Читать книгу Leben in Kommunen - Tristan Nolting - Страница 7

Оглавление

Vorwort

Dass du dieses Buch lesen möchtest, hat einen Grund. Alles, was du tust, hat einen Grund, der auf deine individuelle Lage, also dein Wesen, inklusive deiner erworbenen Kenntnisse sowie deine Glaubenssätze, zurückzuführen ist. Ich möchte zu Beginn dieses Buches zwei Dinge vorausstellen: Erstens bin ich nicht dafür verantwortlich, was du aus meinem Werk interpretierst, sondern nur dafür, was ich tatsächlich geschrieben habe. Je nachdem, welche Vorerfahrungen du besitzt, nimmst du deine Umwelt anders wahr. So ist es auch mit Worten und erst recht bei Schriftwerken. Ich glaube zu wissen, dass deine Wahrnehmung und deine Aufmerksamkeit dein Weltbild bestimmen und so zu deiner Perspektive führen. Du wirst dieses Buch anders lesen als deine Freunde. Zweitens ist es wichtig, eine Grundintention des Buches zu verinnerlichen, die da lautet: Traue dich, deine Fähigkeiten auszubauen, die es dir erlauben, unabhängiger zu sein. Heutzutage haben wir den Drang, fast alles zu kaufen, auch wenn wir es vielleicht sogar selbst machen könnten. Jeder Handgriff wird unbewusst aber gekonnt ausgelagert. Das schränkt uns unheimlich ein und macht uns noch abhängiger von äußeren Faktoren, als wir es sowieso schon sind. Bedenke nun: Ich verfolge keinesfalls das Ziel, bestimmten Personen auf dieser Welt einen Vorwurf zu machen und absichtliche Schuldzuweisungen zu formulieren, weshalb diese Abhängigkeiten bestehen. Wie bereits erwähnt geschieht alles aus einem Grund und hat damit seine von Beurteilungen unabhängige Existenzberechtigung. Was wir als Menschen zu dem Schicksal und Wohle aller Lebewesen beitragen können, ist die Gewährleistung des kontinuierlichen Wachstumsprozesses im Leben, wie es auch in der Natur eindeutig zu finden ist. Wir als Lebewesen mit Verstandesseele (im Sinne der aktiven Einflussnahme auf die Innen- und Außenwelt) sind jedoch die Einzigen, die mit der Gabe des freien Willens ausgestattet wurden. Somit ist es uns nicht nur möglich, Liebe und Fürsorge in dieser Welt zu verbreiten, sondern das komplett gegensätzliche Extrem von Hass, Gewalt und Rache.

Die Geschichtsschreibung weist uns darauf hin, dass in der Vergangenheit hauptsächlich Zeiten der Probleme, des Krieges und der Turbulenzen geherrscht haben. Vielleicht trügt diese Ansicht aber auch, denn es könnte auch einfach nicht lohnenswert sein, den Frieden schriftlich festzuhalten, weil Genuss selbst nicht oder nur schwer in schriftlicher Form vermittelt werden kann. Was sehr viel leichter weitergegeben werden kann, sind Lektionen und Lehren über Glück und Unglück, über Fehler, die der Mensch gemacht hat und wie er sie besser machen kann. Es liegt aber an niemand anderes als uns selbst, mit all unseren Kenntnissen und Fähigkeiten diese Probleme zu erkennen, überwinden und Frieden zu stiften. Jeder Einzelne kann und wird hierzu seinen Beitrag leisten, ob nun praktisch oder theoretisch, gewollt oder ungewollt - davon bin ich fest überzeugt.

So stand auch ich vor der Entscheidung, zu handeln, etwas in dieser Welt zu bewegen und vor der Frage, in welcher Form dies geschehen soll. Welchem höheren Ziel soll ich meinem Leben widmen? Denn ist es nicht eben jenes höhere, dass uns dazu bringt, die kurzlebigen Probleme zu überwinden, anstatt sie zu ignorieren und zu verdrängen? Rückblickend hat mich mein damaliger Glauben dazu geführt, eine Tätigkeit als Schriftsteller zu beginnen und an die Herzen und den Verstand von Menschen zu appellieren. Auch wenn ich den Pragmatismus immer der Theorie vorziehen würde, sowie das gesprochene Wort und die Handlung der Literatur, so ist es in unserem Zeitalter wesentlich leichter, Lehren durch Publikationen zu verbreiten. Hierzu sind in unserer Moderne unzählige Möglichkeiten gegeben worden. Als Grundlage für den weiteren Lebensweg bieten Bücher ungeahnte Schätze an Weisheit zur Überwindung materieller Konzepte und Dogmen. Wer sich selbst erkennen möchte („gnothi seauton“ ―Inschrift am Apollon-Tempel von Delphi), der tut gut daran, sich selbst zu belesen und seine Ansichten mit anderen Menschen zu teilen. Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir erstmals Zugang zu Wissen haben, dass seit Jahrtausenden geheim gehalten und in elitären Bibliotheken geheim gehalten wurde. Dies sollte uns bewusst sein und folglich durch die Wertschätzung für dieses Wissen zu einem gemeinsamen Konsens führen, anstatt zu Streitgesprächen - und zu Toleranz anstatt zu Missionierungen. Sollten wir uns nicht unserem Verantwortungsbewusstsein über unsere Macht in der Welt dazu bringen, dass wir selbst uns auf den Weg des Vertrauens und der Wertschätzung miteinander begeben? Letztlich ist es das, was jeder Ratgeber, den man für zehn Euro im Buchhandel kaufen kann, uns verklickern möchte.

