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Kapitel 3: Vanille-Mango-Traum

Tom keuchte erstickt, denn Wombies Kuschelhase hatte den gesamten Zirkuswagen in ein klebrig-süßliches Geruchsinferno verwandelt. »Das ist … das ist … brutal«, röchelte Tom und hielt sich beide Hände vor Mund und Nase, in der Hoffnung, nicht die ganze Ladung einatmen zu müssen.

»Zwei Flaschen Weichspüler Typ ›Vanille-Mango-Traum‹«, knurrte Welf trocken als Erklärung, während er sich gegen den Kleiderschrank neben der Durchgangstür lehnte.

»Wer um Himmels Willen träumt denn von Vanille-Mango?«, näselte Tom fassungslos zwischen den Fingern hindurch.

Welf wies mit dem Zeigefinger auf Tom, allerdings sah er nicht danach aus, als würde er scherzen. »Du heut Nacht, würd’ ich sagen. Den Gestank kriegst du hier kaum mehr raus.«

»GMMMHHH«, machte Wombie beleidigt und Welf verdrehte die Augen Richtung Decke. »Is ja gut, von mir aus nennen wir es ›Duft‹.«

»GHM«, grunzte der Zombie zufrieden, wirkte aber unmittelbar danach genauso teilnahmslos wie immer.

Hop-Tep meldete sich auf telepathischem Wege bei Tom, da er durch seine Bandagen in der Regel kaum zu verstehen war. »Ich freue mich, dich wohlauf zu sehen, junger Prinz.« Er verneigte sich und legte dabei eine Hand auf die Brust.

»Danke, Hop-Tep, ich mich auch, ehrlich gesagt.«

Der ägyptische Prinz richtete sich wieder auf und verschränkte die Arme. »Darf ich davon ausgehen, dass du von den anderen schon mehr als genug getadelt wurdest für dein Fehlverhalten, das, mit Verlaub, an Dämlichkeit und Fahrlässigkeit nur schwer zu übertreffen war?«

Wenn der vornehme Königssohn solche Worte wählte, dann war es ihm wirklich ernst. Tom schluckte schwer. »Ja … Äh …«

In diesem Moment riss Vlarad der Vampir die Tür auf, trat herein und schmetterte sie so heftig hinter sich zu, dass der gesamte Zirkuswagen erzitterte.

»Holla«, brummte Welf und sogar Wombie hatte den Kopf leise knirschend in Richtung des Vampirs gedreht.

Der Graf knurrte nur ungehalten und deutete dann auf den freien Stuhl vor dem Computertisch. »Darf ich?«

»Na klar, setz dich«, beeilte sich Tom zu antworten.

»Verbindlichsten Dank«, antwortete Vlarad knapp, rückte den Stuhl zurecht, setzte sich und funkelte dann aus seinen düsteren Vampiraugen wütend in die Runde.

»Was ist denn los?«, erkundigte sich Tom vorsichtig. »Oder bist du auch sauer auf mich und musst jetzt erstmal eine Standpauke loswerden?«

Vlarad schnaubte entrüstet: »Wenn du nun immer noch nicht verstanden hast, wie unglaublich hirnlos …«

»Dochdoch, hab ich, hab ich!«

»Schön, dann kann ich mir diese Ansprache sparen und gleich zum nächsten Thema übergehen«, grummelte der Vampir.

»Und das wäre?«, fragte Tom.

»Na, was wohl?«, brauste Vlarad urplötzlich abermals auf. »Das vermaledeite Lazarus-Serum, welches wir dringend benötigen, um unseren einbalsamierten, ägyptischen Edelmann hier davor zu bewahren, den Weg seiner Vorväter zu gehen!«

Tom verstand.

Seit Monaten versuchte Vlarad, in seinem kleinen Labor einen Ersatz für das kostbare, magische Mittel zu finden, das dafür sorgte, dass Hop-Tep nicht zu Staub zerfiel. »Oh … okay … Aber hatte Dada dir nicht erst vor Kurzem ein paar Zutaten aus Ägypten geschickt?«

»Ja doch, hat sie, hat sie natürlich«, murmelte Vlarad.

»Und …?«, fragte Mimi gespannt.

