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Nachts lag ich stundenlang wach und lauschte auf das ferne Gischten der Wellen, die sich an den Felsen brachen. Kims Worte gingen mir nicht aus dem Sinn: Lieber springe ich mit ihr über die Klippen …

Ich kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie es nicht nur so dahingesagt hatte. Kim war zu allem fähig, wenn sie verzweifelt oder zornig war oder sich in die Enge getrieben fühlte.

Voller Unruhe wälzte ich mich hin und her. Meine Füße waren heiß, aber sobald ich sie unter der Bettdecke hervorstreckte, fror ich. Ich wurde die Gedanken an Kim und Flora einfach nicht los.

Schließlich stand ich auf und tappte in die Küche hinunter, um mir den Bauch mit Cornflakes vollzuschlagen. Cornflakes mit Milch und Ahornsirup helfen mir manchmal, wenn ich nicht schlafen kann.

In der Küche brannte Licht. Niels saß am Tisch und las in einem Buch.

»Was machst du hier mitten in der Nacht?«, fragte ich.

»Lesen, das siehst du doch. Und du?«

»Ich muss was essen.« Ich setzte mich zu ihm. »Was liest du da?«

»Eine Abhandlung darüber, wie die Kelten ihre Toten begraben haben.«

Das munterte mich nicht gerade auf. Niels warf einen Blick auf mein Gesicht und fragte: »Was ist los?«

Ich überlegte, ob es Kim gegenüber fair war, wenn ich Niels verriet, was sie beim Abschied zu mir gesagt hatte. Aber sie hatte mir nicht verboten darüber zu reden und außerdem konnte ich es einfach nicht für mich behalten.

Niels hörte schweigend zu und überlegte dann eine Weile. Seine unaufgeregte, vernünftige Art hat mir schon oft geholfen, wenn ich total daneben war.

»Und du denkst, sie hat das ernst gemeint?«

»Ich trau es ihr zu, Niels. Sie ist so ein Entweder-oder-Typ, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Hm. Ich glaube, dass du sie ganz richtig einschätzt. Auf alle Fälle solltest du in Ruhe mit ihr darüber reden, und zwar bald. Sie scheint ziemlich in Panik zu sein.«

»Ja, aber was soll ich ihr sagen? Dass sie nichts machen kann und zulassen muss, wenn Flora verkauft wird? Sie ist so verdammt allein, weißt du. In ihrer Familie und auch in der Schule war sie immer eine Außenseiterin. Keiner von denen da oben hat sich je wirklich um sie gekümmert.«

Mein Bruder nickte. »Komischer Clan. Wir haben schon Glück mit unseren Eltern, auch wenn sie manchmal nicht so richtig erwachsen sind und Mama am liebsten einen Gnadenhof für Pferde aus Ravensnest machen würde.

Er stockte. Wir sahen uns an. Wieder einmal hatten wir den gleichen Gedanken, wie schon so oft.

»Das ist es! Wir könnten Flora kaufen!« sagte ich. »Falls sie kein Vermögen für sie verlangen.«

»Und wenn Paps einverstanden ist. Wir müssten ihn natürlich überreden … »

»Falls die Ravensmoors überhaupt bereit wären, uns Flora zu verkaufen.«

»Vielleicht bräuchten wir eine – eine Art Strohmann, der sie für uns kauft, damit Kims Vater nicht weiß, dass wir … «

Ich verstummte, weil mir klar wurde, welchen Unsinn ich redete.

»Sie würden es sowieso erfahren, wenn Flora bei uns wäre. Und Paps würde die Krise kriegen von wegen gestörtem nachbarschaftlichem Verhältnis und so. Nein, wir müssten mit offenen Karten spielen. Aber step by step, Kathi. Erst mal müssen Mama und Paps einverstanden sein. Und ich glaub nicht, dass das so einfach wird.«

»Mama könnten wir sicher überreden.«

Wir hatten zwar das Problem nicht gelöst, aber mir war leichter ums Herz, als ich wieder in mein Zimmer ging und mich in die Bettdecke wickelte. Wir konnten Kim und Flora helfen. Wir mussten es nur richtig einfädeln, allerhand Hindernisse aus dem Weg räumen und »den Pfad des weisen Kriegers gehen«, wie Niels zu sagen pflegte.

Sturm über Ravensmoor

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