Читать книгу Fühl mal, Schätzchen - Ulrike Linnenbrink - Страница 6

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Barfuß wate ich durch sumpfig morastiges Gelände, fühle, wie der schlammige Boden sich zwischen meinen Zehen hindurch drückt. Mein Weg ist gesäumt von unzähligen Teichen, in denen eine träge, dunkle Masse brodelt und Blasen wirft. Sie zerplatzen und geben giftiggrauen Nebel frei, der seine wabernden Finger nach mir auszustrecken scheint. Ich weiß, dass ich den festen Landstreifen gegenüber erreichen muss, um nicht stecken zu bleiben und zu versinken. Plötzlich taucht aus dem Nebel ein alter Sandstein-Turm vor mir auf. Eine schmale Treppe führt hinauf zu einer schweren Holztür. Das Knarren hallt aus dem Nebel zurück, als die Tür sich wie von Geisterhand geführt öffnet. Irgend etwas drängt mich, die abgetretenen Stufen emporzusteigen. Vorsichtig wage ich die ersten Schritte, bin etwa auf halbem Weg nach oben, als eine dunkel gekleidete, gesichtslose Gestalt aus der Tür tritt und mit hoch erhobenem Henkersbeil zu mir herunter steigt. »Du bist schuldig!«, dröhnt eine dunkle Stimme, während das Beil auf mich zu rast ...

Mein eigener Schrei reißt mich aus dem Schlaf. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich die Orientierung wiedergefunden habe. Nur ein Traum, denke ich, Gott sei Dank, nur ein Traum.

Mir ist übel. Ich werfe meine Bettdecke zurück und taumele hinüber ins Bad. Dort schaffe ich es eben noch, die Toilette zu erreichen.

Das passiert mir nun seit ein paar Tagen. Hinzu kommt, dass meine Periode seit etwa zwei Wochen überfällig ist. Ich werde doch nicht schon wieder ...? Mit fast sechsunddreißig noch ein Baby? Dazu unter diesen Umständen? Nein, das darf nicht wahr sein!

Ich habe meine Mutter nicht kommen hören. Ganz plötzlich steht sie im Türrahmen, ihren Morgenrock über der Brust zusammenhaltend. Ich versuche, ihrem Blick auszuweichen, taste nach einem Halt, ziehe mich wieder auf die Beine und setze mich auf den Rand der Badewanne.

»Hältst du mich eigentlich für blind?«, fragt sie, bindet nun den Gürtel ihres Bademantels zu einer Schleife. »Glaubst du, ich merke nicht, was in dir vorgeht - die ganze Zeit schon? Warum sprichst du nicht mit mir?«

Der Boden unter mir gerät ins Wanken, das Bad scheint sich in Bewegung zu setzen, zu rotieren. Für einen Moment trübt sich mein Bewusstsein, und ich sacke in mich zusammen. Meine Mutter ist schnell genug bei mir. Sie umklammert mich, gemeinsam rutschen wir an der Badewanne herab auf die Bodenfliesen. Sie drückt meinen Kopf gegen ihre Schulter, streicht mir übers Haar. »Für dich wäre es besser gewesen, wenn er es nicht geschafft hätte, nicht wahr?«, fragt sie leise an mein Ohr.

Tränen schießen mir in die Augen. Ich nicke nur kraftlos, wühle in der Tasche ihres Morgenmantels nach einem Taschentuch. Ich weiß, dass dort immer eines zu finden ist.

»Wie lange geht das denn schon so?«, fragt sie.

Geräuschvoll putze ich mir die Nase. »Wie lange weißt du es denn schon?«

»Nur so eine Ahnung. Aber seit einigen Monaten kommst du mir sehr verändert vor. Bist immer so ernst und in dich gekehrt. Dann deine ständigen ‚Unfälle‘.«

Sie stockt einen Moment. »Ich kenne das sehr gut, Kind.«

Jetzt schaue ich ihr direkt ins Gesicht. »Ich weiß. Du warst vermutlich eine genauso schlechte Schauspielerin wie ich. Wie hast du das nur bis heute ausgehalten?«

