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KAPITEL 1 KANN ICH VON HIER AUS SARAH PALINS HAUS IN ALASKA SEHEN?

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Nach Tscherski, im Osten Sibiriens, kommt man mit einem kleinen, buckligen Propellerflugzeug. Es fliegt zweimal in der Woche vom neugebauten Flughafen von Jakutsk, der kältesten Stadt der Welt. Im Winter kann die Temperatur hier auf minus fünfzig Grad sinken, aber heute, mitten im Juli, ist es stickig und heiß.

Wir sitzen in einem kleinen Bus und warten darauf, an Bord gehen zu dürfen. Dreizehn Erwachsene, zwei Kinder und ein sehr kleiner Hund mit puscheligen Pfoten und Ohren. Ein Mann hat eine Orchidee im Blumentopf dabei, eine Frau hat etwas gekauft, das aussieht wie ein mannshoher Christbaumschmuck, eingehüllt in eine schwarze Plastiktüte, eine andere Frau hat Gardinenstangen auf dem Schoß. Ich bin die Einzige, die kein Russisch spricht, die Einzige, die nicht nach einem Einkaufsbummel in der Metropole Jakutsk auf dem Heimweg ist.

Das Flugzeug sieht aus, als könnte es jeden Moment auseinanderfallen und ein Mechaniker in Latzhosen läuft hin und her und zieht die Schrauben nach. Einer der Piloten überprüft die Propeller, kontrolliert, ob sie sich drehen. Ich sitze im Bus und werde immer nervöser. Soll ich lieber nicht an Bord gehen? Aber was soll ich stattdessen tun? Das hier ist die einzige Möglichkeit, um nach Tscherski zu kommen, und außer mir scheint sich niemand sonderlich um die Flugsicherheit zu sorgen. Am Ende steige ich zusammen mit den anderen die wackelige Treppe hinauf.

Niemand schert sich darum, welche Sitznummern auf den Tickets stehen. Die beiden Stewardessen weisen uns an, weiter vorn Platz zu nehmen. Sie sprechen kein Englisch, sondern zeigen und deuten nur. Die Sitze sind so alt, dass sich die Rückenlehne nicht hochstellen lässt und man die Flugstrecke in halb liegender Position zurücklegen muss. Die versprochene Schwimmweste unter dem Sitz ist unauffindbar. Die Stewardessen gehen durch den schmalen Mittelgang und verteilen Spucktüten und Kaffee, während der kleine Hund zwischen den Sitzen herumspringt. Das Flugzeug wackelt und klappert bedrohlich, doch ab einer bestimmten Höhe fliegt es ruhig in Richtung Osten. Dennoch habe ich während des fünfstündigen Flugs einen schnelleren Puls als normalerweise.

„Das Flugzeug ist in 50 Jahren kein einziges Mal abgestürzt“, sagt Nikita Zimov, als ich gut gelandet bin, „warum hätte es diesmal abstürzen sollen?“

Wir sitzen in dem großen, runden Gemeinschaftsraum der Forschungsstation, für deren Besuch ich nach Tscherski gereist bin. Nikitas Vater Sergej gründete die Station in den Achtzigerjahren. Sie liegt ein paar Kilometer außerhalb der Ortschaft, die sich wiederum unvorstellbar weit weg von allem anderen befindet.

Das hier ist das sibirische Binnenland, die Gegend liegt im Norden und östlich von Japan, aber nicht so weit östlich wie die Kamtschatka-Halbinsel. Zur Küste des Nordpolarmeers braucht man einige Tage mit dem Boot auf dem breiten Fluss Kolyma. Es führt keine Straße nach Tscherski. Der Ort ist nur per Flugzeug oder Schiff zu erreichen. Hierher wurden zu Sowjetzeiten Strafgefangene gebracht, und hierher kam der russische Goldrausch und bescherte Tscherski eine kurze Blütezeit. Jetzt steht etwa ein Drittel der Häuser leer und die Bevölkerung ist auf knapp dreitausend Einwohner geschrumpft. In den Achtzigerjahren gab es hier zwei beheizte Schwimmbäder, erzählt man mir, aber die sind längst verschwunden, genau wie die Restaurants.

