Читать книгу Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14. - Т.Б. Маколей, Томас Бабингтон Маколей - Страница 11

Dreizehntes Kapitel.
Wilhelm und Marie
Die Dalrymple

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Der Mann, durch dessen Rath sich Wilhelm damals in Sachen der schottischen Politik hauptsächlich leiten ließ, war ein Schotte von großen Fähigkeiten und Geistesgaben, Sir Jakob Dalrymple von Stair, der Begründer einer Familie, die sich in der Advokatur, auf der Richterbank, im Senate, in der Diplomatie, in den Waffen und in der Literatur auszeichnete, die sich aber auch durch Unglücksfälle und Missethaten, welche den Dichtern und Romanschreibern Stoff zu den schwärzesten und herzzerreißendsten Geschichten geliefert, einen Namen gemacht hat. Sir Jakob hatte schon mehr als einen sonderbaren und entsetzlichen Todesfall zu betrauern gehabt. Eine seiner Töchter hatte ihren Bräutigam in der Hochzeitsnacht erstochen. Einer seiner Enkel war bei einem kindlichen Spiele von einem andren getödtet worden. Boshafte Pamphletisten behaupteten und ein Theil des abergläubischen Volks glaubte es, daß so entsetzliche Unfälle die Folge einer gewissen Verbindung zwischen der unglücklichen Familie und den Mächten der Finsterniß sei. Sir Jakob hatte einen schiefen Hals; dieses Unglück warf man ihm wie ein Verbrechen vor und sagte, daß er dadurch als ein für den Galgen bestimmter Mann gezeichnet sei. Seine Gattin, eine Frau von hoher geistiger Begabung, Klugheit und Entschlossenheit, hatte vom Volke den Spottnamen der Hexe von Endor erhalten. Es wurde allen Ernstes gesagt, daß sie auf Diejenigen, die sie haßte, einen furchtbaren Zauber geworfen und daß man sie in der Gestalt einer Katze auf der Staatsdecke zur Seite des Lordstatthalters habe sitzen sehen. Der Mann, auf dessen Dache ein so mannichfacher Fluch zu lasten schien, stand jedoch, soweit wir dies jetzt noch beurtheilen können, keineswegs auf einer viel tieferen Stufe der Moralität als die große Mehrzahl der Staatsmänner seiner Zeit und seiner Nation. An Seelenstärke und Kenntnissen war er ihnen Allen überlegen. In seiner Jugend hatte er die Waffen getragen, dann war er Professor der Philosophie gewesen, hatte hierauf die Rechte studirt und war anerkanntermaßen der größte Jurist, den sein Vaterland hervorgebracht hat. In den Tagen des Protectorats war er Richter gewesen. Nach der Restauration hatte er sich mit der königlichen Familie ausgesöhnt, war Mitglied des Geheimraths geworden und hatte mit unvergleichlicher Geschicklichkeit dem Court of Session präsidirt. Allerdings hatte er an manchen nicht zu rechtfertigenden Handlungen Theil genommen, aber eine gewisse Grenze überschritt er niemals. Er besaß ein merkwürdiges Talent, einem Satze, den zu behaupten er für gut fand, einen plausibeln Anschein von Gesetzlichkeit und selbst von Gerechtigkeit zu geben, und dieses Talent mißbrauchte er häufig. Aber er war nicht wie viele von Denen, unter welchen er lebte, schamlos und gewissenlos servil. Schamgefühl oder Gewissen hielten ihn in der Regel ab, eine Schlechtigkeit zu begehen, für die sein seltener Scharfsinn nicht einen speziösen Vertheidigungsgrund ausfindig machen konnte, und er fehlte gewöhnlich an seinem Platze im Staatsrath, wenn eine empörende Ungerechtigkeit oder Grausamkeit im Werke war. Seine Mäßigung wurde dem Hofe endlich unangenehm. Er wurde seines hohen Amtes entsetzt und befand sich in einer so mißlichen Situation, daß er sich nach Holland zurückzog. Dort beschäftigte er sich mit der Verbesserung des großen juristischen Werks, das seinen Namen bis auf unsre Zeit in frischem Andenken erhalten hat. In seinem Exil bemühte er sich, die Gunst seiner Mitverbannten zu gewinnen, die ihn natürlich mit Argwohn betrachteten. Er betheuerte, und vielleicht war dem wirklich so, daß seine Hände rein seien vom Blute der verfolgten Covenanters. Er trug eine große Religiosität zur Schau, betete viel und beobachtete allwöchentlich Fast- und Kasteiungstage. Nach langem Zaudern willigte er sogar ein, das unglückliche Unternehmen Argyle’s mit seinem Rathe und Ansehen zu unterstützen. Als dieses Unternehmen gescheitert war, wurde Dalrymple in Edinburg der Prozeß gemacht, und seine Güter würden ohne allen Zweifel confiscirt worden sein, hätte man sie nicht durch einen Kunstgriff gerettet, der in der Folge unter den schottischen Staatsmännern sehr gewöhnlich wurde. Sein ältester Sohn und muthmaßlicher Erbe, Johann, trat auf die Seite der Regierung, unterstützte das Dispensationsrecht, erklärte sich gegen den Test und nahm die Stelle des Lord Advokaten an, als Sir Georg Mackenzie, nachdem er zehn Jahre entehrender Plackerei auf diesem Posten ausgeharrt, endlich Zeichen der Erschlaffung blicken ließ. Die Dienste des jungen Dalrymple wurden mit Erlassung, der Vermögensconfiscation belohnt, der sich der ältere durch seine Vergehen ausgesetzt hatte. Diese Dienste waren allerdings auch nicht zu verachten, denn obwohl Sir John an Tiefe und Umfang der juristischen Kenntnisse seinem Vater nachstand, war er doch kein gewöhnlicher Mensch. Er besaß eine vielseitige Bildung, einen scharfen Verstand und eine ungemein schlagende und elegante Beredtsamkeit. Auf Frömmigkeit machte er keinen Anspruch. Episkopalen und Presbyterianer stimmten in der That darin überein, daß sie ihn für wenig besser als einen Atheisten hielten. Einige Monate lang stellte sich Sir Johann in Edinburg, als ob er die Illoyalität seines unglücklichen Vaters, Sir Jakob, verdammte, und Sir Jakob sagte in Leyden zu seinen puritanischen Freunden, daß er die abscheuliche Willfährigkeit seines unglücklichen Sohnes tief beklage.

