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Grundlagen künstlerischer Gestaltung

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Elementarlehre

Arbeitsmaterial : Bleistift 6 B, Zeichenbrett ( Tischlerplatte ) 50/60 cm, glattes Zeichenpapier, eventuell Rollenpapier, Reißnägel

Der Stärkegrad 6 B des Bleistifts hat sich als sinnvoll erwiesen, um die unterschiedlichen Strichstärken zu erlernen, und durchgehend mit demselben Stift arbeiten zu können. Man reißt sich mit einem Lineal oder dem auf das Papier gelegten Brett das entsprechende Format von der Rolle ab, und befestigt es mit den Reißnägeln in den Ecken des Bretts. Vorher von der Mitte heraus das Papier glatt streichen. Der Papierrand sollte, um das Auge nicht zu irritieren, parallel zum Brettrand sein. Man kann das Brett auch gut als waagrechtes Maß während des Zeichnens benutzen.

I Entwickeln einer Skizzierschrift

Die grundlegende Voraussetzung, um das gewohnte Sehen, das in den täglichen Lebenssituationen sinnvoll und notwendig ist, umzuwandeln, in ein von vorbestimmten Bildern und Beurteilungen befreites Wahrnehmen, ist das Entwickeln einer anderen Haltung, der äußeren sowohl als auch der inneren, den Dingen gegenüber.

Dies kann zunächst über die Veränderung der körperlichen Haltung bewirkt werden.

Beim Schreiben von Texten mit der Hand, ist eine andere Haltung des Körpers, des Armes und der Hand notwendig, als beim Zeichnen, und der Arbeit mit dem Pinsel.

Die Hand ist ein Organ mit sehr vielen Nerven, ein Tastorgan. Auch im Dunklen kann sie mit ihren vielen sensiblen Nerven dem Tastsinn im Gehirn Informationen der verschiedensten Art vermitteln, bezüglich Größe, Aussehen der Form, Oberflächenbeschaffenheit und Stofflichkeit. Sie bewirkt im Zusammenwirken unterschiedlichster Wahrnehmungen eine Vorstellung des Gegenstands im Gehirn. Über die leicht geöffnete Hand, die man der geschlossenen gegenüberstellt, kann man gut die gefühlsmäßige Veränderung feststellen, die sich bei jeder der Haltungen für sich einstellt: einmal ist die geöffnete Hand ein Sinnbild für Aufnahmebereitschaft und Austausch, auf der anderen Seite bei der geschlossenen Hand, die in sich gehaltene Energie, das Abgeschlossensein, das Undurchlässige. Bei der künstlerischen Arbeit ist die Aufnahmebereitschaft aber die erste Voraussetzung zur Wahrnehmung. Über die Tätigkeit der Augen fließt das Gesehene durch die Verarbeitung im Gehirn in die ausführende Hand, die es mit dem Bleistift auf das Papier weitergibt. Je weicher, und offener die Handhaltung, desto sensiblere, differenziertere Linien werden möglich.

Um Gewohnheiten zu durchbrechen ist es sinnvoll, andere Voraussetzungen des Verhaltens zu schaffen. Dies kann zu Beginn erst einmal unangenehme Gefühle hervorrufen, weil wir damit auch Altes, Gewohntes verlassen, was uns Sicherheit gegeben hat. Die künstlerische Arbeit ist unmittelbar mit dem Lebensbereich des Menschen verbunden, mit der Art der Lebensbewältigung, mit seinen Lebensbedingungen. Sie findet jedoch auf einer anderen Ebene des Denkens statt. Während der gestalterischen Arbeit sind andere Gehirnwellen aktiv, als bei rein vernunftmäßigen Verrichtungen. Das Springen von einer Gehirntätigkeit in eine andere, ist durch konsequentes Training zu erreichen. Dazu bedarf es spezieller Techniken, die ich im weiteren Verlauf des Lehrbuches erläutern werde.


Zur Haltung:

1 aufrechtes Sitzen, nicht im Stuhl anlehnen (passive Haltung!)

2 eine stabile Sitzhaltung durch aktives Zusammenwirken von Wirbelsäule, Schultern Becken, Knien und Füssen einnehmen, und damit auch einen freien Brustkorb und eine freie Atmung

3 das Zeichenbrett so auf die Knie stellen, dass es mit einem ausgestreckten Arm mit der am oberen Brettrand aufliegenden Hand gut aufrecht gehalten werden kann

4 den Bleistift locker von oben mit Fingern und Daumen halten (mit allen Fingern herauf- und hinunterklettern, mit dem Bleistift spielen, ihn so locker halten, wie es gerade noch möglich ist, dann wieder fest zupacken, um den Unterschied zu erfahren. Den Bleistift z.B wie ein Schabegerät halten, oder wie ein Dirigent seinen Stab

5 Den Zeigefinger nicht oben auf den Bleistift legen, was eine Verspannung der gesamten Armmuskulatur bewirken würde (ausprobieren!) Fingerbeweglichkeit üben. Keine Schreibhaltung!

6 Durch diese Haltung der Hand beim Zeichnen wird es möglich, verschieden starken Druck auf den Bleistift auszuüben, je nachdem, wie stark man ihn umfasst. Dadurch entstehen unterschiedliche Grauwerte und Linienqualitäten


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