Abgesehen von den baufälligen Häusern des Ortes ist es hier unglaublich schön. Eine flache, weite Landschaft mit verschlungenen Flussläufen und flachen Seen. Wälder mit Weiden und Lärchen erstrecken sich über alle Flächen, die nicht ständig von den Flüssen überflutet werden. Im seichten Schlamm sprießen saftig grüne Grasbüschel. Lange Strände ziehen sich an den Flussbiegungen entlang und buschige Zwergbirken wachsen auf den Hügeln, wo es trockener ist. Jetzt im Juli blühen überall Weidenröschen, Rainfarn, pinkfarbene Nelken und Ähriger Blauweiderich.

„Ich habe gehört, dass ihr Schweden ordentlich was vertragen könnt“, sagt Nikita, als er mir am ersten Abend ein Glas Wodka hinstellt. Alle trinken Wodka zum Abendessen, Sergej trinkt auch schon zum Mittagessen mindestens ein Glas.

Man verfällt leicht in Stereotype und Klischees, wenn man versucht, Sergej Zimov zu beschreiben. Er ist ein russischer Wissenschaftler, der ganz für sich weit draußen in der sibirischen Wildnis lebt. Er hat langes, graues Haar und einen fast genauso langen grauen Bart. Auf der Station läuft er mit T-Shirt, Baskenmütze und Zigarette im Mund herum. Seine Frau Galina erledigt die meisten Schreibarbeiten.

Sergej hat feste Vorstellungen von dem, was sich für die verschiedenen Geschlechter gehört. In dieser Beziehung ist er bestimmt kein Einzelfall. So kann ich zum Beispiel während meines gesamten Aufenthaltes hier in kein Boot steigen, ohne dass mir ein Mann seine Hilfe anbietet. Sergej ist offensichtlich sehr stolz auf seinen Sohn Nikita, der die Station übernehmen wird. Über seine Tochter, die als Schriftstellerin in St. Petersburg lebt, redet er längst nicht so viel. Dennoch seien weibliche Wissenschaftler ganz in Ordnung, und einige der besten Leute, die die Station besucht haben, seien Frauen gewesen, erzählt mir Sergej am ersten Abend.

Er begann in den 1980er-Jahren hier draußen zu forschen und baute die Station auf, während die Sowjetunion darauf setzte, Ressourcen auszuschöpfen und den Einfluss in Nordsibirien auszuweiten. Auf diese Weise versuchte man die Herrschaft im ganzen Land zu festigen. Die Muttersprache der örtlichen Bevölkerung ist nicht Russisch und es gibt eine eigene Schriftsprache. Die „ethnischen Russen“ wurden hierhergeschickt, um den Zusammenhalt des Reiches zu stärken. Forschungsstationen, Bergbau und andere Industriezweige wurden gefördert. Darüber hinaus wurde der Luftverkehr ausgebaut.

„Hier war ein guter Ort. Ich hatte viel Freiheit und wir waren weit weg von der kommunistischen Propaganda“, sagt er, während wir am Abend Elchfrikadellen essen.

In der Station gibt es sehr gutes Essen, vorausgesetzt man mag gern Elchfleisch. An den Abenden, wenn wir Bier trinken und Karten spielen, knabbern alle salzigen, getrockneten Tintenfisch. Er ist gut, wenn auch etwas zäh.

Als die Sowjetunion sich auflöste, erhielt die Station keine Fördergelder mehr. Sergej wurde aufgefordert, seine Sachen zu packen, mit seiner Familie die Station zu verlassen und an die Universität in Nowosibirsk zurückzukehren. Doch er weigerte sich. Stattdessen beschloss er, mit seiner Familie zu bleiben und Russlands erste private Forschungsstation zu gründen.

Zu Beginn war es schwierig, erzählt Nikita von seinen Teenagerjahren in den Neunzigern. Eine graue, freudlose Zeit. Manchmal hatte die Familie kaum genug zu essen. Jetzt hat die Station sich verändert. Jedes Jahr kommen um die fünfzig Wissenschaftler aus aller Welt hierher, vor allem aus den USA, um die Natur und den Permafrost zu studieren. Während meines Aufenthaltes sind wir etwa fünfzehn Besucher, einige deutsche Forscher und eine Gruppe von amerikanischen Studenten, die abends Gitarre spielen.

„Im Film Forrest Gump wird die Hauptfigur durch einen Zufall zum erfolgreichen Krabbenfischer, nur weil alle anderen Boote durch einen Sturm zerstört wurden. So war es für uns. Hier im Norden gibt es noch immer sehr wenige Forschungsstationen, die so gut ausgestattet sind wie wir“, erklärt Nikita.

