Читать книгу Briefe von Kemal Kurt (1947-2002) - Ulrich Karger - Страница 7

Berlin-Schöneberg, den 11. März 2001

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Lieber Ulrich,

als ich vorhin Deinen letzten Brief wieder zur Hand nahm und das Datum darauf sah, habe ich einen Schreck bekommen: 02.02.!! Über fünf Wochen also habe ich mir Zeit gelassen mit der Antwort. Erst musste ich einen Elternbrief für den Arbeitskreis Neue Erziehung schreiben (eine zeitaufwändige Sache, die sehr gut honoriert wird), dann wollte Nord-Süd eine Bilderbuchübersetzung. Ich wollte die Antwort in Ruhe schreiben und mir Zeit damit lassen, weil sie mir wichtiger ist als diese Auftragsarbeiten. Aber die Zeit schlägt immer Haken, und ich komme nicht hinterher.

Ich fand es sehr spannend, was Du über Deine Eltern und Deine Großeltern zu erzählen hattest. Für mich ist es eine fremde, ja exotische Welt: Berchtesgaden, der Krieg, Bombenangriffe, Tuberkulose. Unwillkürlich musste ich an „Schlafes Bruder“ denken. Es ist erstaunlich, wie viel Leid und Pein Menschen einstecken können und doch am Leben hängen.

Vor fast zwanzig Jahren, als Lena noch ein kleines Kind war, kam meine Mutter nach Berlin uns besuchen. Damals wohnten wir in der Dortmunder Straße. Wir fuhren zu einem Feriendorf in Eisenärzt für Familien mit Kindern. Auch die Landschaft dort, die steilen Hänge, die Wiesen hatte ich vor Augen, als ich Deinen Brief las.

Vielleicht kommt Dein Interesse für griechische Mythen daher, dass Du in Deinen Eltern tragische Heldenfiguren siehst.

[..] ... Spaß beiseite, ich finde es schade, dass „Kindskopf“ noch keinem breiten Publikum zugänglich ist. Meines Erachtens ist es Dein Opus Magnum. [..] Morgen früh will ich Dir von Alewiten und ihren verborgenen Ritualen erzählen. Sei versichert, was Du alles über Deine Familie erzählt hast, war für mich sehr spannend. Ich will mehr davon.

Briefe von Kemal Kurt (1947-2002)

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