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1. Maria

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Maria steht im Meer. Bis zu den Waden reicht ihr das Wasser. Fasziniert beobachtet sie die Pelikane über sich, die nach Afrika fliegen. Ach, wie gerne würde sie mitfliegen, obwohl sie hier auf Zypern, ihrer Heimat, eigentlich glücklich ist. Da ist nur diese tief verwurzelte Sehnsucht, unterwegs zu sein. Marias Vorfahren waren Zigeuner und die sind gerne unterwegs. Aber das ist lange her. Eigentlich ist sie Zypriotin mit Leib und Seele.

Sie lebt in einem kleinen Dorf namens Polis an der Westküste der Insel. Langsam watet sie ans Ufer. Der Zug der Pelikane ist vorbeigezogen. Bald wird der Herbst beginnen. Es ist schon Oktober. Ein Eukalyptushain säumt den Strand. In den Sand haben Touristen Burgen gebaut. Das hilft gegen den manchmal recht heftigen Wind. Maria legt sich inmitten einer der Burgen und lässt sich von der Sonne bescheinen. Es ist schon Nachmittag, vier Uhr. Die Sonne brennt nicht mehr so stark wie am Mittag. Sie schließt die Augen. Farbige Bilder ziehen an ihr vorüber. Morgen ist Samstag. Sie wird mit ihrem Freund mit dem Motorrad durch das Troodosgebirge fahren, das hat er ihr versprochen. Der Troodos ist ein riesiges Waldgebiet auf Zypern und viele Pinien wachsen dort, auch Aleppoeichen sind zu finden. Maria liebt den Troodos.

Sie und Petros haben ein kleines Restaurant in Polis. Maria ist dreiundzwanzig, Petros sechsundzwanzig. Ihre Eltern sehen es nicht gerne, dass sie zusammenleben,.weil sie noch nicht verheiratet sind, aber Maria kann sich zu diesem Schritt noch nicht durchringen.

Die Saison ist vorbei. Maria und Petros haben ihr Restaurant geschlossen. Es sind so gut wie keine Touristen mehr in Polis. In den Sommermonaten mussten sie genug Geld verdienen, um über den Winter zu kommen. Im März oder April würden sie ihr Restaurant wieder eröffnen. So aber hat Maria morgen frei und sie und Petros können durch den Troodos fahren.

Auf Zypern gibt es einen griechischen und einen türkischen Teil. Die beiden Regionen sind streng voneinander getrennt. In Nikosia, der Hauptstadt, läuft die Grenze. Früher lebten Griechen und Türken nahe beieinander, gemischt. Aber diese Zeiten sind vorbei. Heute sieht man im Troodos viele verlassene türkische Dörfer. Die Türken sind aus dem griechischen Teil und die Griechen aus dem türkischen Teil vertrieben worden. „Geisterdörfer“ nennt Maria diese leerstehenden Dörfer. Sie wirken wie die verlassenen Goldgräberdörfer in Amerika, gespenstisch. Auch morgen, wenn sie durch den Troodos fahren, werden sie wieder an verlassenen türkischen Dörfern vorbeikommen.

Das Geheimnis

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