»Seit seinem ersten Schlaganfall hab ich Ruhe«, sagt sie, »da kann er nicht mehr so. Er ist ein alter Mann geworden.«

»Warum hast du ihn nicht verlassen?«

Gedankenverloren sieht sie eine Weile stumm vor sich hin. »Ach, weißt du, wir sind früher nicht so schnell auseinander gerannt. Wir haben irgendwie miteinander ausgehalten, schon wegen der Kinder. Was sollte ich auch anfangen - ohne abgeschlossene Berufsausbildung und mit zwei kleinen Kindern? Außerdem könnte ich dich das Gleiche fragen.«

Ich nicke seufzend. Eine Weile sitzen wir schweigend und eng umschlungen auf dem Boden und spüren unserer Verbundenheit in unserem gemeinsamen Schicksal nach. Draußen zieht langsam die Morgendämmerung herauf.

»Mein Hintern wird kalt«, sage ich und versuche ein Lächeln.

»Dann wollen wir mal. Müssen uns hier ja nicht auch noch erkälten«, lächelt sie zurück.

Ich erhebe mich, reiche ihr beide Hände und ziehe sie vom Boden hoch.

»Fährst du heute hin?«, fragt sie.

»Ja, heute Nachmittag. Sie haben ihn verlegt. Der Arzt hat gesagt, dass er nun ganz sicher über den Berg ist. Ich muss mich jedes Mal furchtbar zusammenreißen, habe solche Angst vor diesen Besuchen. Erst konnte ich seinen Anblick nicht ertragen, und jetzt krampft mein Magen, wenn er mir erzählt, dass er sich auf seine Rückkehr freut und nach den Fortschritten am Haus fragt. Wie soll ich denn jemals wieder mit ihm in diesem Haus leben? Wie kann ich überhaupt jemals wieder mit ihm zusammenleben? Ich weiß nicht, was ich tun soll.«

»Vielleicht solltest du zuerst einmal deine Frauenärztin aufsuchen«, sagt sie mit einem vielsagenden Blick, streicht mir über die Wange und verlässt das Bad. »Ich werde uns Kaffee machen. Ist zwar noch ein bisschen früh, aber schlafen können wir nun doch nicht mehr. Kommst du runter in die Küche?«

Wieder nicke ich wortlos, und sie steigt die Treppe hinunter.

Ich gehe zurück in mein Zimmer und beginne damit, mich anzuziehen. Warum schwanke ich nur so?, denke ich dabei, warum pendele ich so entsetzlich mit meinen Gefühlen von einem Extrem ins andere? Einmal droht mein Hass gegen Richard mich fast zu ersticken, dann wieder bin ich froh, dass er überlebt hat, bin erleichtert, wenn eine neue Transplantation vom Körper angenommen wurde, wenn er mich mit einem gequälten Lächeln empfängt. Jedes Bild, das in meinen Gedanken auftaucht, löst eine andere Stimmung aus. Angst, Wehmut, Trauer, Hoffnung.

Er ist einfach hilflos im Moment und hat so gar nichts mehr von dem bedrohlichen Riesen, vor dem ich Todesängste ausgestanden habe. Jetzt liegt er da und muss versorgt werden wie ein kleines Kind. Wenn ich ihn füttere, könnte ich manchmal vor Mitleid überfließen.

Vielleicht liegt es daran, dass ich im Augenblick abgelenkt bin. Dass die Organisation des Wiederaufbaus unseres Hauses mich in Atem hält. Dass ich jede Gelegenheit nutze, um mich aus meinen bedrohlichen Erinnerungen fortzustehlen.

Doch wenn ich mit mir und meinen Gedanken allein bin, überfällt mich wieder die Angst, tauchen die schrecklichen Bilder wieder auf, spüre ich wieder die Fäuste in meinem Gesicht. Ich ahne, dass alles von vorn beginnen wird, wenn er zu Hause ist, und ich denke fieberhaft über eine andere Lösung nach, über eine Möglichkeit, dem zu entgehen, über Flucht, über einen Ausweg. Aber mir fällt nichts ein, fühle mich wie gelähmt.