Ich möchte hier schon einmal vorab betonen, dass ich für all das, was die Menschheit bisher an Wissen erreicht hat, und dies umschließt auch alle Schattenseiten kultureller Praktiken und technologischer Erfindungen unendlich dankbar bin. Trotz der unzähligen Verbrechen, die tagtäglich begangen werden, hätten wir es auch wesentlich schlimmer treffen können, was unsere Gemeinschaft und das Zusammenleben betrifft. Dazu braucht man nur einen Blick in die Geschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts zu werfen. Trotzdem sehe ich die Menschheit nicht als ein Problem an oder als eine Plage, wie manche behaupten mögen, sondern als eine Chance. Eine Chance, etwas zu erreichen, was anderen uns bekannten Lebensformen nicht möglich ist. Und das haben wir auch schon längst getan - wie beispielsweise durch die Erfindung von Kulturen und Traditionen. Daher möchte ich die Vergangenheit als Appell in das Gedächtnis der Menschen rufen. Erst das Bewusstsein über die begangenen Fehler, ohne sich in ihr zu verirren und auf ihr zu beharren, kann zur Lösung der eigens geschaffenen Probleme beitragen. So stimmen auch die weisesten Philosophen und Gläubigen (darunter Platon, Aristoteles, Pythagoras, Laotse, Konfuzius, Buddha, Meister Eckhart…) der Geschichte überein, dass alles so kommen wird, wie es kommen soll, auch wenn der reine Verstand dies niemals vollständig ergründen wird. Aus dieser Wertschätzung für alle Lebewesen und dem Vertrauen gegenüber dem Schöpferprinzip, namentlich dem Karma, dessen Existenz ich mir selbst aus tiefster Seele bewusst bin, möchte ich dieses Werk als Geschenk an die Nachwelt kommender Generationen überlassen. Auch wenn die angesprochenen Ideen in diesem Buch radikal und utopisch wirken mögen, so ist es niemals als wertende, absolute oder anklagende Meinung gegenüber unserer Gesellschaft gedacht. Jeder wird genau das bekommen, was er verdient, dessen bin mir nicht nur sicher, sondern ich erlebe es jeden Tag aufs Neue durch meine Erfahrungen und behaupte so es zu wissen. Auch wenn wir unserer eigenen Verzweiflung längst überdrüssig sind, so wisse es gewinnt doch die Hoffnung auf das Gute im Leben (wie man auch das Gute letztendlich interpretieren mag).

„Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ – Volksweisheit

Ist es utopisch, daran zu glauben, dass der Mensch in Eintracht leben kann? Ich glaube sogar daran, dass es unser unausweichliches Schicksal ist. Lasst uns also versuchen, diesen für uns geebneten Weg ergründen, den wir wohl in letzter Instanz einschlagen müssen, da wir langfristig nur in einer Gemeinschaft überleben können, in der jeder sein ganz eigenes Heil erkennen, Frieden mit sich finden und mit der Welt teilen kann. Dort und nur dort, wo die Utopie nicht bloß Rebellion bedeutet und wo Zusammenleben nicht bloß Zusammenwohnen bedeutet, wird sich die mächtige Illusion der Trennung der Liebe unterwerfen und unser Leben wird zum einst geglaubten Traum werden.

„Der wahre Verstand kann alle Lügen und Illusionen durchschauen, ohne sich zu verirren. Das wahre Herz kann das Gift des Hasses überstehen, ohne Schaden zu nehmen. Seit Anbeginn der Zeit hat die Finsternis in der Leere existiert, aber sich immer vor dem reinigendem Licht gebeugt.“

―Zitat aus Avatar - der Herr der Elemente

Leben in Kommunen

Подняться наверх