Blick schweifen ließ, konnte man vereinzelt menschliche Schädel oder Ellenknochen aus den ergrauten Trümmern ragen sehen, blankgeschliffen von Stürmen und der Zeit.

Doch war nicht alles Leben erloschen. Obgleich der von Menschenhand gezündete Funke gewütet hatte wie es die Offenbarung im großen Buch der Christenheit beschrieb, noch Tage danach weiße Asche vom Himmel fiel und die Sonne verdunkelte als gäbe es keinen Morgen mehr, klammerte es sich an diese Welt wie ein Ertrinkender an ein Stück Treibholz.

„Wenn das Licht von tausend Sonnen mit einem Mal den Himmel flutet, das wäre gleich dem Glanze des Herrlichen – und ich wurde der Tod, Zerschmetterer der Welten.“

J. Robert Oppenheimer

Apokalyptika - Gesamtausgabe

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