Ich hasse diese Besuche bei ihm. Auch, weil sie mich weich machen, weil sie die Situation für mich verfremden, ihn in ein anderes Licht tauchen. Aber ich muss es tun. Muss den Schein wahren. Schon wegen des Argwohns, den die Polizei gegen mich hegt.

Sie haben einen Verdacht, ganz offensichtlich. Meine Freundin Helga musste bestätigen, dass ich tatsächlich bei ihr war. Die Prospekte des Reisebüros liegen inzwischen tatsächlich in meinem Kofferraum. Zur Sicherheit. Ich kann nur hoffen, dass die Büroangestellte sich nicht erinnern kann, ob ich am Montag oder am Dienstag bei ihr war.

Seit meine harte Schale wieder aufgesprungen ist, kann ich nicht verstehen, wie das alles geschehen konnte, und ich frage mich, wie ich den Mut zu einer so ungeheuren Tag aufgebracht habe.



»Ja, Frau Brink, lassen Sie sich gratulieren.«

Verdammt! Ich habe es geahnt. Den gleichen Satz hat sie mir schon zweimal gesagt. Damals habe ich mich gefreut, besonders bei Britta, beim ersten Mal.

»Heißt das ...?« Ich kann es kaum aussprechen. Wie sehr habe ich gehofft, dass ich mich irre.

»Ja, das heißt, dass Sie wieder schwanger sind.«

Sie bemerkt mein Entsetzen, zieht erstaunt die Augenbrauen hoch.

»Freuen Sie sich etwa nicht? Wollten Sie kein drittes Kind?«

Ich kann nicht antworten, habe ein Gefühl, als wäre mein Mund plötzlich zu klein für meine Zunge.

»Um Gottes Willen, was ist mit Ihnen? Sie werden ja kalkweiß!« Sie springt aus ihrem Ledersessel, greift nach dem Blutdruck-Messgerät. Ich fühle die kalte, graue Matte an meinem Oberarm und lehne mich zurück. Nur mit Mühe halte ich das Würgen im Hals zurück.

»Ihr Blutdruck ist ja völlig im Keller!«, ruft sie, nimmt das Stethoskop wieder aus den Ohren und löst die Klettverschlüsse der Manschette an meinem Arm.

Ich räuspere mich. »Nein, diesmal freue ich mich nicht.«

»Ist es wegen Ihres Mannes? Ich habe in der Zeitung davon gelesen. Ist es, weil Sie nicht wissen, ob er Ihnen und Ihren Kindern erhalten bleibt? Ich kann mir vorstellen, dass es im Augenblick in Ihrem Leben drunter und drüber geht. Muss eine schreckliche Belastung für Ihre Familie sein.«

Ich greife gern nach diesem Strohhalm. »Ja, es ist wegen meines Mannes. Ich will auf keinen Fall noch ein Baby, auf gar keinen Fall. Das würde mich im Moment total überfordern.«

»Ich verstehe. Dass Sie in all Ihrer Sorge jetzt so fühlen, dazu noch schwanger mit den dazugehörigen Stimmungsschwankungen, ist im Grunde ganz normal«, sagt sie. »Denken Sie aber trotzdem noch einmal darüber nach. Ich bitte Sie. Sie sind augenblicklich sehr empfindlich. In ein paar Tagen sieht vielleicht alles schon ganz anders aus.«

Ich komme kaum hoch. Sie hilft mir aus meinem Stuhl. Ich wanke und mir wird schwarz vor Augen. Sie beeilt sich, meinen Sturz zu verhindern.

»So lasse ich Sie nicht auf die Straße«, sagt sie. »Sie können sich im Nebenzimmer noch etwas hinlegen und ausruhen. Wenn der Blutdruck sich wieder stabilisiert hat, können Sie gehen.«

Entschlossen greift sie mir unter den Arm und führt mich nach nebenan zu einer schmalen, weißen Liege. Sie hilft mir hinauf, geht dann in einen Nebenraum. Kurz darauf ist sie mit einer grauen Wolldecke wieder bei mir, hüllt mich darin ein und legt ihre Hand auf meinen Bauch. »Noch bleiben ja ein paar Wochen Zeit, Frau Brink. Aber Sie sollten sich das wirklich noch einmal in Ruhe überlegen.« Ich versuche, sie anzusehen, doch meine Lider sind zu schwer.