Die Revolution kam und brachte dem Hause Stair einen großen Zuwachs an Reichthum und Ehren. Der Sohn wechselte sogleich die Farbe und cooperirte geschickt und eifrig mit dem Vater. Sir Jakob nahm seinen Wohnsitz in London, um Wilhelm in schottischen Angelegenheiten mit seinem Rathe zu unterstützen. Sir Johann’s Posten war im Parlamentshause zu Edinburg. Es war nicht wahrscheinlich, daß er unter den dortigen Wortkämpfern seines Gleichen finden würde, und er war darauf vorbereitet alle seine Kräfte gegen die Dynastie aufzubieten, der er noch kürzlich gedient hatte.20

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Ueber die Dalrymple sehe man des Lord Präsidenten eigene Schriften und darunter seine Vindication of the Divine Perfections; ferner Wodrow’s Analecta; Douglas’s Peerage; Lockhardt’s Memoirs; Satyre on the Family of Stairs; Satyric Lines upon the long wished for and timely Death of the Right Honorable Lady Stairs; Law’s Memorials und die Hyndford Papers, geschrieben 1704/5 und zugleich mit den Briefen von Carstairs gedruckt. Lockhardt, obgleich ein Todfeind Johann Dalrymple’s, sagt: „Es war Keiner im Parlament, der es mit ihm aufnehmen konnte.“

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