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Schweben ist so schön

Auf drei Arten über die Wupper schweben: Fährmann Holger Haarer und seine Kollegen bringen jährlich 80.000 Wanderer und Radfahrer mit Muskelkraft über den Fluss.

Von Uli Preuss

Es sind Fischreiher und Eisvögel, die Holger Haarer in Müngsten an der Wupper immer häufiger zu sehen bekommt. Wenn der Fährmann der Schwebefähre in den Sommermonaten um 10 Uhr morgens die Gitter öffnet, steht auf der anderen Wupperseite immer ein Reiher im seichten Wasser und lässt sich beim morgendlichen Fischessen nicht stören.

Doch kaum kommen die ersten Wanderer auf die Schwebefähre zugelaufen, ist es auch mit seiner Idylle vorbei. Fast 80.000 Gäste setzten laut Haarer im vergangenen Jahr mit eigener Muskelkraft über die Wupper. Kein schlechtes Geschäft. Schon bei etwa 30.000 Gästen seien die Kosten gedeckt, rechnet der Betriebsleiter vor. Die Solinger Lebenshilfe betreibt die Schwebefähre seit Oktober 2006. Mittlerweile konnte sie dadurch gleich mehrere Arbeitsplätze schaffen.

Holger Haarer und seine Kollegen haben eine Fünf-Tage-Woche. So sind mindestens drei Planstellen nötig, um die Arbeitszeit einzuhalten und gleichzeitig an sieben Tagen in der Woche den Fährbetrieb zu gewährleisten. Heute scheint unter der Müngstener Brücke die Sonne. Ein idealer Tag, um über die Wupper zu setzen. Das geschieht auf der Schwebefähre mittels vier Zentimeter dicken Drahtseilen und einem Hebelmechanismus, der, mit Muskelkraft betrieben, die Fähre an den Seilen geräuscharm über die Wupper zieht.

„Fast alle Fahrgäste wollen selber pumpen“, sagt Haarer. Nur wenige müssten aus gesundheitlichen Gründen passen. „Dann sind wir, die Fährmänner, gefordert“, weiß der Familienvater. Bei Eis und Regen funktioniere der Antrieb allerdings nicht, sagt Haarer. Gerade bei Regen, erklärt der 38-Jährige, entstehe am selbstfettenden Metallseil eine Schmiere, die zur Mitte der Strecke, wenn es sozusagen leicht bergauf gehe, ein Weiterkommen unmöglich mache. Die Seile rutschen dann auf den Hartgummirollen durch.

Ist der Himmel indes wolkenlos und kein Tropfen weit und breit zu sehen, ist die einzigartige Schwebefähre ein praktisches Mittel, um zu drei verschiedenen Wanderungen nahe der Wupper aufzubrechen. Zwei Rundwege zum Diederichstempel oder zum Wiesenkotten werden mit der Fähre bequem verbunden. Besonders aber der barrierefreie Weg von Müngsten nach Burg wird gerne von Rollstuhl- und Radfahrern, Familien mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren genutzt. „So sind es kaum drei Kilometer bis nach Unterburg“, sagt Haarer.

Im Oktober ist die Schwebefähre seit zehn Jahren im Einsatz

Gebaut wurde die ungewöhnliche Metallkonstruktion nahe dem bayrischen Dachau. Der dortige Technische Überwachungsverein kam einmal im Jahr an die Wupper, um die Sicherheit an der Fähranlage zu überprüfen. Mittlerweile macht das die Universität in Stuttgart. Alle vier Jahre werden die Seile zudem durchleuchtet und auf Risse geprüft.

Im Oktober ist die Schwebefähre der Lebenshilfe seit zehn Jahren im Einsatz. Die Fähre ist weltweit bekannt. Allein in diesem Frühjahr waren Chinesen, Japaner und Australier unter den Fahrgästen. Wandergruppen melden sich regelmäßig an. Prominente wie Hannelore Kraft schrieben ins Gästebuch. Nur eine Anfrage von Starkoch Horst Lichter, ob man sein knallrotes Motorrad nebst Beiwagen über die Wupper befördern könne, musste abgelehnt werden. Haarer: „Das hätten wir da nicht drauf gekriegt.“


Besonders gerne arbeitet Holger Haarer morgens. Dann sieht der Fährmann in Müngsten oft Eisvögel und Fischreiher. Bei schönem Wetter dauert es allerdings nicht lange, bis sich die ersten Naturfreunde per Muskelkraft über die Wupper setzen lassen. Gerne darf dabei mit angefasst werden.

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