Mein Bewusstsein schwimmt fort, und das einzige, was ich noch spüre, ist der Einstich in meinem linken Arm.



Fast eine Stunde muss ich geschlafen haben. Jemand klappert im Hintergrund mit Metallgegenständen. Endlich kann ich meine Augen öffnen. Frau Doktor Beckmann steht neben mir und fühlt meinen Puls.

»Na, wieder da? Sie haben uns ja einen gehörigen Schrecken eingejagt! Kollabieren hier so einfach weg. Ich habe Ihnen ein Kreislaufmittel gespritzt. Hätte nicht gedacht, dass die Nachricht Sie so umhaut. Die meisten Frauen freuen sich darüber. Einige kommen am nächsten Tag sogar mit einer Flasche Sekt vorbei«, versucht sie zu scherzen. »Lassen Sie sich das Ganze doch bitte erst einmal in Ruhe durch den Kopf gehen.«

Ich ringe mir ein Lächeln ab. Fühle mich ein wenig gestärkt. »Ich werde darüber nachdenken«, sage ich.



Richard hat das Kopfteil seines Bettes hochgestellt und legt sein Buch zur Seite. Er kann schon wieder sitzen und lesen. Aha, ein weiterer Fortschritt.

Während ich mich auf dem Hocker neben seinem Bett niederlasse, werfe ich beiläufig einen Blick auf das Buchcover. Er liest etwas über Männer, die lieben lassen. Populärpsychologische Literatur. So so. Die Wochen ohne Alkohol haben offensichtlich seinen Kopf wieder für Ursachenforschung, eventuell sogar selbstkritische Überlegungen freigeschaufelt. In mir keimt eine Spur von Hoffnung.

Von meinem Besuch bei der Frauenärztin erzähle ich zunächst nichts. Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden werde. Nach den Ferien und nach der Zeit bei Elvira werde ich vermutlich klarer sehen.

»Ach Lisa«, seufzt Richard. Er scheint heute einen sensiblen Tag zu haben. Er greift nach meiner Hand, umschließt sie mit festem Griff, so dass mein reflexartiges Zurückzucken keinen Erfolg hat.

»Ich weiß gar nicht, was ich dir zuerst sagen soll. Ich habe so viel Zeit zum Nachdenken im Moment.«

Ja, und keine Gelegenheit, deine Sinne zu betäuben, denke ich bitter.

»Ich habe so viel falsch gemacht in der letzten Zeit. Eigentlich alles.« Da gebe ich ihm innerlich uneingeschränkt Recht. So ganz kann ich allerdings nicht einordnen, ob er sich im Augenblick in Selbstmitleid

ergeht, oder ob es wirkliche Reue ist, die sich zu entwickeln scheint, ob er wirklich erfasst, was er seiner Familie angetan hat. Trotzdem spüre ich, wie das Eis in mir zu tauen beginnt.

»Wenn ich wieder zu Hause bin«, redet er weiter, »fangen wir noch einmal ganz von vorn an, ja?«

Als ich nicht gleich reagiere, rüttelt er an meinen Arm. »Hast du gehört? Wir werden noch einmal ganz von vorn anfangen.«

»Die Versicherung will nicht zahlen«, weiche ich aus. »Wegen Eigenverschulden, haben sie geschrieben, weil du im Bett geraucht hast. Hier ...« Ich reiche ihm den Umschlag. Der Brief war auch für mich ein Schlag.

