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2. Die Taverne von Aspasia
ОглавлениеDie Sonne hat Maria getrocknet. Sie steht auf, zieht den Badeanzug aus und schlüpft in ihre Shorts und ihr rosafarbenes Top. Dann macht sie sich langsam auf den Heimweg. Sie geht einen kleinen, staubigen Weg entlang. Einsam ist es hier, nicht einem Menschen begegnet sie. Auf halber Strecke nach Polis ist eine kleine Taverne. Maria überlegt, sollte sie dort noch einen Mokka trinken? Ja, das würde sie machen. Als sie an der gekalkten Mauer der kleinen Taverne ankommt, ist es schon fünf Uhr. Petros ist sicher schon zu Hause, aber sie betritt trotzdem den Innenhof der Taverne. Mit gekalkten Mauern ist er von der Macchie, die hier überall wächst, abgetrennt. Sie setzt sich auf einen der mit Binsen bespannten, wackligen Stühle und schon kommt die Besitzerin heraus.
„Kalispera, guten Abend Maria, was kann ich für dich tun?“
„Kalispera Aspasia, bringst du mir bitte einen Mokka?“
„Wie willst Du ihn haben?“
„Metrios“ antwortet Maria, das bedeutet, sie will ihn mittelsüß. Es gibt ihn auch noch sehr süß oder ganz ohne Zucker, aber metrios schmeckt er Maria am besten und die meisten Griechen trinken ihn so. Aspasia verschwindet in die Küche und kommt nach kurzer Zeit mit einer kleinen Mokkatasse wieder zurück. Sie stellt sie auf den Tisch und setzt sich zu Maria.
„Na, wie geht es dir, ich habe dich lange nicht gesehen.“
„Eigentlich ganz gut!“, meint Maria, aber die Saison ist vorbei, wir verdienen nichts mehr, nun müssen wir bis April oder Mai mit unseren Ersparnissen auskommen.“
„Könnt ihr die Taverne denn nicht für uns offenhalten?“, fragt Asapsia, und meint damit die Einheimischen.
„Das lohnt nicht“, meint Maria, dafür ist unser Dorf zu klein, es kommen nicht genug Bewohner von Polis bei uns essen. Ganz am Anfang haben wir das versucht, aber meist sind uns die ganzen Vorräte schlecht geworden, das hat keinen Sinn.“
Kommt ihr denn einigermaßen über die Runden im Winter?“
„Ich muss schon sehr sparen.“, meint Maria. „Und du weißt ja, durch die Wirtschaftskrise geht es sowieso allen nicht so gut."
„Ich habe gehört, die Wirtschaft erholt sich langsam.“
„Ja, das habe ich auch gehört“, meint Maria, „aber bisher habe ich davon noch nicht viel gemerkt. Ein Liter Milch kostet im Laden 2,40 €, das ist doch Wahnsinn. Wenn man bedenkt, dass viele ältere Leute nur 300€ Rente bekommen.“
„Ja, ich weiß auch nicht, wie sie über die Runden kommen.“
„Die alten Frauen machen halt alles selbst und kochen preiswert, anders kann ich mir das auch nicht erklären.“
„Wollen wir hoffen, dass es bald aufwärts geht!“
Maria blickt auf die duftende Macchie.
„Schön ist es auf unserem Zypern“, sagt sie versonnen zu Aspasia.
„Ja, ich bin auch gerne hier zu Hause“, antwortet Aspasia.
„Kann sich Petros im Winter denn nicht irgendeine andere Arbeit suchen?“, fragt Aspasia, „wenn ihr sonst so knapp seid.“
„Er sucht ja schon die ganze Zeit“,antwortet Maria, „auch in Paphos, das ist ja größer als unser kleines Polis, aber er findet nichts.
„Ira macht ihren Stand am Campingplatz auch im Herbst zu“, sagt Aspasia.
„Ich liebe diesen Stand“,antwortet Maria, ich esse die Haloumi-Sandwiches, die sie macht, so gerne.“
Der Stand von Ira ist ein kleiner, offener Wohnanhänger, in dem sie Mokka und Haloumi, einen besonderen griechischen Käse auf getosteten Baguettes anbietet. Für die Touristen, die im Sommer auf dem Campingplatz in dem Eukalyptushain am Strand kampieren, ist das eine gute Sache. Sie können sich nach einem langen Strandtag dort immer eine Kleinigkeit zu essen kaufen.
„Weißt du noch, früher war an Iras Stand immer eine richtige Wespenplage, das ist auch vorbei. Es gibt gar nicht mehr so viele Wespen.“
„Ja komisch“,antwortet Aspasia.
„Auch die Bienen scheinen ja allmählich auszusterben, wie überhaupt alle Insekten.
„Die Menschheit richtet sich selbst zu Grunde“, sagt Maria ziemlich frustriert. Und überall Kriege. In Syrien ist die Hölle los.
„Ja, es ist schlimm“, antwortete Aspasia.
Maria blickt auf ihre Uhr.
„Ich mache mich mal wieder auf, Petros wartet sicher schon.
„Wohnt ihr immer noch im Studio bei Venetia?“
„Ja, klar, was anderes können wir uns nicht leisten.“
„Tja, so ist das, sagt Aspasia.
„Dann einen guten Heimweg, auf den Mokka bist du eingeladen.“
Oh danke, Efcharisto“, meint Maria erfreut, „bis bald Aspasia.“
„Bis bald, Maria, und grüße Petros von mir.“
„Ja, grüße du auch bitte Alexandros von mir.“
„Mach ich“, meint Aspasia.