Ich bin den weiten Weg gereist, um mir Mammuts anzuschauen oder zumindest das, was von dem Ökosystem übriggeblieben ist, in dem sie einst lebten. In den letzten fünf Millionen Jahren sind ungefähr zehn verschiedene Mammutarten entstanden und ausgestorben und das Wollhaarige Mammut war das letzte seiner Art. Es ist das, woran die meisten Leute denken, wenn sie das Wort Mammut hören: ein massiger Körper mit abfallendem Rücken, dickem, lockigem Fell und riesigen, geschwungenen Stoßzähnen. Es entwickelte sich vor ungefähr vierhunderttausend Jahren aus seinen früheren Verwandten irgendwo in Ostasien.

Mammuts existierten in einem riesigen Gebiet, vom heutigen Spanien und Italien bis Südschweden, in Sibirien und großen Teilen des heutigen Chinas, in Alaska und Nordamerika. Genau wie die modernen Elefanten lebten sie wahrscheinlich in Gruppen, die von älteren Kühen geführt wurden. Wir Menschen begegneten den Mammuts vor dreißig- bis vierzigtausend Jahren, als wir Afrika verließen und in den Nahen Osten sowie nach Europa vordrangen. Dort hatten Neandertaler schon lange Zeit Seite an Seite mit ihnen zusammengelebt. Sie hatten die Mammuts gejagt und ihre Knochen unter anderem als Baumaterial verwendet.

Die letzte Eiszeit begann vor etwa hunderttausend Jahren. Während der Norden von riesigen Gletschern bedeckt wurde, entstand hier in Ostsibirien eine fruchtbare Steppenlandschaft. Durch Stürme und Meeresströmungen wurde die Region trocken und windig, blieb jedoch frei von Eis, was dazu führte, dass in den warmen Sommermonaten Gras wachsen konnte. Hier gediehen Mammuts sowie Wollnashörner, Moschusochsen, Pferde und Wölfe. Nikita und Sergej haben versucht zu ermitteln, wie viele Tiere hier vor etwa vierzigtausend Jahren lebten, und nach ihren Berechnungen gab es hier eine fast genauso reiche Fauna wie in den afrikanischen Savannen. Als die ersten Menschen vor etwa zwanzigtausend Jahren hierherkamen, müssen sie nahezu unendliche Mengen von Wild vorgefunden haben, auf das sie Jagd machen konnten.

Vor etwa zehntausend Jahren veränderte sich das Klima und die Eiszeit neigte sich dem Ende zu. In Sibirien wurde es wärmer und etwa zur gleichen Zeit verschwanden auch die Mammuts. Der genaue Grund ihres Verschwindens ist immer noch unklar und wird von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt heftig diskutiert. Lag es an dem wärmeren Klima oder daran, dass die Menschen zahlreicher wurden und bessere Jagdmethoden entwickelten? Vielleicht war es eine Kombination beider Phänomene, wovon beispielsweise die Paläogenetikerin Beth Shapiro ausgeht. Ihre Forschung hat gezeigt, dass die Mammuts wärmere Perioden vor der letzten Eiszeit überlebten, ihre Zahl sich jedoch verringerte, weil die Grasflächen schrumpften und von Torflandschaften und Sümpfen verdrängt wurden. Am Ende der letzten Eiszeit geschah dasselbe, aber Shapiro glaubt, dass die Anwesenheit jagender Menschen das endgültige Aus für das Mammut bedeutete. Diese Frage ist noch längst nicht geklärt.

Zusammen mit dem Mammut verschwanden auch viele andere Arten, darunter das Wollnashorn. Die weiten Grassteppen wurden durch die heutigen Feuchtgebiete und Lärchenwälder ersetzt. Auf einer Reihe von Inseln im Nordpolarmeer, vor allem auf der Wrangelinsel, lebten die Mammuts noch weitaus länger. Die letzten starben vor circa viertausend Jahren, einige Jahrhunderte nachdem die großen Pyramiden im ägyptischen Gizeh fertiggestellt wurden.

„Als es in dieser Region die meisten Mammuts gab, herrschte hier ein derart fruchtbares Ökosystem, dass es immer noch die Menschen ernährt, die hier leben“, erklärt Sergej.

