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Spirituelles Carromboard

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Ich darf mit Baba Carromboard spielen, das geschieht nur ausnahmsweise, dafür übe ich oft allein oder mit anderen an einem zweiten Brett. Da ich herzlich schlecht spiele, beruhigt Baba mich: »Es geht nicht ums Gewinnen. Try maximum! Gib dein Bestes!«

Dahinter steht das Konzept, dass nicht das »richtige« oder »falsche« Ergebnis einer Handlung wichtig ist, sondern dass das Ich erkennt, dass es nichts selbst bestimmen kann, weil es – im tiefsten Sinne – nicht selbst handelt, vergleichbar mit der Sonne, die stillsteht, während sie für unsere Augen auf- und untergeht. Balasai Baba empfiehlt darum, sein Bestes zu tun und die Früchte Ihm zu überlassen, was schließlich zur Selbstlosigkeit führt. Die Einstellung dem Leben gegenüber ist dann die eines Kindes, das sich selbstvergessen ganz auf sein Spiel konzentriert, glücklich ist im Erleben der eigenen Fähigkeiten und seine höchsten Potentiale aktivieren kann, ohne durch den Vergleich Überlegenheitsoder Unterlegenheitsgefühle zu bekommen. Selbstvergessenheit ist eine der höchsten Erfahrungen auf dem spirituellen Weg …

Ich spiele, so gut ich kann, versuche mein Bestes und auch, mich nicht schlecht zu fühlen, was nicht so einfach ist. Baba ist unterstützend, einfühlend, schießt extra mittelmäßig bis schlecht, platziert die Steine in eine für mich günstige Position, kurz, tut alles, um mich zu entspannen. Meine Aufregung legt sich und ich kann mich auf das Spiel konzentrieren und mich daran freuen.

Als ich das Spiel im letzten Jahr kennenlernte, war ich in der kleinen Gruppe, die in jeder freien Minute übte. Eine etwas schulmeisterliche Devotee beklagte sich bei Baba, dass wir uns besser auf Gott konzentrieren sollten, worauf Baba antwortete: »Das Spielen ist ein Aspekt, um kämpfen zu lernen. Es ist wichtig, alles als Übung zu nehmen!« Das Carromboard-Spiel ist hier bei Balasai Baba ein Beispiel für spirituelle Übung schlechthin. Es verlangt – neben großer Fingergeschicklichkeit und strategischem Denken – Geduld, Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen, Gelassenheit, Spannungslosigkeit, Konzentration, innere Ruhe, Akzeptanz, Humor, Leichtigkeit, Initiative, Mut, Eigenständigkeit – Eigenschaften, die auf dem Spirituellen Weg Voraussetzungen sind. Jede Phase des Spieles ist eine besondere Mischung aus Konzentration und Spaß. »Der spirituelle Weg ist ein Weg auf des Messers Schneide«, gibt Baba oft zu bedenken: »Er ist sehr schmal und nur zu schnell stürzt man rechts oder links ab!« Als Anfänger kann man sich schwer ein Bild davon machen, wie sehr das spirituelle Leben, im Unterschied zum Leben in der materiellen Welt, ein Verändern fast aller Lebensgewohnheiten, Prägungen und Konditionierungen erfordert. Dabei hält Balasai Baba nichts von den alten, traditionellen Wegen, die durch Leiden – Verzicht, Askese und Bußübungen – den Körper unter das Diktat des Geistes bringen sollen.

»Gott ist Glückseligkeit, nur auf dieser Ebene kann der Mensch Gott erfahren, darum: Seid glücklich! Nur Gott ist wirklich, alles andere ist Illusion! Nehmt nur Gott ernst und euer göttliches Ziel! Wir erreichen das Ziel mit Spaß und Spiel!«, ist einer Seiner Lieblingssätze. Unter vielen anderen Spielen sind Wortspiele Seine Leidenschaft! An diesem Abend kreiert Baba ein neues Wortspiel, das noch niemand kennt: »Wenn du nicht wholehearted bist (mit dem Herzen ganz dabei bist), dann bist du hole-hearted (hast du ein Loch im Herzen).«

Er ergänzt: »Gott ist allmächtig und allgegenwärtig. Sein Segen verstärkt das, was da ist, das, was du glaubst! Darum pass auf, was du dir wünschst! Denke positiv und vertraue! Wenn du vertraust, ist alles da, wenn nicht, ist nichts da! Ihr könnt mit euren Augen und Ohren nicht sehen und hören, was ich für euch tue!«

Eine langjährige Devotee macht sich Sorgen, ob Baba die Beziehung zu ihrem neuen Freund segnet. Es ist ihr großer Wunsch, eine Familie und Kinder zu haben, sie kann aber Sex noch nicht genießen. Heute Morgen beim Satsang hatte Baba, ganz wie es Seine Art ist, erst einmal die Gegenposition eingenommen – das macht Er oft, um zu prüfen, wie stark der Wunsch ist. Er argumentierte, welche Freiheit sie aufgibt, dass Sex nur Bindung sei, dass Gottes Früchte für Bauch, Herz und Verstand satt machen, während Sex nur hungrig macht, dass jede Mutter nur will, dass ihr Kind glücklich ist, »die das nicht wissen, sollen die Kinder machen«, usw. Die Devotee wurde immer blasser und saß den ganzen Abend unglücklich dabei. Ganz unvermittelt lächelt Baba sie an, streichelt sie liebevoll und sagt: »Ich segne dich für deinen Wunsch! Du bist der Lustwagen! P. ist der Lustwagenfahrer! Seid glücklich!« Er prophezeite ihr dann noch, dass sie im Alter von vierzig mit zwei Kindern unter dem Arm zu Ihm in den Ashram käme (damals war sie Mitte dreißig). Es geschah genauso. Heute ist sie glücklich verheiratet – allerdings mit einem anderen Mann – und besuchte Balasai Baba mit zwei kleinen Mädchen.


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