»Ja, eben nichts ›und‹«, erwiderte der Graf gereizt. »Sie schickte mir Material, ich braute es nach bestem Wissen und Gewissen zusammen und … erhielt nichts als eine bräunlich-wässrige Soße.«

»Und die hatte gar keine Wirkung?«

»Oh doch, natürlich hatte das Gebräu eine Wirkung!« fuhr der Vampir wütend fort: »Das Zeug verklebte meinen wertvollen Kessel und ich war anschließend dreieinhalb Stunden mit schrubben beschäftigt! Diese Mixtur klebt wie der tollwütige Teufel, sowas habe ich noch nicht erlebt!«

Welf kratzte sich am Kinn. »Vielleicht könnten wir damit den verdammten Uhu an unserer Fassade festpappen, der ist vorhin schon wieder abgefallen.«

»Ich habe gerade größere Sorgen als diesen albernen Pappmaché-Uhu!«, schimpfte Vlarad.

Tom hob beschwichtigend die Hände. »Vlarad, bitte beruhig’ dich, so kenn ich dich ja gar nicht …«

Der Graf seufzte und erklärte frustriert: »Ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder, Junge.« Dann wandte er sich an die Mumie. »Hop-Tep, es tut mir sehr leid, aber es ist wie verhext. Alles, was ich versuche, endet in zerschmetternden Niederlagen – eine deprimierender als die andere. Wenngleich dein Vater den Erzählungen nach ein schrecklicher Herrscher und skrupelloser Schwarzmagier gewesen sein mag: Das Serum, das er ehemals zusammenbraute, war eine thaumaturgische Meisterleistung, die ich bislang nicht zu kopieren vermochte. Und ich weiß, dass die Zeit gegen uns spielt …«

Die telepathische Stimme des ägyptischen Prinzen hallte in Toms Kopf: »Alter Freund, ich bitte dich, mach dir um mich keine Sorgen.«

Mimi schnaufte entrüstet. »Aber wir alle machen uns Sorgen um dich, Hop-Tep! Wir wollen dich nicht verlieren!«

Hop-Tep deutete ein vornehm-zurückhaltendes Nicken an. »Das ehrt euch alle sehr und doch möchte ich euch bitten, der Tatsache ins Auge zu sehen. Ohne das Lazarus-Serum werde ich demnächst den Weg alles Irdischen gehen.«

»Nein, das darf nicht sein!« rief Vlarad und schlug so heftig mit der flachen Hand auf die Tischplatte, dass die beiden Computermonitore kurzzeitig Bodenhaftung verloren.

Hop-Tep hob beschwichtigend die bandagierten Hände. »Bitte, Herr Graf. Wie sagen Sie immer so schön auf Französisch: Contenance.«

Der Vampir schnaubte missmutig, sagte aber nichts weiter.

Tom sah zu Hop-Tep und stellte fest, dass dieser so ruhig und gelassen dastand, als ginge es um die Frage, ob die Wagen der Schreckensfahrt einen neuen Anstrich bekommen sollten.

»Also, Hop-Tep, du kannst nicht von uns erwarten, dass wir tatenlos zuschauen, wie du … wie … wie deine Zeit abläuft! Das geht einfach nicht!« Tom war gleichermaßen besorgt und genervt. Sie würden etwas tun! Sie würden Hop-Tep retten! Sie würden …

»Was wäre, wenn ich mir aber just dieses von euch wünschen würde?«

Neben Tom atmete Mimi erschrocken ein und er selbst brachte nur ein fassungslos gestottertes »W… was?« hervor.

»Das meinst du doch nich’ ernst«, platzte es aus Welf heraus und sogar Wombie grunzte höchst ungehalten aus seiner Ecke.

»Da, schau, Wombie ist auch total entrüstet!«, wies Tom auf den Zombie, während der seinen Kuschelhasen Odor in Richtung Hop-Tep hielt. »Und Odor auch!«

Die Mumie kreuzte beide Arme vor der Brust und neigte entschuldigend den Kopf. »Das tut mir sehr leid und gleichzeitig rührt es mich auch in der Seele, jedoch muss ich dabei bleiben. Ich bitte euch und insbesondere dich, Vlarad, edler Vampir und mächtiger Zauberer: Stelle deine Forschungen zum Lazarus-Serum ein und lass mich … gehen.«

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