Wenn man keine Forschungsstation betreibe, gebe es in Tscherski zwei andere Möglichkeiten, um Geld zu verdienen, erzählt er. Entweder man fischt Saiblinge in den örtlichen Flüssen, oder man macht Jagd auf Mammutstoßzähne. In den letzten Jahren fingen hier viele Leute an zu suchen. Die Preise, die chinesische Abnehmer dafür zahlen, sind schnell gestiegen, nachdem die Stoßzähne während der Sowjetzeit praktisch wertlos gewesen waren.

In Tscherski haben sich einige Leute Taucherausrüstungen angeschafft, um im Fluss zu tauchen, während andere für mehrere Monate in die Wildnis ziehen und Jagd auf Stoßzähne machen. Nach Schätzungen werden jährlich etwa sechzig Tonnen Mammutelfenbein aus Sibirien ausgeführt, und fast alles landet in China. Der Handel ist legal, wird jedoch vielfach schwarz abgewickelt, um Steuern und Zölle zu sparen.

„Einen Stoßzahn zu finden, ist für die Leute hier die einzige Möglichkeit, sich etwas Teures anzuschaffen, wie zum Beispiel ein Schneemobil“, erläutert Sergej.

Er selbst habe bei seinen Expeditionen schon Dutzende Stoßzähne gefunden, berichtet er, doch jetzt, wo man so viel Geld dafür bekommen könne, seien die Funde viel seltener geworden. Dann erzählt Sergej von dem größten Stoßzahn, den er jemals gefunden hat.

„So breit war er am Ansatz“, sagt er und hält die Hände fast einen halben Meter auseinander. „Und so lang“, fährt er fort und breitet die Arme aus.

Offensichtlich handelt es sich hier um die Tscherski-Version von Anglerlatein, bei dem der Stoßzahn jedes Mal ein bisschen länger wird, wenn ein Journalist die Geschichte zu hören bekommt. Doch Mammutstoßzähne können tatsächlich gewaltig sein. Sowohl weibliche als auch männliche Tiere hatten Stoßzähne, doch die der Kühe waren kürzer und dünner. Sie wuchsen spiralförmig, zuerst drehten sie sich auswärts dann einwärts, bis sie zusammentrafen und sich bisweilen sogar kreuzten. Der längste Mammutstoßzahn, der je gefunden wurde, maß gut vier Meter.

In der Ecke von Sergejs Wohnzimmer liegen zwei Meter lange, gut erhaltene Stoßzähne und Wollnashornschädel.

„Das ist meine Versicherung für schlechte Zeiten. Der größte Stoßzahn ist um die fünfzigtausend Dollar wert“, sagt er grinsend.

Auf der ganzen Station liegen Mammutteile herum. Zahnstücke dienen hier und dort als Briefbeschwerer. Genau wie Elefanten hatten Mammuts gigantische Zähne, insgesamt jedoch nur vier Stück, zwei im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer. Ein Mammutzahn kann an die zwei Kilo wiegen.

Im Flur, zwischen den Toiletten und den Schlafräumen, steht ein großer Pappkarton, in dem sich ein wildes Durcheinander von langen Mammutknochen befindet. Jemand hat mit Edding etwas auf Russisch auf den Karton geschrieben, doch der Form nach tippe ich auf Oberschenkelknochen. Jedes Mal wenn ich vorbeikomme, kann ich es nicht lassen, sie zu berühren. Es sind exakt diese Knochen, mit deren Hilfe Wissenschaftler hoffen, Mammuts wieder zum Leben erwecken zu können. Die amerikanische Paläogenetikerin Beth Shapiro, die ich bereits erwähnt habe, gehört zu den führenden Experten, wenn es darum geht, Erbgut aus den Knochen eiszeitlicher Tiere herauszuholen. Sie berichtet, dass es ein langer und schwieriger Prozess sei, zum Beispiel die Gene eines Mammuts zusammenzupuzzeln.

Stellen Sie sich vor, dass das gesamte Erbgut ein richtig dickes Buch ist, wie Krieg und Frieden, Der Herr der Ringe oder Shakespeares gesammelte Werke, und dass dieses dicke Buch in jeder Körperzelle eines Mammuts zu finden ist. Anders als ein Buch muss das Erbgut dauernd repariert werden, damit es zusammenhält und lesbar bleibt. Deshalb finden innerhalb der Zellen ständig Renovierungsarbeiten statt. Doch sobald das Mammut stirbt, beginnen die langen DNA-Moleküle in kleinere und kleinere Stücke zu zerbrechen. Stellen Sie sich vor, dass der Leim der Bindung brüchig wird, worauf sich die Buchseiten lösen. Dann zerfällt das Papier in einzelne Sätze und einzelne Worte.

