Читать книгу Das Bessere zuerst - Ursula Dirmeier - Страница 9
Auf den Punkt gebracht
ОглавлениеMary Ward legte am Morgen des 30. Januar 1645 in einem kleinen Vorort von York den wenigen Gefährtinnen, die um ihr Sterbebett versammelt waren, als Vermächtnis ans Herz, »in der Ausübung der Berufung, die Gott in uns gelegt hat, beständig, wirkungs- und liebevoll zu sein« (D = [Dokument] 1529). So sollten sie in allem handeln, was zum Allgemeinen und Besonderen »of the same« gehört, das meint die Berufung, aber auch »dasselbe von der Gesellschaft (Jesu)«. In diesen Worten hatte Mary Ward 1611 den göttlichen Auftrag vernommen, ihre Gemeinschaft nach dem Vorbild des Jesuitenordens zu formen mit derselben Spiritualität, Lebensweise, Struktur und Zielsetzung. Was sie als Testament weitergab, bringt das Ziel der Exerzitienspiritualität auf den Punkt: beständig und ausdauernd zu sein in dem, was wir vor Gott als richtig erkannt und als unsere Berufung gehört haben, wirksam und wirklich effektiv in dem, was wir im Licht Gottes unternehmen, zugleich ganz mit dem Herzen, mit Leib und Seele dabei und in der Verwirklichung voll Liebe und Güte.
»Dasselbe von der Gesellschaft« klingt ebenfalls in der Inschrift auf Mary Wards Grabstein an, mit dem die Gefährtinnen ihr Leben in Worte zu fassen suchten. »Die Armen zu lieben, in demselben auszudauern, mit ihnen zu leben, zu sterben und aufzuerstehen, war Mary Wards Lebensziel.« Ihre Liebe zu den Armen war groß, zu den ganz wörtlich Armen, den Hungernden und Bedürftigen, ebenso wie zu den Armen, die an einem anderen Hunger litten, dem nach Glauben und Bildung, Zuversicht und Sinn. Kann man mit den Armen leben, sterben und auferstehen, muss sich das nicht auf Christus beziehen, so hat man gefragt. Demgegenüber weist die Grabinschrift darauf hin, dass in jedem von ihnen Christus gegenwärtig ist und dass das, was wir in der »Zweiten, Dritten und Vierten Woche« der Exerzitien und im Jahreskreis der Liturgie meditieren, das Leben, Sterben und Auferstehen Christi, sich auswirkt und verwirklichen muss im eigenen »mit den Armen meines Lebens Leben, Sterben und Auferstehen«.