Er lässt mich los, greift danach und liest. Anschließend sinkt in sein Kissen zurück. »Ach du Scheiße.«

»Ja, ausgesprochen große Scheiße«, sage ich. »Hast du schon eine Idee, was wir jetzt machen sollen?«

Er denkt einen Moment nach. »Da ist noch ein Aktien-Depot und ein Schweizer Konto, von dem du nichts weißt«, sagt er zögernd. »Vielleicht reicht das. In meinem Schreibtisch, zweite Schublade rechts oben, müsstest du eine schwarze Ledermappe finden. Bring mir die doch mal mit.« Dann weiten sich seine Augen, und das Blut scheint aus seinem Gesicht zu weichen. »Oder sind die Sachen in meinem Arbeitszimmer etwa auch alle verbrannt?«

»Nein«, sage ich tonlos, »dort haben nur Ruß und Löschwasser etliches zerstört. Die Möbel sehen fürchterlich aus - auch der Schreibtisch. Aber die Sachen in den Schubladen dürften noch heil sein, die sind ja fest verschlossen gewesen. Hoffe ich jedenfalls. Ich werde gleich hinfahren und nachschauen.«

»Falls nicht, wäre es eine Katastrophe«, stöhnt er.

Natürlich verliere ich über den Metallkoffer, der sich längst sicher in meinem ehemaligen Jungmädchenzimmer bei meinen Eltern befindet, kein Wort.

Er greift nach meiner Hand. »Ach Lisa, ich kann ja verstehen, dass du böse auf mich bist. Manchmal denke ich, dass alles, was ich im Augenblick durchmache, so etwas wie eine Strafe für mich ist. Ein Ausgleich für alle Schmerzen, die ich euch zugefügt habe. Aber du wirst sehen, es wird alles anders. Ich habe mich benommen wie ein Schwein, aber in den letzten Tagen hab ich wirklich viel über alles nachgedacht. Mir tut das alles so Leid. Gib mir eine Chance, Lisa. Bitte. Eine letzte Chance.«

Ich zähle in Gedanken nach, wie viele letzte Chancen ich ihm mittlerweile gegeben habe. Bin nicht sicher, ob ich nicht ohnehin schon zu verschwenderisch damit war. Aber nun gelingt es ihm tatsächlich schon wieder, mich anzurühren.

»Die Kinder haben noch eine Woche Ferien«, sage ich so kühl wie möglich, während ich ihm meine Hand entziehe. »Wir werden für ein paar Tage zu Elvira fahren. Wir brauchen mal eine Weile Luftveränderung nach dem ganzen Theater.«

Richard lässt sich in seinen Kissen zurücksinken. Seine Gesichtszüge verschließen sich wieder. »Wann wollt ihr fahren?«

»Am Montag früh. Du weißt doch, dass die Kinder am Ostermontag unbedingt bei ihr sein wollen.«

»Und wie lange wollt ihr bleiben?«

Nervös beknete ich den Schulterriemen meiner Handtasche. »Ich weiß noch nicht. Drei oder vier Tage. Vielleicht auch bis zum letzten Ferienwochenende.«

»Kannst du denn so lange weg? Hast du Urlaub bekommen?«, fragt er erstaunt, beinahe ängstlich wie ein Kind, das sich davor fürchtet, über einen längeren Zeitraum alleingelassen zu werden.

»Ja, Felix wird in der Zeit meinen Kram übernehmen.«

Ich nenne den Namen nur ungern, weil ich weiß, wie er darauf reagiert. Aber es entspricht nun mal den Tatsachen.

Wie erwartet verfinstert sich sein Blick sofort. »Ah ja, der Felix«, sagt er kalt, mit dieser Ironie in der Stimme, die in der Regel nichts Gutes ankündigt.

Bist du sicher, dass du dich jemals ändern wirst?, denke ich - aufs Neue von meinem Hoffnungstrip zurückgeholt.

»Ich muss jetzt los«, sage ich und erhebe mich abrupt. »Die Kinder sind schon seit ein paar Stunden allein mit Opa. Ich muss ihn mal wieder von ihnen befreien. Du weißt, dass er nicht viel mit ihnen anzufangen weiß.«

Offenbar hat er den Schatten über meinem Gesicht registriert. Durch einen neuen Weichfilter fragt er mich: »Kommst du noch einmal vorbei, bevor ihr fahrt?«

Ich bin schon auf dem Weg zur Tür. »Hab zwar nur wenig Zeit, weil ich bis dahin noch etliches erledigen muss, aber natürlich bringe ich dir, bevor wir zu Elvira fahren, noch diese schwarze Mappe vorbei.«

»Ja, mach das!«, ruft er mir nach.

Fühl mal, Schätzchen

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