Danach streuen Sie die Papierschnipsel auf einen schlammigen Acker, über den Sie eine Horde von eiszeitlichen Tieren marschieren lassen, erklärt Shapiro. Der Versuch, Shakespeares Hamlet aus diesem Durcheinander zusammmenzustückeln, vermittelt Ihnen eine Vorstellung von der Arbeit der Leute, die sich mit der Analyse richtig alter DNA beschäftigen.

Mammutknochen sind im Permafrost eingefroren und haben Zehntausende von Jahren in der Erde gelegen. Vielleicht stammen sie von einem Tier, das in einem Tümpel ertrank und in gefrorene Sedimente gebettet wurde. Obwohl die Kälte den Körper konserviert, zerfällt das Erbgut die ganze Zeit weiter. Die alten Knochen werden zermahlen, damit die Wissenschaftler an die kurzen Stücke der DNA-Moleküle gelangen, die noch erhalten sind – aber hier lauert das nächste Problem. Auf dem schlammigen Feld, auf dem Sie nach Ihrem Buch suchen, liegen auch die Schnipsel vieler anderer Bücher herum. Die Forscher finden jede Menge DNA von Bakterien, Pilzen, Insekten und allen möglichen anderen Kleinstlebewesen und Pflanzenteilen, die sich in den Zehntausenden von Jahren, während derer das Tier eingefroren in der Tundra lag, in den Knochen angesammelt haben. Insgesamt stammt nur ein Prozent des gesamten aufgefundenen Erbguts vom Mammut selbst.

Wenn man alle kleinen Fitzelchen zusammengesucht und herausgetüftelt hat, welche tatsächlich vom Mammut stammen, folgt das Problem, sie in der richtigen Anordnung zusammenzufügen. Dies kann man nur bewerkstelligen, indem man ein möglichst nah verwandtes Tier, zum Beispiel einen Asiatischen Elefanten, als eine Art Vorlage verwendet. Jedes kleine Fragment des Erbgutes wird mit der Vorlage verglichen und an die richtige Stelle gefügt, und zum Schluss stellt man eine Patchworkdecke zusammen, auf der jedes kleine Stückchen Mammut-DNA sich mit einem anderen Stückchen überlappt, sodass man zum Schluss ein Bild davon erhält, wie die Mammut-DNA ausgesehen hat.

Bei Anwendung dieser Methode ist es Wissenschaftlern gelungen, das Erbgut des Mammuts Stück für Stück mit immer größerer Genauigkeit zusammenzupuzzeln. Die letzte große Studie wurde unter anderem von Wissenschaftlern des Naturhistoriska Riksmuseet (Naturgeschichtliches Reichsmuseum) in Stockholm durchgeführt, wo eine sogenannte Sequenzierung der Mammut-DNA vorgenommen wurde.

Wissenschaftler wissen heutzutage also genau, welche Gene das Mammut in sich trägt und inwieweit diese sich von denen des Asiatischen Elefanten unterscheiden. Es ist möglich, die Gene ausfindig zu machen, die Mammuts anders aussehen lassen als Elefanten, die ihnen einen dicken Pelz bescherten, Unterhautfett, kleinere Ohren, damit sie die Wärme besser speichern konnten, und so weiter. Dieses Wissen schürt die Hoffnung, dass man ein Mammut wiedererschaffen kann.

Nikita und Sergej Zimov untersuchen nicht nur die Natur, in der die Mammuts einstmals lebten, sondern sie verfügen auch über den Platz, wo ein zukünftiges Mammut leben könnte. Das Unternehmen, neue, haarige Riesen zu erschaffen, hat nämlich schon begonnen, und die Zellen, die den ersten Schritt darstellen, wachsen bereits in einem Labor in Boston heran.

Doch bevor ich in die USA fliege, werde ich in Jakutsk Halt machen und mir das Beste anschauen, was die Stadt ihren Touristen zu bieten hat.


Neolithische Darstellung eines Mammuts in der Höhle von Rouffignac, Dordogne, Frankreich © Heritage-Images/CM Dixon/akg-images

Wie klone ich ein Mammut?

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