Читать книгу Zeichenlehrbuch - Ursula Vanoli-Gaul - Страница 8
II Ausdruck
ОглавлениеDie Unterscheidung in Grauwerte, d.h. Hell und Dunkel, dient nicht nur der Bezeichnung von Räumlichkeit, sondern ist auch eine wichtiges Element des AUSDRUCKS, das heißt, der Beziehungen der Formen untereinander.
AUSDRUCK = eine Gefühle auslösende Kraft, die durch verschiedene Mittel hervorgerufen werden kann, in erster Linie durch Gegensätzlichkeiten.
Der Gegensatz ist ein wichtiges Gestaltungselement, da er eine Irritation beim Betrachter auszulösen vermag, die eine Initialzündung für Gedanken und Assoziationen bewirken kann, die dem Verständnis eines Bildes dienen.
Gegensätze sind: groß - klein, dick - dünn, flächig - räumlich, weiß - schwarz, leer - gefüllt, dynamisch - statisch, zart - kräftig, wackelig - fest, glatt - strukturiert, lang - breit, eckig - rund, oben - unten, rechts - links.
Übung: zu allen Gegensätzen sich etwas vorstellen.
Unser Auge wird beständig durch Reize zur Wahrnehmung und Bildverarbeitung angeregt, und kann so dem Gehirn Informationen vermitteln, die dort verarbeitet werden, und zu einem Verständnis führen, dessen, was wahrgenommen wurde.
Durch in Gang kommende Assoziationsprozesse können somit unterschiedlich Inhalte eines Bildes zu immer neuen Bildlösungen führen. So entsteht Kreativität.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass normalerweise vom Kunstwerk erwartet wird, dass es dem Betrachter eine Botschaft vermitteln solle. Dies ist aber nur möglich, wenn der Betrachter bereit ist, durch unbefangenes Sehen und Wahrnehmen, die Botschaften AUS SICH SELBST heraus zu assoziieren. Aus diesem Grund ist die Offenheit und Selbstreflexion eines Menschen, ob aktiv oder passiv mit Kunst beschäftigt, die wichtigste Voraussetzung, um Kunst eine Möglichkeit zu geben, fruchtbar zu werden.
Die Dinge sagen uns nichts, es immer der Mensch selbst, der zu sich spricht, durch die Projektion seiner individuellen Wirklichkeit in die Welt.
Übung:
Um nun einen Ausdruck, Beziehungen also, in einem Bild zu bewirken, versuchen wir einmal, ganz willkürlich, an zwei verschiedenen Stellen der sonst gleichmäßig durch Kritzelschrift modellierten Formen eine Verstärkung der Dunkelheit zu erreichen, und versuchen, uns dann vorzustellen, was sich zwischen diesen beiden Gegenständen abspielen könnte: Anziehung, Abstoßung, eine Stimmung, eine Bewegung in irgendeine Richtung, eine Charaktereigenschaft, ein Gefühl den anderen beteiligten Bildgegenständen gegenüber.
Gut vergleichen kann man dieses Szenarium mit einer Bühne, auf der die Anordnung der Gegenstände und Positionen der Schauspieler eine bestimmte Handlung unterstreichen soll.
Äpfel, gestellt oder gelegt, in unterschiedlichen Abständen
Diese Übung durch Verstellen der Gegenstände mehrmals in immer neuen Variationen wiederholen, und sich dazu Geschichten einfallen lassen. Möglichkeiten der Fortsetzung ersinnen. Was könnte alles sein - es gibt nichts, was falsch ist. Alles ausprobieren.