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Donnerstag, 29. September: von Montecatini Terme über Florenz und Siena nach Chianciano Terme

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Inzwischen haben wir den Reiseführer kennengelernt, der uns bis Messina begleiten soll. Das war ein richtig armes Würstchen, was aber weniger an ihm selbst lag als an der Situation, in die man ihn gebracht hatte. Er ist seit Jahren Reiseführer in Breslau und Krakau, macht aber jedes Jahr vier Wochen Praktikum in Italien, um das Land kennenzulernen. Dass er unsere Reise betreuen soll, hatte er erst wenige Tage vorher erfahren, das Reiseprogramm und eine Teilnehmerliste hatte er jedoch nicht bekommen. Süditalien kannte er noch nicht, keine Straßen, Umgehungen, Rastplätze, Toiletten, Hotels, Geheimtipps etc. Außerdem war er kränklich wie der Busfahrer, mit dem er sich überhaupt nicht verstand. Sie konnten sich nur auf das Navi und den Augenschein verlassen, sowie Informationen beim Reiseveranstalter, den Hotels und den Begleitern anderer Busse zusammentelefonieren. Das konnte einfach nicht gutgehen – und ging es auch nicht…

So war bereits der Zeitansatz für die Fahrt nach Florenz zu knapp gewählt, sodass wir den Treffpunkt mit unserem Stadtführer zu spät erreichten und dieser die Führung sowie die anschließend übliche Freizeit etwas kürzen musste. Ich konnte damit insofern leben, als dass ich in der Altstadt von Florenz ja schon zwei Führungen mitgemacht hatte und dadurch die wesentlichen Sehenswürdigkeiten bereits kenne, wenn auch mit Ausnahme des Doms nur von außen.


Dafür waren wir pünktlich an unserem zweiten Ziel, der mit Florenz traditionell verfeindeten Stadt Siena, die für mich neu und somit das erste Highlight der Reise war. Die dortige Führung gestaltete sich recht anstrengend, nicht nur weil die Temperaturen merklich angestiegen waren, sondern auch weil man, um von der von den Florentinern errichteten Festung und der Dominikanerbasilika (in der man leider nicht fotografieren durfte) zum weithin sichtbaren Dom zu gelangen, ein sich durch das Stadtgebiet ziehendes Flusstal erst umgehen und dann überqueren muss. Mit dem Dom hat es eine besondere Bewandtnis: um den in Florenz zu toppen, beschloss man, ihn als Seitenschiff stehen zu lassen und im rechten Winkel dazu ein riesiges neues Hauptschiff anzubauen. Einen Teil der Außenmauern schaffte man sowie das große Eingangsportal im Rohbau, das nun ebenfalls weithin sichtbar über der Stadt steht und sogar bestiegen werden kann. Dann kam die Pest, und das Vorhaben wurde nie wiederaufgenommen.


Natürlich besuchten wir auch die Piazza del Campo, wo zweimal im Jahr das berühmte mörderische Pferderennen, der Palio, stattfindet. Mörderisch ist durchaus angebracht, denn allein seit 1970 sind 50 Pferde an den Folgen verendet, und auch viele Reiter kamen nicht ungeschoren davon. Letzterer bedarf es jedoch nicht unbedingt, denn die Pferde dürfen auch ohne Reiter gewinnen, sofern sie noch die Insignien ihrer Contrade (Stadtteil) tragen; und das ist nicht selten vorgekommen. Um diesen Bericht nicht zu sehr aufzublähen, verweise ich auf den lesenswerten Wikipedia-Artikel, der erklärt, was es mit dem Palio und den Contraden auf sich hat und wie das Ganze funktioniert, das übrigens nicht der Touristen wegen veranstaltet wird. In diesem Jahr gab es die Sensation, dass die zuvor 27 Jahre lang sieglose Wolf Contrade beide Rennen gewann, was in 700 Jahren erst 17mal vorgekommen ist! Sie hatten übrigens zweimal dasselbe Pferd zugelost bekommen.


Unser nächstes Hotel in Chianciano Terme fand unser Navi problemlos, aber zu dieser Jahreszeit wird es ja schon so früh dunkel, dass mir der nette kleine Balkon am Zimmer leider nichts mehr nützte. An diesem Ort hatte ich bereits auf einer früheren Reise einmal übernachtet, aber ich müsste erst nachschauen, wie das Hotel heißt und wo es liegt. Dieses hier wird mir jedenfalls in Erinnerung bleiben durch die zum Abendessen servierte Pasta alla Wodka! Natürlich geht der Alkoholgehalt bei der Zubereitung weitgehend verloren, sodass ich beim Essen weder lustig noch betrunken werden konnte, aber man schmeckte deutlich, dass in der Tomaten-Speck-Soße reichlich Wodka drin war. Und ich weiß, was Wodka ist, schließlich war ich vor langer Zeit mal zwei Jahre mit einer Russin liiert…

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