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So schön ist die Wupper Sie stank wie eine Kloake, war pechschwarz. Jetzt ist sie wieder klar wie ein Gebirgsbach.
ОглавлениеVon Uli Preuss
Eisvogel und Eintagsfliege können sich nicht irren. Die Wupper ist auf dem besten Wege, wieder klar und sauber zu werden. Das ist einer der Gründe, weshalb das Solinger Tageblatt dem bergischen Fluss eine Serie widmet. Dabei beleuchten wir seine Geschichte ebenso wie die Bemühungen, aus dem Industriefluss Wupper wieder ein Naturparadies zu machen. Anrainer kommen zu Wort, Künstler werden vorgestellt, und wir begleiten einen Fliegenfischer bei seinem ungewöhnlichen Hobby, für das er sauberes Wasser braucht.
Die Wupper – sie verbindet die Menschen im Bergischen Land. Und früher hat sie viele ernährt: Die Fischerei war Lebensgrundlage am Fluss. Üppig waren damals die Mahlzeiten. Lange vor der Industrialisierung gab es sogar Erlasse, wonach Arbeitgeber ihren Bediensteten nicht mehr als vier Mal in der Woche Lachs vorsetzen durften. So zahlreich kam der Edelfisch vor. Ein Fisch, der wie alle anderen Arten zu Beginn der Industrialisierung nahezu ausgerottet war.
Das geschah vor mehr als 100 Jahren, da immer mehr Fabriken, immer mehr Färbereien und Haushalte ihre stinkenden Abwässer in den Fluss leiteten. Sein Schicksal schien besiegelt. Sogar vom „schwarzen Fluss“ war die Rede. Gemeint war sein Wasser, das farbig und übelriechend einer Kloake gleich alles Leben im Fluss erstickte. Lotte Rodenkirchen, seit den 1960er Jahren Bewohnerin des Wipperkottens, erinnert sich: „Früher stank es nach Chemie und Seife, täglich und fast unerträglich.“
Die „Wandlung von einer toten Kloake zum vor Leben strotzenden Naturparadies“ hat der Solinger Tierfilmer Sigurd Tesche in seinem Buch „Die Wupper – Amazonas im Bergischen Land“ geradezu euphorisch beschrieben. Es gebe nicht viele Flüsse, denen so etwas Wunderbares widerfahren sei. Tesche schenkte dem Fluss, an dem er und Tochter Natali aufwuchsen, einen Bildband nebst einem abendfüllenden Naturfilm. Dabei dokumentierten die Tierfilmer doch nur den Ist-Zustand. Und der hat es heutzutage in sich. Im, am und über dem bergischen Fluss tummelt sich eine Tierwelt, die im europäischen Raum an Menge und Artenvielfalt ihresgleichen sucht.
Auch heute noch ist der Fluss von den Bedürfnissen seiner Anlieger geprägt. Doch die wollen längst nicht mehr nur seine Wasserkraft nutzen, obwohl gerade in diesem Bereich der 1930 gegründete Wupperverband mit Flussprojekten bis hin zum Bau großer Talsperren Vorbildliches leistet.
Als Freizeitfluss erleben Generationen von Naturliebhabern ihre Wupper. Und obwohl in ihr fast überall nicht geschwommen werden darf, entwickeln die Menschen viele Möglichkeiten, ihren Heimatfluss zu genießen. Ein ausgeprägtes Wegenetz verbindet das Gewässer mit Wäldern, Gastronomie und Museen. Wer hier wandert, erlebt intakte Natur und kann in den Wanderpausen in einer der zahlreichen Gaststätten einkehren. So vielfältig das Leben an den Wupperufern ist, so mannigfaltig ist der Beginn des Flusses. Als Bächlein Wipper entspringt er im oberbergischen Börlinghausen aus bis zu 37 Quellen in einem kleinen Hochmoor. Nach gut 117 Kilometern trifft die Wupper auf den großen Bruder Rhein. Der Strom ist jünger als der bergische Fluss und hat doch eine ähnliche Geschichte. Burgen thronen heute noch über ihm, locken jetzt Touristenströme.
In Solingen ist es Schloss Burg hoch über der Wupper, das die Besucher anzieht. Wie der Rhein wurde auch die Wupper vielfach besungen. Kunst und Kultur sind an ihren Ufern gediehen. Das bergische Heimatlied handelt von ihr ebenso wie Theaterstücke. Else Lasker-Schülers Stück „Die Wupper“ wurde in Berlin uraufgeführt. Und auch in die Alltagssprache hat das Gewässer Einzug gehalten. „Über die Wupper gehen“ steht dafür, dass etwas endet oder zerstört wird. Damit tut man dem Fluss unrecht. Denn so gut wie jetzt ging es ihm schon lange nicht mehr. Und dafür feiern wir ihn mit diesem E-Book!
Einzigartig sind der Wipperkotten und sein Wupperwehr. Im rechten Teil des Doppelkottens aus dem 17. Jahrhundert werden Scheren und Messer mittels Wasserkraft geschliffen. Das Wehr soll aus dem 17. Jahrhundert stammen.