Читать книгу Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18. - Т.Б. Маколей, Томас Бабингтон Маколей - Страница 21
Siebzehntes Kapitel.
Wilhelm und Marie
Benehmen Sancroft’s
ОглавлениеDie Gemüthsstimmung des abgesetzten Primas war eine ganz andre. Er scheint in Bezug auf seine Wichtigkeit in einem vollständigen Irrwahn begriffen gewesen zu sein. Die große Popularität, die er drei Jahre früher genossen, die Gebete und Thränen der Volksmassen, die in die Themse gewatet waren, um seinen Segen zu erflehen, die Begeisterung, mit der die Schildwachen des Tower unter den Fenstern seines Kerkers auf seine Gesundheit getrunken, das ungeheure Freudengeschrei, das am Morgen seiner Freisprechung im Palasthofe ertönt war, die Triumphnacht, in welcher an jedem Fenster von Hyde Park bis Mile End sieben Lichter geglänzt, deren mittelstes und längstes ihn vorgestellt hatte, waren bei ihm noch in frischem Andenken, und er besaß nicht so viel Einsicht, um zu erkennen, daß alle diese Huldigungen nicht seiner Person, sondern der Religion und den Freiheiten gegolten hatte, deren Repräsentant er auf einen Augenblick war. Die ungemeine Rücksicht, mit der ihn die neue Regierung noch lange behandelt, scheint ihn in seinem Irrthum bestärkt zu haben. Daß ihm von Kensington eine Reihe versönlicher Botschaften zukam; daß ihm so liberale Bedingungen angeboten wurden, wie sie sich kaum mit der Würde der Krone und mit dem Wohle des Staats vertrugen; daß seine kalten und unhöflichen Antworten die königliche Langmuth nicht erschöpfen konnten; daß er trotz des lauten Geschreis der Whigs und der täglichen Provocationen von Seiten der Jakobiten noch funfzehn Monate nach seiner Amtsentsetzung den erzbischöflichen Palast bewohnte: dies Alles schien ihm nicht die Nachsicht, sondern die Furcht der herrschenden Gewalten zu verrathen. Er schmeichelte sich, daß sie es nicht wagen würden, ihn zu vertreiben. Daher versetzte ihn die Nachricht, daß sein Stuhl besetzt sei, in eine Wuth, die bis an sein Lebensende dauerte und die ihn zu manchen thörichten und unpassenden Handlungen verleitete. Tillotson begab sich sogleich nach seiner Ernennung nach Lambeth, in der Hoffnung, daß es ihm gelingen werde, durch Artigkeit und Freundlichkeit die Gereiztheit zu beschwichtigen, deren unschuldige Ursache er war. Er wartete lange im Vorzimmer und ließ sich durch mehrere Diener anmelden; aber Sancroft würdigte ihn nicht einmal einer Antwort.50 Drei Wochen vergingen und noch immer machte der abgesetzte Erzbischof keine Miene das Feld zu räumen. Da erhielt er endlich einen Befehl, der ihm die königliche Willensmeinung kund that, daß er die Wohnung verlassen solle, die schon längst nicht mehr die seinige sei und in der er nur als Gast sich aufgehalten. Dieser Befehl verdroß ihn heftig und er erklärte, daß er demselben nicht nachkommen werde. Er werde so lange bleiben, bis die Beamten des Sheriffs ihn mit Gewalt vertrieben, und er werde sein Recht vor Gericht suchen soweit er dies könne, ohne die Autorität der Usurpatoren anzuerkennen.51 Die Sache war so klar, daß er durch kein Mittel der Chikane mehr erlangen konnte als einen kurzen Aufschub. Als das gegen ihn lautende Erkenntniß gesprochen war, verließ er zwar den Palast, befahl aber seinem Intendanten, den Besitz desselben zu behaupten. Die Folge davon war, daß der Intendant verhaftet und zu einer bedeutenden Geldstrafe verurtheilt wurde. Tillotson ließ seinem Vorgänger die freundliche Benachrichtigung zukommen, daß die Geldbuße nicht eingefordert werden würde. Sancroft aber hatte sich vorgenommen, einen Grund zur Beschwerde zu haben, und er wollte das Geld bezahlen.52
50
Wharton’s Collectanea, angeführt in Birch’s Life of Tillotson.
51
Wharton’s Collectanea, angeführt in D’Oyly’s Life of Sancroft; Narcissus Luttrell’s Diary.
52
Das Lambeth-Mspt., angeführt in D’Oyly’s Life of Sancroft; Narcissus Luttrell’s Diary; Vernon an Wharton, 9., 11. Juni 1691.